Bulqiza
Bulqiza (albanisch auch Bulqizë) ist eine kleine Stadt in Ostalbanien. Zudem wird auch das Tal, in dem der Ort liegt, so bezeichnet. Auch einige Dörfer in der näheren Umgebung haben Bulqiza als Namenszusatz. Die Stadt hat 7875 Einwohner (2023).[1]
Bulqizë Bulqiza | ||
Koordinaten: 41° 30′ N, 20° 13′ O | ||
Basisdaten | ||
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Qark: | Dibra | |
Gemeinde: | Bulqiza | |
Höhe: | 740 m ü. A. | |
Fläche: | 718 km² | |
Einwohner Ort: | 7875 (2023) | |
Einwohner Bashkia: | 26.826 (2023) | |
Bevölkerungsdichte (Bashkia): | 37 Einw./km² | |
Telefonvorwahl: | (+355) 219 | |
Postleitzahl: | 8401–8402 | |
Politik und Verwaltung (Stand: 2023) | ||
Bürgermeisterin: | Festime Mjeshtri (PS) | |
Website: | ||
Blick auf den alten Ortsteil und das Bergwerk (2005) |
2015 wurde Bulqiza mit den anderen Gemeinden des Kreises Bulqiza zusammengelegt wurde. Die neue Gemeinde hat 26.826 Einwohner (2023).[1]
Bevölkerung und Gesellschaft
BearbeitenIn den letzten Jahren ist die Einwohnerzahl wie in vielen anderen ländlichen Gebieten Albaniens deutlich zurückgegangen. Die Bevölkerung ist mehrheitlich muslimisch, ein Großteil zählt sich zu den Bektaschi.[2] In dieser Gemeinde befindet sich die mittelalterliche Tekke von Peshku.
Im Osten der Gemeinde an der Grenze zu Nordmazedonien leben slawischsprachige Mazedonier.
In der Stadt Bulqiza gibt es zwei Primar- und eine Mittelschule.[2]
Geographie
BearbeitenDer Ort liegt an der SH6, die von der Küstenebene bei Milot über Burrel nach Peshkopia führt, und auf rund 740 m ü. A. am Ende eines tiefen Tals, dessen Boden breit und flach ist. Dies ermöglicht die Entstehung eines Hochmoors und einiger kleiner Seen. Wenige Kilometer westlich von Bulqiza endet das Tal am 842 m ü. A. hohen Pass Qafa e Buallit. Über der Stadt erhebt sich der südlich gelegene Berg Maja e Dhoksit (2020 m ü. A.), im Norden die Maja e Kreshtës (2100 m ü. A.).
Die Siedlungsflächen der Stadt beschränken sich auf verschiedene Quartiere zu beiden Seiten des Tals, die durch die Feuchtgebiete in der Talmitte getrennt werden. Der alte Stadtteil an der Südseite ist das Zentrum des Orts. Der neue Stadtteil auf der Nordseite, rund ein Kilometer entfernt, wurde in den 1980er Jahren[3] als Schlafstadt erbaut, da nach den Bergbauaktivitäten Häuser einzustürzen drohten.
Das Gebiet der Bashkia (Gemeinde) Bulqiza war bis 2015, als während einer Territorialreform größere Gemeinden gebildet wurden, in die folgenden Gemeinden gegliedert:
Name | Einwohner 2023[1] | Einwohner 2011[4] | Gemeindeart |
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Bulqiza | 7.875 | 8.177 | Bashkia |
Fushë-Bulqiza | 2.943 | 3.342 | Komuna |
Gjorica | 3.100 | 4.214 | Komuna |
Martanesh | 1.339 | 1.836 | Komuna |
Ostren | 2.762 | 3.034 | Komuna |
Shupenza | 4.593 | 5.503 | Komuna |
Trebisht | 1.085 | 993 | Komuna |
Zerqan | 3.129 | 4.111 | Komuna |
Fushë-Bulqiza liegt etwas östlicher im Tal. Weiter unten folgt Zerqan auf der südlichen Talseite. Am Ende des Tals liegt Shupenza auf der nordwestlichen Flussseite. Auf der gegenüberliegenden Flussseite liegt Gjorica. Ostren liegt weiter südlich in Richtung Librazhd. Östlich davon liegt zwischen der Grenze zu Nordmazedonien Trebisht. Die Region Martanesh liegt südwestlich von Bulqiza jenseits des Qafa e Buallit im Süden des Mat-Tals.
Die Gemeinde verzeichnete von 2011 bis 2023 einen Bevölkerungsrückgang von 14 %.[4][5]
Geschichte
BearbeitenDer Name Bulqiza wurde im Jahr 1467 erstmals schriftlich erwähnt.[2]
1948 wurde in Bulqiza Chrom entdeckt.[2] Schon zwei Jahre später begann man mit sowjetischer Hilfe mit dem Abbau. Erst dadurch entstand aus einem kleinen Dorf eine Stadt, in der auch eine Fabrik zur Zerkleinerung des Erzes errichtet wurde.
Wirtschaft
BearbeitenDie Bergwerke von Bulqiza gelten als größte Albaniens. Trotzdem ist die Produktion nach dem Ende des kommunistischen Regimes 1991 eingebrochen und ein Großteil der Beschäftigten musste entlassen werden.[6] Ende August 2007 wurde die Hauptmine von den Behörden vorübergehend geschlossen, nachdem innerhalb von zwei Monaten vier Arbeiter ihr Leben bei der Arbeit verloren hatten.
Heute wird um Bulqiza in vielen kleinen Bergwerken mit oft einfachsten Mitteln Chrom abgebaut,[3] wobei es immer wieder zu Unfällen und Todesfällen kommt.[7] Das große Bergwerk von Bulqiza wechselte in den letzten Jahren immer wieder den Besitzer. 2007 übernahm die österreichisch-russische Bergbaufirma DCM die Hauptmine von einer italienischen Firma. Daneben war in und um Bulqiza vorübergehend noch ein kanadisches Bergbauunternehmen tätig.[8] 2013 musste DCM wegen schlechten Geschäftgangs aber an den albanischen Konzern Balfin Group von Samir Mane verkaufen.[3] Balfin erklärt, man habe rund US$ 67 Millionen in die Mine investiert. Im Januar 2022 wurde AlbChrome an die türkische Yılmaden Holding verkauft.[9]
Immer wieder wurden die unzulänglichen Arbeitsbedingungen und geringen Löhnen bei AlbChrome in Demonstrationen und Streiks. Mehrmals jährlich kommt es zu tödlichen Arbeitsunfällen. Bei Protesten wurde zum Boykott von Handelsunternehmen der Balfin Group aufgerufen.[7][10][11][12][13]
Während früher 6000 Personen im Bergbau in Bulqiza tätig waren, waren 2022 nur noch – oder wieder – rund 1100 Personen bei Albchrome beschäftigt.[9][3] 2008 wurde die Gesamtzahl der Bergleute im Kreis Dibra mit rund 1100 Personen angegeben, die Mehrheit davon in und um Bulqiza.[2]
Durch den Bau der Rruga e Arbërit wurde die Stadt besser an die Hauptstadtregion und den Hafen Durrës angebunden, was auch den Abtransport des Chromerzes erleichtert.
Politik
BearbeitenBei den Wahlen 2019 wurde Lefter Alla (Partia Socialiste e Shqipërisë) zum Bürgermeister der Bashkia von Bulqiza. Der Bashkia-Rat hat 21 Mitglieder.[14]
Literatur
Bearbeiten- Marko Stamenkoviç, ZETA Center for Contemporary Art (Hrsg.): Mineral Policies. Department of Eagles/Punctum Books, New York 2022, ISBN 978-1-68571-074-3 (Download auf der Verlagswebsite).
- Franziska Tschinderle: Reich unter, arm über der Erde. in: WOZ Die Wochenzeitung. Nr. 19, 31. Mai 2021.
Weblinks
Bearbeiten- Offizielle Website der Bashkia Bulqiza (albanisch)
- Entwicklungsplan für die Gemeinde Bulqiza (albanisch; PDF; 709 kB)
- Axel Kronholm: Murder, Misery and Children in Albania’s Mining Industry (Vice, 4. Juni 2014, englisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Elsa Dhuli: Censi i popullsisë dhe banesave në Shqipëri 2023 – Qarke/Bashki / Albania Population and Housing Census 2023 – Prefectures/Municipalities. Dibra. Hrsg.: INSTAT. Tirana 2024, S. 107 (instat.gov.al [PDF; abgerufen am 10. November 2024]).
- ↑ a b c d e Bashkia Bulqizë: Plani strategjik i zhvillimit 2008–2013. (PDF; 709 kB) In: Këshilli i Qarkut Dibër. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Dezember 2015; abgerufen am 24. August 2012 (albanisch).
- ↑ a b c d Daniel Göler, Matthias Bickert: Kromi çan bllokadën – Albanian chromium mining revisited. In: Die Erde – Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band 146(4), 17. Dezember 2015, S. 271–288, doi:10.12854/erde-146-17.
- ↑ a b Ines Nurja: Censusi i popullsisë dhe banesave / Population and Housing Census – Dibër 2011. Rezultatet Kryesore/Main Results. Hrsg.: INSTAT. Pjesa/Part 1. Adel Print, Tirana 2013 (instat.gov.al [PDF; abgerufen am 14. April 2019]).
- ↑ Albanian Population and Housing Census 2023 – Main Results. (PDF) In: Instituti i Statistikës. 2024, abgerufen am 22. Juli 2024 (albanisch).
- ↑ Site Visit to Empire’s Bulqiza Chromite Project. (PDF) In: Empire Mining Corp. 22. November 2010, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 24. Dezember 2015 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Albanian miner dies in chrome mine blast. Reuters, 18. Oktober 2011, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 18. Oktober 2011 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Empire Mining Corporation. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 29. Oktober 2011; abgerufen am 18. Oktober 2011 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b International conglomerate Yildirim Group acquires Albchome Holding SH.P.K. Medienmitteilung. In: Balfin. 19. Januar 2022, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
- ↑ Gresa Hasa: Rrëfime nga nëntoka e Bulqizës. In: Kosovo 2.0. 1. Februar 2020, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
- ↑ Franziska Tschinderle: Albanien: Reich unter, arm über der Erde. In: WOZ Die Wochenzeitung. 11. Mai 2021, abgerufen am 27. März 2023.
- ↑ Miner Dies in Albanian Chrome Mine. In: Exit - Explaining Albania. 20. Juli 2022, abgerufen am 26. März 2023 (englisch).
- ↑ Ajola Marku: Activists Arrested For "Arousing Panic" After Protesting Against Businessman Samir Mane. In: Exit - Explaining Albania. 30. Dezember 2019, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
- ↑ Anëtarët – Bashkia Bulqizë. Bulqiza.gov.al, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 22. September 2017; abgerufen am 30. September 2017 (albanisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.