Brienz BE

Gemeinde im Kanton Bern, Schweiz
BE ist das Kürzel für den Kanton Bern in der Schweiz. Es wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Brienz zu vermeiden.

Brienz [briənt͡s][5], in der berneroberländischen Ortsmundart Briens [briəns],[6][7] ist eine Einwohnergemeinde im Verwaltungskreis Interlaken-Oberhasli des Schweizer Kantons Bern.

Brienz
Wappen von Brienz
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Bern Bern (BE)
Verwaltungskreis: Interlaken-Oberhasliw
BFS-Nr.: 0573i1f3f4
Postleitzahl: 3855
Koordinaten: 645117 / 178317Koordinaten: 46° 45′ 16″ N, 8° 1′ 45″ O; CH1903: 645117 / 178317
Höhe: 574 m ü. M.
Höhenbereich: 563–2925 m ü. M.[1]
Fläche: 48,07 km²[2]
Einwohner: 3278 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 68 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
15,4 %
(31. Dezember 2023)[4]
Gemeindepräsident: Peter Zumbrunn (SVP)
Website: www.brienz.ch
Brienz BE
Brienz BE
Lage der Gemeinde
Karte von BrienzBrienzerseeEngstlenseeGelmerseeGöscheneralpseeGrimselseeLago del SabbioneLungererseeOberaarseeOeschinenseeRäterichsbodenseeSarnerseeThunerseeItalienKanton LuzernKanton NidwaldenKanton ObwaldenKanton ObwaldenKanton TessinKanton UriKanton WallisVerwaltungskreis EmmentalVerwaltungskreis Frutigen-NiedersimmentalVerwaltungskreis Bern-MittellandVerwaltungskreis ThunBeatenbergBönigenBrienz BEBrienzwilerBrienzwilerDärligenGrindelwaldGsteigwilerGündlischwandGuttannenHabkernHaslibergHofstetten bei BrienzInnertkirchenInterlakenIseltwaldLauterbrunnenLeissigenLütschentalMatten bei InterlakenMeiringenNiederried bei InterlakenOberried am BrienzerseeRinggenberg BESaxetenSchattenhalbSchwanden bei BrienzUnterseenWilderswil
Karte von Brienz
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Der Name Brienz, im Jahr 1146 erstmals als Briens bezeugt, hat sich aus dem keltischen Wort brigantion «Anhöhe» entwickelt. Er bezeichnete wahrscheinlich ursprünglich eine Ansiedlung auf dem heutigen Kirchhügel über dem See.[7]

Geographie

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Die Gemeinde Brienz mit einer Fläche von 5492 ha liegt am Ufer des Brienzersees (Bahnhof 566 m ü. M.) und am Fusse des Brienzer Rothorns (2350 m ü. M.). Sie dehnt sich vom Brienzergrat im Norden über den tiefsten Punkt (Seespiegel 564 m ü. M.) bis zur höchsten Erhebung Schwarzhorn (2928 m ü. M.) südlich des Sees aus und grenzt an acht Nachbargemeinden sowie die Kantone Luzern und Obwalden. Auf dem Brienzer Rothorn befindet sich ein Dreikantonseck zu den Kantonen Luzern und Obwalden ( ).

Zur Gemeinde gehören fünf Alpweiden: Rotschalp (1698 m ü. M.), Planalp (1544 m ü. M.), Hinterburg (1530 m ü. M.), Axalp (1706 m ü. M.), Tschingelfeld (1767 m ü. M.).

Auf Rotschalp steht eine Messstation des Eidgenössischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung Davos auf einer Höhe von 1870 m ü. M.

Naturgefahren

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Das Dorf liegt grösstenteils auf dem Schuttkegel des Trachtbachs. Schon nach einer Katastrophe 1870 war dessen Bachbett befestigt worden und das Einzugsgebiet aufgeforstet. Ein Jahr später erfolgte erneut ein Murgang näher beim See und richtete nun geringeren Schaden an. Der dortige grosse und mehreren Familien gehörende Seegarten westlich der Bachmündung verschwand jedoch im See.

Am Morgen des 23. August 2005 wurde das Dorf vom Alpenhochwasser 2005 durch den Trachtbach und den Glyssibach schwer beschädigt. Zwei Menschen kamen ums Leben, und es entstand ein grosser Sachschaden. Beim Trachtbach wurden als neue Schutzmassnahmen ein Schutzdamm oberhalb des Dorfes gebaut; die Brücke der Hauptstrasse wurde neu so gebaut, dass sie mittels Ketten seewärts verschoben werden kann, dadurch vergrössert sich der Querschnitt des Bachbettes massiv. Es ist geplant, die obere Brücke längerfristig durch eine Furt zu ersetzen; in der Zwischenzeit wurde eine provisorische Brücke mit einem höheren Durchlass gebaut.

Der östlichste Bach ist der Lammbach. Dieser Bach verschüttete Kienholz im Jahr 1499 10 Meter hoch. Laut dem Heimatbuch sind dazu keine Einzelheiten bekannt. Der Lambachkessel war 1850 komplett abgeholzt. 2017 war er zu 40 Prozent wieder aufgeforstet aber im Lambachgraben lag noch sehr viel Schutt.[8]

Insgesamt bedrohten früher, teilweise auch heute noch, 7 Wildbäche das Dorf. Der Bachtalen beim Ofenbielengraben/Wildbach wurde sogar «Brotbach» genannt: Immer wieder überschwemmte er die Strasse, und so gab es bei der Räumung Arbeit und Verdienst (Brot). Der Milibach mit seinem markanten Wasserfall trat am 1. August 1922 über seine Ufer. Er schwemmte eine Strassenbrücke fort und floss durch den Bahntunnel. Auch beim Unwetter vom 12. August 2024 trat er über die Ufer und verursachte zwei Verletzte und Schäden von über 25 Millionen. 70 Personen wurden evakuiert.[9][10]

In der Gemeinde gibt es bekannte Lawinenzüge, in alten Zeiten war viel Wald gerodet worden. Immer wieder gab es westlich von Brienz Schneelawinen bis zum See, zuletzt im Januar 2021.[11]

Wie schon in den vergangenen Jahrhunderten ist aus Brandschutzgründen bei starken Winden (Föhnwind) das Rauchen und Feuern jeglicher Art im Freien verboten.[12]

Bevölkerung

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Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1764 1850 1880 1900 1930 1950 1960
Einwohner 799 1'789 2'757 2'580 2'525 2'861 2'864
Jahr 1970 1980 1990 2000 2010 2020
Einwohner 2'796 2'759 2'849 2'956 3'060 3'158

Wirtschaft

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Holzgeschnitzte Uhr, entstanden um 1900 in Brienz

Für Brienz sind der Tourismus und die Holzschnitzkunst von besonderer Bedeutung. Die Tradition der Brienzer Schnitzereien geht auf das Jahr 1816 zurück. Damals zwang eine Hungersnot die Menschen, neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen. Geschickte Handwerker wie beispielsweise Christian Fischer (1790–1848) verstanden es, mit dem steigenden Tourismus auch den Verkauf von Holzskulpturen zu verbinden. Aus Gegenständen des täglichen Bedarfs wurden filigrane Kunstwerke entwickelt, die auf Weltausstellungen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert erfolgreich präsentiert wurden. Beispiele für Holzschnitzereien aus Brienz sind Tierskulpturen sowie Gebrauchsgegenstände mit Tierfiguren und die sogenannten Edelweiss-Möbelstücke.[13] Die Schule für Holzbildhauerei ist die einzige Institution in der Schweiz, in der das Holzbildhauerhandwerk erlernt werden kann. Sie wurde 1884 als Schnitzlerschule Brienz gegründet. Seit 1928 ist sie eine Fachschule und Lehrwerkstatt des Kantons Bern. Die 1944 gegründete Geigenbauschule Brienz ist die einzige Fachschule für Geigenbau in der Schweiz.

Immer am Mittwoch und Donnerstag der zweiten Woche im November findet der Briensermärt statt. Sein Ursprung reicht weit zurück, denn bereits 1626 erhielten die Brienzer die hochobrigkeitliche Bewilligung von Schultheiss und Rat der Stadt Bern, jährlich am Verenatag einen Markt abzuhalten. Eine Spezialität ist der quadratische Brienzer-Krapfen. Er wird mit Mus aus gedörrten Birnen und gehackten Baumnüssen gefüllt und mit Zucker und Zimt bestäubt.[14][15]

Infrastruktur

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Zug der Zentralbahn mit GoldenPass-Wagen in Brienz (2013)

Brienz liegt an der Brünigbahn zwischen Interlaken und Luzern, die von der Zentralbahn betrieben wird. Vom See her wird Brienz von der BLS Schifffahrt erschlossen. Die Brienz-Rothorn-Bahn fährt von Brienz auf das Brienzer Rothorn.

Von den Postautos werden folgende Strecken erschlossen: Brienz–SchwandenHofstetten, Brienz–Brünig, Brienz–Axalp. Seit 1988 besitzt Brienz einen Anschluss an die Autostrasse A8 (Ausfahrt Nr. 29).

Im März 2023 hat die Gemeinde in einer Volksabstimmung eine Reduktion der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf der Ortsdurchfahrt von 40 auf 30 km/h abgelehnt. Weil es sich aber um eine Kantonsstrasse handelt, wird letztendlich der Kanton darüber entscheiden.[16]

Die Stromversorgung der Gemeinde erfolgt zu einem Drittel durch die gemeindeeigenen Kraftwerke. 1999 konnte die Gemeinde das Giessbach-Kraftwerk kaufen, dazu kommt ein Trinkwasser-Kraftwerk sowie zwei Beteiligungen an solchen Kraftwerken.[17]

1971 wurde die Abwasserreinungsanlage in Betrieb genommen. Diese Anlage wurde 2023 mit einem Neubau ersetzt.[18][19]

Geschichte

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Eine Besiedlung des Gebietes durch die Alemannen ist seit dem 7. Jahrhundert nachgewiesen. Brienz wird 1146 erstmals urkundlich erwähnt. Der am Ostrand des Dorfes gelegene Weiler Kienholz wurde 1353 Tagungsort Berns und der Eidgenossen.[20] Nach einer wechselvollen Geschichte wurde Brienz 1528 Teil des Kantons Bern.

In Brienz wurden die als «Königin der Schifferinnen» bekannt gewordene Elisabetha Grossmann und der Schriftsteller Heinrich Federer geboren.

Sehenswürdigkeiten

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Heinrich Meichelt: Brienz, Ansicht von Nordwesten (Aquarell, um 1830)
  • Seepromenade entlang des Dorfes
  • Fahrt mit der Brienz-Rothorn-Bahn auf das Brienzer Rothorn
  • Schweizerisches Freilichtmuseum Ballenberg für ländliche Kultur
  • verschiedene Holzschnitzereien
  • Giessbach mit der ältesten Standseilbahn Europas und dem Grandhotel Giessbach
  • Axalp oberhalb des Brienzersees
  • Reservate: Giessbachfälle und ihre Umgebung, Jägglis Glunten (Alter Aarelauf)
  • Denkmal des Mundartdichters Albert Streich
  • Brunngasse
  • Wildpark oberhalb des Bahnhofes
  • Zu den Sehenswürdigkeiten zählt auch der Brienzer Märt. 1626 erhielt Brienz die Bewilligung, alljährlich einen Markt durchzuführen. Dieser wurde zunächst am Verenentag (1. September) abgehalten. 1627 verlegte man den Markt auf den 7. September und 1761 auf den zweiten Mittwoch im November.
  • Jedes Jahr seit 1988 findet im Sommer auf der Wychelmatten, direkt am See das Brienzersee-Rockfestival in Brienz statt.[21]

Persönlichkeiten

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Geburtshaus von Heinrich Federer, Hauptstrasse 9

Literatur

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Commons: Brienz BE – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Hans Bickel, Christoph Landolt: Duden. Schweizerhochdeutsch. Hrsg. vom Schweizerischen Verein für die deutsche Sprache. Dudenverlag, Mannheim/Zürich 2012, S. 88; Bruno Boesch: Die Aussprache des Hochdeutschen in der Schweiz. Eine Wegleitung. Hrsg. im Auftrag der Schweizerischen Siebs-Kommission. Spiegel, Zürich 1957, S. 25 und 36.
  6. Sprachatlas der deutschen Schweiz, Band V 1b.
  7. a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 186.
  8. Kanton Bern investiert am Brienzersee Millionen. In: SRF, 6. September 2017
  9. Rückkehr unklar: Evakuierte in Brienz müssen sich gedulden
  10. Verwüstung nach Unwetter - Nach Gewitter in Brienz BE: Nun beginnt das grosse Aufräumen. In: srf.ch. 13. August 2024, abgerufen am 13. August 2024.
  11. Strasse und Bahn bis auf Weiteres gesperrt. In: Der Brienzer, 14. Januar 2021.
  12. Föhnflyer, im Webarchiv archive.org, Version vom 5. März 2022
  13. artfour.com: Über Brienzer Schnitzereien (Memento vom 18. September 2014 im Internet Archive)
  14. Franziska Zaugg: Altes Oberländer Rezept gefunden – Brienzer Krapfen. In: Berner Zeitung, 17. Mai 2010
  15. Brienzer Krapfen auf der Website Kulinarisches Erbe der Schweiz
  16. Abstimmungen Kanton Bern - Resultate aus Berner Gemeinden von A-Z. In: srf.ch. 12. März 2023, abgerufen am 12. März 2023.
  17. Gemeindebetriebe
  18. https://www.brienz.ch/_docn/4730893/Flyer_Tag_der_offenen_T%C3%BCr_ARA_Brienz_am_29.10.2023.pdf
  19. https://www.berneroberlaender.ch/nun-wird-die-18-85-millionen-franken-teure-ara-gebaut-657584662596
  20. Jubiläum Bern 2003.ch – Bern 650 Jahre in der Eidgenossenschaft: Der 6. März 1353 im historischen Rückblick. Medienmitteilung, 6. März 2003, abgerufen am 23. Januar 2021
  21. Brienzerseerockfestival
  22. 1963 — Dal padiglione Conza alle Olimpiadi di Tokyo (italienisch) auf lanostrastoria.ch/entries/