Mensch und Tier sind auch nach der Trennung zwischen Menschen und Tiere (Menschenaffen) durch die Evolution eng und dauerhaft miteinander verbunden. Tiere sind Teil der Natur, die Menschen mit ihnen teilen. Ein Leben der Menschen ohne Tiere ist kaum wegzudenken, da viele Abhängigkeiten bestehen.
Das Verhältnis ist nicht nur auf Haus-, Nutztiere oder Fleisch- bzw. Rohstofflieferant beschränkt. Es ist ferner auch Thema im Sozialverhalten, in der Religion, in der Jagd, in der Zucht, zur Unterhaltung, als Sozialpartner (i.w.S. Menschenersatz), zum Sport oder auch zur Therapie oder für die Forschung.
Das Verhältnis ist im Allgmeinen inniger als zwischen Menschen und Pflanzen, aber weniger innig als unter Menschen. Dies liegt vor allem daran, daß sich der Mensch oft nicht als Lebewesen (Tier) versteht, sondern als dominantes Wesen in der Natur.
Geschichte
BearbeitenHaus- und Nutztiere (bei letztgenannten als Nahrungslieferant und Arbeitstier) bilden jedenfalls die anteilsgrößte und wichtigste Funktion im Mensch-Tier-Verhältnis.
Bereits in der Urzeit begann das Verhältnis mit dem Tier als Fleisch- und Rohstofflieferant sowie als Jagdhelfer. In der Steinzeit waren Tiere oder Menschen und Tiere das oft einzige Motiv in Höhlenmalereien, was die Wichtigkeit der Rolle des Tieres im Alltag vermittelt. Im weiteren Verlauf der Geschichte wurde das Tier als Arbeitskraft und zum militärischen Gebrauch verwendet und etablierte sich zum ständigen Begleiter des Menschen bis zum Spätmittelalter.
Einspännige Streitwägen sind ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. belegt. Die Sumerer nutzten sie vor allem zu militärischen Zwecken. Fast undenkbar ist auch die Rolle des Arbeitstiere bei der Bestellung von Feldern, bei der Rodung von Wäldern oder bei der Urbarmachung von landwirtschaftlichen Flächen. Spätestens seit Altägyptischer Zeit war der Einsatz von Tieren auch für die Errichtung von Bauwerken sowie für den Abbau von Steinen und deren Abtransport nicht mehr wegzudenken.
Ferner war der Einsatz von Lasttieren im globalen Handel der Frühzeit ein bedeutender Faktor für das Wachsen des Welthandels. Auf der Seidenstraße und auf anderen überregionalen bzw. transkontinentalten Handelswegen wurden im großen Stil belastbare und ausdauernde Kamele benutzt, die das Handelsgut transportierten. Die Mengen an gehandelten Waren wäre ohne Tiere nur ein sehr kleiner Bruchteil gewesen. Pferde, eingesetzt in den Kavallerietruppen, waren seit der Antike ein wichtiges Ausrüstungsmittel von Heeren. Sie dienten auch der Beschleunigung beim Transport von Botschaften, von Reisenden sowie auch von Material. Im Mittelalter waren Postkutschen die ersten öffentlichen Verkehrsmittel und erlangten wirtschaftliche Bedeutung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Die (Post)kutsche wurde durch die Eisenbahn und kurze Zeit später als Reisemittel abgelöst.
Auswirkungen
BearbeitenZwischen Mensch und Tier bestehen unter Umständen Abhängigkeiten, teilweise nur in eine Richtung, manchmal in beiden Richtungen. Das heißt, daß die Tiere eigentlich frei sind, wir Menschen uns aber von Tieren abhängig machen. Viele Menschen nutzen Tiere aus und betrachten sie als reines Objekt, nicht als denkendes oder fühlendes Mit-Lebewesen. Durch das Ernährungsverhalten weltweit ist das Tier zum reinen Nutztier in unserem Denken geworden und schon allein daher nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken.
Die Zoonose ist die Infektion vom Tier zum Mensch durch Kontakt oder Verzehr. Im Mittelalter waren Ratten Überträger der Pestviren. Wahrscheinlich wurde AIDS vom Tier auf den Menschen übertragen. Durch die tierische Ernährung des Menschen entstanden neue Krankheiten, die auf den menschlichen Organismus einwirkten. Beispiele sind BSE und Schwermetalle von Meerestieren aus vergifteten Gewässern.
Nahrungsmittellieferant
BearbeitenIn erster Linie dienen Tiere im landwirtschaftlichen Sinn (Ernährung) als Fleischlieferant primär für Menschen, aber auch wiederum im Verlauf der Fleischproduktion zu einem kleinen Teil für Tierfutter (Abfallprodukte wie Tiermehl). Vor allem Tierkörper von Großvieh wie Schweine, Rinder etc., Geflügel sowie Meerestiere wie Fische und Muscheln werden zu Nahrungsmittel für Menschen verarbeitet und genutzt. Folgen sind die Rodung von Regenwälder für Rinderherden (grüne Lunge, Artenvielfalt, Rodungsfeuer, Erosionen etc.) oder die Überfischung der Meere, Seen und Flüsse. Auch die Exkremente aus der Massentierhaltung haben vielfältige und problematische Auswirkungen.
Außer Fleisch werden auch andere Teile von Tierkörpern als Nahrung verwendet, beispielsweise Innereien, Haut (zu Formfleisch verarbeitet oder als Wursthülle), Gehirn und Hoden. Des Weiteren werden Eier (vor allem Vogeleier), Milch (verdelt: Milchprodukte), Rogen und Honig für die menschliche Ernährung genutzt.
Die Massentierhaltung ist in Industrienationen heute Standard, da vom Menschen her ein großer Bedarf an Fleisch besteht und diese Menge nicht mit herkömmlicher Haltung möglich ist (Kosten, Fläche, Effizienz). Sie ist auch mit ein Grund für den Welthunger, da die Einsatz für das Tierfutter ein Mehrfaches an Lebensmitteln bedeutet (Getreide etc.), als die Menge, die an die Tiere verfüttert wurde. Dabei gehen 90 % für die menschliche Ernährung verloren (siehe Nahrungspyramide).
Rohstofflieferant
BearbeitenNeben der Funktion als Lebensmittellieferant (Fleischproduktion) werden einige Tiere auch als Rohstofflieferant für Kleidung (Leder, Fell/Pelz, Wolle, Seide) und lange Zeit auch für organische Farbmittel (Cochenille, Kermes, Purpur) verwendet. Knochen und Sehnen waren viele Jahrtausende Hilfsmittel für den Alltag. Die Haut einiger Tiere dient noch heute zur Bespannung für viele Percussionsinstrumente. Bogen für Streichinstrumente bestehen noch heute aus Pferdehaar. Einige Tiere werden nur zur Gewinnung dieser Produkte gehalten, während bei anderen Tieren ein Rohstoff als (willkommenes) Nebenprodukt gesehen wird. Ein Großteil der Tiere müssen für die Rohstoffe sterben, andere wiederum nicht (z.B. Scheren von Schafe).
Perlen sind wertvolle Schmuckstücke für den Menschen, die sich in manchen Muschelarten bilden. Es ist jedoch nur indirekt ein tierisches Produkt, da Perlen lediglich Fermdkörper sind; insofern ist es originär kein natürliches Produkt.
Bestimmte tierische Produkte dienen auch als Arznei, z.B. Immunserum, Bärengalle, Bienengift oder Lebertran. Manche Tiere dienen auch unmittelbar der Heilung wie beispielsweise Blutegel (Wundheilung).
Federn dienen noch heute zur Wärmeisolierung in Kleidungsstücken oder Bettdecken; ihre Keile haben zudem viele Jahrhunderte zum Schreiben gedient, ihr Hohlraum wurde zur Aufnahme von Tinte verwendet.
Begleiter
BearbeitenTiere, vor allem Hunde, dienen dem Angriff, der Verteidigung oder der Sicherheit (Wachhunde). Blindenhunde können blinden Menschen den Weg zeigen und Zusammenstöße mit Hindernissen verindern oder Stürze vermeiden helfen. Spürhunde (z.B. Rettungshunde, Sprengstoffspürhunde, Suchtmittelspürhunde, und Personenspürhunde).
Mythologie
BearbeitenIn einigen Religionen sind Tiere denkbare Reinkarnationen verstorbener menschlicher Wesen. Des Weiteren dienen Tiere auch der Verehrung in einigen Religionen bzw. Glaubensrichtungen, siehe Heiliges Tier. Tieropfer sind in einigen Religionen ein wichtiger Teil des Glaubens. Tiergötter waren bereits im alten Ägypten bekannt und wurden hoch verehrt[1]. Der Käfer Skarabäus war beispielsweise ein heiliges Tier, das für „Auferstehung und Leben“ stand.
Wissenschaftliche Nutzung
BearbeitenTierversuche werden zumindest seit der Neuzeit für die Pharmazie und Medizin vorgenommen, ihre Erkenntnisse dienen überwiegend der humanmedizinische Forschung. Sie dienen auch als Organspender, ebenfalls überwiegend für die Humanmedizin.
Solche Versuche, die in aller Regel eine Qual für die betroffenen Tiere sind und oft zum Tode führen, sind in vielen Gesellschaften ethisch umstritten. Davon abgesehen ist es auch ethisch problematisch, das Tier als reines Versuchsobjekt zu verstehen.
Das erste Lebewesen im All, das durch Menschen der Erde dorthin verbracht wurden, war Laika, die Teil der sowjetischen Raumfahrtmission Sputnik 2 war (1957). Nachdem auch die Affen der Amerikaner einen Raumflug überlebten, haben die Affen den Weg zur bemannten Raumfahrt geebnet.
Sport, Kämpfe und Züchtung
BearbeitenSport mit Tieren, also Menschen, die Tiere als Mittel zum Zweck nutzen, sind unter anderem Pferderennen, Polo, Dressurreiten oder Hundeschlittenrennen. Des Weiteren gibt es auch Kämpfe „Mensch gegen Tier“ wie beispielsweise im Alten Rom, wo ein Delinquent in einer Arena gegen Löwen kämpfen mußten. Noch heute gibt es in Spanien die teils umstrittene Tradition des Stierkampfes (Torero gegen gereizten Stier). In Pamplona (Spanien) werden alljährlich Stiere aus Freude an der (menschlichen) Gefahr durch die Ortschaft getrieben.
Tiersportarten sind Wettbewerbe, bei denen Tiere untereinander antreten ohne unmittelbare Einwirkung des Menschen; Beispiele sind Hahnen- oder Hundekämpfe.
Des Weiteren gibt es das Hobby der Tierzucht, z.B. Hunde oder Kaninchen. Die Ergebnisse der Würfe werden bei Wettbewerben prämiert. Sehr wertvoll sind dabei auch Rennpferde mit dem monetären Wert einer Villa.
Unterhaltung
BearbeitenNeben dem Sport gibt es noch andere Möglichkeiten, sich Tiere zur Unterhaltung zu halten oder deren Verhalten danach auzubilden.
Zoos und Großaquarien bieten einen Lebensraum für Tiere in Gefangenschaft, damit Menschen sie betrachten bzw. erforschen können. Zirkusse bzw. Tierschauen bieten neben der Erwitschaftung von Gewinnen auch eine Präsentation von Tieren. Dioramen sind in Museen eine Art Zoo mit toten (präparierten) Tieren. In diesem Kontext werden in der Zuschaustellung die Tiere als Anschauungsobjekt gehalten.
In der Literatur, in der Kunst und im Film sind Tiere, auch im Zusammenhang mit Menschen, seit jeher ein zentrales Motiv. Beispiele für die Literatur sind Fabeln, Satire auf Personen, als Tiere dargestellt, Comics/Zeichentrickfilme (z.B. Mickey Mouse), Goldenes Kalb in der Bibel; für die Kunst [[]].
Arbeitstiere
BearbeitenTiere waren viele Jahrtausende vor allem als Arbeitstiere für die Landwirtschaft und im Militär. Besonders Pferde waren ein sehr wichtiges Fortbewegungsmittel und essentieller Teil der Kavallerie (berittene Einheiten). Sie dienten zur Überwindung von Distanzen (Reittier), als Trag- bzw. Zugtier sowie als Arbeitstiere.
Tiere waren die Vorläufer der Verkehrsmittel (Postkutsche, Pferdebahnen) oder als Helfer in der Feldbewirtschaftung (Pflügen). In gewisser Weise waren die Schäferhunde Helfer des Schäfers, also Arbeitstiere.
Sonstiges
BearbeitenDressur, Jagd (Apportieren, zeigen, Wild zur Flucht in eine Richtung bewegen)
Landwirtschaftliche Nutztiere sind teilweise noch heute Helfer in der Feldwirtschaft in Ländern, die noch keine entsprechende Industrialisierung erfahren haben.
Der Mensch hat sich auch die Fischfangfähigkeiten des Kormoranes zu Nutze gemacht. In Europa, China und Japan wurde der Fischfang mit geprägten Tieren viele Jahrhunderte durchgeführt. Dabei wurden Fische in Seen (für Menschen) durch die Vögel apportiert. An Land wird die Beute durch den Fischer wieder ausgewürgt. Zur Trüffelsuche werden Schweine aufgrund ihres ausgeprägten Geruchssinnns verwendet.
Zoos haben neben ihrem Zweck der Unterhaltung und der Gewinnerzielung oft auch die Aufgabe der Arterhaltung durch gezielte Maßnahmen wie Fortpflanzung, Aufnahme bestimmter Tierarten etc.
Brieftauben waren einige Jahrhunderte eine Möglichkeit, Mitteilungen zu versenden.
Als Therapieformen für den Mensch existieren unter anderem das Therapeutische Reiten und die Delphintherapie.
Vor allem im Altertum waren Tiere neben Personen auf Zahlungsmitteln abgebildet, was unter anderem der Huldigung diente. Heute sind Tiere zu einem kleinen Teil als Dekoration auf Banknoten oder Münzen zu sehen.
Einige Viren werden von Tieren auf den Menschen übertragen, z.B. die Neue Grippe (stammt von Schweinen) oder AIDS (stammt von Affen).
Verschiedenes
BearbeitenTierliebe oder der Umgang mit Tieren überhaupt bietet ein erwiesene Heilungschance für Störungen im menschlichen psychosozialen Verhalten, was therapeutisch in der tiergestützten Therapie erfolgt.
Die Tierhortung ist eine krankhafte psychische Störung beim Menschen.
Die Kommunikation zwischen Mensch und Tier nennt man Zoosemiotik.
Das Säugen von Tieren durch Frauen ist in einigen alten Kulturen noch heute in Ausnahmefällen üblich (jedoch nicht umgekehrt), Beispiele hierfür sind Ferkel und Affenbabys.
Prägung in Bezug auf Tiere, d.h. Tiere werden auf Menschen statt auf Tiere „getrimmt“, somit werden für das Tier menschliche Mutter- oder Vaterfiguren geschaffen.
Die Tierzucht ist eine Disziplin der Agrarwissenschaft und dient vor allem der Effizienzsteigerung, womit rein wirtschaftliche Interessen verfolgt werden. Daneben wird mit der Zucht auch im wissenschaftlichen Bereich ein Schutz vor dem Aussterben bedrohter Tierarten oder zur Steigerung der körperlichen Leistung (Rennpferde etc.) erreicht.
Die Zoophilie bezeichnet die tiefgreifende Liebe zu Tieren bis hin zu sexueller Begierde (selten).
Die Produkte aus Tierhaaren und Federn werden zu Kleidungs- oder Schmuckstücken verarbeitet. In einigen Gesellschaften ist der Federschmuck von ritueller oder sozialer Bedeutung. Die Bekleidung mit Pelzen oder das Halten besonders edler Hunderassen ist oft ein Ausdruck von Luxus bzw. besonderer sozialer Stellung.
Maskottchen sind Tiere (meist in abgebildeter Figur, teilweise gar als Comic), die eine Gruppe identifizieren, z.B. Sportmannschaften. In manchen militärischen Verbänden werden sie heute als echte Tiere, d.h. eine bestimmte Tierart, gehalten. In vielen herrschaftlichen Parkanlagen sind Pfaue ein „Muß“.
Die Verfolgung des Tierschutzes zeigt, wie der Mensch in einigen Kulturen das Tier schätzt. In Deutschland ist der Tierschutz Staatsziel [2] Tierquälerei oder unerlaubtes Töten ist in vielen Ländern verboten.
Kunst
BearbeitenTiere sind beliebte Motive in der Kunst, im Film und in der Literatur (Fabeln, Zeichentrick). Da einigen Tieren bestimmte Attribute zugeordnet sind, werden diese teilweise in der Kunst vermittelt (z.B. Hund für die Treue).
Siehe auch
Bearbeiten- Mensch und Natur
- Synästhesie
- Liste berühmter Tiere (freilich berühmt für den Menschen, er setzt Tiere in einen Bezug zur Popularität)
Literatur
Bearbeiten- Peter Dinzelbacher: Mensch und Tier in der Geschichte Europas, 670 Seiten, Alfred Kröner Verlag, 2000, ISBN 3520342014
- Eugen Drewermann: Von Tieren und Menschen. Moderne Fabeln, 114 Seiten, Patmos Paperback, ISBN 978-3491690479
Weblinks
Bearbeiten- Fernsehsendung Planet Wissen
- Fernsehdokumentation Die wunderbare Geschichte von Mensch und Tier von Frédéric Fougea (2001), Phoenix
Quellen
BearbeitenKategorie:Lebewesen - sonstige Kategorien Kategorie:Anthropologie Kategorie:Ernährung Kategorie:Ethik Kategorie:Gesellschaft