Ein Turmkessel ist ein Dampfkessel, bei dem das Rauchgas den Kessel in einem einzigen "Zug", d. h. ohne Umlenkung, vertikal durchströmt. Die Heizflächen schließen direkt oben an den Feuerraum an, bzw. sind in diesen integriert.
Turmkessel zeichnen sich durch ihren geringen Grundflächenbedarf aus; erreichen dafür aber allein für den Kessel, ohne Schornstein, leicht Höhen von 100 m und mehr.
Der Schornstein wird häufig oben auf den Kessel aufgesetzt, um mit geringster Weglänge einen maximalen Naturzug zu erreichen. Da es bei dieser Bauart aber nicht möglich ist, zwischen Kessel und Schornstein eine Rauchgasreinigung (mit Ausnahme einer direkt im Kessel integrierten SNCR- oder SCR-DeNOx) einzubauen, sind solche Turmkessel nur für Brennstoffe wie Erdgas oder Leichtöl geeignet, die schadstoffarm verbrennen und bei denen es möglich ist, auch ohne Sekundärmaßnahmen die gesetzlichen Emissionsgrenzwerte einzuhalten. Da solche hochwertigen Brennstoffe heute wegen des höheren Wirkungsggrades vorzugsweise in GuD-Kraftwerken verfeuert werden, werden heute in den Industrienationen nur noch in Ausnahmefällen Turmkessel errichtet. Die Mehrzahl der derzeit noch in Betrieb befindlichen Turmkessel stammt aus dem 20. Jahrhundert, insbesondere aus den 1970er- und 1980er-Jahren, als gas/öl-gefeuerte Turmkessel in großer Zahl als Spitzenlast-Anlagen gebaut wurden.
Literatur
Bearbeiten- Karl Strauß: Kraftwerkstechnik: zur Nutzung fossiler, nuklearer und regenerativer Energiequellen. 6. Auflage. Springer, 2009, ISBN 978-3-642-01431-4.