Der Lichtblick

deutsche Gefangenenzeitung

Der Lichtblick (Eigenschreibweise: der lichtblick) ist die am längsten durchgängig herausgegebene deutsche Gefangenenzeitschrift[1] und wird seit 1968 in der Justizvollzugsanstalt Tegel in Berlin von Gefangenen in Eigenverantwortlichkeit erstellt.[2][3] Deutschlandweit ist der lichtblick die einzige unabhängige und unzensierte Gefangenenzeitschrift.

der lichtblick

Logo der Gefangenenzeitschrift der lichtblick
Beschreibung Gefangenenzeitschrift
Fachgebiet Strafvollzug
Sprache Deutsch
Hauptsitz Berlin
Erstausgabe 1968
Erscheinungsweise vierteljährlich
Verkaufte Auflage 7.500 Exemplare
Reichweite 0,06 Mio. Leser
Chefredakteur Adrian Uhlig
Weblink lichtblick-redaktion.de
ZDB 2717719-1

Mit einer Auflage von 7500 Exemplaren ist der lichtblick mit Stand 2023 das auflagenstärkste Zeitschrift seiner Art.[4] 2018 gab es 4300 Abonnenten, darunter aus den USA, Südafrika und Australien.[5]

Der Bezug der Zeitschrift ist kostenlos, wird von Lesern jedoch des Öfteren mit einer Geld- oder Briefmarkenspende honoriert. Thematisch bewegt sich die Redaktion hauptsächlich im Bereich des Strafvollzuges erwachsener Männer und erörtert auf regionaler und bundesweiter Ebene Probleme, Missstände und Neuerungen in den Anstalten sowie in der Strafvollzugsgesetzgebung.

Geschichte und Entwicklung

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Seit den späten 1950er Jahren gab es Bestrebungen, eine Gefangenenzeitung im Berliner Vollzug einzuführen. Verwirklicht wurde dies jedoch erst am 25. Oktober 1968, als die auf Betreiben des damaligen leitenden Regierungsdirektors Wilhelm Glaubrecht ins Leben gerufene Zeitung der lichtblick erstmals erschien.[6] Zu diesem Zeitpunkt gab es noch zwei weitere Gefangenenzeitungen in Deutschland, doch nur der lichtblick wurde nach presserechtlichen Regeln durch Gefangene redigiert. Der Leitgedanke war von Anfang an, eine Zeitung von Gefangenen für Gefangene zu erstellen und jeglichen inhaltlichen Einfluss durch die Anstaltsleitung fernzuhalten. Gewollt war auch eine Auflockerung des Verhältnisses zwischen Justizvollzugsbeamten und Inhaftierten durch selbstständige, aber sachliche Berichterstattung. Das erarbeitete erste Statut stellt ein bis auf den heutigen Tag gültiges Novum in Sachen Zusammenarbeit und Vertrauen zwischen Anstaltsleitung und Inhaftierten dar.

Seit der Gründung 1968 verfassten hunderte innerhalb sowie außerhalb von Gefängnismauern befindliche Personen Texte für die Zeitung der lichtblick. Die personelle Zusammensetzung der Redaktion befindet sich durch Haftentlassungen von Redakteuren und die folgende Neubesetzung im stetigen Wandel. Gleichbleibend ist das tradierte Format, die Thematik und das Erscheinen der Zeitschrift an sich. Sowohl Gestaltung und Umfang der Zeitschrift als auch die Höhe und Frequenz der Auflage wurde mit den Jahren immer wieder aktualisiert und angepasst. Seit Gründung ist die Zeitung lückenlos veröffentlicht worden, mit Ausnahme im Jahr 2022, was sich seit 2014 anhand eines digital erstellten Archivs nachvollziehen lässt.

Die Gefangenzeitung wurde unterstützt durch den Förderverein Lichtblick e. V.[7][8]

Redaktion

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Verantwortlicher Chefredakteur 2012/2013[9] war der stadtbekannte ehemalige Hausbesetzer und Bankräuber Dieter Wurm.[10][11][12][13]

Im März 2018 arbeitete die vierköpfige Redaktion in der ehemaligen Drei-Mann-Zelle Nummer 117 mit moderner Büro- und Computertechnik. Da sie allerdings keinen Internetanschluss haben darf, ist sie bei Recherchen auf Freunde und Bekannte außerhalb des Strafvollzugs angewiesen.[5][14]

Im November 2018 bildeten fünf Gefangene die Redaktion. Sie können über einen redaktionseigenen Telefon- und Internetanschluss unbeschränkt mit der Außenwelt kommunizieren. Mit Hilfe von sogenannten Läuferausweisen kann die Redaktion sich im Gefängnis frei bewegen und hat so Zugang zu fast allen Insassen. Eine Zensur findet nicht statt. Auch die Anstaltsleitung erhält die Zeitung erst nach dem Druck.[15]

Am 31. August 2022 wurden die Redaktionsräume durchsucht und sämtliche Rechner durch die Polizei beschlagnahmt. Die damals nur aus zwei Häftlingen bestehende Redaktion wurde aufgelöst. Dem damals verantwortlichen Redakteur wird vorgeworfen, er habe mithilfe der Rechner betrügerische Geschäfte gemacht.[16] Seit Dezember 2022 werden die Häftlinge in einem durch die taz Panter-Stiftung finanzierten journalistischen Projekt durch wöchentliche Workshops beim Aufbau einer neuen fünfköpfigen Lichtblick-Redaktion unterstützt.[17][18]

Im Mai 2023 erschien eine neue Ausgabe, welche von der neue Redaktion herausgegeben wurde.[19]

Seit dem 7. Juli 2023 hat die Lichtblick-Redaktion eine neue Internetpräsenz.[20] Sie ist nunmehr auch bei X (Twitter) zu finden.[21]

Verantwortlicher im Sinne des Presserechts ist Adrian Uhlig.

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Einzelnachweise

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  1. Gefangenenzeitungen (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)
  2. Jutta Schütz/dpa/vet: In Berlin machen Häftlinge eine Gefangenenzeitung. In: Spiegel Online. 28. Dezember 2013, abgerufen am 31. Juli 2023.
  3. Entstehung (Memento vom 4. März 2019 im Internet Archive), auf lichtblick-zeitung.de
  4. Laura Hertreiter: Gefangenenzeitung „Lichtblick“: Unzensiert im Knast. In: Süddeutsche Zeitung. 27. Februar 2014, abgerufen am 24. März 2024.
  5. a b Rolf Kremming: Hinter Berliner Gittern/Der Lichtblick aus Zelle 117 in Berliner Kurier vom 4. März 2018, S. 17
  6. Sabine Beikler: Berlin: Ein Lichtblick für Häftlinge: Knastzeitung wird 40 Jahre alt. In: Der Tagesspiegel. 23. Oktober 2008, abgerufen am 24. März 2024.
  7. Förderverein Lichtblick e.V. (Memento vom 11. Februar 2015 im Internet Archive)
  8. Förderverein für Knastzeitschrift. taz.de, 22. März 2001, abgerufen am 6. August 2023.
  9. @1@2Vorlage:Toter Link/www.lichtblick-zeitung.deImpressum (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven), auf lichtblick-zeitung.de
  10. M. Kiewel und C. Weingärtner: Dieter Wurm: Bus-Entführer berichtet von seinem Leben im Gefängnis. In: bild.de. 12. April 2013, abgerufen am 31. Juli 2023.
  11. Plutonia Plarre: Von der Menschlichkeit hinter dicken Mauern. In: taz.de. 5. Januar 2013, abgerufen am 31. Juli 2023.
  12. Unzensiertes aus dem Knacki-Leben (Memento vom 15. März 2016 im Internet Archive), auf news.de
  13. Ein Ausbruch hinter Gittern (Memento vom 15. März 2016 im Internet Archive), auf 20zwoelf.de
  14. Jan Schilling: deutschlandfunk.de. deutschlandfunk.de, 21. Dezember 2017, abgerufen am 6. August 2023.
  15. Plutonia Plarre: Strafvollzug Berlin : 50 Jahre „Lichtblick“. In: Die Tageszeitung: taz. 7. November 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 30. November 2018]).
  16. Justizsenatorin sichert Unterstützung zu: Berlins Gefangenenzeitung „Lichtblick“ soll weiter machen können. tagesspiegel.de, 5. Oktober 2022, abgerufen am 6. August 2023.
  17. Plutonia Plarre: taz hinter Gittern. In: wochentaz. 1. April 2023, S. 47–49 (taz.de).
  18. Marion van der Kraats: Neustart für Deutschlands älteste Gefangenenzeitung | Die Stimme aus dem Knast: Diese vier Männer machen Zeitung hinter Gittern. berliner-kurier.de, 30. Juli 2023, abgerufen am 6. August 2023.
  19. Gefangenenzeitung "Lichtblick" wieder mit neuer Ausgabe. In: rbb24.de. 12. Juni 2023, abgerufen am 6. August 2023.
  20. Website der Gefangenenzeitung, abgerufen am 6. August 2023
  21. red_lichtblick, auf twitter.com