Eginhard und Emma

literarisches mittelalterliches Liebespaar und Sage über das Liebespaar

Eginhard und Emma ist ein fiktives mittelalterliches Liebespaar aus der Zeit Karls des Großen und eine Sage über dieses Liebespaar. Mit Eginhard wird in der Sage der fränkische Gelehrte Einhard bezeichnet und mit Emma dessen Frau Imma.

Emma trägt Eginhard durch den Schnee, Buchillustration nach einem Gemälde von G. L. P. Saint-Ange

Handlung

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Der Sage nach war Emma eine Tochter Karls des Großen. Sie war mit dem griechischen König verlobt, liebte aber heimlich Eginhard, Karls Schreiber. Als Eginhard einmal heimlich Emma bei Nacht besuchte und bei Tagesanbruch zurückgehen wollte, sah er, dass über Nacht Schnee gefallen war. Damit er mit seinen Stiefeln keine verdächtigen Spuren im Schnee hinterließ, trug Emma ihn über den Hof der Pfalz. Dabei wurden sie jedoch von Karl beobachtet, der an diesem Tag früh aufgestanden war.

Eginhard war sich klar darüber, dass diese Beziehung Karl nicht lange verborgen bleiben konnte. Er bat Karl daher um seine Entlassung. Karl berief eine Ratsversammlung ein und äußerte seine Bestürzung, von seiner Tochter und seinem Schreiber hintergangen worden zu sein. Er bat die Räte um ihr Urteil, wie er vorgehen sollte. Die einen forderten eine strenge Bestrafung, andere rieten zur Milde. Karl entschloss sich, den beiden ihren jugendlichen Leichtsinn zu verzeihen und Eginhard seine Tochter zur Frau zu geben.

Nach Karls Tod überließ sein Sohn Ludwig der Fromme den beiden 815 die Besitzungen Michelstadt und Mühlheim, das heutige Seligenstadt.[1]

Varianten

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Nach einigen vom obigen Verlauf abweichenden Fassungen der Sage verweist Karl die beiden vom Hof. Eginhard und Emma finden Unterschlupf in einer verlassenen Hütte im Wald. Nach ein paar Jahren kommt Karl auf der Jagd zu der Hütte, versöhnt sich mit dem Paar und nimmt sie wieder bei Hofe auf.[2]

In einer Variante, die den Namen Seligenstadt erklären soll, wird das verbannte Liebespaar von Karl in dieser Stadt wiedergefunden. Daraufhin soll Karl gesagt haben: „Selig sei die Stadt genannt, da ich meine Tochter Emma wiederfand.“ Eine andere Variante führt den Namen dagegen darauf zurück, dass Eginhard bei der Beerdigung seiner Frau gesagt haben soll: „Selig sei die Statt, wo du ruhest.“[3]

In einer weiteren Variante wird der Name der Emmaburg in der Nähe von Aachen darauf zurückgeführt, dass Eginhard nach der Rückkehr an den Hof an der Stelle der Hütte, in der er mehrere Jahre mit Emma gelebt hatte, ein Jagdschloss bauen ließ und es nach seiner Frau Emmaburg benannte.[2]

Überlieferung

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Die Sage von Eginhard und Emma ist im Chronicon laurishamense, der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Chronik des Klosters Lorsch, überliefert.[1] Von dort haben die Brüder Grimm sie in ihre Deutschen Sagen aufgenommen.[4]

Unter anderem ist die Sage auch in folgenden Sammlungen enthalten:

Historischer Hintergrund

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Einhard, Schreiber und Hofbiograph Karls des Großen und Verfasser der Vita Karoli Magni, war zwar mit einer Frau namens Imma verheiratet, die aber keine Tochter Karls des Großen war. Einhard erbaute in Michelstadt die Einhardsbasilika und gründete in Seligenstadt das Kloster Seligenstadt. Er und seine Frau Imma sind dort in der ehemaligen Klosterkirche St. Marcellinus und Petrus beigesetzt. Das Kloster Lorsch erbte 840 Einhards Besitzungen in Michelstadt.

Der Historiker Otto Abel gibt im Anhang seiner Übersetzung von Einhards Vita Karoli Magni die Sage wieder und führte sie auf ihren historischen Kern zurück. So war Rotrud, die älteste Tochter Karls aus seiner Ehe mit Hildegard, mit dem byzantinischen Kaiser Konstantin VI. verlobt. Ihre jüngere Schwester Bertha, die 814 vom Hof verwiesen wurde, hatte eine außereheliche Beziehung mit dem Hofgeistlichen Angilbert, aus der die Kinder Hartnid und Nithard hervorgingen. Da Angilbert bei Hofe eine ähnlich bedeutende Stellung wie Einhard hatte, sei die Verwechslung der beiden und die daraus resultierende Bezeichnung von Einhards Frau Imma als Tochter Karls nachvollziehbar. Die Szene mit dem durch den Schnee getragenen Geliebten findet sich auch schon im frühen 12. Jahrhundert in einer Chronik des Wilhelm von Malmesbury, in der sie sich auf die Beziehung einer Schwester des Kaisers Heinrich III. zu einem Geistlichen bezieht.[5]

Weiterverarbeitung

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Bild aus der Bildergeschichte von Wilhelm Busch

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Literatur

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  • Heinrich May: Die Behandlungen der Sage von Eginhard und Emma. Verlag Alexander Duncker, Berlin 1900 (Online).
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Wikisource: Eginhart und Emma – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. a b Karl Josef Minst: Vermerk 19 - Über Michelstadt. In: Lorscher Codex - Deutsch. Verlag Laurissa, 1966, S. 75–77 (uni-heidelberg.de).
  2. a b c Joseph Müller: Emma und Eginhard. In: Aachens Sagen und Legenden. Verlag J. A. Mayer, Aachen 1858, S. 52–67 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  3. a b Ludwig Bechstein: Eginhart und Emma. In: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 51–52 (online bei Zeno.org.).
  4. Eginhart und Emma. In: Brüder Grimm (Hrsg.): Deutsche Sagen. Band 2. Nicolai, Berlin 1818, S. 125–128 (Wikisource).
  5. Otto Abel: Einhard und Imma. In: Kaiser Karls Leben von Einhard. Wilhelm Besser's Verlagsbuchhandlung, Berlin 1850, S. 56–62 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).