Endenburg (Steinen)
Endenburg ist seit 1974 ein Ortsteil der Gemeinde Steinen im baden-württembergischen Landkreis Lörrach. Mit über 10 Quadratkilometern ist der Ortsteil flächenmäßig der größte Steinens und der am nördlichsten gelegene innerhalb des Gemeindegebietes.
Endenburg Gemeinde Steinen
| |
---|---|
Koordinaten: | 47° 43′ N, 7° 44′ O |
Höhe: | 620 (550–987) m ü. NHN |
Fläche: | 10,64 km² |
Einwohner: | 409 (2012)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 38 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Oktober 1974 |
Postleitzahl: | 79585 |
Vorwahl: | 07629 |
Lage der Gemarkung Endenburg in der Gemeinde Steinen
|
Lage
BearbeitenDer Ortsteil liegt auf der Südseite der Wasserscheide von Wiese und Kander. Er grenzt im Westen an die Stadt Kandern, im Norden an die Gemeinde Malsburg-Marzell und im Osten an Ortsteile der Gemeinde Kleines Wiesental (Wies, Sallneck). Im Süden sind die Steinener Ortsteile Schlächtenhaus und Weitenau die Nachbarn.
Innerhalb des Ortsteils gibt es beachtliche Höhenunterschiede (550 bis 987 m). Höchste Erhebung ist der Schlöttleberg. Auf dem östlich benachbarten 963 Meter hohen Hohfelsen steht seit 2019 ein Mobilfunk-Sendemast.[2]
Der Höllbach (=Oberlauf des Steinenbachs) durchfließt den Ortsteil in Nord-Süd-Richtung.
Bestandteile
BearbeitenNeben dem eigentlichen Dorf Endenburg besteht der Ortsteil aus den Dörfern Kirchhausen[3] und Lehnacker[4], dem Zinken Stelle[5], den Höfen Auhof[6] und Schrohmühle[7] und dem Haus am Stalten.[8]
Auf das insgesamt 1063 Hektar umfassende Gebiet entfallen 672 Hektar für das Dorf Endenburg selbst, 286 Hektar auf Kirchhausen und 104 Hektar auf Lehnacker.
Geschichte
BearbeitenVom Ursprung bis zur Neuzeit
BearbeitenDie erste urkundliche Erwähnung (Entenburch) datiert von 1275. Mit Urkunde vom 5. Februar 1367 übertrug Graf Egon von Freiburg alle seine Rechte in Endenburg auf Markgraf Otto von Hachberg-Sausenberg.[9] Zuvor war Endenburg ein an Berschman von Hertenberg vergebenes Mannlehen. Allerdings hatten die Markgrafen noch nicht alle Rechte in Endenburg. 1372 kommt es zu einem Schiedsurteil in einem Abgabenstreit zwischen Markgraf Otto und einem Peterman von Heidegke. Seit 1387 gehörte das Dorf völlig den Markgrafen von Hachberg-Sausenberg und teilte das Schicksal der Markgrafschaft, die beim Aussterben des Hauses Hachberg-Sausenberg um 1503 an das Haus Baden kam und bei dessen Erbteilung 1515 zur Markgrafschaft Baden-Durlach. Als Teil deren Landgrafschaft Sausenberg gehörte der Ort bis 1809 zur Vogtei Tegernau. 1809 wurde Endenburg dem Amt Kandern und 1819 dem Amt Schopfheim zugeordnet. Seit 1936 ist der Ort Teil des Landkreises Lörrach.
Eingemeindung
BearbeitenIm Zuge der Gemeindereform, die das Land Baden-Württemberg 1967 einleitete, fanden auch in den Gemeinden des Weitenauer Berglandes Diskussionen statt, ob ein Anschluss an die Gemeinde Steinen auf freiwilliger Basis angestrebt werden sollte. Weitenau machte diesen Schritt bereits mit Wirkung vom 1. Januar 1974, Endenburg folgte per 1. Oktober 1974, nachdem die Eingliederungsvereinbarung bereits am 30. Mai 1974 geschlossen wurde.[10] Die übrigen Ortsteile der heutigen Gemeinde Steinen wurden durch Gesetz vom 9. Juli 1974 per 1. Januar 1975 zwangsweise zur neuen Gesamtgemeinde Steinen zusammengeschlossen.[11][12]
Bevölkerung
BearbeitenEinwohnerentwicklung
BearbeitenDie Zahl der Einwohner Endenburg entwickelte sich wie folgt:[13][14]
|
|
Religion
BearbeitenDer Ort ist aufgrund seiner historischen Zugehörigkeit zur Markgrafschaft Baden-Durlach überwiegend evangelisch und gehört zur Kirchengemeinde Vorderes Kleines Wiesental, hat aber eine eigene Kirche.[15]
Für die Katholiken ist die Pfarrgemeinde Steinen-Höllstein-Maulburg-Schopfheim zuständig.
Die Zugehörigkeit zu den Religionsgemeinschaften verteilte sich in der Vergangenheit wie folgt:[16][17]
Religionszugehörigkeit in Weitenau | |||
---|---|---|---|
Jahr | Religion | ||
evangelisch | katholisch | sonstige | |
1858 | 99,8 % | 0,2 % | 0 % |
1925 | 97,9 % | 2,1 % | 0 % |
1950 | 94,9 % | 4,5 % | 0,6 % |
1961 | 94,7 % | 4,7 % | 0,6 % |
1970 | 93,8 % | 4,5 % | 1,8 % |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenEvangelische Germanuskirche
BearbeitenDie heutige evangelische Kirche in Endenburg wurde im 17. oder 18. Jahrhundert erbaut; ihr Ursprung ist urkundlich bis zum 14. Jahrhundert gesichert. Die Kirche liegt am Nordrand des Besiedlungsgebietes. Der Bau, der aus einer einfachen Saalkirche mit aufgesetztem Dachreiter besteht, steht neben dem Friedhof des Ortes. Die Glocken des Gotteshauses stammen von 1828, die Orgel aus dem Jahr 1899.
Bauernhausmuseum Schneiderhof
BearbeitenDer Schneiderhof[18] in Kirchhausen-Endenburg wurde 1696 als typisches Schwarzwaldhaus erbaut und ist in seiner Ursprünglichkeit bis heute fast unverändert. Nach dem Tod der letzten Bewirtschafterin, Berta Schneider, übernahm 1987 der gemeinnützige Verein zur Erhaltung des Schneiderhofes in Kirchhausen e. V. den Schneiderhof und restaurierte ihn in den neun folgenden Jahren. Das Landesdenkmalamt stufte den Hof als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung, an dessen Erhaltung ein gesteigertes öffentliches Interesse besteht“ ein.
Heute ist der Hof ein Museum, welches dem Besucher ein anschauliches Bild der Lebens- und Arbeitsweisen der Schwarzwaldbewohner vermittelt.[19]
Vereine
BearbeitenNeben dem Musikverein gibt es auch das Harmonika Orchester Endenburg-Sallneck, den Schützenverein Endenburg, den Verein zur Erhaltung des Schneiderhofs und den Kur- und Verkehrsverein Endenburg. Außerdem gibt es eine Abteilung der Feuerwehr Steinen.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenWirtschaft
Bearbeiten71 % der ehemaligen Gemarkung Endenburg sind bewaldet,[20] weshalb die Forstwirtschaft ein wichtiges Standbein der örtlichen Wirtschaft ist. Aufgrund der Höhe und der Steillagen beschränkt sich die Landwirtschaft auf Milch- und Viehwirtschaft. Der Fremdenverkehr ist inzwischen eine wesentliche Einnahmequelle. Nebst der Gastronomie hat hier auch die REHA-Klinik Haus am Stalten[21] ihren Anteil. Historisch war Endenburg auch Bergbauort für den Abbau von Kupfererz.[22]
Wasserversorgung
BearbeitenDer Ort bezieht sein Trinkwasser aus der Fassung lokaler Quellen und ist noch nicht an den Wasserverbund Steinen. In heißen Sommern kommt es zu Engpässen. Gleichzeitig nutzt der Zweckverband Gruppenwasserversorgung Hohlebach-Kandertal[23] die auf Endenburger Gebiet befindliche Wasen-Quelle seit 1969 auf der Basis alter Verträge. Als der von Schliengen aus operierende Zweckverband 2009 die wasserrechtliche Erlaubnis hierfür um 30 Jahre verlängert haben wollte, klagte die Gemeinde Steinen dagegen. Sowohl das Verwaltungsgericht Freiburg als auch der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim wiesen die Klage ab. Die Gerichte interpretierten die Landesgesetze in der Weise, dass zwar für die Nutzung von Quellen die Ortsnähe ein Kriterium für einen Vorrang sei, aber nicht zwingend das Nutzungsrecht der nächstliegenden Ortschaft oder der Ortschaft, auf deren Gemarkung sie liegt, zusteht.[24]
Verkehr
BearbeitenEndenburg ist über die K 6309 und die L 135, welche kurz vor der Passhöhe der Scheideck östlich abzweigt, einerseits mit Kandern und andererseits mit dem Hauptort Steinen verbunden. Der Streckenabschnitt der Kreisstraße, welcher von der L 135 abzweigt und von südwestlicher Richtung nach Endenburg führt, trägt auch den Namen „Panoramastraße“.
Gleichzeitig stellt der Ort selbst auch eine Passverbindung zwischen der Westzufahrt des Scheideckpasses und Kirchhausen beziehungsweise Hofen dar. Die 3,1 Kilometer lange Westrampe steigt im Durchschnitt 3,9 % an. Die Ostrampe bis Hofen weist auf einer Strecke von 5,6 Kilometern eine Durchschnittssteigung von 4,2 % auf.
Eine Ortsverbindungsstraße führt ins kleine Wiesental (Salneck). Der Ort hat eine Busverbindung zum S-Bahnhof der Wiesentalbahn in Steinen.
Infrastruktur
BearbeitenIm Ort gibt es den Kindergarten Unterm Regenbogen. Die Grundschüler gehen in die Nachbarschaftsgrundschule Steinen-Weitenau.
Östlich vom besiedelten Dorfkern befindet sich am Waldrand auf der Straße nach Kirchhausen eine 1979 erbaute öffentliche Wassertretstelle.[25]
Literatur
Bearbeiten- Badische Historische Kommission (Hrsg.), bearbeitet von Albert Krieger: Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, Heidelberg 1904, Band 1, Spalte 519–520 online unter Heidelberger historische Bestände - digital
- Johann Baptist Kolb (Hrsg.): Historisch-statistisch-topographisches Lexicon von dem Großherzogthum Baden, Zweyter Band, im Verlag der C.F. Macklotschen’schen Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerei, Karlsruhe 1814, S. 262 online in der Google-Buchsuche
- Jürgen Kammerer: Berta Schneider. Ihr Leben - Erinnerungen, Endenburg 1999
- Schlomann, Christian; Steen, Helge: Die Kupfergrube Heidelwerk bei Endenburg im Südschwarzwald. In: Der Aufschluss - 47. 1996. - S. [245] - 256
- Helge Steen: Geschichte des modernen Bergbaus im Schwarzwald in der Google-Buchsuche
- Margit Ranke: Endenburg, südlicher Schwarzwald. In: Regio-Magazin - 5. 1988, 5. - S. 16–19
- Friedrich Kuhn: Ur- und frühgeschichtliche Funde und Beobachtungen auf Gemarkung Endenburg, Kr. Lörrach: ein Beitrag zur Besiedlungsgeschichte des südlichen Schwarzwaldes. In: Kuhn, Friedrich: Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte, 1988
- Rolf Brüderlin: Der Schneiderhof in Kirchhausen. In: Das Markgräflerland, Band 1/1996, S. 45–56 Digitalisat der UB Freiburg
Weblinks
Bearbeiten- Endenburg [Altgemeinde-Teilort] – Archivmaterial. In: LEO-BW, Landesarchiv Baden-Württemberg.
- Plan des Endenburger Bannes auf Landeskunde entdecken online - leobw
- Topographischer Plan von Sallneck, Kirchhausen, Lehnacker, Eichholz Henschenberger Bann auf Landeskunde entdecken online - leobw
- Homepage des Bauernhausmuseum-Schneiderhof
- Die Kupfergrube Heidelwerk bei Endenburg auf der Homepage www.mineralien-basel.ch; abgerufen am 3. August 2014
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Informationsbroschüre der Gemeinde Steinen
- ↑ Sendemast mit der Standortbescheinigungs-Nr.: 260860, Karte der Bundesnetzagentur (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 20. August 2020
- ↑ Eintrag Kirchhausen auf Landeskunde entdecken online - leobw
- ↑ Eintrag Lehnacker auf Landeskunde entdecken online - leobw
- ↑ Eintrag Stelle auf Landeskunde entdecken online - leobw
- ↑ Eintrag Auhof auf Landeskunde entdecken online - leobw
- ↑ Eintrag Schrohmühle auf Landeskunde entdecken online - leobw
- ↑ Eintrag Stalten auf Landeskunde entdecken online - leobw
- ↑ Urkunde abgedruckt bei Josef Jakob Dambacher: Urkunden zur Geschichte der Grafen von Freiburg. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 16, 1864, S. 200–201 online in der Google-Buchsuche
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 521 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ s. Bühler S. 74–78
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 522 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Gemeinde Steinen: Informationsbroschüre, S. 13.
- ↑ Bevölkerungsentwicklung: Endenburg, zuletzt aufgerufen am 6. Mai 2019
- ↑ Homepage der Kirchengemeinde
- ↑ Religionszugehörigkeit 1858 und 1925: Endenburg, zuletzt aufgerufen am 6. Mai 2019
- ↑ Religionszugehörigkeit: Endenburg, zuletzt aufgerufen am 6. Mai 2019
- ↑ bauernhausmuseum-schneiderhof.de; Homepage des Bauernhausmuseums Schneiderhof
- ↑ s. Brüderlin
- ↑ Informationsbroschüre der Gemeinde Steinen S. 6
- ↑ Homepage der Reha-Klinik Haus am Stalten
- ↑ s. Steen S. 433
- ↑ Darstellung des Verbandes auf der Homepage der Gemeinde Schliengen ( vom 4. Januar 2014 im Internet Archive)
- ↑ Wulf Rüskamp: Steinen streitet mit Nachbarn um Trinkwasserquelle. In: Badische Zeitung vom 7. August 2014; abgerufen am 8. August 2014 [1]
- ↑ Markgräfler Tagblatt: Im Storchengang im Kreis durchs Wasser, Artikel vom 4. September 2015, aufgerufen am 17. Juni 2019