Erdbeben in Haiti 2010

Erdbebenereignis

Das Erdbeben in Haiti 2010 war ein schweres Erdbeben, das sich am 12. Januar 2010 um 21:53 UTC (16:53 Uhr Ortszeit) ereignete. Das Epizentrum lag 25 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Haitis, Port-au-Prince, das Hypozentrum etwa 13 Kilometer darunter. Die Stärke des Erdbebens wurde vom United States Geological Survey (USGS) mit 7,0 Mw auf der Momenten-Magnituden-Skala gemessen.[1]

Erdbeben in Haiti 2010
Erdbeben in Haiti 2010 (Haiti)
Erdbeben in Haiti 2010 (Haiti)
Magnitude 7,0 MW
Epizentrum 18° 26′ 35″ N, 72° 34′ 16″ WKoordinaten: 18° 26′ 35″ N, 72° 34′ 16″ W
Land Haiti


Epizentrum des Erdbebens

Eine Erfassung und Identifizierung der Opfer fand aufgrund der chaotischen Verhältnisse meist nicht statt, sodass die Opferzahlen nur geschätzt werden können. In den Monaten nach dem Beben bewegten sich die Schätzungen der verschiedenen Organisationen zwischen 220.000 und 500.000 Todesopfern.[2][3] Premierminister Bellerive gab ein Jahr nach dem Beben abschließend bekannt, dass sich die Zahl der Toten auf etwa 316.000 beläuft.[4] Damit handelt es sich um das schwerste Beben in der Geschichte Nord- und Südamerikas sowie um das weltweit verheerendste Beben des 21. Jahrhunderts.[5] Über 310.000 weitere Personen wurden verletzt und schätzungsweise 1,85 Millionen Menschen obdachlos. Insgesamt sind etwa 3,2 Millionen Menschen, das heißt ein Drittel der Bevölkerung Haitis, von der Naturkatastrophe betroffen.[6] Die haitianische Regierung schätzt, dass durch das Erdbeben 250.000 Wohnungen und 30.000 Geschäfte zerstört wurden.[7] Der entstandene wirtschaftliche Schaden wird mit etwa 7,8 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 5,4 Milliarden Euro, angegeben.[6] Dieser Betrag übersteigt das jährliche Bruttoinlandsprodukt des Landes.[8]

Betroffene Regionen

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Zerstörter Präsidentenpalast

Am stärksten betroffen vom Erdbeben waren die Départements Ouest (Westen; mit der Hauptstadt Port-au-Prince), Sud-Est (Südosten) und Nippes (auf der Halbinsel Tiburon, Nordküste). Sie liegen im Süden des Landes auf der Tiburon-Halbinsel am Golf von Gonâve und im südöstlichen Landesteil, der Grenzregion zur Dominikanischen Republik. Bezogen auf die Insel Hispaniola ist das der südwestliche Inselteil.

Die am schwersten betroffene Stadt war Léogâne, 30 Kilometer westlich von Port-au-Prince mit einem Zerstörungsgrad von 90 Prozent.[9][10] Wegen ihrer Größe gab es in der Hauptstadt Port-au-Prince und ihren Vororten aber die meisten Todesopfer und die meisten Opfer des Bebens durch Wohnungsverlust und Verletzungen.

Tektonischer Hintergrund

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Lage der Karibischen Platte

Das Erdbeben vom 12. Januar 2010 ereignete sich in der Grenzregion zwischen der Karibischen und der Nordamerikanischen Platte. Diese Plattengrenze wird von einer linksseitigen Blattverschiebung dominiert, an der wegen des unregelmäßigen Verlaufs der Grenze die Platten nicht nur aneinander vorbeigleiten, sondern auch in Bereichen gestaucht werden. Die Platten verschieben sich hier um etwa 20 Millimeter jährlich, wobei sich die Karibische Platte im Verhältnis zur Nordamerikanischen Platte ostwärts bewegt.[11]

 
Die grüne Linie zeigt die EPG-Verwerfung auf der Tiburon-Halbinsel

Haiti liegt im westlichen Teil der zwischen Puerto Rico und Kuba gelegenen Insel Hispaniola. Im Gebiet der geographischen Länge des Erdbebens vom 12. Januar ist die Bewegung zwischen den Platten zwischen zwei größeren von Westen nach Osten laufenden Verwerfungen aufgeteilt – die Septentrional-Verwerfung im Norden und die Enriquillo-Plantain-Garden-Verwerfung (Enriquillo-Plantain Garden Fault Zone, EPGFZ) im Süden der Insel. Ort und Herdmechanismus des Erdbebens lassen sich durch die seitliche Verschiebung an der EPGFZ erklären. An dieser Verwerfung erfolgt eine mittlere jährliche Bewegung von etwa 7 Millimetern,[11] was nach Einschätzung der USGS-Experten vermutlich der Grund für die historischen großen Erdbeben in den Jahren 1860, 1770, 1761, 1751, 1684, 1673 und 1618 ist – bestätigende Feldstudien dafür liegen nicht vor.[11] An der nördlicheren Verwerfung ereignete sich das Erdbeben von 1946 mit einer Magnitude von 8,0.

In einer Forschungsarbeit aus dem Jahr 2008 war auf Grund der tektonischen Spannungen, die sich seit dem bis dahin letzten schweren Erdbeben an der Enriquillo-Plantain-Garden-Verwerfung im Süden der Dominikanischen Republik im Jahr 1751 aufgestaut hatten, für ein Einzelbeben eine zu erwartende Stärke von 7,2 Magnituden abgeschätzt worden.[12]

Der Abschnitt der Verwerfung, an dem sich zuletzt das Beben von 1751 ereignet hatte, war seit 40 Jahren auffallend ruhig, was typisch für eine voll geblockte Verwerfung ist.

Tatsächlich haben sich nun die beiden Plattenränder um rund zwei Meter gegeneinander verschoben und recht genau die vorausgesagte Energie freigesetzt und damit die Verschiebung, die zuvor blockiert war, aufgeholt.[13]

Verlauf des Bebens

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Karte des US Geological Survey zum Erdbeben
 
Verlauf der Haupt- und Nachbeben mit Magnituden über 4,0 nach den Daten des USGS[14]

Das Hauptbeben ereignete sich nach den Angaben des United States Geological Survey (USGS) am Dienstag, 12. Januar, um 16:53:10 Uhr Ortszeit (21:53 Uhr UTC). Das Hypozentrum des Erdbebens lag etwa 25 Kilometer westsüdwestlich der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince in einer Tiefe von etwa 13 Kilometern und besaß die Stärke von 7,0 auf der Momenten-Magnituden-Skala[1] (laut Angaben des USGS). Das Geoforschungszentrum Potsdam ermittelte eine Magnitude von 7,2 und eine Tiefe von 17 Kilometern.[15] Das Erdbeben dauerte 35 Sekunden.

Durch die flache Lage des Erdbebenherdes lag die Beschleunigung im Epizentrum deutlich oberhalb der Erdbeschleunigung, so dass große Teile der Bebauung zerstört und Autos in die Luft geworfen wurden. Auch in der Dominikanischen Republik war das Erdbeben zu spüren, richtete aber dort keine großen Schäden an.[16] Es folgten mehrere Nachbeben mit einer Stärke bis zu 6,1.[17] Für Kuba, Haiti, die Bahamas und die Dominikanische Republik wurde zehn Minuten nach dem Hauptbeben vorsorglich eine Tsunami-Warnung ausgegeben,[18] nach einigen Stunden aber wieder aufgehoben.[19] Mindestens zwei Tsunamis, ausgelöst vermutlich durch unterseeische Rutschungen, haben die Küsten Haitis an der Bucht von Port-au-Prince beziehungsweise an der Südküste getroffen, wobei die Wellenhöhe bis zu 3 m betragen haben soll.[20]

Die Auswirkungen des Erdbebens waren vor allem in Haiti und der Dominikanischen Republik, den Turks- und Caicosinseln, im Südosten Kubas und im Osten Jamaikas sowie in Teilen von Puerto Rico und den Bahamas zu spüren, aber auch in Tampa (Florida) und Caracas (Venezuela) bemerkbar.[11]

Haupt- und stärkere[* 1] Nachbeben[21]
Zeitpunkt (UTC) Magnitude Koordinaten Tiefe in km
12. Jan. 2010, 21:53:11 Uhr 7,0 18,37° N, 72,55° W 17
12. Jan. 2010, 22:00:42 Uhr 5,6 18,37° N, 72,78° W 14
12. Jan. 2010, 22:12:04 Uhr 5,7 18,39° N, 72,55° W 10
12. Jan. 2010, 23:12:05 Uhr 5,9 18,41° N, 72,44° W 10
20. Jan. 2010, 11:03:45 Uhr 6,1 18,42° N, 72,85° W 16
  1. 5,5 Magnituden
    Im Laufe des 13. Januar 2010 traten neun weitere Nachbeben mit Magnituden über 5,0 auf.
    Der USGS gibt für das Beben vom 12. Januar 2010 23:12 Uhr abweichend eine Stärke von 5,3 Magnituden an
    und listet für den 13. Januar 2010 05:02 Uhr ein stärkeres Nachbeben mit 5,8 Magnituden.

Schäden

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Zerstörungen an der Kreuzung von Rue Pavée und Boulevard Jean-Jacques Dessalines im Zentrum von Port-au-Prince (Blick nach Westen)
 
Christopher Hotel, bisheriges UN-Hauptquartier
 
Luftbild von Erdbebenschäden in Léogâne
 
Zerstörte Kathedrale

Gemäß einer Einschätzung der Vereinten Nationen war die Ausgangslage wegen mangelnder Infrastruktur verheerender als die der Tsunami-Katastrophe 2004 im Indischen Ozean.[22]

In Port-au-Prince selbst wurden neben Tausenden von anderen Bauwerken auch die katholische Kathedrale von Port-au-Prince, bei deren Einsturz auch der Erzbischof von Port-au-Prince, Joseph Serge Miot, getötet wurde[23], die anglikanische Holy Trinity Cathedral, und ein ehemaliges Kinderkrankenhaus[24] zerstört.

Unter den Opfern sind auch Angehörige der UN-Friedensmission MINUSTAH. Deren genaue Anzahl war Mitte Januar 2010 ungeklärt, die Vereinten Nationen konnten bis zum 29. Januar 84 Todesfälle bestätigen, darunter drei deutsche Staatsbürger, sowie 30 Verletzte und 44 weiterhin Vermisste. Betroffen waren Blauhelm-Soldaten und Polizisten aus über einem Dutzend Ländern sowie Dutzende von zivilen Mitarbeitern.[25] Die später veröffentlichte endgültige Liste der seitens der UN zu Tode gekommenen umfasst 102 Personen.[26] Bereits in den ersten Tagen nach dem Beben wurde bekannt, dass der Leiter der Mission und UN-Sondergesandte für Haiti, Hédi Annabi (Tunesien)[27] sowie dessen Stellvertreter Luiz Carlos da Costa (Brasilien) und der Leiter der internationalen Polizeieinheiten, Doug Coates (Royal Canadian Mounted Police), beim Einsturz des fünfgeschossigen Christopher Hotels, des Hauptquartiers der Friedensmission, getötet worden waren.[28]

Ebenfalls weitgehend in sich zusammengestürzt ist der haitianische Präsidentenpalast;[29] der Präsident des Landes, René Préval, überlebte das Beben trotz der Zerstörung der oberen Etagen des Gebäudes.[30] Unter den Todesopfern waren auch mehrere Politiker, darunter der Oppositionsführer Michel Gaillard,[31] die katholische Medizinerin Zilda Arns und der Schriftsteller Georges Anglade.

Die Rettung der Verschütteten und die schnelle Hilfeleistung für die Bevölkerung direkt nach dem Beben wurden durch mehrere Faktoren erschwert. Das Erdbeben geschah eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit und Strom- und Telefonnetze fielen aus. Vorsorgeplanungen für einen derartigen Katastrophenfall gab es in Haiti nicht, und die medizinische Infrastruktur wurde von den Zerstörungen mitbetroffen oder durch den Hilfsbedarf überfordert.[32] Die Ermittlung der genauen Opferzahlen erweist sich als schwierig, weil viele der Opfer nicht identifiziert und ohne genaue Zählung in Massengräbern verscharrt[33] oder von ihren Angehörigen an Ort und Stelle begraben wurden.[34]

Nach Angaben der IKRK sind bis zu drei Millionen Menschen von dem Erdbeben betroffen, dies entspricht einem Drittel der Bevölkerung Haitis.[35]

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen teilte in Deutschland mit, dass ihre Traumaklinik in Port-au-Prince schwer beschädigt worden sei.[30][36] Nach Augenzeugenberichten lag unmittelbar nach dem Erdbeben eine Staubwolke über der Hauptstadt, tausende Gebäude seien eingestürzt. Schlimm traf es die Slums der Millionenstadt, da die Hänge, an denen sich die Hütten befinden, zum Großteil abgerutscht sind.[37] Nach dem Beben herrschten in der Hauptstadt katastrophale und chaotische Verhältnisse. Kabelverbindungen waren unterbrochen, und bei der Suche nach verschütteten Personen hatten die Helfer meist nur ihre bloßen Hände zur Verfügung.[38]

Absehbare unmittelbare Folgen

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Wegen des desolaten Gesundheitssystems drohte eine unzureichende Versorgung der Verletzten, des Weiteren waren dringend benötigte Medikamente knapp.[37]

Die innere Sicherheit in der Krisenregion brach zusammen. Es kam zu Gewalt und Plünderungen.[39] Zahlreiche Kinder haben das Land nach dem Beben verlassen. Die haitianischen Behörden gehen von erheblich gestiegenem Kinderhandel aus.[40]

Die für Ende Februar in Haiti anstehende Parlamentswahl wurde bis auf weiteres verschoben, da ein Wahlkampf nicht stattfinden kann. Die Büros der Wahlkommission wurden durch das Beben ebenfalls zerstört und Wahlunterlagen verschüttet.[41]

Hilfsmaßnahmen

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US-Hilfsgüter treffen am Flughafen von Port-au-Prince ein.

Unmittelbar nach dem Erdbeben liefen internationale Hilfsmaßnahmen für die betroffene Bevölkerung an. Der Staat Haiti war bei diesem Ausmaß an Zerstörungen nicht in der Lage, selbst ausreichend Hilfskräfte und -güter zu organisieren.

Als erste hilfeleistende Nation war das Nachbarland, die Dominikanische Republik; seit den frühen Stunden des 13. Januar unterstützte es mit acht mobilen Kliniken und acht Krankenwagen, medizinischem Personal und Ausrüstung in Port-au-Prince. Ebenso wurden entlang der Grenze alle Gesundheitseinrichtungen aufgerüstet, um Verletzte aufzunehmen.[42] Als Sofortmaßnahme wurde die Entsendung von Lebensmittelrationen, Matratzen und Decken angeordnet.[43] Weiter genehmigte Präsident Leonel Fernández die tägliche Verteilung von 300.000 Rationen ungekochter und 10.000 Rationen warmer Mahlzeiten, die über zehn mobile Küchen ausgegeben wurden. Ebenso wurden 40 Baumaschinen wie Bagger, Planierraupen und Muldenkipper für Räumungsarbeiten nach Port-au-Prince entsandt und acht 7500 l fassende Zisternenwagen waren im Einsatz, um die Bevölkerung mit Wasser zu versorgen. Die Einwanderungsbehörden und die Streitkräfte wurden angewiesen, sich nach besten Kräften an der Kanalisierung der Hilfe und Unterstützung der Opfer zu beteiligen. So wurden zum Beispiel Militärhubschrauber für Verletztentransporte eingesetzt.[44]

Um die Telekommunikation wiederherzustellen, waren 20 Techniker des Instituto Dominicano de las Telecomunicaciones (Indotel) in Zusammenarbeit mit verschiedenen privaten Anbietern im Einsatz.[45]

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschloss am 19. Januar die Aufstockung der Friedensmission um 3500 Personen, die sich aus Soldaten und Polizisten zusammensetzen sollten.[46]

 
Flugzeuge mit Hilfsgütern werden am Flughafen entladen, 17. Januar 2010

US-Präsident Barack Obama bat seine Amtsvorgänger George W. Bush und Bill Clinton, private finanzielle Mittel für die US-Nothilfe einzuwerben;[47] für die Organisation militärischer Hilfe setzte er P. K. Ken Keen ein.[48] Die US-Regierung und die Weltbank gaben jeweils 100 Millionen US-Dollar an Finanzhilfen frei.[49] Die Vereinigten Staaten setzten rund 6000 Soldaten und mehrere mit Hilfsgütern beladene Schiffe in das Krisengebiet in Marsch. Der Name der US-Operationen lautet Unified Response.

Die Vereinigten Staaten entsandten in großem Umfang Hilfskräfte aus ihren Streitkräften,[50] darunter ein Hospitalschiff der United States Navy, die Comfort sowie den Flugzeugträger Carl Vinson und weitere Schiffe, die insbesondere mit Hubschraubern die Rettungsarbeiten unterstützten.[51] Am 24. März verließ mit der Bataan das letzte Schiff der US Navy Haitis Küste.

Die Republik Kuba hatte zuvor schon über 400 Ärzte in Haiti stationiert, die unmittelbar nach der Katastrophe damit begannen, sich um die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu kümmern. Kurz nach dem Beben wurden die Brigaden um 32 Helfer aufgestockt. Auch Venezuela entsandte Hilfsbrigaden. Bis 20. Januar wurden über 18.000 Patienten von kubanischen Ärzten behandelt.[52][53][54] Die finanziellen Mittel für Kubas Hilfe wurden in wesentlichen Teilen von Norwegen bereitgestellt.[55]

Während die Hilfskräfte der meisten Länder nicht länger als zwei Monate in Haiti blieben, stieg die zahlenmäßige Stärke der kubanischen Brigaden stetig an, so dass bei Ausbruch der Choleraepidemie im Oktober 900 Helfer aus Kuba auf 40 Stützpunkten im ganzen Land tätig waren. Nach einem Hilfeaufruf der UNO Anfang Dezember, dass nicht einmal zehn Prozent der mit Dringlichkeit erbetenen 164 Millionen US-Dollar an Hilfsgeldern erreicht werden konnten, schickte Kuba weitere 300 Ärzte. Zwischen 30 und 40 Prozent aller behandelten Erkrankten werden seit dem Ausbruch der Cholera von Kubanern behandelt.[56]

Auch die ehemalige Kolonialmacht Frankreich entsandte Hilfskräfte. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton teilte mit, es gäbe nach dem Erdbeben „zahlreiche EU-Bürger, die vermisst werden“. In den meisten EU-Ländern wurden unterdessen Spendenkonten eingerichtet.[57]

 
Der Hafen wurde durch die Auswirkungen des Erdbebens unbrauchbar.

Internationale Hilfsaktionen wurden durch mangelnde Abfertigungskapazität am Aéroport international Toussaint Louverture stark behindert, so dass viele Flugzeuge mit Hilfsgütern Ausweichflughäfen anfliegen mussten und Hilfsgüter per Fallschirm abgeworfen wurden. Auch der Hafen von Port-au-Prince war durch die Zerstörung praktisch nicht mehr dazu in der Lage, internationale Hilfslieferungen anzunehmen.[58] Zur Verbesserung der Lage hat die Regierung die Kontrolle des Flughafens und des Hafens in der Hauptstadt Port-au-Prince vorübergehend an das US-Militär übertragen.[59] Der CEO der Royal Caribbean Cruises, Adam Goldstein, kündigte an, dass der gepachtete Privathafen Labadee zur Anlandung von Hilfsgütern zur Verfügung gestellt wird. Von dort sind es allerdings etwa 200 km Luftlinie bis zur Region um Port-au-Prince.

Wesentlich erschwert wurden die internationalen Hilfsmaßnahmen nach verschiedenen Berichten durch anarchische Verhältnisse und Anomie. Schwere Kriminalität, Korruption und fehlende staatliche Strukturen waren schon vor dem Erdbeben weit verbreitet.[60]

Bis zur offiziellen Einstellung der Suche nach Überlebenden am 22. Januar wurden 132 Personen lebend aus den Trümmern geborgen,[61] doch auch danach wurden noch einige Personen lebend aus den Trümmern befreit, zuletzt am 27. Januar.[41]

Etwa drei Monate später fand auf Einladung der UNO am 28. März eine Haiti-Geberkonferenz in New York statt, um Zukunftskonzepte zu erörtern. Die Schäden des Bebens wurden mittlerweile auf acht Milliarden Dollar geschätzt. 1,3 Millionen Personen waren obdachlos. Für die kommenden zwei Jahre sagten die Teilnehmer Hilfen in Höhe von 5,3 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro) zu und über einen 10-Jahres-Zeitraum ca. 9,9 Milliarden Dollar finanzielle Unterstützung. Dabei stellte Haitis Regierung den zahlreichen Organisationen und Staaten auch einen „Aktionsplan für nationalen Wiederaufbau und Entwicklung“ vor.[62]

Deutsche Hilfsmaßnahmen

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Residenz nach der Renovierung

Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Port-au-Prince war eine sog. Kleinstvertretung. Außer dem Botschafter verfügte sie über einen entsandten Sachbearbeiter und zehn lokal beschäftigte Hilfskräfte. Die Kanzlei war 7 Minuten vor Dienstschluss voll besetzt, während die auf demselben Gelände befindliche Residenz des Botschafters wegen umfassender Renovierung leer stand. Beide Gebäude wurden vom Erdbeben praktisch nicht beschädigt. Von hier aus wurden in den folgenden Wochen und Monaten die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung und vieler privater Organisationen – so weit es möglich war – koordiniert.[63]

Am Tag 4 nach dem Erdbeben trafen Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) ein, um die Botschaft bei ihren Aufgaben zu unterstützen und eine Wasseraufbereitungsanlage in zentraler Lage zu errichten.[64][65]

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hatte ihr Einsatzgebiet in der Region rund um die Stadt Léogâne. Dort waren nach dem Erdbeben beinahe alle Häuser zerstört, die Infrastruktur war komplett zusammengebrochen. Zunächst wurde die Bevölkerung mit dem Nötigsten versorgt und rund 1,3 Millionen Rationen Nahrungsmittel und Trinkwasser verteilt. In einem zweiten Schritt wurden rund 3.500 Übergangsunterkünfte gebaut, in denen knapp 12.000 Menschen eine Zuflucht fanden. Die GIZ wurde im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) tätig.[66]

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) unternahm den größten humanitären Hilfseinsatz seiner Geschichte in Haiti. Insgesamt spendeten Privatpersonen und Unternehmen 32,7 Millionen Euro an das DRK. Die Mittel wurden für die akute Sofort- und Nothilfe, den Bau von Unterkünften, Gesundheitsprojekte und für die Katastrophenvorsorge einsetzte. In einem Stadion im Ort Carrefour errichtete das DRK ein mobiles Krankenhaus. Innerhalb von zehn Monaten wurden dort 70.000 Patienten behandelt und 2.500 Babys auf die Welt gebracht. Außerdem wurden in der Stadt Léogâne für 3.000 Familien sichere Häuser gebaut und monatlich eine Million Liter Trinkwasser bereitgestellt.[67]

Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) versorgte in Port-au-Prince die Menschen mit Lebensmitteln. Zusätzlich wurden 8,5 Tonnen Hygieneartikel für Familien und Babys bereitgestellt. Die Hilfsgüter wurden zusammen mit ADRA Deutschland an bedürftige Familien ausgeteilt. In der Küstenstadt Petit-Goâve belieferte der ASB ein Waisenheim und Kinderkrankenhaus mit Grundnahrungsmitteln wie Reis, Mais, Sojabohnen und Öl. Weitere Lebensmittelverteilungen wurden dort in Kooperation mit der GIZ durchgeführt. Knapp 40.000 Menschen konnten durch die Hilfsmaßnahmen erreicht werden. Medizinische Hilfsmittel wurden an das Feldkrankenhaus in Fonds-Parisien, wo ASB-Helfer vor allem mit der medizinischen Nachversorgung der Schwerstverletzten und der Patienten mit Amputationen betraut waren.[68]

 
Projekt der Diakonie in Bainet

Die Diakonie Katastrophenhilfe versorgte als Nothilfe nach dem Erdbeben rund 60.000 Menschen mit Zelten und Dingen für den täglichen Gebrauch. Sie baute ferner 2.115 Häuser erdbebensicher wieder auf.[69]

Die Hilfsorganisationen der Aktion Deutschland Hilft, z. B. Johanniter und Malteser waren ebenfalls prominent an den Hilfsmaßnahmen beteiligt.[70]

Es bestand eine enge Zusammenarbeit der deutschen Stellen vor Ort mit der Botschaft Frankreichs, deren Kanzlei ebenso wie die Residenz des Botschafters vom Erdbeben zerstört worden war. Aufgrund der engen Beziehungen der früheren Kolonialmacht verfügte Frankreich gleichwohl über weitaus bessere Möglichkeiten der Soforthilfe. Im Park der unbrauchbaren Residenz des Botschafters entstand eine Sammelstelle für zu evakuierende Ausländer. Frankreich organisierte den Bustransport zum Flughafen, sobald sich eine Evakuierungsmöglichkeit ergab. Auch deutsche Staatsangehörige kamen in den Genuss dieser Hilfe.[71]

Unterbringung der Obdachlosen

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Etwa eineinhalb Monate nach dem Beben fehlten für viele Opfer noch die Obdachlosenheime. Es gab zwar bereits Hunderte provisorischer Lager neben den Haustrümmern, an Straßenrändern, auf Fußballplätzen. Allerdings fehlten den meisten Camps (engl.: „refugee camp“) Latrinen und Stromanschlüsse. Das größte Camp hatte sich auf dem Champs de Mars in Port-au-Prince ausgebreitet, auf dem zentralen Platz gegenüber dem zerstörten Präsidentenpalast. Rund 30.000 Menschen lebten dort schätzungsweise. Nach Angaben des Roten Kreuzes hatte zu Beginn des Monats März 2010 erst die Hälfte der rund 1,3 Millionen Obdachlosen eine Notunterkunft gefunden. Damit drohten weitere gesundheitliche Schäden durch Epidemien etc.[72]

Etwa 58.000 Menschen nahmen die USA auf und gewährten ihnen einen vorübergehenden Schutzstatus (temporary protected status (TPS)). Der Status wurde bis Mai 2017 verlängert, dann erfolgte eine letzte Verlängerung um sechs Monate und Heimatschutzminister John F. Kelly forderte die Betroffenen auf, bis zum 22. Januar 2018 ihre Ausreise in die Wege zu leiten. Im Sommer 2017 versuchten daraufhin zahlreiche Haitianer in den USA einer drohenden Abschiebung zu entgehen, indem sie sich illegal nach Kanada begaben, um dort Asyl zu beantragen.[73] Im November 2017 gab die US-Regierung bekannt, dass man sich mit der Regierung Haitis und Gemeindevertretern beraten habe: Die Obdachlosigkeit in Haiti sei um 97 % gesunken, die Stabilität und Lebensqualität hätten sich verbessert und das Land sei in der Lage, seine Bürger wieder aufzunehmen. Der Termin, zu dem die Ausreise aus den USA spätestens erfolgt sein muss, wurde von der geschäftsführenden Ministerin für Heimatschutz Elaine Duke auf Juli 2019 festgelegt.[74]

Finanzierung der Hilfen, Spendensammlungen

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Zahlreiche Staaten kündigten Finanzhilfen für die Notversorgung der Opfer an, darunter Kanada, Australien, Kolumbien, Venezuela, Panama, Deutschland[36] Österreich und die Schweiz.[57] Ebenfalls haben viele Hilfswerke Sofortmaßnahmen angekündigt und führen diese zum Teil noch weiter durch.[75][76] Am 22. Januar 2010 wurde eine erste Telethon Hope for Haiti Now: A Global Benefit for Earthquake Relief international gesendet, die unter den Fernsehzuschauern Spenden für die Opfer einsammeln sollte (CBS Los Angeles, Kaufman Astoria Studios New York und The Hospital in London). Eine Ende März 2010 in New York tagende internationale Geberkonferenz ergab Hilfszusagen in Höhe von insgesamt 9.900 Millionen US-Dollar.[77] Am 21. Juli 2010 beschloss der Internationale Währungsfonds, dem Land sämtliche Schulden, in Höhe von 268 Millionen Dollar, zu erlassen. Gleichzeitig erhielt die Zentralbank Haitis einen Drei-Jahres-Kredit über 60 Millionen Dollar um exzessiven Währungsschwankungen entgegentreten zu können.[78]

Finanzielle Unterstützung durch Staaten und Institutionen
Land/Institution Beträge in Millionen Euro
staatlich privat insgesamt
Äquatorialguinea  Äquatorialguinea 1,41 (2 Mio. USD)[79] noch offen noch offen
Australien  Australien 9,7 (15 Mio. AUD)[80] noch offen noch offen
Botswana  Botswana 0,104 (1 Mio. BWP)[81] noch offen noch offen
Brasilien  Brasilien 10[82] noch offen noch offen
Jungferninseln Britische  Britische Jungferninseln 0,057 (80.000 USD)[83] noch offen noch offen
China Volksrepublik  Volksrepublik China 3,84 (5,40 Mio. USD)[84][85] noch offen noch offen
Kongo Demokratische Republik  Demokratische Republik Kongo 1,76 (2,5 Mio. USD)[86] noch offen noch offen
Deutschland  Deutschland 17[87] >27,86 >44,86
  Europäische Kommission 420 420
Frankreich  Frankreich 10[88] noch offen noch offen
Irland  Irland 20[82] noch offen noch offen
Italien  Italien 45[89] noch offen noch offen
Japan  Japan 4,73 (5,33 Mio. USD)[90] noch offen noch offen
Kosovo  Kosovo 0,05[91] noch offen noch offen
Kambodscha  Kambodscha 0,042 (60.000 USD)[92] noch offen noch offen
Liberia  Liberia 0,035 (50.000 USD)[93] noch offen noch offen
Luxemburg  Luxemburg 0,7[94] noch offen noch offen
Namibia  Namibia 0,69 (7,4 Mio. NAD)[95] 0,40 (402.000 NAD)[96]
0,06 (58.120 NAD)[97]
~1,10
Niederlande  Niederlande 41,72[98] 41,72 ~83,45
Norwegen  Norwegen 12,26 (100 Mio. NOK)[99] noch offen noch offen
Osterreich  Österreich 2,8[100] 14,5[101] 17,3
Saudi-Arabien  Saudi-Arabien 50 Mio. US-Dollar[102] noch offen noch offen
Schweiz  Schweiz 5,1 (7,5 Mio. CHF)[103] 34,8 Mio. Euro (51.3 Mio. CHF)[104] >56,4
Turkei  Türkei 0,705 (1 Mio. USD)[105] noch offen noch offen
Haiti  Haiti 3,39 (5 Mio. CHF), vakant[106] noch offen noch offen
Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 69,52 (100 Mio. USD) >148 (>210 Mio. USD) >217,52
Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich 23 (20 Mio. GBP)[107] noch offen noch offen
  Weltbank 69,52 (100 Mio. USD) 69,52 (100 Mio. USD)
gesamt ca. 764,75 ca. 259,18 ca. 1023,93

Kritik am Krisenmanagement

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Der venezolanische Präsident Hugo Chávez erklärte Ende Januar 2010 seine Sichtweise, die USA hätten das Beben zur „Invasion und militärischen Übernahme Haitis“ genutzt.[108] Auch andere Länder und in der Nothilfe bekannte Personen äußerten Kritik über das Vorgehen der Vereinigten Staaten.[109][110][111]

Laut Angaben des US-amerikanischen Senders National Public Radio sind vom American Red Cross und anderen Nichtregierungsorganisationen gezahlte Hilfsgelder in Höhe von ca. 500 Millionen US-Dollar nur in sehr begrenztem Umfang den Betroffenen zugutegekommen.[112]

Cholera-Erkrankungen

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Ende Oktober 2010 rief Haiti nach dem Ausbruch von Cholera-Erkrankungen landesweit den sanitären Notstand aus. Die Infektionen traten zunächst in der ländlichen Provinz Artibonite, nördlich der Hauptstadt Port-au-Prince, auf. Am 9. November 2010 wurden erstmals Cholera-Erkrankungen in der Hauptstadt gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits mehr als 550 Menschen an der Krankheit gestorben, mehr als 8000 Haitianer waren infiziert.[113] Erschwert wurde die medizinische Versorgung der Bevölkerung durch die einsetzende Regenzeit und durch schwere Überschwemmungen in der Provinz Artibonite infolge des Hurrikans Tomas Anfang November 2010.

Sexuelle Ausbeutung der Bevölkerung durch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen

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Schon während der laufenden Hilfsaktionen kamen Vorwürfe auf, dass Mitarbeiter ausländischer Hilfsorganisationen die Notlage der Bevölkerung ausnutzten und sexuelle „Gefälligkeiten“ im Austausch für Hilfsleistungen, Nahrungsmittel, Medikamente oder andere lebensnotwendige Gegenstände einfordern würden. Die Vorwürfe betrafen zunächst das 114 Mann starke Kontingent sri-lankischer Soldaten in Haiti. Eine UN-Untersuchung kam im März 2008 zu dem Schluss, dass „Akte sexueller Ausbeutung und sexuellen Missbrauchs (gegen Kinder) häufig vorkamen und sich üblicherweise nachts, und praktisch an jedem Ort, an dem die besagten Soldaten stationiert waren, ereigneten“. Die 114 Soldaten wurden im November 2007 aus, wie es damals offiziell hieß, „disziplinarischen Gründen“ aus Haiti abgezogen. Die Vereinten Nationen leiteten danach in Zusammenarbeit mit der sri-lankischen Regierung Strafverfahren gegen einige der Soldaten ein.[114]

Ähnliche Vorwürfe der sexuellen Ausbeutung wurden gegen Mitarbeiter der britischen Hilfsorganisation Oxfam erhoben. Im Jahr 2011 wurde nach einer internen Untersuchung vier Oxfam-Mitarbeitern gekündigt. Drei führende Oxfam-Mitarbeiter, darunter der damalige für Haiti zuständige Oxfam-Direktor Roland van Hauwermeiren, traten von ihren Posten zurück. Am 9. Februar 2018 erschien in der britischen Tageszeitung The Times ein Artikel, in dem führenden Oxfam-Mitarbeitern vorgeworfen wurde, in Haiti nach dem Erdbeben Prostituierte frequentiert zu haben, darunter auch Minderjährige. Der Hilfsorganisation wurde vorgeworfen, den Skandal vertuscht zu haben. Oxfam bestritt, die Vorkommnisse verheimlicht zu haben, und nannte das Verhalten der eigenen Mitarbeiter „absolut inakzeptabel“. Minderjährige seien jedoch nicht involviert gewesen. Der zuständige britische Kulturstaatssekretär Matt Hancock forderte Oxfam daraufhin auf, sämtliche Dokumente zu den Vorfällen an die Charity Commission for England and Wales, eine Kommission, die die Tätigkeit von gemeinnützigen Hilfsorganisationen überwacht, zu übergeben. Nach Erhalt der Dokumente erklärte die Kommission, dass sie 2011 nur unvollständig durch Oxfam informiert worden sei. In der Folge kam Oxfam erheblich unter Druck, einige Prominente stellten öffentlich ihre Unterstützung ein, Tausende Spender kündigten ihre Spenderabonnements und die britische Regierung drohte mit dem Stopp der bisherigen Transferzahlungen.[115][116] In einem Bericht der Charity Commission aus dem Juni 2019 wurde Oxfam eine „Kultur des miserablen Benehmens“ attestiert und eine offizielle Verwarnung wegen „Misswirtschaft“ ausgesprochen. Oxfam habe zeitweilig „den Blick für Werte, für die es stünde, verloren“. Die Regierung Haitis untersagte nach Bekanntwerden des Skandals im Juni 2018 der Hilfsorganisation die weitere Betätigung im Land.[117]

Siehe auch

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Literatur

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  • D. Bayard: Haiti Earthquake Relief, Phase Two — Long-Term Needs and Local Resources. In: New England Journal of Medicine, 362:15, vom 15. April 2010
  • Yanick Lahens: Und plötzlich tut sich der Boden auf. Haiti, 12. Januar 2010: ein Journal, aus dem Französischen von Jutta Himmelreich, Rotpunkt Verlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-85869-439-3
  • Haiti: Amputiert und ausgestoßen … (Frankreich, 2010, 20 Min.) Bericht über die Arbeit von Handicap International, das in Haiti ca. 10.000 Behinderte betreut.[118]
  • Raoul Peck: Haiti: Tödliche Hilfe. Dokumentation, Arte 2012 (Online-Video (Memento vom 27. April 2014 im Internet Archive))
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Commons: Erdbeben in Haiti 2010 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  3. Meldungen vom 1. März 2010 (Memento des Originals vom 8. März 2012 im Internet Archive), Radio Vatikan, 1. März 2010. Abgerufen am 13. März 2010 
  4. Haití eleva a 316.000 el número oficial de fallecidos por el terremoto, europapress.es, 12. Januar 2011 
  5. Liste von Erdbeben
  6. a b Damaging Earthquakes 2010, earthquake-report.com, 31. Dezember 2010. Abgerufen am 13. Januar 2011 
  7. Haitians angry over slow aid, The Age, 5. Februar 2010. Abgerufen am 13. Januar 2011 
  8. BIP 2009 nach Ländern
  9. In Leogane wurden 90 Prozent der Häuser zerstört. FocusOnline, abgerufen am 23. Januar 2010.
  10. Haiti Population Affected. OCHA, archiviert vom Original am 16. Juli 2012; abgerufen am 23. Januar 2010.
  11. a b c d Magnitude 7.0 – HAITI REGION – Earthquake Summary. United States Geological Survey, 12. Januar 2010, abgerufen am 13. Januar 2010 (englisch).
  12. Paul Mann, Calais, Eric; Demets, Chuck; Prentice, Carol und Wiggins-Grandison, Margaret: Enriquillo-Plantain Garden Strike-Slip Fault Zone: A Major Seismic Hazard Affecting Dominican Republic, Haiti And Jamaica. Jackson School of Geosciences, The University of Texas at Austin, archiviert vom Original am 16. Januar 2010; abgerufen am 23. Dezember 2010 (englisch).
  13. Sven Stockrahm: Unter Haiti rumort die Erde, Die Zeit, 13. Januar 2010 
  14. Datenbankabfrage USGS abgerufen am 29. Januar 2010
  15. GFZ Potsdam – Earthquake Bulletin. GEOFON, abgerufen am 14. Januar 2010.
  16. Ganze Slums rutschten die Hügel hinunter, FAZ.net, 13. Januar 2010 
  17. M7.0 Haiti Earthquake and Aftershocks. USGS, 25. Januar 2010, abgerufen am 27. Januar 2010 (englisch).
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  19. Tsunami Message Number 3. NOAA. Pacific Tsunami Warning Center, 12. Januar 2010, abgerufen am 14. Januar 2010 (englisch).
  20. Richard A. Lovett: Haiti earthquake produced deadly tsunami. In: Nature News. Februar 2010, doi:10.1038/news.2010.93 (nature.com).
  21. Datenbankabfrage, Haiti. GEOFON, 12. Januar 2010, abgerufen am 20. Januar 2010.
  22. Lage in Haiti schlimmer als Tsunami, ORF-Online
  23. Joseph Serge Miot, archbishop of Port-au-Prince, killed in Haiti quake. Yahoo, 13. Januar 2010, archiviert vom Original am 16. Januar 2010; abgerufen am 16. Januar 2010.
  24. Erdbeben in Haiti: ehemaliges Kinderkrankenhaus zusammengestürzt, hilfefuerwaisenkinder.de
  25. Confirmed UN Peacekeeping Fatalities of 12 January 2010, Vereinte Nationen. Abgerufen am 29. Januar 2010 
  26. In Memoriam. United Nations, abgerufen am 4. Dezember 2020 (englisch).
  27. Mr. Hédi Annabi, 1943–2010. United Nations, abgerufen am 4. Dezember 2020 (englisch).
  28. Ban mourns deaths of top UN officials in Haiti quake. Vereinte Nationen, 16. Januar 2010, abgerufen am 17. Januar 2010 (englisch).
  29. Hunderte Tote nach Erdbeben befürchtet, FAZ.net, 13. Januar 2010 
  30. a b Jahrhundertbeben verwüstet Haiti – hunderte Tote erwartet, Yahoo News
  31. Botschafter: Mehrere Minister unter den Toten (Memento des Originals vom 18. Januar 2010 im Internet Archive), Deutsche Presse-Agentur, 15. Januar 2010  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.news.yahoo.com 
  32. Erdbebenopfer bekommen kaum Hilfe, Spiegel Online, 13. Januar 2010 
  33. Beatriz Lecumberri: Nameless corpses pile up in Haiti mass graves (Memento des Originals vom 19. Januar 2010 im Internet Archive), Agence France-Presse, 15. Januar 2010. Abgerufen am 17. Januar 2010 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.google.com 
  34. Tamara Lush: Haitian families struggle to find, bury their dead, The Washington Post, 14. Januar 2010 (englisch). 
  35. Red Cross: 3M likely affected by quake, Cable News Network, 13. Januar 2010 (englisch). 
  36. a b Spiegel Online: Zerstörung in Haiti, 13. Januar 2010
  37. a b Viele Tote in Haiti – keine Medikamente und Hilfe, Die Welt, 13. Januar 2010 
  38. Nach 60 Sekunden Beben folgt das Chaos, Die Welt, 13. Januar 2010 
  39. Chaos in Haiti. Uno will 3500 Blauhelme und Soldaten schicken. In: Spiegel online, 18. Januar 2010.
  40. Haiti warnt vor wachsendem Problem des Kinderhandels, Yahoo, 1. Februar 2010 
  41. a b Rettungskräfte bergen weitere Verschüttete (Memento des Originals vom 20. September 2011 im Internet Archive), Bieler Tagblatt, 28. Januar 2010 
  42. Gobierno toma medidas prevención de enfermedades en Haití (Memento vom 30. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) (Spanisch) Abgerufen am 17. Januar 2010
  43. Gobierno dominicano inicia operativo de ayuda a Haití (Spanisch) Abgerufen am 17. Januar 2010
  44. República Dominicana establece medidas para facilitar el ingreso de personas y ayuda por la frontera (Spanisch) Abgerufen am 17. Januar 2010
  45. Indotel, prestadoras dominicanas y haitianas trabajan en restablecer telecomunicaciones Haití (Spanisch) Abgerufen am 17. Januar 2010
  46. Security Council authorizes 3,500 more UN peacekeepers for Haiti. Vereinte Nationen, 19. Januar 2010, abgerufen am 19. Januar 2010 (englisch).
  47. Website des Hilfsfonds, für den Clinton und Bush als Schirmherren dienen
  48. www.tagesschau: Bush und Clinton sammeln Spenden für Erdbebenopfer. (Memento vom 19. Januar 2010 im Internet Archive) 17. Jan. 2010
  49. WB: US$ 100 Million for Recovery and Reconstruction of Haiti in Wake of Earthquake. 13. Januar 2010, abgerufen am 15. Januar 2010 (englisch).
  50. Haiti erhält nach Erdbeben Soforthilfe (Memento vom 16. Januar 2010 im Internet Archive), Financial Times Deutschland. 13. Januar 2010.
  51. Erdbeben: US-Flugzeugträger auf dem Weg nach Haiti (Memento des Originals vom 18. Januar 2010 im Internet Archive), Zeit, 15. Januar 2010. Abgerufen am 12. Oktober 2015 
  52. Enrique Torres: Ärzte oder Soldaten. In: junge Welt. 20. Januar 2010, abgerufen am 29. Dezember 2010.
  53. http://amerika21.de/nachrichten/inhalt/2010/jan/kuba-826272-haiti/ Kuba stockt Ärztebrigade in Haiti auf
  54. http://www.granma.co.cu/english/news/art0032.html Cuban Doctors Have Attended more than 18,000 Patients in Haiti
  55. Cuba-Norway Cooperation Agreement Signed in Havana to Help Haiti, Prensa Latina vom 29. Oktober 2010
  56. Kubas Ärzte sind das Rückgrat im Kampf gegen Cholera. In: Red Globe. 29. Dezember 2010, abgerufen am 29. Dezember 2010.
  57. a b Webseite des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg
  58. Wettlauf gegen den Tod, Spiegel Online, 16. Januar 2010. Abgerufen am 18. Januar 2010 
  59. Kontrolle des Flughafens durch US-Militär, tagesschau.de (Memento vom 19. Januar 2010 im Internet Archive)
  60. Hans Christoph Buch: Katastrophen, Mord und Totschlag: Haiti, das Versuchslabor der Hölle. In: welt.de. 17. Januar 2010, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  61. Regierung stellt Suche nach Überlebenden in Haiti ein. Versorgung der Bevölkerung im Zentrum. (Memento des Originals vom 6. September 2012 im Webarchiv archive.today), Neue Zürcher Zeitung, 23. Januar 2010. Abgerufen am 28. Januar 2010 
  62. EU und USA sagen Milliarden-Hilfen für Haiti zu. spiegel.de am 31. März 2010
  63. 35 sehr lange Sekunden: Erinnerungen an das Erdbeben in Haiti. In: Auswärtiges Amt. 12. Januar 2015, abgerufen am 4. Dezember 2020.
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  70. Erdbeben Haiti. In: Aktion Deutschland hilft. Abgerufen am 4. Dezember 2020.
  71. Haïti, 5 ans après. Französisches Außenministerium, 13. Januar 2015, abgerufen am 4. Dezember 2020 (französisch).
  72. Björn Hengst: Haiti fürchtet den großen Regen. (Bericht über Notquartiere), spiegel.de vom 10. März 2010
  73. Alan Freeman: „Asylum seekers flee U.S. for Quebec, fearing their temporary permits will expire“ Washington Post vom 3. August 2017
  74. Miriam Jordan: „Trump Administration Ends Temporary Protection for Haitians“ New York Times vom 20. November 2017
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  76. Archivierte Kopie (Memento vom 25. Januar 2010 im Internet Archive)
  77. Peter Burghardt: Hoffnung im Desaster. Nach dem Erdbeben wurden Haiti Milliarden an Hilfsgeldern zugesagt, aber der Wiederaufbau gelingt nur langsam. In: Süddeutsche Zeitung vom 28. April 2010.
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  82. a b Millions injured or homeless in Haiti, RTÉ, 14. Januar 2010
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  87. Haiti, Auswärtiges Amt, 28. Januar 2010
  88. France commits 10 million euros for Haiti relief (Memento des Originals vom 7. Juli 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.earthtimes.org, DPA, 18. Januar 2010
  89. Rom zum Schuldenerlass für Haiti bereit (Memento vom 6. Dezember 2013 im Internet Archive), dpa, 17. Januar 2010
  90. Aid to the Republic of Haiti for the Earthquake Disaster, Ministry of Foreign Affairs of Japan, 14. Januar 2010
  91. Kosova ndihmon Haitin (Kosovo hilft Haiti), Koha.net, 16. Januar 2010, albanisch
  92. Nationales Rotes Kreuz fördert die Haitihilfe, www.phnompenhpost.com, 21. Januar 2010
  93. Andrea Böhm: Wiederaufbau in Haiti: Die traurige Chance der Stunde null. In: zeit.de. 21. Januar 2010, abgerufen am 11. Januar 2020.
  94. Le Luxembourg consacre 700.000 euros à Haïti, tageblatt.editpress.lu
  95. Namibia, Kuba helfen Haiti (Memento vom 21. August 2011 im Internet Archive), www.az.com.na 22. Januar 2010
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  97. Finanzinstitut spendet für Haiti-Opfer (Memento vom 8. September 2011 im Internet Archive), www.az.com.na, 3. März 2010
  98. www.giro555.nl, 25. Januar 2010, Nicht mehr online verfügbar.
  99. Norge øker pengehjelpen med 60 millioner, www.dagbladet.no 16. Januar 2010
  100. Bundesregierung erhöht Haiti-Hilfe auf 2,8 Millionen Euro, oe3.orf.at, 29. Januar 2010
  101. Haiti ein Jahr nach dem Beben – Eine Bilanz der Hilfe von „Nachbar in Not“, oe3.orf.at, 4. Februar 2011
  102. Saudi-Arabien spendet 50 Mio. US-Dollar, arabnews.com, 26. Januar 2010
  103. Schweizer Hilfe für Haiti. Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten, 21. Januar 2010, abgerufen am 5. Juni 2012.
  104. Schweizer gaben 51 Millionen für Haiti. www.20min.ch, 16. Februar 2010, abgerufen am 5. Juni 2012.
  105. Türkiye Haiti’ye yardım elini uzattı, samanyoluhaber.com, 17. Januar 2010
  106. Bundesrat blockiert Duvalier-Gelder, 2. Februar 2010
  107. UK government Haiti earthquake aid to treble to £20m, news.bbc.co.uk, 18. Januar 2010
  108. Bericht der FoxNews (englisch), aufgerufen am 27. Januar 2010
  109. Italiens Zivilschutzchef kritisiert US-Militär auf Haiti Reuters vom 27. Januar 2010
  110. „Es wird nicht daraus gelernt“Rupert Neudeck von der Organisation Grünhelme kritisierte die Hilfseinsätzen der UNO und der USA in Haiti scharf, Interview im DRadio, aufgerufen am 18. Februar 2009
  111. US-Engagement in Haiti – Krisenmanager Obama – auch mit eigenen Interessen (Memento vom 9. Februar 2010 im Internet Archive) auf Tagesschau.de, aufgerufen am 18. Februar 2009
  112. Laura Sullivan: In Search Of The Red Cross' $500 Million In Haiti Relief. Auf npr.org vom 3. Juni 2015 (englisch), abgerufen am 21. August 2021
  113. Spiegel Online: Cholera-Epidemie erreicht Hauptstadt Port-au-Prince, 9. November 2010.
  114. UN confirms sex charges. Sunday Times (Sri Lanka), 30. März 2008, abgerufen am 12. Januar 2020 (englisch).
  115. Oxfam Haiti allegations: How the scandal unfolded. BBC News, 21. Februar 2018, abgerufen am 12. Januar 2020 (englisch).
  116. Damien Gayle: Timeline: Oxfam sexual exploitation scandal in Haiti. The Guardian, 15. Juni 2018, abgerufen am 12. Januar 2020 (englisch).
  117. Oxfam criticised over Haiti sex claims. 11. Juni 2018, abgerufen am 12. Januar 2020 (englisch).
  118. Notiz des Senders arte-tv (aufgerufen am 15. Jan. 2011, zugl. Sendetermin)