Er rufet seinen Schafen mit Namen

Er rufet seinen Schafen mit Namen (BWV 175) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte sie in Leipzig für den 3. Pfingsttag und führte sie am 22. Mai 1725 zum ersten Mal auf.

Bachkantate
Er rufet seinen Schafen mit Namen
BWV: 175
Anlass: 3. Pfingsttag
Entstehungsjahr: 1725
Entstehungsort: Leipzig
Gattung: Kantate
Solo: A T B
Chor: S A T B
Instrumente: 2Tr 3Fl 2Vl Va Vp BC
Text
Christiana Mariana von Ziegler
Liste der Bachkantaten

Geschichte und Worte

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Bach komponierte die Kantate in seinem zweiten Jahr in Leipzig für den 3. Pfingsttag und führte sie am 22. Mai 1725 zum ersten Mal auf. In seinem zweiten Leipziger Amtsjahr hatte Bach vom ersten Sonntag nach Trinitatis bis Palmsonntag für seinen zweiten Kantatenzyklus konsequent Choralkantaten komponiert, war jedoch zu Ostern wieder zu Kantaten auf freierer Textgrundlage übergegangen. Dazu gehörten neun Kantaten auf Texte der Dichterin Christiana Mariana von Ziegler, darunter auch die Kantate zum 3. Pfingsttag, die Bach später seinem dritten Kantatenzyklus zuordnete.

Die vorgeschriebenen Lesungen für den Festtag waren Apg 8,14–17 LUT und Joh 10,1–10 LUT, das Treffen Jesu mit Nikodemus. Die Kantate behandelt zwei Themen, in den Sätzen 1 bis 4 den Guten Hirten und die Schafe, die seine Stimme hören, in den Sätzen 5 bis 7 diejenigen, die ihn nicht hören. Die Dichterin benutzt für sie die Formulierung „verblendete Vernunft“ und spricht damit die Tendenz der beginnenden Aufklärung an.[1] Die Kantate endet mit der neunten Strophe von Johann Rists O Gottes Geist, mein Trost und Ruh.

Besetzung und Aufbau

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Der gute Hirte, Philippe de Champaigne

Die Kantate ist mit einem ungewöhnlichen Instrumentarium besetzt. Drei Vokalsolisten, Alt, Tenor und Bass, und ein vierstimmigem Chor im Schlusschoral musizieren mit drei Blockflöten, zwei Trompeten, Violoncello piccolo zwei Violinen, Viola, und Basso continuo. Die Blockflöten unterstreichen den pastoralen Aspekt.

  1. Recitativo (Tenor): Er rufet seinen Schafen mit Namen
  2. Aria (Alt): Komm, leite mich
  3. Recitativo (Tenor): Gott will, o ihr Menschenkinder
  4. Aria (Tenor): Es dünket mich, ich seh dich kommen
  5. Recitativo (Alt, Bass): Sie vernahmen aber nicht
  6. Aria (Bass): Öffnet euch, ihr beiden Ohren
  7. Choral: Nun, werter Geist, ich folge dir

Das einleitende Bibelzitat wird vom Tenor gesungen, der Stimme des Evangelisten. Drei Blockflöten, Instrumente der Hirtenmusik, begleiten dieses Rezitativ „Er rufet seinen Schafen mit Namen und führet sie hinaus“.[1][2] Die Blockflöten geben auch der ersten Arie im 12/8-Takt charakteristische Farbe. Das folgende kurze Rezitativ fragt in dramatischer Erregung voller Dissonanzen, wie ein verlorenes Schaf nach seinem Hirten: „Wo find ich dich? Ach, wo bist du verborgen?“. Um die Erleichterung seiner ausgemalten Ankunft zu beschreiben, transponiert Bach den siebten Satz seiner Glückwunschkantate Durchlauchtster Leopold, eine ausgedehnte da capo-Bourrée mit obligaten Violoncello und Fagott unisono, um eine kleine Terz für ein fünfsaitiges Violoncello piccolo. Das Versmaß der Dichtung ist nicht darauf zugeschnitten, als ob Bach die Absicht der Parodie nicht mit der Dichterin abgestimmt hätte.[1]

Das zentrale Rezitativ in Satz 5 ist der Satz der Kantate, der von den Streichern begleitet wird. Er beginnt mit einem Bibelzitat, das vom Alt vorgetragen wird, „Sie vernahmen aber nicht, was es war, das er zu ihnen gesaget hatte“,[1] und führt zu einem Bass-Arioso auf die letzten Zeilen, eine Warnung, die Worte Jesu nicht zu überhören. Die Warnung wird verstärkt durch die Begleitung mit zwei Trompeten in der folgenden Arie, die von Teufel und Tod spricht: „Jesus hat euch zugeschworen, daß er Teufel, Tod erlegt“. Die Trompeten schweigen im Mittelteil, der die Gaben Jesu erwähnt: „Gnade, Gnüge, volles Leben“. Möglicherweise ist auch diese Arie eine Parodie, doch die Quelle ist unbekannt.

Der Choral wird wiederholt aus der Pfingstkantate Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, BWV 59. Die Melodie des Pfingstliedes Komm, Heiliger Geist, Herre Gott[3] ist für vierstimmigen Chor gesetzt. Drei selbständige Blockflötenstimmen nehmen die Instrumentierung des Anfangs wieder auf.[1]

Einspielungen

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LP/CD

DVD

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e John Eliot Gardiner: Cantatas for Whit Tuesday / Holy Trinity, Blythburgh. (PDF) monteverdiproductions.co.uk, 2008, archiviert vom Original am 28. Juli 2011; abgerufen am 7. Juni 2010 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.monteverdiproductions.co.uk
  2. Julian Mincham: Chapter 47 BWV 183 &175, each commencing with a recitative. jsbachcantatas.com, 2010, archiviert vom Original am 4. Dezember 2011; abgerufen am 7. Juni 2011 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jsbachcantatas.com
  3. Komm, Heiliger Geist, Herre Gott. bei Bach Cantatas Website, Chorale Melodies used in Bach’s Vocal Works (englisch)