Von der A-Klasse oder Anchises-Klasse (englisch: „A“ class, Anchises class oder „A“ Boats) der britischen Blue Funnel Line wurden ab 1946 bis 1958 27 Schiffe gebaut. Die Kombischiffe der A-Klasse bildeten die Basis zum Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg stark reduzierten Flotte der Reederei.

Blue Funnel A-Klasse
Die Calchas
Die Calchas
Schiffsdaten
Schiffsart Kombischiff/Stückgutschiff
Reederei Alfred Holt & Company (Ocean Steam Ship Company
China Mutual Steam Navigation Company
N.S.M. 'Oceaan')
Bauwerft Harland & Wolff, Belfast
Caledon Shipbuilding & Engineering Company, Greenock
Scotts Shipbuilding and Engineering Company, Greenock
Vickers-Armstrong, Newcastle
Bauzeitraum 1946 bis 1958
Gebaute Einheiten 21 + 6
Fahrtgebiete Weltweite Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 148,44 m (Lüa)
Breite 19,00 m
Tiefgang (max.) 8,65 m
Vermessung 7643 BRT, 4444 NRT
Maschinenanlage
Maschine 1 × B&W 8-55WF-120 Zweitakt-Dieselmotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 5.369 kW (7300 PS)
Höchst­geschwindigkeit 15,5 kn (29 km/h)
Propeller 1 × Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 9320 tdw
Sonstiges
Klassifizierungen Lloyd’s Register of Shipping

Einzelheiten

Bearbeiten

Die Schiffe der A-Klasse wurden in Alfred Holt’s Entwurfsabteilung unter der Führung von Harry Flett für den Fernost- und Australiendienst der Reederei entwickelt. Dem Entwurf der A-Klasse lagen die 1938 bis 1942 für das Tochterunternehmen Glen Line gebauten aber bei Holt entwickelten Schiffe der Glenearn-Klasse zugrunde. Die einzelnen Einheiten entstanden auf verschiedenen Bauwerften. Der Begriff A-Klasse leitete sich von einigen mit dem Buchstaben „A“ beginnenden Schiffsnamen, insbesondere vom vorgesehenen Typschiff Anchises ab, die Anchises wurde jedoch verspätet abgeliefert, woraufhin die Calchas diese Rolle übernahm.

Der Grundentwurf wurde in 21 Einheiten gebaut, die wiederum in die vier schiffbaulich etwas abweichenden Baulose Mark A1 bis Mark A4 unterteilt wurden. Es folgten sechs weitere wiederum in zwei Baulose (Mark A5 und Mark A6) unterteilte Schiffe, die aufgrund der mit dem Buchstaben „D“ beginnenden Schiffsnamen teilweise auch als D-Klasse bezeichnet werden. Das Grundkonzept der Glenearn-Klasse und der A-Klasse bildete die Basis für zahlreiche nachfolgende Klassen, wie die in großen Teilen vergleichbar ausgelegten Schiffe der H-Klasse, P-Klasse, Nestor-Klasse und M-Klasse.

Eingesetzt wurden die Schiffe zunächst von den Konzernreedereien Ocean Steam Ship Company und China Mutual Steam Navigation Company sowie von der niederländischen Tochter N.S.M. 'Oceaan', nach der Eingliederung von Elder Dempster auch in deren Flotte. Der Zeitraum, in dem die Reederei Schiffe der A-Klasse einsetzte, erstreckte sich über volle drei Jahrzehnte und auch die einzelnen Schiffe blieben jeweils durchweg lange im Blue-Funnel-Liniendienst, bevor sie veräußert wurden.

Das Typschiff Calchas diente bis 1956 als Ausbildungsschiff der Reederei, wobei die normale Decksbesatzung durch 22 Deckskadetten und 14 Maschinenkadetten ersetzt wurde. Ab 1956 übernahm der Neubau Diomed die Rolle des Ausbildungsschiffs.

Technische Beschreibung

Bearbeiten

Die A-Klasse-Schiffe waren als Kombischiffe mit mittschiffs angeordneten Aufbauten gebaut und verfügten abhängig von der Bauserie über eine variierende Anzahl an Passagierplätzen. Einige der Schiffe erhielten ab der Serie Mark A2 einfach gehaltene Unterbringungsmöglichkeiten für Pilger. Ab Mitte der 1960er Jahre stellte man die Passagiertransport weitestgehend ein, die Passagiereinrichtungen blieben ungenutzt und die Einheiten wurden als herkömmliche Stückgutschiffe weiterbetrieben. Die Schiffe besaßen eine Tragfähigkeit von gut 9000 Tonnen, sechs Laderäume mit Kühlladeräumen und Süßöltanks. Der Ladungsumschlag erfolgte mit konventionellem Ladegeschirr. Der Antrieb bestand aus einem doppeltwirkenden Achtzylinder-Zweitakt-Dieselmotor des Typs B&W 8-55WF-120, der in Großbritannien in Lizenz gefertigt wurde.

Die Schiffe (Auswahl)

Bearbeiten
Blue Funnel A-Klasse
Schiffsname Ausführung Bauwerft / Baunummer IMO Nummer Indienststellung Reederei Spätere Namen und Verbleib
Calchas Mark A1 Harland and Wolff / 1310 5057682 Januar 1947 China Mutual Steam Navigation Company 1957 Glenfinlas, 1962 Calchas, 1972 Akasombo, 1973 Calchas, am 22. Juli 1973 in Port Kelang in Brand geraten und ab 23. September 1973 bei Keun Hwa Iron & Steel in Kaohsiung abgebrochen
Anchises Mark A1 Caledon Shipbuilding / 5015983 April 1947 Ocean Steam Ship Company auf der Reise von Woosung nach Shanghai am 21. Juni 1949 auf dem Wangpoo-Fluß von Nationalchinesen beschossen, wobei der Maschinenraum volllief und das Schiff achtern festkam. Später gehoben, gelöscht und erneut beschossen. Nach Reparatur in Kobe wieder in Fahrt. 1973 Alcinous, September 1975 auf Abbruch an die Chi Shun Steel Company in Kaohsiung veräußert, an die Hang Hua Enterprises Company weitergegeben und verschrottet
Aeneas Mark A1 Caledon Shipbuilding / 429 5003801 September 1947 China Mutual Steam Navigation Company am 3. April 1972 zum Abbruch in Kaohsiung eingetroffen
Agapenor Mark A1 Scotts Shipbuilding and Engineering Company / 627 5004532 Juni 1947 China Mutual Steam Navigation Company im Juni 1967 durch den Sechstagekrieg im Sueskanal eingeschlossen, 1968 an die Agepenor War Risks Limited der Liverpool & London War Risks Insurance Associationübertragen und 1975 nach Port Said aus dem Kanal geschleppt. Über Dhekelia nach Triest zum Löschen der Ladung und darauf an Grecomar Shipping Agency verkauft und in Nikos umbenannt. Ab 28. Juli 1975 in Piräus repariert und wieder in Fahrt gesetzt. Am 27. Dezember 1981 zum Abbruch in Kaohsiung eingetroffen
Achilles Mark A1 Caledon Shipbuilding / 5027170 Januar 1948 Ocean Steam Ship Company 1949 Radnorshire, 1962 Asphalion, 1966 Polyphemus, 1972 Asphalion, 1976 Gulf Anchor, am 28. April 1979 zum Abbruch bei der Taiwan Ship Scrap Company in Kaohsiung eingetroffen
Astyanax Mark A1 Scotts Shipbuilding and Engineering Company / 637 5027924 April 1948 China Mutual Steam Navigation Company 1957 Glenfruin, 1962 Astyanax, ab 18. Dezember 1972 in Kaohsiung abgebrochen
Clytoneus Mark A2 Caledon Shipbuilding / 465 5076559 August 1948 Ocean Steam Ship Company ab Juni 1972 in Kaohsiung verschrottet
Cyclops Mark A2 Scotts Shipbuilding and Engineering Company / 639 5083291 Dezember 1948 Ocean Steam Ship Company 1975 Automedon, am 25. August 1977 zur Verschrottung bei W. H. Arnott Young & Co. in Dalmuir eingetroffen
Autolycus Mark A2 Vickers Armstrong / 107 5031262 Mai 1949 China Mutual Steam Navigation Company 1976 Gulf Trader, am 29. April 1978 zum Abbruch bei der Nan Feng Steel Enterprises Company in Gadani eingetroffen
Antilochus Mark A2 Harland and Wolff / 1372 5019848 3. Mai 1949 Ocean Steam Ship Company 1976 Gulf Orient, am 5. Mai 1978 zur Verschrottung bei Al Noor Steel in Gadani eingetroffen
Automedon Mark A2 Vickers Armstrong / - August 1949 Ocean Steam Ship Company am 17. Dezember 1972 auf der Schelde im Nebel mit der San George kollidiert und zum Totalverlust erklärt. Nach temporärer Reparatur an taiwanische Abbrecher verkauft und ab März 1972 in Kaohsiung verschrottet
Laertes Mark A2 Vickers Armstrong / 112 5201922 Oktober 1950 N.S.M. 'Oceaan' 1972 Idomeneus, 1976 Gulf Voyager, am 8. Mai 1978 zum Abbruch bei Al Noor Steel in Gadani eingetroffen
Bellerophon Mark A3 Caledon Shipbuilding / 473 5063318 Oktober 1950 Ocean Steam Ship Company 1957 Cardiganshire, 1972 Bellerophon, 1976 Obhor, 1978 für Aufnahmen des Films Der Weg allen Fleisches inoffiziell in Belle umbenannt und am 23. September 1978 zum Abbruch in Gadani eingetroffen
Ascanius Mark A3 Harland & Wolff / 1416 5026607 November 1950 Ocean Steam Ship Company 1972 Akosombo, 1973 Ascanius, 1973 Mastura, ab 4. April 1978 bei Hughes Bolckow in Blyth verschrottet
Atreus Mark A3 Vickers Armstrong / 125 5030139 November 1951 China Mutual Steam Navigation Company 1977 United Valiant, am 23. Februar 1979 zum Abbruch bei der Tung Ho Steel Enterprise Corporation in Kaohsiung eingetroffen
Alcinous Mark A3 Vickers Armstrong / 5281520 April 1952 Ocean Steam Ship Company 1960 Polydorus, 1976 Johara, 1976 Polydorus, 1977 Matina, am 23. April 1978 zum Abbruch in Gadani eingetroffen
Laomedon Mark A3 Vickers Armstrong / 133 5203504 1953 China Mutual Steam Navigation Company 1977 Aspasia, ab 2. Mai 1978 in Gadani verschrottet
Eumaeus Mark A4 Caledon Shipbuilding / 490 5109502 Dezember 1953 Ocean Steam Ship Company am 31. Januar 1978
Adrastus Mark A4 Vickers Armstrong / 134 5003203 Dezember 1953 Ocean Steam Ship Company 1978 Anassa, am 6. Mai 1981 zum Abbruch in Gadani eingetroffen
Elpenor Mark A4 Harland & Wolff / 1477 5102451 1954 China Mutual Steam Navigation Company 1976 United Concord, am 21. Mai 1979 zum Abbruch in Kaohsiung eingetroffen
Lycaon Mark A4 Vickers Armstrong / 138 5215052 Juni 1954 China Mutual Steam Navigation Company 1976 Glaucus, 1977 United Vanguard, Wassereinbruch im Maschinenraum am 12. Mai 1979 auf einer Reise von Sharjah nach Bassein. Aufgegeben und am 14. Mai gesunken, ein Toter
Demodocus Mark A5 Vickers Armstrong / 147 5088473 August 1955 Ocean Steam Ship Company 1970 Glenroy, 1972 Demodocus, 1973 Hungsia, 1979 Hong Qi 137, ab Februar 1982 in China verschrottet
Diomed Mark A5 Caledon Shipbuilding / 501 5090359 September 1956 China Mutual Steam Navigation Company 1970 Glenbeg, 1972 Diomed, 1973 Kaising, 1983 in Kaohsiung verschrottet
Dolius Mark A5 Harland & Wolff / 1497 5091559 Januar 1956 Ocean Steam Ship Company 1970 Glenfruin, 1972 Dolius, 1972 Hungmien, Hong Qi 119, Zhan Dou 51, im November 1991 im Register gelöscht
Antenor Mark A6 Vickers Armstrong / 152 5019654 Juli 1957 Ocean Steam Ship Company 1970 Glenlochy, 1972 Dymas, 1973 Kaiyun, 1983 in Huangpu verschrottet
Achilles Mark A6 Vickers Armstrong / 153 5001803 Oktober 1957 Ocean Steam Ship Company 1972 Dardanus, 1972 Kiago, am 5. Juni 1982 zum Abbruch bei der Chowdhury Shipbreaking Company in Kalkutta eingetroffen
Ajax Mark A6 Vickers Armstrong / 154 5006463 1958 China Mutual Steam Navigation Company 1972 Deucalion, 1973 Kailock, im August 1982 zur Verschrottung in Kaohsiung eingetroffen

Literatur

Bearbeiten
  • Haws, Duncan: Blue Funnel Line. 1. Auflage. TCL Publications, Torquay 1984, ISBN 0-946378-01-0 (englisch).
Bearbeiten