Daniel Dahm

deutscher Wissenschaftler, Aktivist und Unternehmer

Johannes Daniel Dahm (auch J. Daniel Dahm; * 1969 in Köln) ist ein deutscher Wissenschaftler, Aktivist und Unternehmer.

World Future Council, Annual Assembly 2022, Pontresina

Ausbildung

Bearbeiten

Daniel Dahm studierte an der Universität zu Köln Geographie, Biologie und Ethnologie mit dem Schwerpunkt der Ökologie der Tropen, Klimawandel und Desertifikation mit Bezug zu Entwicklungszusammenarbeit zum Diplom-Geograph und promovierte bei Bernd Wiese[1][2] zum Dr. rer. nat.

Von 1997 bis 2005 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter (später Projektleiter) am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, u. a. in enger Zusammenarbeit mit Wolfgang Sachs und Gerhard Scherhorn. Von 2001 bis 2004 leitete Dahm am Institut für Haushalts- und Konsumökonomik der Universität Hohenheim das BMBF-Forschungsprojekt Urbane Subsistenz als Infrastruktur der Stadt.[3] 2003 prägte er den Begriff der urbanen Subsistenz, der in der Diskussion um Commons und gemeinwohlorientierte Ökonomie und in der wachstumskritischen Debatte eine relevante Rolle spielt. Anlässlich des Einsteinjahres 2005 und auf Anstoß des Einstein Forums, verfassten Hans-Peter Dürr, Daniel Dahm und Rudolf zur Lippe das Potsdam Manifest und dessen »Mutter« die Potsdam Denkschrift. Diese wurden von vielen Wissenschaftlern aus der ganzen Welt unterzeichnet, u. a. von über 20 Trägern des Right Livelihood Awards (Alternativer Nobelpreis). 2005 wurden diese erstmals von der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler VDW publiziert.[4] In der Folge war er an verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen, u. a. wurde er 2006 an das Natural History Museum (London) als Research Fellow for Science in Innovation der Darwin Initiative im UK Biodiversity Program der Royal Society of Science berufen, wo er zu Diversity of Life forschte.

Seit 2009 konzentrierte er sich auf die Zusammenhänge zwischen regenerativer Ökonomie, insbesondere zum Verhältnis von Finanzwirtschaft und Ökologie, um den Aufbau natürlicher und sozialer und kultureller Gemeingüter zu ermöglichen. Ein weiterer Schwerpunkt bildete der Fokus auf die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Wettbewerbsordnung, wozu er sich u. a. in der wissenschaftlichen Projektleitung der Forschungsgruppe Ethisch-Ökologisches Rating der Goethe-Universität Frankfurt a. M. engagierte.[5] Bis 2018 war er Vize Direktor des European Center for Sustainability Research ECS[6] der Zeppelin Universität, sowie bis 2019 Senior Fellow des Institute for Advanced Sustainability Studies. Unterstützt durch das World Future Council und Umwelt- und ökologische Landwirtschaftsverbände trug er den Terminus der regenerativen Landwirtschaft in die Breite des wissenschaftlichen Diskurses.

Als Vortragender[7][8] hat er mit Keynotes, Impuls- und Fachvorträgen auf Konferenzen, Tagungen und Veranstaltungen in wissenschaftlichen und universitären Einrichtungen sowie in Politik und Zivilgesellschaft international beigetragen.[9] Weiterhin initiierte er Tagungsveranstaltungen zu Themen um nachhaltige Entwicklung.[10][11][12]

Von 2013 bis 2017 arbeitete er als Sänger und Songwriter mit dem Musiker und Produzenten Nhoah im Rahmen des Musikprojektes Tangowerk zusammen u. a. mit dem Technobeat-Titel Alone With Ourselves.[13] Am Deutschen Schauspielhaus Hamburg stellte er in der Inszenierung von Christian Tschirner und Ron Zimmering des Hamburger Menetekel. Ein Futurologischer Kongress in der Figur Daniel Dahm den Prophet Daniel dar und rief zum Aufstand für eine lebensdienliche Welt auf.[14]

2024 benennt Table Media Daniel Dahm als einen der 10 wichtigsten Persönlichkeiten der ESG-Szene der Gesellschaft.[15]

Dahm ist

(Co-)Gründungen

Bearbeiten

Dahm ist Gründer und Mitgründer mehrerer zivilgesellschaftlicher Organisationen, Stiftungen und Unternehmen.

  • 2019 war er eines der frühen Mitglieder von Scientists for Future,[31] bis 2022 Mitglied dessen Fachkollegiums.
  • 2013 initiierte er zusammen mit der Messe Frankfurt Exhibition GmbH eine Messe für Design und nachhaltige Konsumgüter, die ecostyle in Frankfurt am Main, wo er bis 2015 Vorsitzender des Fachbeirats[32] war.
  • 2011 war er zusammen mit der Hamburg Messe und Congress Initiator, Mitgründer und Fachbeiratsvorsitzender[33] der ersten deutschsprachigen Messe für nachhaltige Konsumgüter, der goodgoods in Hamburg.
  • 2010 gründete er die United Sustainability Group,[34] eine auf zukunftsfähige Entwicklung und regenerative Ökonomie spezialisierte Unternehmensgruppe, die sich dem Aufbau von Kultur- und Naturpotentialen und einem nachhaltigen Transformationsprozess von (Finanz)Wirtschaft, Infrastrukturen und Regionen widmet. Im Mittelpunkt stehen Aufbau ökologischer und infrastruktureller Lebensgrundlagen, Ecosystem Restoration und Renaturierungsprozesse weltweit.
  • 2009 war er Gründungspartner der Desertec Foundation[35], die das gleichnamige internationale Wüstenstromvorhaben vertritt und in die Realisierung bringen will.
  • 2008 war er Gründungs- und bis 2010 Vorstandsmitglied des Ökosozialen Forum Deutschland e. V. (ÖSF), das 2013 mit dem Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) fusionierte.
  • 2007 war er zusammen mit Rainer Grießhammer, Wolfgang Sachs, Gerhard Scherhorn, Peter Hennicke, Sandra Maischberger und Axel Milberg sowie der Stifterin Claudia Langer, Gründungsmitglied und Kurator der utopia-Stiftung des gleichnamigen Internetportals Utopia.de für nachhaltigen Konsum.[36]
  • 2007 war er Gründungsmitglied und Beirat der amina-Foundation[37] in Berlin.
  • 2002 war er Mitgründer des IRIS e. V. International Research for Integral Systems, der die Cinema for Peace Gala im Rahmen der Berlinale begleitete und mit dem s.g. Peace Band[38] als Charity-Item Spenden sammelte. Unterstützer und Träger des Peace Band waren Schauspieler wie Christopher Lee, Dustin Hoffman, Roger Moore, Catherine Deneuve, Pierre Brice und Milla Jovovich.
  • 2011 übernahm er die Geschäftsführung der United Sustainability GmbH[39]

Auszeichnungen

Bearbeiten

Publikationen (Auswahl)

Bearbeiten
  • Regenerative economy: the embedding of circularity. In: Hinske, C.; Lehmann, H.; et al. (Ed.) (2022): The Impossibilities of the Circular Economy. Routledge. 2022.
  • mit Gerhard Scherhorn: Urbane Subsistenz. Die zweite Quelle des Wohlstands. Oekom, München (Erstaufl. 2008). 2. Auflage. 2021.
  • mit Günter Koch: Precursors of an Economics for the Anthropocene. In: Carrillo, F. J. u. Koch, G. (2021): Knowledge for the Anthropocene. A WCI strategic focus report. Mexico City. 2021.
  • The Sustainability Zeroline – a severe standard for a truly sustainable, a regenerative economy. In: Goydke, Tim u. Koch, Günter (2021): Economy for the Common Good. A Common Standard for a Pluralistic World? Studies in International Management, Politics and Economies No. 1. HSB. Bremen. 2021.
  • Den Neuanfang wagen – Vom Aufbruch in eine lebensdienliche Ökonomie. In: Lesen ohne Atomstrom (Hrsg.) (2021): Act Now! Reflexionen in existentiellen Zeiten. Hamburg.
  • Benchmark Nachhaltigkeit. Sustainability Zeroline. Das Maß für eine zukunftsfähige Ökonomie. Transcript, Bielefeld 2019.
  • Corporate Sustainable Restructuring CSR. Springer, München / Berlin 2015.
  • mit S. Bannas: The decline of the Fossil Age is the rise of distributive justice. In: International Development Policy Series. Graduate Institute of International Development Studies. Genf 2011.
  • Evolution von Digitalem Empowerment und virtuellen Netzwerken. Infrastrukturen einer zukunftsfähigen Ökonomie. In: H. Burda et al.: 2020 – Gedanken zur Zukunft des Internets. Essen 2010.
  • Prinzipien einer ökologisch sozialen Marktwirtschaft. Basispapier zu einer zukunftsfähigen Wirtschaftsordnung. Berlin 2009.
  • Daniel Dahm Declaration. Towards Sustainable Business Cultures. BMW Stiftung Herbert Quandt. Berlin 2009.
  • mit H.-P. Dürr, R. zur Lippe: Global Justice, Equality and World Domestic Policy – The Potsdam Manifesto. In: Global Marshall Plan Initiative: Towards a World in Balance. Hamburg 2007.
  • Zivile Keimzellen der Halbtagsgesellschaft – Potentiale Bürgerschaftlicher Einrichtungen. In: C. Stahmer, S. Hartard, A. Schaffer: Die Halbtagsgesellschaft. Nomos. Baden-Baden 2006.
  • Einfach leben in Lebendigkeit und Vielfalt – Grundlagen zukunftsfähiger Lebensstile. Pittenhardt 2006.
  • mit Hans-Peter Dürr, Rudolf zur Lippe: Potsdamer Manifest 2005 “We have to learn to think in a new way” & Potsdamer Denkschrift 2005. Oekom, Berlin / München 2005.
  • Ökonomie der Zivilgesellschaft. In: Zukünfte. Nr. 47. Berlin 2004.
  • Motivation & Engagement. In: Zukünfte. Nr. 48. Berlin 2004.
  • Gerechter Agrarhandel braucht einen gerechten und intelligenten Weltmarkt. In: Perspektiven für einen gerechten Agrarhandel – Konzepte, Konflikte, Kooperationen. Rehburg-Loccum 2003.
  • Zukunftsfähige Lebensstile – Städtische Subsistenz für mehr Lebensqualität. Dissertationsschrift. Köln 2003.
  • mit K. Merkle: Feiern und Fördern. In: H. J. Clement (Hrsg.): Szene Berlin. Ein Kulturlesebuch. Berlin 2003.
  • mit R. Fretschner, J. Hilbert, G. Scherhorn: Gemeinschaftsarbeit im Wohlfahrtsmix der Zukunft: unverzichtbar. In: G. Bosch et al. (Hrsg.): Zukunft der Dienstleistungsgesellschaft. Campus. Frankfurt a. M. 2002.
  • Westliche Werte in Afrika oder afrikanische Werte im Westen? In: Jenseits des Wachstums, Politische Ökologie. Nr. 66. München 2000.
Bearbeiten
Commons: Daniel Dahm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. drberndwiese.de (Memento vom 8. Februar 2015 im Internet Archive)
  2. Zukunftsfähige Lebensstile – Städtische Subsistenz für mehr Lebensqualität. PhD thesis. Webseite der Universität zu Köln; abgerufen am 4. März 2012.
  3. Urbane Subsistenz als Infrastruktur der Stadt @1@2Vorlage:Toter Link/www.uni-hohenheim.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. BMBF-Forschungsprojekt
  4. Potsdam Denkschrift. In: oekom.de. Abgerufen am 18. November 2023.
  5. Ethisch-Ökologisches Rating (Memento vom 26. August 2015 im Internet Archive)
  6. European Center for Sustainability Research ECS, Zeppelin University
  7. Ramsauer (Memento vom 13. Februar 2014 im Internet Archive)
  8. Speakers Academy
  9. Vorträge, Auswahl
  10. Transformation zu einer ethisch-ökologischen Ökonomie (PDF)@1@2Vorlage:Toter Link/www.postwachstum.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  11. Politik in der Wachstumsfalle (Memento vom 23. Oktober 2017 im Internet Archive). Abgerufen am 2. April 2024.
  12. Die Erde, die uns trägt. Bedingungen einer aufbauenden Agrarkultur.
  13. Alone With Ourselves
  14. https://hamburgermenetekel.jimdofree.com/aufführung-1/hamburger-zukunftsmusik/
  15. Top of the Table – Die entscheidenden Köpfe der ESG-Szene – Gesellschaft. Abgerufen am 3. September 2024.
  16. [1]
  17. [2]
  18. [3]
  19. [4]
  20. J. Daniel Dahm Councilor auf worldfuturecouncil.org.
  21. [5]
  22. [6]
  23. Daniel Dahm Beirat auf cocreation-foundation.org.
  24. Colloqui di Martina Franca
  25. [7]
  26. kooptierte Mitglieder (Memento vom 12. April 2019 im Internet Archive). Abgerufen am 2. April 2024.
  27. [8]
  28. German Association of The Club of Rome
  29. VÖÖ
  30. INES (Memento vom 11. Juni 2015 im Internet Archive)
  31. https://de.scientists4future.org/wp-content/uploads/sites/3/2020/12/S4F-Stellungnahme-2019-03-13de.pdf
  32. ecostyle 2014 Programm
  33. goodgoods-Flyer (PDF)
  34. United Sustainability
  35. Desertec Gründungspartner@1@2Vorlage:Toter Link/www.desertec.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  36. Maischberger-Kuttner-Dahm (Memento vom 19. Juni 2015 im Internet Archive)
  37. Amina-Foundation (Memento vom 16. März 2008 im Internet Archive)
  38. Peaceband Homepage (Memento vom 9. Januar 2016 im Internet Archive). Abgerufen am 2. April 2024.
  39. Imprint. In: United Sustainability. Abgerufen am 19. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  40. BMW Foundation Fellow for Responsible Leadership (Memento des Originals vom 3. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bmw-stiftung.de
  41. Darwin Initiative (PDF; 343 kB)
  42. bonn-conference.nrw.de (Memento des Originals vom 9. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bonn-conference.nrw.de (PDF; 116 kB)
  43. Aktivitäten: Forschungspreis (Memento vom 21. Juli 2004 im Internet Archive). In: voeoe.de.