Cali
Cali (offiziell: Santiago de Cali) ist die Hauptstadt und eine Gemeinde (Municipio) des kolumbianischen Departamentos Valle del Cauca und nach der Einwohnerzahl drittgrößte Stadt des Landes. Cali bildet das ökonomische, industrielle und landwirtschaftliche Zentrum im Südwesten Kolumbiens. Mit der Gründung 1536 ist Cali eine der ältesten Städte Amerikas. Sie wird auch die Hauptstadt des Salsa oder Sucursal del cielo (übersetzt etwa: Himmelsniederlassung) genannt.
Cali | |||
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Lage der Gemeinde Cali auf der Karte von Valle del Cauca
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Koordinaten | 3° 27′ 26″ N, 76° 31′ 42″ W | ||
Basisdaten | |||
Staat | Kolumbien | ||
Valle del Cauca | |||
Stadtgründung | 1536 | ||
Einwohner | 2.470.852 (2019) | ||
– im Ballungsraum | 3.151.710 | ||
Stadtinsignien | |||
Detaildaten | |||
Fläche | 560 km2 | ||
Bevölkerungsdichte | 4.412 Ew./km2 | ||
Höhe | 1070 m | ||
Stadtgliederung | 22 städtische Bezirke (comunas)
15 ländliche Bezirke (corregimientos) | ||
Gewässer | Río Cauca | ||
Zeitzone | UTC−5 | ||
Stadtvorsitz | Alejandro Eder (2024–2027)[1] | ||
Website | |||
Sonstiges | |||
Volksbezeichnung | Caleño | ||
Geographie
BearbeitenCali liegt in ca. 1000 m Meereshöhe im Westen des Landes am Zusammenfluss des Río Cauca mit dem Río Cali. Durchschnittstemperatur ist 26,8 °C, es gibt aufgrund der Nähe zum Äquator keine großen saisonalen Schwankungen.
In der Umgebung gibt es eisen- und kohlehaltige Hügel, deren rostrote Farbe zusammen mit dem üppig grünen äquatorialen Pflanzenwuchs die Gegend charakterisiert.[2]
Cali grenzt im Norden an die Gemeinden Yumbo und La Cumbre, im Osten an Palmira und Candelaria sowie an Puerto Tejada im Departamento del Cauca, im Süden an Jamundí und im Westen an Buenaventura und Dagua.
Cali | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Cali
Quelle: IDEAM
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Bevölkerung
BearbeitenDie Gemeinde Cali hat 2.470.852 Einwohner, von denen 2.434.211 im städtischen Teil (cabecera municipal) der Gemeinde leben. In der Metropolregion leben 3.151.710 Einwohner (Stand: 2019).[3]
Geschichte
BearbeitenCali wurde am 25. Juli 1536 von dem spanischen Offizier Sebastián de Belalcázar, der zur Eroberungsarmee Francisco Pizarros gehörte, unter dem Namen Santiago de Cali gegründet. Im August 1956 wurde die Stadt, damals rund 120.000 Einwohner zählend, im Kontext von Straßenbauarbeiten von einem schweren Explosionsunglück getroffen,[4] wobei über 1.300 Menschen starben.
Wirtschaft
BearbeitenDie Stadt ist das Zentrum des Cauca-Tals, einer Region intensiver Landwirtschaft. Schwerpunkt ist die Herstellung von Rohrzucker. Wirtschaftlich wird die Region um Cali von einigen wenigen Familien dominiert.
Bekannt wurde die Stadt auch durch das Cali-Kartell, das im Handel mit Kokain neben dem Kartell von Medellín eines der wichtigsten und mächtigsten Drogenkartelle der Welt war. Drogenhandel und im Zusammenhang mit Drogen stehende Gewaltkriminalität spielen trotz des Zerfalls des Kartells in Cali immer noch eine große Rolle.
Der Arzt Rodrigo Guerrero, der 1992 und nach mehreren Jahren Pause auch 2011 wieder Bürgermeister der Stadt wurde, nahm die Mordrate wahr, die in den frühen 1990er Jahren noch um ein Viertel höher lag als in der Hauptstadt Bogotá (dort: 80 pro 100.000 Einwohner). Anhand von Statistiken erkannte er das Mordrisiko als größte Einzelursache von Todesfällen und bekämpfte es gemäß WHO-Empfehlungen wie eine Krankheit. Da Morde – in den 1990ern – vor allem mit Alkohol und Bars zusammenhingen, wurde erfolgreich ein Alkoholausschankverbot in Lokalen ab 1 Uhr, am Wochenende ab 2 Uhr früh und an Wochenenden ein Waffenverbot verfügt. Anfang Oktober 2014 erhielt Guerrero den erstmals vergebenen und mit 100.000 US-Dollar dotierten Roux-Preis, vergeben vom Institute for Health Metrics and Evaluation der Universität Washington und als Anerkennung für die Bekämpfung von Krankheiten mit Hilfe statistischer Daten.[5]
In der Stadt selbst gibt es mehrere Invasiones, Hüttensiedlungen, in denen aus anderen Landesteilen Vertriebene wohnen. Zu den Problemvierteln gehören Aguablanca, ein relativ neuer Stadtteil an den Ufern des Río Cauca, der vor allem von Vertriebenen des jahrzehntelangen Bürgerkriegs bewohnt wird, und Siloé an den Berghängen im Westen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenCali bietet eine Vielzahl von Parks, Kirchen, Monumenten, Museen und Plätzen als Touristenattraktion. Das Nachtleben konzentriert sich auf Bars, Grilles und Rumbeaderos der Avenida Sexta und die Salsa-Diskotheken in Juanchito, Zona Rosa und Barrio Granada. In jüngerer Zeit hat der Stadtteil Menga in der an Cali angrenzenden Gemeinde Yumbo Juanchito als Zentrum des Nachtlebens weitgehend abgelöst. In Menga gibt es eine Vielzahl an Diskotheken, die zum Teil rund um die Uhr in Betrieb sind. Menga ist also die Stadt, die niemals schläft. Die Ursache dieser Entwicklung liegt darin begründet, dass in der Stadt Cali selbst generell eine Sperrstunde ab 4 Uhr morgens gilt. Daher hat sich das Nachtleben an die Stadtgrenzen verlagert. Im Dezember findet die berühmte Feria de Cali, u. a. im Salsódromo statt.
Wechselnde Kunstausstellungen bieten das Casa Pro Artes, in der Nähe das Centro Cultural, FES und das Museo de Arte Moderno la Tertulia. Letzteres ist ein moderner Ausstellungsbau, der u. a. eine Cinemateca bereithält. Ausgestellt werden hier nationale Künstler aus allen Sparten der Bildenden Kunst. Die junge Kunstszene findet sich im lugar a dudas. Das Künstlerhaus, vom Documenta-Teilnehmer Oscar Muñoz gegründet, zeigt wechselnde Ausstellungen und organisiert mit internationalen Filmen das Residenz-Programm für aus- und inländische Künstler.
Das Theater ist das Teatro Municipal Enrique Buenaventura im Stil des kreolischen Klassizismus.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Cerro de las Tres Cruces: Das Denkmal Tres Cruces liegt auf 1.480 m und befindet sich im nordwestlichen Teil der Stadt. Das Hauptkreuz in der Mitte ist das größte, mit 26 m Höhe und 11 m Breite. Die beiden Kreuze neben dem Hauptkreuz haben eine Höhe von 22 m und eine Breite von 8 m.
- Cristo Rey: Ein religiöses Denkmal auf einem Hügel, der den besten Blick auf die Stadt bietet. Das Denkmal ist 31 m hoch.
- El Gato del Río: Ein Park am Fluss gelegen, mit Katzenskulpturen von Hernando Tejada.
- Parque de los poetas, ein Park mit Skulpturen bekannter Dichter aus Cali.
- Plaza de Caicedo: Der Hauptplatz der Stadt, der in der Innenstadt von Cali liegt. Der Platz ist nach Calis Helden Joaquín de Caicedo y Cuero benannt.
- Orquideorama Enrique Pérez Arbeláez: Dieser bewaldete Park, in der AV 2 N #48-10, ist Schauplatz einer großen Orchideenschau, die jedes Jahr im Herbst von der Asociación Vallecaucana de Orquideología veranstaltet wird. Es ist auch ein guter Ort für Vogelbeobachtung.
- Zoológico de Cali, ein Zoo, der rund 2500 Tiere mit ca. 180 Arten zeigt.
Sport
BearbeitenIn Cali sind die Sportclubs América de Cali und Deportivo Cali beheimatet, zwei der erfolgreichsten Fußballvereine Kolumbiens. Beide zusammen kommen derzeit (Stand: 2019) auf sechs Finalteilnahmen in der Copa Libertadores – allerdings ohne dabei ein einziges Mal zu gewinnen. Das vom deutschen Architekten Herbert Schürmann geplante und 1970 erbaute Velódromo Alcides Nieto Patiño war Ort zahlreicher internationaler Bahnrad-Wettbewerbe, darunter mehrerer Weltcup-Rennen.[6]
Cali ist darüber hinaus ein häufig ausgewählter Austragungsort für sportliche Großereignisse verschiedenster Art. So fanden dort 1971 die sechsten Panamerikanischen Spiele und 1975 die zweiten Schwimmweltmeisterschaften statt. Ferner wurden 1995 und 2015 die Unterwasser-Rugby-Weltmeisterschaft, 2007 die Inline-Speedskating-Weltmeisterschaften, 2013 die World Games, die 2015 die Leichtathletik-Jugendweltmeisterschaften sowie 2022 die Weltmeisterschaften im Finswimming und die Leichtathletik-U20-Weltmeisterschaften in der Stadt veranstaltet.
Tötungsdelikte
BearbeitenCali ist nach einer Studie der Organisation El Consejo Ciudadano para la Seguridad Pública y la Justicia Penal (deutsch „Bürgerrat für öffentliche Sicherheit und Strafrecht“) die gefährlichste Stadt Kolumbiens, und weltweit auf dem 26. Platz im Jahre 2019.[7] Insgesamt 1.176 Mordfälle bei einer Einwohnerzahl von 2.599.468 entspricht einer Mordrate von 45,24 auf 100.000 Einwohner (2019).[8]
Söhne und Töchter der Stadt
Bearbeiten- Jorge Isaacs (1837–1895), Schriftsteller und Politiker
- Antonio María Valencia (1902–1952), Komponist
- Bernt Linzen (1931–1988), deutscher Zoologe, Biochemiker und Hochschullehrer
- Juan Francisco Sarasti Jaramillo (1938–2021), römisch-katholischer Ordensgeistlicher, Erzbischof von Cali
- Rodrigo Lloreda Caicedo (1942–2000), Politiker
- Henry Caicedo (1951–2023), Fußballspieler
- Nelson Abadía (* 1956), Fußballtrainer
- Orlando Roa Barbosa (* 1958), römisch-katholischer Geistlicher, Erzbischof von Ibagué
- Andrés Estrada (* 1967), Fußballspieler
- Óscar Córdoba (* 1970), Fußballspieler
- Lucio España (1971–2005), Fußballspieler
- Faryd Mondragón (* 1971), Fußballspieler
- Franky Oviedo (* 1973), Fußballspieler
- Orlando Duque (* 1974), Extremsportler
- Giovanni Hernández (* 1976), Fußballspieler und -trainer
- Mario Yepes (* 1976), Fußballspieler
- Andrés Parra (* 1977), Theater-, Film- und Fernsehschauspieler
- Leonardo Duque (* 1980), Radrennfahrer
- Carlos Ibáñez (* 1981), Radrennfahrer
- Pontus Carlsson (* 1982), schwedischer Schachgroßmeister
- Alejandro Falla (* 1983), Tennisspieler
- Jaime Alfonso Ruiz (* 1984), Fußballspieler
- Juan Sebastián Cabal (* 1986), Tennisspieler
- Nicolás Barrientos (* 1987), Tennisspieler
- Jon Henrik Fjällgren (* 1987), schwedisch-samischer Sänger
- Jonathan Copete (* 1988), Fußballspieler
- Edwin Ávila (* 1989), Radrennfahrer
- Carolina Arias (* 1990), Fußballspielerin
- Víctor Ibarbo (* 1990), Fußballspieler
- Viviana Serna (* 1990), Schauspielerin
- Juan Carlos Zambrano (* 1990), Fußballspieler
- Alejandro Gómez (* 1991), Tennisspieler
- Luis Enrique Quiñones (* 1991), Fußballspieler
- Gustavo Yacamán (* 1991), Automobilrennfahrer
- Johan Mojica (* 1992), Fußballspieler
- Fabián Castillo (* 1992), Fußballspieler
- Yimmi Chará (* 1992), Fußballspieler
- Daniel Rengifo (1993–2020), Schauspieler
- Frank Castañeda (* 1994), Fußballspieler
- Jhon Perlaza (* 1994), Leichtathlet
- Santiago Ramírez Morales (* 1994), Bahnradsportler
- Kapo (* 1996 oder 1997), Reggaeton-Singer-Songwriter
- Óscar Tunjo (* 1996), Automobilrennfahrer
- Daniela Caracas (* 1997), Fußballspielerin
- Jhonny Rentería (* 1997), Sprinter
- Jhon Lucumí (* 1998), Fußballspieler
- Ronald Palomino (* 1998), Squashspieler
- Michael Poettoz (* 1998), kolumbianisch-französischer Skirennläufer
- Andrés Balanta (2000–2022), Fußballspieler
- Juan David Cabal (* 2001), Fußballspieler
- Valeria Cabezas (* 2001), Leichtathletin
- Linda Caicedo (* 2005), Fußballspielerin
Weblinks
Bearbeiten- Alcaldía de Santiago de Cali. Alcaldía de Cali – Valle del Cauca, abgerufen am 2. Mai 2019 (spanisch, Webseite der Gemeinde Cali).
- Künstlerhaus lugar a dudas (englisch und spanisch)
- Teatro Municipal
- Festival de Performance de Cali (spanisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ “Nuestro esfuerzo inicial es recuperar y reconciliar nuestra ciudad”: Alejandro Eder se posesionó como Alcalde de Cali. In: www.publimetro.co. Publimetro, 1. Januar 2024, abgerufen am 26. April 2024 (spanisch).
- ↑ Datos de Cali y el Valle del Cauca. Alcaldía de Cali - Valle del Cauca, abgerufen am 2. Mai 2019 (spanisch, Informationen zur Geographie der Gemeinde).
- ↑ ESTIMACIONES DE POBLACIÓN 1985 - 2005 Y PROYECCIONES DE POBLACIÓN 2005 – 2020 TOTAL DEPARTAMENTAL POR ÁREA. (Excel; 1,72 MB) DANE, 11. Mai 2011, abgerufen am 2. Mai 2019 (spanisch, Hochrechnung der Einwohnerzahlen von Kolumbien).
- ↑ banrepcultural.org: La explosión de Cali: Agosto 7 de 1956 ( vom 16. Mai 2017 im Internet Archive)
- ↑ Arzt sucht Medizin gegen Mordwelle – Mit Medizinpreis ausgezeichnet. ORF.at, 6. Oktober 2014
- ↑ copamundopistacali.com: Velódromo ( vom 26. August 2010 im Internet Archive) (spanisch)
- ↑ Die 50 Städte mit der höchsten Mordrate weltweit travelbook.de, abgerufen am 27. September 2019
- ↑ Seguridad, Justicia y Paz: Metodología del ranking (2019) de las 50 ciudades más violentas del mundo. In: seguridadjusticiaypaz.org.mx. Archiviert vom am 3. Juni 2020; abgerufen am 11. Mai 2023 (europäisches Spanisch).