Burgstall Kraiburg

archäologische Stätte in Deutschland

Der Burgstall Kraiburg ist eine abgegangene Höhenburg auf dem 445 m ü. NHN hohen Schlossberg an der Stelle der Schlossbergkapelle St. Georg bei Kraiburg am Inn im Landkreis Mühldorf am Inn in Bayern. Die Anlage wird als Bodendenkmal unter der Aktennummer D-1-7840-0017 im Bayernatlas als „Burgstall des Mittelalters und der frühen Neuzeit ("Schloss Kraiburg") sowie Höhensiedlung der Bronze- oder Urnenfelderzeit“ geführt.

Burgstall Kraiburg
Schlossberg in Kraiburg mit Gelöbniskapelle, 2014

Schlossberg in Kraiburg mit Gelöbniskapelle, 2014

Staat Deutschland
Ort Kraiburg am Inn-„Schlossberg“
Entstehungszeit um 1100
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Burgstall, Halsgraben
Ständische Stellung Grafen
Geographische Lage 48° 11′ N, 12° 26′ OKoordinaten: 48° 10′ 50″ N, 12° 25′ 41,2″ O
Höhenlage 445 m ü. NHN
Burgstall Kraiburg (Bayern)
Burgstall Kraiburg (Bayern)

Geschichte

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Die Burg von wurde um 1100 von Graf Engelbert II. von Spanheim erbaut und wurde Sitz der Grafschaft Kraiburg. Engelbert erhielt das Gebiet um Kraiburg durch Heirat von Uta von Passau, der reichen Erbtochter des Passauer Burggrafen Ulrichs des Vielreichen. Als Engelbert 1124 schließlich Herzog von Kärnten wurde, übergab er Kraiburg seinem ältesten Sohn, Engelbert III. Dieser blieb bis zu seinem kinderlosen Tode im Jahre 1173 im Besitz der Burganlage. Erbe wurde sein jüngerer Bruder Rapoto I., welcher sich nach der von ihm um 1120 im Rottal erbauten Burg Ortenburg, benannte. Als Rapoto 1186 verstarb, teilten sich seine beiden Söhne die Besitzungen auf. Der Ältere, Rapoto II., erhielt dabei Kraiburg als seinen Sitz. Im Jahre 1208 erhielt Rapoto II. die bayerische Pfalzgrafenwürde verliehen, seither übte er das Amt von Kraiburg aus. 1199 wurde die Burg von Herzog Ludwig dem Kelheimer bei einer Fehde zwischen den Grafen von Ortenburg und den Grafen von Bogen eingenommen und niedergebrannt. Im Anschluss errichtete Rapoto die Burg wieder neu. Mit seinem Tode 1231 folgte sein Sohn Pfalzgraf Rapoto III. von Bayern als Inhaber der Burg. Auch er verblieb bis zu seinem Tode 1248 im Besitz Kraiburgs. Rapoto hinterließ nur die Erbtochter Elisabeth, welche 1256 Hartmann I. von Werdenberg ehelichte und ihm unter anderem die Kraiburg zubrachte. 1259 veräußerte dieser die umfangreichen Besitzungen an die Wittelsbacher. Vermutlich wurde die Burg 1504 im Zuge des Landshuter Erbfolgekrieges zerstört sowie 1547 im Schmalkaldischen Krieg. 1617 war nur noch der Bergfried erhalten. 1754 wurde das Pfleggericht in den Ort verlegt, die Burganlage verfiel und nach 1756 wurden die Reste abgebrochen, sodass nur ein Halsgraben erhalten blieb.

 
Lageplan von Burgstall Kraiburg auf dem Urkataster von Bayern
 
Ansicht des Marktes Kraiburg nach einem Stich von Michael Wening von 1721

Beschreibung

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Von der auf einem freistehenden Bergkegel erbauten Burg zeigen alte Ansichten einen spätgotischen Burgbau mit Walmdach mit niedrigen Nebengebäuden sowie eine umgehende Ringmauer. Die Kernburg war durch zwei Abschnittsgräben von der tiefergelegenen, dreieckigen Vorburg getrennt. 1838 wurde die Schlossbergkapelle St. Georg (Gelöbniskapelle) auf dem Burgplatz am höchsten Punkt des Schlossbergs errichtet.

Literatur

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  • Jörg Faßbinder, Hubert Fehr: Omnium Boiorum nobilissimi – Geophysikalische Prospektion des Burgstalls von Kraiburg a. Inn. In: Das archäologische Jahr in Bayern 2007. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2008, S. 118 ff.
  • Michael W. Weithmann: Inventar der Burgen Oberbayerns. 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bezirk Oberbayern, München 1995, S. 241–243.
  • Friedrich Hausmann: Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien. In: Ostbairische Grenzmarken – Passauer Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Band 36, Passau 1994, S. 9–62.
  • Margarethe Jansen: Die Grafen von Kraiburg – Aufstieg und Ende eines baierischen Adelsgeschlechtes. In: Das Mühlrad – Beiträge zur Geschichte des Inn- und Isengaues, Band 32, Mühldorf am Inn 1990, S. 27–60.
  • Werner Meyer: Burgen in Oberbayern – Ein Handbuch. Verlag Weidlich, Würzburg 1986, ISBN 3-8035-1279-4, S. 167–168.
  • Josef Rosenegger, Lore Sommerauer: Verfallene Burgen zwischen Inn und Salzach. Pannonia Verlag, Freilassing 1973, ISBN 3-7897-0028-2, S. 32–33.
  • Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg – Teil 2: Das gräfliche Haus in Bayern. Vilshofen 1932.
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