Blaue Jungs – blonde Mädchen

Film von Howard Hawks (1928)

Blaue Jungs – blonde Mädchen ist einer der deutschen Titel des US-amerikanischen Stummfilms A Girl in Every Port, den Howard Hawks 1928 für die Fox Film drehte. Der Film lief in Deutschland auch als In jedem Hafen eine Braut und in Österreich als Das verdammte Herz – Zwei lustige Matrosen.

Film
Titel Blaue Jungen – blonde Mädchen
Originaltitel A Girl in Every Port
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1928
Länge 1.676,4 m (6 Rollen), entspricht bei 22 Bildern pro Sekunde 69 Minuten
Stab
Regie Howard Hawks
Drehbuch Seton I. Miller nach einer Geschichte von Howard Hawks
Produktion William Fox
Musik Pasquale Perris (Uraufführung)
Kamera Rudolph J. Bergquist,
L. William O’Connell
Schnitt Ralph Dixon
Besetzung

außerdem

Für Louise Brooks, die Darstellerin der Marie, war es der Film, der ihr zum Durchbruch auch in Europa verhelfen sollte: der Regisseur Georg Wilhelm Pabst engagierte sie kurze Zeit später als „Lulu“ für seine Wedekind-Verfilmung Die Büchse der Pandora und als Apothekerstochter Thymian für Tagebuch einer Verlorenen, beide 1929. Den männlichen Hauptdarsteller Victor McLaglen kannten die deutschen Kinogänger bereits als Helden aus Raoul Walshs Weltkriegsfilm What Price Glory? von 1926, der in Deutschland unter dem Titel Rivalen gezeigt wurde.[1] Die Kameraführung hatten Rudolph J. Bergquist und L. William O’Connell. Die Filmbauten erstellte William S. Darling, für die Garderoben sorgte Sam Benson. Die Burlesque-Tänzerin Sally Rand war in einer Rolle als Exotin zu sehen.

Handlung

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Die „blauen Jungen“ heißen Spike und Salami und können sich zunächst nicht leiden. Denn der schlaksige Matrose Spike entdeckt bei Überprüfung seines wie ein Haushaltsbuch geführten Liebes-Kontos, dass all seine ehemaligen Bräute von dem Matrosen Bill übernommen worden sind, der den Spitznamen Salami trägt, eher klein und ruhig ist und jeder als Abschiedsgeschenk einen goldgefaßten Anker verehrt. Als sich die Kontrahenten in einer Hafenkaschemme in Panama kennenlernen, prügeln sie sich erst einmal heftig, aber nur, um dann die dicksten Freunde zu werden.

In Marseille verliebt sich Spike in Marie, die auf dem Jahrmarkt als „Mlle. Godivah“ auftritt, während Salami mit Zahnweh zu Hause sitzt. Als Spike sie ihm später vorstellt, erkennt er in ihr eine seiner Verflossenen, wagt es aber nicht, den Freund über den wahren Charakter der Dame aufzuklären. Die will sich erneut an ihn heranmachen, rückt ihm sogar auf die Bude, die Salami sich mit Spike teilt. Salami findet das gar nicht gut, nimmt Hut und Mantel und verlässt den Ort. Als aber Spike nach Hause kommt, findet er sie vor Bills ungemachtem Bett, und auf ihrem Arm eine Tätowierung mit Bills Zeichen, dem Anker. Er missversteht die Situation und begibt sich wutschnaubend auf die Suche nach dem Kumpel, den er antrifft, wie er gerade wieder in eine Schlägerei verwickelt ist. Aus der haut er ihn heraus, um ihn dann aber selber zusammenzuschlagen. Doch als Spike ihn so k.o. daliegen sieht, ergreifen ihn wieder Gefühle für ihn; Salami kann, wieder zu sich gekommen, die Sache aufklären und beide schwören sich künftig ewige Treue – ohne Frauen. Denn die sind es nicht wert.

Hintergrund

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Blaue Jungs – blonde Mädchen erlebte am 30. November 1928 in Berlin im Tauentzien-Palast[2] seine deutsche Premiere.[3] Die dortige Untermalungsmusik dirigierte Pasquale Perris.[4] In anderen Kinos wurde er erst ab Dezember 1928 gezeigt, erst dann wurde er auch in Zeitungen rezensiert.[5]

Bei der US-amerikanischen Premiere am 18. Februar 1928 im Roxy Theatre in New York spielte das Roxy-Symphonie-Orchester unter Leitung seines Dirigenten Ernö Rapée. Zur Aufführung bei der Bühnenschau vor dem Film kamen die Musikstücke „Il Guarany“, „Tableaux Americana“ und „Among My Souvenirs“. Der Violinkünstler Frederic Fradkin war mit „The Old Master“ zu hören.[6]

Von der Fox-Film eingerückte Werbeanzeigen behaupteten, der Film habe mit Tageseinnahmen von 29.463 US-Dollar allein am 22. Februar einen neuen Hausrekord – und Weltrekord – eingespielt.[7]

Auch in Frankreich traf der Film auf große Begeisterung; in Paris lief er in der Originalfassung und wurde immer wieder verlängert.[8]

Rezeption

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Von C. R. wurde der Film unter der Überschrift „A Girl in Every Port im Roxy Theater.“ in der New Yorker Volkszeitung vom 22. Februar 1928 in deutscher Sprache rezensiert.[9] 2013 schrieb Richard Brody im New Yorker, Hawks war ein „Meister seiner Zeit“, der seine Filme „langsam aufbaute und von einem Moment auf den anderen einen Sprung nach vorn machte“; das unstete Tempo der Filme balanciere die Handlung auf dem scharfen Grat zwischen Tragödie und Komödie.[10]

In einer Kritik von Mordaunt Hall in der New York Times, die am 20. Februar 1928 erschien, wird auf die schauspielerische Leistung von Robert Armstrong eingegangen: „Die darstellerische Leistung von Robert Armstrong ist natürlich. Er gibt einen guten Eindruck von der Furchtlosigkeit der Figur.“[11]

Das Lexikon des internationalen Films urteilte: „Eine filmhistorische Stummfilm-Kostbarkeit über die Rolle der Geschlechter und ein früher Vorläufer der ‚buddy-movies‘, der Filmfreundschaft zwischen zwei eigentlich unvereinbaren Männern.“[12]

Literatur

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  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Materialsammlung. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970.
  • Philip C. DiMare (Hrsg.): Movies in American History: An Encyclopedia. Band 1, Verlag ABC-CLIO, 2011, ISBN 978-1-59884-296-8, S. 679.
  • Lea Jacobs: The Decline of Sentiment: American Film in the 1920s. University of California Press, 2008, ISBN 978-0-520-94153-3.
  • Cathrin Kahlweit: Jahrhundertfrauen. Ikonen – Idole – Mythen. Verlag C.H. Beck, München 1999, S. 171.
  • Horst Knietzsch: Film – gestern und heute: Gedanken und Daten zu 7 Jahrzehnten Geschichte der Filmkunst. 3. Auflage. Verlag Urania, Freiburg 1967, S. 478.
  • Thomas Koebner (Hrsg.): Filmregisseure: Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. 3. Auflage. Reclam, Ditzingen 2008, ISBN 978-3-15-010662-4, S. 315.
  • Günter Krenn, Karin Moser: Louise Brooks – Rebellin, Ikone, Legende. Filmarchiv Austria, Wien 2006, ISBN 3-902531-12-6, S. 47, 259.
  • Gene D. Phillips: Major Film Directors of the American and British Cinema. überarbeitete Ausgabe. Lehigh University Press, Bethlehem, PA, 1999, S. 42.
  • Thomas J. Saunders: Hollywood in Berlin. American Cinema and Weimar Germany. (= Weimar and Now: German Cultural Criticism Series. Band 6). University of California Press, 1994, ISBN 0-520-91416-3, S. 67, 276, 297 u. 306.
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Abbildungen:

  • Kinoprogramm des Roxy Theatre, New York City, New York vom 18. Februar 1928 (abgerufen am 26. April 2014)

Besprechungen des Films:

  • Besprechung mit ausführlicher Inhaltsangabe von Thomas Böhnke vom 27. November 2006 bei beepworld
  • Besprechung von Barbara Eichinger bei stummfilm.at
  • Besprechung von H.T. bei filmmuseum.at
  • Besprechung (Memento vom 15. Juni 2014 im Webarchiv archive.today) von Richard Brody im New Yorker (englisch)
  • Besprechung von Thomas Gladysz bei starts-thursday (englisch)
  • Besprechung von Matthew Thrift vom 3. Januar 2011 bei cinephile-uk (englisch)

Einzelnachweise

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  1. in dem “ausgezeichneten amerikanischen Film, der das Grauen des Krieges selbst überlaut aus jedem Bilde anklagt”, hatte er den Captain Flagg verkörpert, vgl. Leo Hirsch: Tauentzien-Palast: Rivalen. In: Berliner Tageblatt. 7. August 1927, Nr.370, Morgenausgabe, 3. Beiblatt.
  2. Premierenkino der UFA im Haus in der Nürnberger Straße 57–59 von 1913 bis 1945, das nach dem Ufa-Palast am Zoo mit 995 Plätzen von den mehr als 300 Kinos in Groß-Berlin die meisten Sitzplätze hatte.
  3. vgl. Anzeige “2 FOX-Premieren im Tauentzien-Palast” aus Berliner Tageszeitung vom November 19281.bp.blogspot.com (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/1.bp.blogspot.com
  4. vgl. Birett S. 140 zu “Haus Nr.17”, der in der November-Anzeige der Fox als zweiter Premierenfilm angekündigt wird; vgl. dazu filmportalfilmportal.de
  5. vgl. Gladysz: However, as Berlin newspaper reviews show, Blaue jungens, blonde Madchen (the German title for A Girl in Every Port) was not shown in the German capitol until December of 1928
  6. vgl. Kinoprogramm des Roxy Theatre, New York City, New York vom 18. Februar 1928, sowie die Rezension von Mordaunt Hall in der New York Times vom 20. Februar 1928: Overture, "Il Guarany"; "Tableaux Americana"; "Among My Souvenirs," with Harold Van Duzee and Jeanne Mignolet; "The Old Master," with Frederic Fradkin, Lillian La Tonge and others. At the Roxy Theatre. nytimes.com
  7. vgl. Gladysz: Trade ads placed by Fox claimed the film set a “New House Record” – and a World Record – with Daily Receipts on February 22 of $29,463.
  8. vgl. Gladysz: The film enjoyed an extended run in the French capitol, and would linger for decades in the French consciousness.
  9. vgl. R., C.: "A Girl in Every Port im Roxy Theater." New Yorker Volkszeitung, February 22, 1928. (United States) [review in German-language, New York City newspaper]. Quelle: The LOUISE BROOKS SOCIETY: A Girl in Every Port: A Bibliography pandorasbox.com (Memento vom 15. Juni 2014 im Webarchiv archive.today)
  10. Richard Brody: Critic Review for A Girl in Every Port. New Yorker, 16. September 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Januar 2015 (englisch): „Hawks was a master of time, with slow builds that leap dizzyingly ahead in the flash of a glance; the unstable pace keeps the action balanced on the sharp edge of tragedy and comedy-and, in the years to come, he'd use this setup for both.“
  11. vgl. nytimes.comnytimes.com
  12. Blaue Jungs – blonde Mädchen. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 20. Juni 2017.