Noun Brain Nithinan 2452319
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Siehe auch

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  •   Mein Neurospicy-Tool“ für eine respektvolle und unterstützende Beziehung mit, zu und von Menschen mit Autismus in Wikimedia-Projekten. Vorgestellt auf der WikiCon 2024.

Am 17. Februar 2024 wurde diese Seite von einem User zum Löschen vorgeschlagen, mit dem Argument, ich würde diese Seite als privaten Webspace und für Eigenwerbung nutzen. Ich musste mich in der Diskussion nicht zu Wort melden, weil sich andere User:innen für das Behalten der Seite aussprachen.

Meine Stellungnahme zu dem Vorfall lautet:
Ich trage dafür Sorge, dass ich mich in der Wikipedia-Community, online und offline, wohl fühle. Als Autistin weiß ich, dass ich anders agiere als neurotypische Menschen. Um die Interaktion möglichst einfach und respektvoll zu gestalten, habe ich in meinem Benutzernamensraum diese Unterseite erstellt, die meine autistischen Merkmale erklärt. Dass eben diese Seite zur Löschung vorgeschlagen wurde, zeigt mir, dass diese Aufklärungsseite nicht nur eine persönliche, sondern auch eine politische Bedeutung hat – und damit noch wichtiger ist, als ich gedacht hätte.
Ich fordere eine gleichberechtigte Teilnahme von Autisten an der Wikipedia.
Aktion „Autists on Wikipedia“

Bezeichnung

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Was heutzutage oft als Autismus mit niedrigem Hilfebedarf bezeichnet wird, war früher unter dem Namen Asperger-Syndrom bekannt. Die Rolle des Namensgebers Hans Asperger während der Nazi-Zeit ist umstritten, weshalb viele Autisten diese Bezeichnung mittlerweile ablehnen. Meine persönliche Bezeichnung lautet:

„Ich bin Autismus mit niedrigem Hilfebedarf.
Das bedeutet, dass ich mich am leichtesten mit moderater Rücksichtnahme anderer tue.“

DomenikaBo

Falsche Komplimente

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Wenn ich jemandem erzähle, dass ich Autistin bin, höre ich häufig den Satz „Das merkt man Dir gar nicht an!“ oder „Das hätte ich ja nie gedacht!“ Ich habe gelernt, dass derartige Aussagen als Komplimente oder zumindest wohlwollend gemeint sind. Doch sind sie vielmehr ein Zeichen dafür, dass wir uns bisher in einer Umgebung begegnet sind, in der ich mich gezwungen sah, mich anzupassen. In einer Gesellschaft, in der auf Neurodivergenz selten Rücksicht genommen wird, habe ich notgedrungen gelernt, mich den Normen entsprechend zu verhalten, soweit es mir möglich ist. Das heißt: Ich kann mich zeitweise so verhalten, dass man mir meinen Autismus nicht anmerkt – das bedarf aber eines großen Kraftaufwands für mich. Es ist also vielmehr ein trauriges Zeugnis als ein Kompliment.
Ich genieße es, mich mit Menschen zu umgeben, bei denen ich einfach so sein kann, wie ich bin.

Das kenn ich!

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Viele Menschen, denen ich von meinen Symptomen erzähle, erwidern so etwas wie: „Das habe ich aber auch!“ Obwohl ich weiß, dass diese Aussagen häufig aus Unsicherheit oder Unverständnis heraus entstehen, verärgern sie mich, weil ich mich nicht ernst genommen fühle. Natürlich kennen viele Menschen einzelne meine Symptome aus eigener Erfahrung, es kommt jedoch auf die Ausprägung, die Intensität und die Kombination an. Meine Diagnose wurde in vielen Stunden im Universitätsklinikum Freiburg erstellt, die auf Autismus-Diagnosen für Erwachsene spezialisiert sind.

Allgemeines zu Symptomen

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Generell ist zu sagen, dass sich die Symptome häufig enorm von Person zu Person unterscheiden. Autismus ist eine sogenannte Spektrumserkrankung, was bedeutet, dass es ein breites Spektrum an Symptomen gibt, auf dem jeder Betroffene seine individuellen Ausprägungen aufweist.

Im Allgemeinen sind die Autismus-Symptome von Jungen oder Männern bekannt. Diese unterscheiden sich jedoch teilweise stark von denen, die Mädchen oder Frauen aufweisen, weshalb Frauen seltener diagnostiziert wurden und werden. Ein großer Unterschied ist zum Beispiel die soziale Interaktion. Während Männer dort i. d. R. große Defizite haben, sind Frauen häufig in der Lage, empathisch zu sein und sich sozial anzupassen.

Meine Symptome

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  Dieses sind Symptome, die für mich im Alltag eine ständige Herausforderung darstellen:
  • Auf- und abschwellende depressive Phasen seit der Kindheit, auch ohne erkennbaren Anlass.
  • Ich kann sehr empathisch sein – aber manchmal auch verwirrend unempathisch. Dann ist es schwer, mich selbst nicht als „gemein und gefühlskalt“ zu beurteilen, sondern es als Begebenheit meines Gehirns zu verstehen.
  • Manchmal mache ich Äußerungen, die beim Gegenüber für mich völlig überraschend unfreundlich oder verletzend ankommen, wenngleich sie gar nicht so gemeint waren.
  • Oft bin ich zu naiv für diese Welt, unterstelle anderen automatisch Gutes und kann schwer hinter ihre Fassade gucken. Das klingt zwar nach einer liebevollen Eigenschaft, ist aber in unserer Welt häufig irreführend und man kann dadurch derbe auf die Fresse fallen.
  • Ich kann nicht lügen. Es setzt mich psychisch unter extremen Druck, nicht meine Wahrheit sagen zu können.
  • Ich nehme Äußerungen wörtlich und ernst. Bei der Aussage „Ich brauch noch eine Minute.“ zum Beispiel muss ich für mich immer übersetzen, dass das nicht bedeutet, dass die Person in 60 Sekunden wirklich fertig ist.
  • Lange Zeit in der Gegenwart vieler Menschen zu verbringen, strengt mich sehr an.
  • Ebenso kann mir durch visuelle oder auditive Reize mein Gehirn volllaufen.
  • Manchmal entsteht ein Stau in meinem Kopf. Dann kann ich nicht mehr klar denken. Ich habe dann Probleme, meine Gedanken zu artikulieren, stattdessen kommt gar nichts raus.
  • Es gibt Tage, an denen es mich anstrengt, Menschen, vor allem fremden, in die Augen zu blicken.
  • Ich habe oftmals Probleme, „normales“ Verhalten nachzuvollziehen. So ist mir beispielsweise das Prinzip des „in der Bar einen ausgeben“ bis heute unverständlich.
     
  Es gibt natürlich auch Stärken:
  • Ordnen, strukturieren und organisieren liegt mir im Blut.
  • Ich arbeite verlässlich, gewissenhaft, mit Liebe zum Detail.
  • Durch Freude am Umgang mit Sprache kommuniziere ich klar und verständlich.
  • Gerne befolge ich Regeln und verstehe mich gleichzeitig darauf, zu improvisieren und mit gesundem Menschenverstand zu urteilen.
  • Ich werde geschätzt dafür, mit meiner ruhigen, ausgeglichenen Art den Überblick zu behalten.
  • Ich konnte mir ein kindliches Gemüt bewahren. Ich kann mich kindlich freuen, über niedliche Sachen, über Kleinigkeiten. Ich nehme gerne meinen Teddy mit, liebe Luftballons und Malbücher.

Umgänglicher Umgang

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  Möchtest Du wissen, wie wir es uns im Kontakt leichter machen können?
  • Wenn wir uns noch nicht gut kennen und ich Dich irritiert angucke, liegt das an meiner latenten Gesichtsblindheit. Ich erkenne Dich einfach nicht. Stell’ Dich doch noch einmal vor.
  • Wenn ich Dir nicht in die Augen blicke, ist das kein Zeichen von Desinteresse oder Unsicherheit.
  • Ich freue mich, wenn Du Dich bei wichtigen Dingen möglichst exakt ausdrückst.
  • Wenn ich mich während eines Gespräches beschäftige, ist das kein Zeichen von Desinteresse, vielmehr hilft es mir beim Konzentrieren.
  • Sollte eine Aussage von mir bei Dir unfreundlich rüberkommen, dann sprich mich bitte darauf an. Ich bin mir sicher, dass ich es nicht so gemeint habe und dass wir dieses Missverständnis aus der Welt schaffen können.
  • Nimm mir Klugscheißern und Besserwissen nicht übel, denn ich platze, wenn ich das nicht rauslasse.
  • Und, zu guter Letzt: Lass uns langfristig planen.

Literatur

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Achtung Eigenwerbung:
Wenn Du noch mehr über meine Strategien erfahren möchtest, wie ich in einer Welt voller sensorischer Reize funktioniere, wirf einen Blick in mein Buch:

  • Ulrike Domenika Bolls: Meditation for Aspies. Everyday Techniques to Help People with Asperger Syndrome Take Control and Improve their Lives. Hrsg.: Jessica Kingsley Publishers. London 2013, ISBN 978-1-84905-386-0 (jkp.com).

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  • Mein Neurospicy-Tool“ für eine respektvolle und unterstützende Beziehung mit, zu und von Menschen mit Autismus in Wikimedia Projekten. Vorgestellt auf der WikiCon 2024.