Enzen (Zülpich)

Stadtteil von Zülpich

Enzen ist ein Stadtteil von Zülpich im Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen. Ortsvorsteher ist Christoph Neuhaus.

Enzen
Stadt Zülpich
Koordinaten: 50° 39′ N, 6° 42′ OKoordinaten: 50° 39′ 24″ N, 6° 41′ 45″ O
Höhe: 191 m ü. NHN
Fläche: 5,91 km²
Einwohner: 595 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 101 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1969
Postleitzahl: 53909
Vorwahl: 02256
Ortskern Enzen
Ortskern Enzen

Enzen liegt in der Zülpicher Börde. Nachbarorte sind Linzenich, Ülpenich, Dürscheven und Obergartzem, welches zur Stadt Mechernich gehört.

Geschichte

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Die römischen Steinsärge auf dem Friedhof Enzen

Enzen wurde schon von den Römern besiedelt. An der Stelle des alten Kirchhofes dürfte ein römisches Kastell gestanden haben. Hier ist heute noch ein künstlicher Hügel zu sehen.

Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes Enzen erfolgte 893 im Prümer Urbar. Östlich des Enzbaches hat früher eine Burg gestanden.

1663 wurden in Enzen ein Steinsarg aus rötlichem Sandstein ausgegraben, der aus einem Stück gehauen ist (Monolith). Im Sarg fand man ein Skelett. Berichte über die Grabbeigaben sind in der Bevölkerung fast zweihundert Jahre lang mündlich überliefert worden, bevor eine erste wissenschaftliche Publikation erfolgte.[2] Die genaue Bestimmung der verlorenen Fundstücke und ihre Lage im Grab ist nach den Überlieferungen kaum möglich. So soll der Kopf des Toten in einer goldenen Schüssel gelegen haben.

Man hat früher vermutet, dass es sich hier um die Grabstätte König Theudebert II. handelt. Diese Interpretation ist jedoch nicht mehr zulässig. Die beiden erhaltenen Grabbeigaben, ein Armring und ein Scheitelband, weisen vielmehr ganz eindeutig auf ein römisches Frauengrab aus der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. hin[3]. 1807 barg Ferdinand Franz Wallraf neue Bodenfunde für die Kölner Sammlungen.[4] Im Jahr 1811 wurde in Enzen noch ein römisches Brandgrab in einer Aschenkiste aus Stein gefunden. Eine weitere reiche Frauenbestattung wurde 1977 im Ort entdeckt. Funde aus dem Grab von 1977 sind im Museum der Badekultur in Zülpich ausgestellt.

Die 1663 und 1977 gefundenen Steinsärge werden inzwischen auf dem örtlichen Friedhof in unmittelbarer Nähe zum Kircheingang ausgestellt.

Enzen hatte schon sehr früh eine eigene Bürgermeisterei. Später gehörte Enzen zur Amtsverwaltung Satzvey-Wachendorf-Enzen.

Am 1. Juli 1969 wurde Enzen nach Zülpich eingemeindet.[5]

 
Kirche St. Kunibert, links die erhaltene Apsis der alten Kirche
 
Die Alte Schule

Die Pfarrkirche steht unter dem Patrozinium von Kunibert.

1899 wurde die alte Kirche abgerissen. Die Apsis aus der Zeit um 1200 ist das älteste Zeugnis für das Bestehen einer Kirche in Enzen. Bereits für 1366 ist ein eigener Pfarrer nachgewiesen. Selbstständige Pfarre wurde Enzen aber erst 1806.

1902 wurde die heutige dreijochige neugotische Backsteinsaalkirche mit verschiefertem Dach nach Plänen des Architekten Anton Becker[6] erbaut. Der 1853 in Lüftelberg (Stadt Meckenheim, Rhein-Sieg-Kreis) geborene Architekt, Baumeister und Bauunternehmer hatte bereits zuvor im südlichen Nordrhein-Westfalen und im nördlichen Teil von Rheinland-Pfalz zahlreiche Kirchen und Kapellen errichtet.[7] Die Kunsthistoriker Herzog und Nußbaum rechnen ihn unter Bezugnahme auf den Kirchenbau in Enzen stilistisch der „Kölner Schule“ zu.[6]

Das heutige Haus Metternich und die frühere Schmiede (Werkstatt) Besseler haben als erstes Schulhaus gedient. Später wurden die heutigen Häuser Schröder und Schumacher als Schule benutzt.

Etwa um das Jahr 1875 wurde die alte Schule bezogen. Sie war einklassig und hatte mit der Lehrerdienstwohnung einen gemeinsamen Eingang. 1929 wurde eine zweite Klasse aufgebaut.

In den späten 1960er Jahren wurde im Neubaugebiet am Sportplatz eine neue Grundschule gebaut und einige Jahre als solche genutzt. Anschließend wurde dort eine Lehrwerkstatt eingerichtet, heute befindet sich eine Firma zur Herstellung elektronischer Bauteile im Gebäude.

Durch den Ort verlaufen die Landesstraßen 61 und 178. Am Ort vorbei geht die A 1. Früher kreuzten sich im Ort sechs Römerstraßen.

Der Ort liegt im Verbundraum des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS). Die Buslinie 810 der RVK verbindet Enzen mit Euskirchen und Schwerfen. Die Busse des Rurtalbus fahren mit der AVV-Linie 298 auf ihrer Strecke von Düren nach Euskirchen durch den Ort. Bis zum 31. Dezember 2019 wurde diese Linie vom BVR Busverkehr Rheinland bedient. Abends verkehren einzelne Fahrten des MiKE von Zülpich nach Enzen.[8]

Linie Betreiber Verlauf
298 Rurtalbus Düren Bf/ZOB – StadtCenter – Gneisenaustraße – Binsfeld – Rommelsheim – Bubenheim – Jakobwüllesheim – Vettweiß – Froitzheim – (Ginnick ← Embken ← Juntersdorf ←) Füssenich – Geich – Zülpich Post – (Zülpich Bf –) Zülpich Frankengraben – (Adenauerpl./Schulzentr. –) (Nemmenich –) Ülpenich – (Enzen –) Dürscheven – Elsig – Euenheim – Euskirchen Berufskolleg – Euskirchen Bf
810 RVK Euskirchen Bf – Euenheim – Wißkirchen – Enzen – (Linzenich – Lövenich – Sinzenich –) Schwerfen
889 RVK/Kreis EU MiKE / AST-Verkehr: (Füssenich – Geich –) Bessenich – Zülpich Bf – Zülpich Frankengraben (→ Nemmenich → Lüssem → Ülpenich → Dürscheven → Enzen)

Persönlichkeiten

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Commons: Enzen – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Einwohnerzahlen der Stadt Zülpich (Stand 31.12.2020). (PDF) In: zuelpich.de. Stadt Zülpich, abgerufen am 17. Januar 2021.
  2. J. Freudenberg: Der alte Grabfund in dem sog. Königsgrabe zu Enzen unweit Zülpich. In: Bonner Jahrbuch 25. 1857, S. 122–139.
  3. Raymund Gottschalk: Nach über 300 Jahren: neue Ansätze zu einem reichen römischen Grab aus Enzen. In: Archäologie im Rheinland 2011. Theiss-Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8062-2687-4, S. 123–125.
  4. Cornelius Steckner, Museum und Bodendenkmalpflege im Arrondissement de Cologne vor 1814 und das Unterrichtswesen seit 1794, Kölner Jahrbuch 46, 2013, S. 335–368.
  5. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, DNB 456219528, S. 88.
  6. a b Harald Herzog, Norbert Nußbaum: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmäler im Rheinland. 9.5 Stadt Zülpich. Rheinland-Verlag, Köln 1988, ISBN 3-7927-0969-4, S. 87.
  7. Willy Weyres, Albrecht Mann: Handbuch zur rheinischen Baukunst des 19. Jahrhunderts, 1800 bis 1880. Greven, Köln 1968, DNB 458639079, S. 32.
  8. 889 Füssenich > Bessenich > Zülpich > Enzen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Mai 2021; abgerufen am 12. Juli 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ekapweb.vrs.de