Die Davidsbündler waren ein 1833 von Robert Schumann ins Leben gerufener teils realer, teils fiktiver Künstlerkreis lebender und verstorbener Künstler. Die Lebenden trafen sich regelmäßig im Leipziger Lokal Zum Arabischen Coffe Baum. Sie nannten sich im Gegensatz zu den Philistern, die in ihren Augen die Spießbürger darstellten, Davidsbündler. In der Tradition der in dieser Zeit sehr beliebten Geheimbünde trugen alle Mitglieder Phantasienamen. Vorbild waren sicherlich die Serapionsbrüder, der Berliner Freundeskreis des Schriftstellers E. T. A. Hoffmann.[1]

Erinnerungsblatt an Schumanns Besuche im Kaffeebaum

Der Name Davidsbündler erscheint bereits in Schumanns erstem musikalischen Essay Die Davidsbündler, den er im Dezember 1833 in Karl Herloßsohns Zeitschrift Der Komet herausgab. Der Erzähler fantasiert hier von einem „Papiergeschnitzel“, das von einem „scharfen, schiefnasigen Schwedenkopf“ aus dem Fenster geworfen wurde. Auf der Rückseite eines Blattes steht: „Finder! Zu Gutem und Großem bist du erkoren! Davidsbündler sollst Du werden, die Geheimnisse des Bundes der Welt übersetzen, d. i. des Bundes, der da todtschlagen soll die Philister, musikalische und sonstige! Hier weißt du alles – handle nun! Ordne jedoch keineswegs kleinstädtisch, sondern gib’s recht kraus und verrückt. / Meister Raro, Florestan, Eusebius, Friedrich, Bg., St., Hf., Knif, Balkentreter an St. Georg.“ Die Fortsetzung dieser „Davidsbündler“-Fantasien findet sich dann in der Neuen Zeitschrift für Musik (NZfM), die Schumann im April 1834 gründete.[2]

Robert Schumann, der bedeutendste Davidsbündler, nannte sich des Öfteren Jeanquirit oder Julius. Eine große Rolle spielten Schumanns fiktive Personifikationen Florestan und Eusebius.

Schutzpatron der Davidsbündler war der biblische David, der gekrönte Sänger und Besieger des riesenhaften Philisters Goliath. Nach einem fiktiven Ausspruch Florestans war es die Aufgabe der Davidsbündler, dass sie „todtschlagen sollen die Philister, musikalische wie sonstige“. Sie verfolgten das Ziel, sich von alten, konservativen Standpunkten abzuwenden und für die künstlerischen Formen der Musik und Kunst neue Wege zu eröffnen.

Auch Personen, die an den Veranstaltungen der Davidsbündler nie teilnahmen, wurden von Schumann einbezogen und mit Phantasienamen bedacht, zum Beispiel

Schumann rechnete zudem bedeutende Komponisten der Vergangenheit zu den Davidsbündlern, so Ludwig van Beethoven und Franz Schubert. 1836 schrieb er in einem Brief an Heinrich Dorn:

„Der Davidsbund ist nur ein geistiger, romantischer … Mozart war ein ebenso großer Bündler, als es jetzt Berlioz ist.“

Robert Schumann

Der Bund und seine Mitglieder haben in Schumanns Werken immer wieder eine Rolle gespielt, beispielsweise in den Davidsbündlertänzen op. 6, im Carnaval op. 9 und in der Klaviersonate fis-Moll op. 11.

Literatur

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  • Bernhard Appel: Schumanns Davidsbund. Geistes- und sozialgeschichtliche Voraussetzungen einer romantischen Idee. In: Archiv für Musikwissenschaft 1981, 38. Jahrg., H. 1. S. 1–23.
  • F. Gustav Jansen: Die Davidsbündler. Aus Robert Schumanns Sturm- und Drangperiode. Leipzig 1883, im archive.org. Reproduktion: Sändig, Vaduz 1992, ISBN 3-500-27410-2.
  • Arnfried Edler: Robert Schumann und seine Zeit. 3., überarb. u. erw. Aufl. Laaber 2008, S. 82–87.
  • Monika Schmitz-Emans: Der Davidsbund als literarische Fiktion. In: Eine neue poetische Zeit. 175 Jahre Neue Zeitschrift für Musik. Bericht über das Symposion am 2. und 3. April 2009 in Düsseldorf. Hrsg. von Michael Beiche und Armin Koch, Mainz 2013 (Schumann Forschungen 14), S. 308–330.
  • Bernd Sponheuer: Die Gründungstexte von Schumanns Davidsbündler-Projekt: 1. Teil: Schumanns Erstlingsrezension über Chopins op. 2. In: Archiv für Musikwissenschaft 2017, 74. Jahrg., H. 1., S. 2–39.
  • Bernd Sponheuer: Die Gründungstexte von Schumanns Davidsbündler-Projekt: 2. Teil: Schumanns Aufsatz „Die Davidsbündler“. In: Archiv für Musikwissenschaft 2018, 75. Jahrg., H. 1., S. 29–60.

Einzelnachweise

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  1. John Daverio: Robert Schumann: Herald of a “New Poetic Age”. Oxford University Press, 1997.
  2. Martin Geck: Robert Schumann: Mensch und Musiker der Romantik. Siedler Verlag, 2010.