Die Rallye Deutschland ist eine Motorsport-Veranstaltung, die vom ADAC ausgerichtet wird. 2001 wurde die Rallye Deutschland mit der Hunsrück-Rallye zusammengelegt. Ab der WRC-Saison 2002 gehörte sie bis 2019 zu den jährlich stattfindenden Läufen der FIA Rallye-Weltmeisterschaft.

Sonderprüfung 2007 bei Thomm, nahe Trier

Geschichte

Bearbeiten

Die erste Deutschland-Rallye wurde 1982 ausgetragen, Startort war damals Frankfurt am Main. Später waren auch Mainz, Koblenz, St. Wendel und Adenau Austragungsorte. Trier ist seit 2000 offizieller Start- und Zielort. Seit dem Jahr 2002 gehörte die Rallye zum Programm der Rallye-Weltmeisterschaft. 2009 fand sie, bedingt durch das in dem Jahr angewandte Rotationsverfahren der FIA, nicht statt.

Erste Sieger waren der deutsche Rallyefahrer Erwin Weber und Beifahrer Matthias Berg mit einem Opel Ascona 400. 1983 folgte ihm Walter Röhrl mit Beifahrer Christian Geistdörfer auf einem Lancia Rally 037. Als erste und bisher einzige Frau konnte Michèle Mouton mit Beifahrer Terry Harryman die Rallye 1986 gewinnen. In diesem Jahr gewann sie auch mit dem Peugeot 205 T16 die Deutsche Rallye-Meisterschaft. 1997 konnte Dieter Depping seinen dritten Sieg bei der Rallye Deutschland einfahren und ist nach Sébastien Loeb, der die Rallye achtmal in Folge gewinnen konnte, zweithäufigster Sieger.[1] 2011 konnte Sébastien Ogier die Siegesserie von Loeb beenden und war somit der zweite Fahrer, der die Rallye Deutschland als Weltmeisterschaftslauf gewinnen konnte.

Streckencharakter

Bearbeiten
 
Zuschauer an der WP Panzerplatte
 
Hinkelstein, (Unfallstelle Solberg 2004)
 
Start 2004 Truppenübungsplatz Baumholder, Katamjit Singh / Allen Oh, Proton Pert Evo 7 von Co-ordSport aufgebaut, Gruppe N
 
Marcus Grönholm während Circus Maximus durch Trier, 2007

Die unterschiedliche Streckenführung macht sie zu einer „drei in eins“ Rallye. Nach dem so genannten Shakedown und traditionellen Showstart vor der Porta Nigra am Donnerstag findet die erste Etappe am Freitag in den Weinbergen statt. Die Kurse zeichnen sich durch kurze, schnelle Geraden gefolgt von scharfen Abzweigen und Spitzkehren in Hanglage aus.

Mit Beginn des zweiten Tages verlagert sich die Streckenführung weiter nach Süden auf den Truppenübungsplatz Baumholder. Hier steht insbesondere die Wertungsprüfung „Panzerplatte“ mit der Sprungkuppe „Gina“ auf dem Plan. Das Profil dieses Tages ist geprägt von mittelschnellen Strecken auf einem Gemisch von Asphalt und Betonplatten. An zahlreichen Stellen säumen sogenannte „Hinkelsteine“ die Fahrstrecke. Ursprünglich als Streckenbegrenzung für Militärfahrzeuge gedacht, stellen sie während der Rallye ein gefährliches Hindernis dar, so dass Fahrfehler schnell zu Unfällen und damit auch zu Ausfällen führen können.

Die dritte Etappe bestand hauptsächlich aus schnellen Prüfungen auf den Landstraßen der Region rund um St. Wendel. In den letzten Jahren wurden die Wertungsprüfungen des dritten Tages in die Nähe von Trier in die Weinberge an der Mosel gelegt. Den Abschluss der Veranstaltung bildet die Siegerehrung vor der Porta Nigra am Sonntagmittag bzw. -nachmittag. Neben der wechselnden Streckencharakteristik stellt das Wetter eine weitere Herausforderung dar.

Seit 2007 findet am Sonntag eine Super Special in Trier statt. Sie trägt den Namen „Circus Maximus“. Hier müssen die Teilnehmer drei Runden lang in 3er-Gruppen eine ca. 3 km lange Strecke durch enge Gassen in der Trierer Innenstadt bewältigen. Vor 2007 wurde die Super Special durch St. Wendel gefahren.

Organisation

Bearbeiten

Das Rallyezentrum befindet sich regelmäßig in Trier.

Der Servicepark war im Jahre 2001 an jedem Tag an einem anderen Ort (erster Tag in Trier, zweiter Tag im Lager Aulenbach in Baumholder und am dritten Tag am Ufer des Bostalsees in der Gemeinde Nohfelden im Saarland), im Jahre 2002 nur noch an zwei Orten (in Trier und am Bostalsee), von 2003 bis 2006 am Bostalsee auf einem Gelände, das sich vor allem bei Schlechtwetter und wegen schmaler Zufahrtsstraßen als problematisch erwies, zu finden. Seit 2007 ist er wieder in Trier untergebracht.

Der Parc Fermé ist, mit einer Ausnahme 2004, auf dem Trierer Viehmarkt eingerichtet.

Zuschauer

Bearbeiten

In den vergangenen Jahren wies die Rallye regelmäßig weit mehr als 200.000 Zuschauerbewegungen auf. Die Bewältigung der Zuschauerströme ist eine der jährlich erneut aufwändigsten organisatorischen Herausforderungen an den Veranstalter.

Nahe dem Parc Fermé auf dem Trierer Viehmarkt können die Fans den Abend beispielsweise beim alljährlichen Brauerfest ausklingen lassen. 2006 bot sich darüber hinaus während des gesamten Rallyewochenendes die Chance am Römerfestival „Brot und Spiele“ teilzunehmen.

Im Veranstaltungskalender zur Rallye-Weltmeisterschaft zeichnet sich die Rallye Deutschland durch ein aufwändiges Umweltmanagement aus. Bereits in den Genehmigungsverfahren werden vom Veranstalter vor allem Belange des Naturschutzrechtes (es sind auch Schutzgebiete betroffen) und des Wasserrechtes (der Servicepark liegt z. B. im Wasserschutzgebiet) geprüft und den Genehmigungsbehörden geeignete Managementkonzepte unterbreitet. Während der Veranstaltung selbst greifen Umweltmanagementmaßnahmen im Veranstalter-, Zuschauer- und Teilnehmerbereich.

Drei Umweltbeauftragte (ein Physiker, ein Agraringenieur und Naturschützer sowie ein Geologe) managen seit der Rallye 2002 die Umweltbelange von der Beratung bei der Zuschauerlenkung in ökologisch sensiblen Bereichen bis zu den naturschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren und der Überwachung vor Ort vor allem im Zuschauerbereich. Zusätzlich wurde 2006/2007 die Koordination Motorsport/Umweltaspekte/Naturschutz durch eine an der FH Trier vergebene Diplomarbeit unterstützt.

Gesamtsieger

Bearbeiten
Jahr Rallye Gesamtsieger Fahrzeug
Fahrer Beifahrer
19821 01. ADAC Rallye Deutschland Deutschland  Erwin Weber Deutschland  Matthias Berg Opel Ascona 400
19831 02. ADAC Rallye Deutschland Deutschland  Walter Röhrl Deutschland  Christian Geistdörfer Lancia Rally 037
19841 03. ADAC Rallye Deutschland Finnland  Hannu Mikkola Deutschland  Christian Geistdörfer Audi Sport Quattro
19851 04. ADAC Rallye Deutschland Schweden  Kalle Grundel Deutschland  Peter Diekmann Peugeot 205 T16
19861 05. ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Michèle Mouton Vereinigtes Konigreich  Terry Harryman Peugeot 205 T16
19871 06. ADAC Rallye Deutschland Deutschland  Jochi Kleint Deutschland  Manfred Hiemer VW Golf GTI 16V
19881 07. ADAC Rallye Deutschland Belgien  Robert Droogmans Belgien  Ronny Joosten Ford Sierra Cosworth
19891 08. ADAC Rallye Deutschland Belgien  Patrick Snijers Belgien  Dany Colebunders Toyota Celica 4WD
19901 09. ADAC Rallye Deutschland Belgien  Robert Droogmans Belgien  Ronny Joosten Lancia Delta Integrale
19911 10. ADAC Rallye Deutschland Italien  Piero Liatti Italien  Luciano Tedeschini Lancia Delta Integrale
19921 11. ADAC Rallye Deutschland Deutschland  Erwin Weber Deutschland  Manfred Hiemer Mitsubishi Galant VR4
19931 12. ADAC Rallye Deutschland Belgien  Patrick Snijers Belgien  Dany Colebunders Ford Escort Cosworth
19941 13. ADAC Rallye Deutschland Deutschland  Dieter Depping Deutschland  Peter Thul Ford Escort Cosworth
19951 14. ADAC Rallye Deutschland Italien  Enrico Bertone Italien  Max Chiapponi Toyota Celica 4WD
19961 15. ADAC Rallye Deutschland Deutschland  Dieter Depping Deutschland  Fred Berssen Ford Escort Cosworth
19971 16. ADAC Rallye Deutschland Deutschland  Dieter Depping Deutschland  Dieter Hawranke Ford Escort Cosworth
19981 17. ADAC Rallye Deutschland Deutschland  Matthias Kahle Deutschland  Dieter Schneppenheim Toyota Corolla WRC
19991 18. ADAC Rallye Deutschland Deutschland  Armin Kremer Deutschland  Fred Berssen Subaru Impreza WRC
20001 19. ADAC Rallye Deutschland Danemark  Henrik Lundgaard Danemark  Jens Christian Anker Toyota Corolla WRC
20011 20. ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Philippe Bugalski Frankreich  Jean-Paul Chiaroni Citroën Xsara WRC
2002 21. ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Sébastien Loeb Monaco  Daniel Elena Citroën Xsara WRC
2003 22. ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Sébastien Loeb Monaco  Daniel Elena Citroën Xsara WRC
2004 23. OMV ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Sébastien Loeb Monaco  Daniel Elena Citroën Xsara WRC
2005 24. OMV ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Sébastien Loeb Monaco  Daniel Elena Citroën Xsara WRC
2006 25. OMV ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Sébastien Loeb Monaco  Daniel Elena Citroën Xsara WRC
2007 26. ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Sébastien Loeb Monaco  Daniel Elena Citroën C4 WRC
2008 27. ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Sébastien Loeb Monaco  Daniel Elena Citroën C4 WRC
2009 keine Rallye Deutschland
2010 28. ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Sébastien Loeb Monaco  Daniel Elena Citroën C4 WRC
2011 29. ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Sébastien Ogier Frankreich  Julien Ingrassia Citroën DS3 WRC
2012 30. ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Sébastien Loeb Monaco  Daniel Elena Citroën DS3 WRC
2013 31. ADAC Rallye Deutschland Spanien  Daniel Sordo Spanien  Carlos del Barrio Citroën DS3 WRC
2014 32. ADAC Rallye Deutschland Belgien  Thierry Neuville Belgien  Nicolas Gilsoul Hyundai i20 WRC
2015 33. ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Sébastien Ogier Frankreich  Julien Ingrassia VW Polo R WRC
2016 34. ADAC Rallye Deutschland Frankreich  Sébastien Ogier Frankreich  Julien Ingrassia VW Polo R WRC
2017 35. ADAC Rallye Deutschland Estland  Ott Tänak Estland  Martin Järveoja Ford Fiesta RS WRC
2018 36. ADAC Rallye Deutschland Estland  Ott Tänak Estland  Martin Järveoja Toyota Yaris WRC
2019 37. ADAC Rallye Deutschland Estland  Ott Tänak Estland  Martin Järveoja Toyota Yaris WRC

1 Kein WM-Status

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. ADAC Rallye Deutschland 23. - 26. August 2012. ADAC, 6. Juli 2012, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 3. August 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/www.adac.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
Bearbeiten
Commons: Rallye Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien