Brzyno (deutsch Reckendorf, früher Brzinno, Brzynno und Brzyn) ist ein Dorf im Verwaltungsbezirk Landgemeinde Krokowa (Krockow) im Powiat Pucki (Putziger Kreis) der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Brzyno
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Brzyno (Polen)
Brzyno (Polen)
Brzyno
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Pucki
Gmina: Krokowa
Geographische Lage: 54° 46′ N, 18° 1′ OKoordinaten: 54° 46′ 23″ N, 18° 0′ 42″ O
Einwohner:

Geographische Lage

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Das Dorf liegt in der Nähe der früheren Grenze zwischen Hinterpommern und Westpreußen, am Westufer des Zarnowitzer Sees, etwa 30 Kilometer nordöstlich von Lauenburg in Pommern, 27 Kilometer nordwestlich von Wejherowo (Neustadt in Westpreußen) und sechs Kilometer nördlich des Dorfs Gniewino (Gnewin).

 
Reckendorf, östlich der Stadt Leba an der Ostsee, nordöstlich der Stadt Lauenburg in Pommern, nordwestlich von Neustadt in Westpreußen, westlich am Zarnowitzer See und nördlich des Dorfs Gnewin, auf einer Landkarte von 1911

Geschichte

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Ältere Ortsbezeichnungen sind Brzinno, Brzynno und Brzyn. In seiner Geschichte der Kreise Neustadt und Putzig, 1907, listet Franz Schultz Brzyn zunächst unter den Dörfern auf, die erst zur Zeit Königlich Preußens entstanden waren,[1] gibt anschließend jedoch an, zur Zeit des Deutschen Ordens – also schon vorger – sei der Ort 1400 als Buschyn unter den Panendörfern des Putziger Komtureibezirks erwähnt worden.[2] Dass es sich bei Buschyn nicht um Brzinno handeln kann, folgt daraus, dass Buschyn 1872 schon nicht mehr existierte.[3]

Von Goldbeck werden Brzinno und Pryssau 1789 als Gratialgüter mit zusammen 16 Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet.[4] Da das königliche Amtsvorwerk Pryssau sechs Feuerstellen hatte,[5] wird Brzinno die restlichen zehn aufgewiesen haben. Doch Goldbeck listet auch das adlige Dorf und Vorwerk ‚Brusow oder Bzynno‘ mit 15 Feuerstellen auf, das der Woiwode von Prebendow in Besitz hatte.[6] Da andererseits Schultz anmerkt, Brzynno sei 1786 als Gratialgut erwähnt worden, das dem Woiwoden von Prebendow vom polnischen König auf Lebenszeit verliehen worden sei,[2] dürfte es sich bei Brusow und Brzinno um denselben Ort handeln und der Unterschied in den Angaben zur Anzahl der Feuerstellen darauf beruhen, dass die Zahlen unterschiedlichen Jahresstatistiken entnommen wurden.

Im Jahr 1865 betrug die Grundsteuer für den Gutsbezirk Brzyn 126 Reichstaler, 25 Silbergroschen und sieben Pfennige.[7]

Am 11. November 1873 wurde das Gut Brzyn in Reckendorf umbenannt,[8] nach dem Familiennamen seines Besitzer von der Reck, dem es seit 1830 gehörte und der sich 1847 die Rittergutsqualität hatte bestätigen lassen.[2] Um 1903 befand sich das in Westpreußen gelegene Gut Reckendorf mit einer Flächengröße von 455 Hektar im Besitz des Ökonomierats Hugo Fließbach auf Chottschewke im hinterpommerschen Kreis Lauenburg in Pommern.[9] Die Familie Fließbach befand sich bis 1945 im Besitz der Rittergüter Prüßau, Reckendorf und Slaitow.

Als nach dem Ersten Weltkrieg der Versailler Vertrag die Verlegung des Polnischen Korridors durch das Reichsgebiet vorsah, wurde der Gutsbezirk Reckendorf aus dem Kreis Neustadt in Westpreußen am 1. Oktober 1919 teilweise in den Kreis Lauenburg in Pommern eingegliedert.[8] Am 1. April 1927 hatte das Gut Reckendorf eine Flächengröße von 575 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 222 Einwohner.[10] Am 30. September 1928 wurden die Gutsbezirke Reckendorf und Prüssau zur Landgemeinde Prüssau zusammengeschlossen.[11]

Bis 1945 bildete Reckendorf eine Wohnstätte in der Landgemeinde Prüssau im Landkreis Lauenburg in Pommern im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern im Deutschen Reich. Prüssau war dem Amtsbezirk Kolkau zugeordnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte Anfang März 1945 die Rote Armee die Region. Bald darauf wurde der Kreis Lauenburg von der Sowjetunion zusammen mit ganz Hinterpommern der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Anschließend begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten, von denen die deutschen Dorfbewohner aus ihren Häusern und Gehöften gedrängt wurden. Reckendorf wurde zu Brzyno polonisiert. In der darauf folgenden Zeit wurden die einheimischen Dorfbewohner von der polnischen Administration aus Reckendorf vertrieben.

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 69 adliges Dorf;[12] davon 65 Lutheraner und vier Katholiken[13]
1852 227 Dorf[14]
1864 235 am 3. Dezember, Gutsbezirk[15]
1867 251 am 3. Dezember, Gutsbezirk[16]
1871 241 am 1. Dezember, Gutsbezirk, davon 226 Evangelische und 15 Katholiken[16]
1905 218 Gutsbezirk, davon 177 mit deutscher Muttersprache und 41 mit polnischer Muttersprache[2]
1910 234 am 1. Dezember, Gutsbezirk[17]
1925 222 am 16. Juni, Gutsbezirk[10]

Kirchspiel bis 1945

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Die vor 1945 hier lebenden Dorfbewohner gehörten mehrheitlich der evangelischen Konfession an. Die evangelischen Einwohner von Oppalin gehörten zum evangelischen Kirchspiel in Ossecken.

Das katholische Kirchspiel war in Wierschutzin.

Polnisches Kirchspiel seit 1945

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Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch.

Hier lebende evangelische Polen sind dem weit entfernten Pfarramt der Kreuzkirchengemeinde in Stolp in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet, deren nächstgelegene Predigtstätte in Lębork (Lauenburg in Pommern) ist.

Literatur

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  • Reckendorf, Rittergut, Kreis Neustadt Westpr., Regierungsbezirk Danzig, Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912 (meyersgaz.org)
  • Kolkau, Rittergut, Kreis Neustadt Westpr., Regierungsbezirk Danzig, Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Kolkau (meyersgaz.org)
  • Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreussen, Danzig 1872 (Google Books).
  • Franz Schultz: Geschichte der Kreise Neustadt und Putzig. Danzig 1907, S. 502–503 (pbc.gda.pl).
  • Paul Niekammer: Westpreussisches Güter-Adressbuch, Niekammer, Stettin 1903, S. 52–53 (digitale-bibliothek-mv.de)
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Commons: Brzyno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

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  1. Franz Schultz: Geschichte der Kreise Neustadt und Putzig. Danzig 1907, S. 16 (pbc.gda.pl).
  2. a b c d Franz Schultz: Geschichte der Kreise Neustadt und Putzig. Danzig 1907, S. 502–503 (pbc.gda.pl).
  3. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreussen, Danzig 1872, S. 53 (Google Books).
  4. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I, Marienwerder 1789, S. 59 (Google Books)
  5. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil II, Marienwerder 1789, Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, S. 174 (<Qw_AAAAcAAJ&pg=PA1-PA174 Google Books).
  6. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil II, Marienwerder 1789, Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, S. 19 (<Qw_AAAAcAAJ&pg=PA1-PA19 Google Books).
  7. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Danzig, Jahrgang 1865, Extra-Amtsblatt vom 7. Januar 1865, S. 25 (Google Books)
  8. a b Amtsbezirk Kolkau/Kreis Neustadt in Westpreußen
  9. Paul Niekammer: Westpreussisches Güter-Adressbuch, Niekammer, Stettin 1903, S. 52–53 (digitale-bibliothek-mv.de)
  10. a b Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 398 (Google Books).
  11. Amtsbezirk Kolkau/Kreis Lauenburg in Pommern (territorial.de)
  12. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 1: A–F, Halle 1821, S. 192, Ziffer 5379 (Google Books).
  13. Danziger Regierungs-Departement, Verzeichniß der in den einzelnen Kreisen befindlichen Ortschaften, veröffentlicht ca. 1820 (enthält statistische Angaben von 1818), S. 156–157, Ziffer 27 (Google Books).
  14. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, Ziffer 77 (Google Books).
  15. Preußisches Finanzministerium: Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Danzig 1867, Abschnitt 7. Kreis Neustadt in Westpreußen, S. 2–9, Ziffer 15 (Google Books).
  16. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt, Berlin 1874. Abschnitt VIII. Kreis Neustadt in Westpreußen, S. 392–393, Ziffer 106 (Google Books).
  17. Landkreis Neustadt (Westpreußen) (Gemeindeverzeichnis.de)