Erner Hübsch

deutscher Stummfilmschauspieler

Erner[1] Hübsch (eigentlich Adolf Ernst Hermann Hübsch; * 30. September 1858 in Elbing, Ostpreußen; † 17. Februar 1925 in Berlin-Schöneberg) war ein deutscher Stummfilmschauspieler.

Erner Hübsch um 1920

Leben und Wirken

Bearbeiten

Hübsch, ein Sohn des Buchdruckers Friedrich Hübsch und seiner Frau Amalie, geb. Levin, ging bereits in frühen Jahren nach Berlin, wo er zunächst als Buchhalter arbeitete, ehe er ein Bekleidungsgeschäft[2] und ein Reklamebüro eröffnete. Zwischen 1913 und 1924 wurde er als Darsteller in zahlreichen Stummfilmen eingesetzt, darunter in noch heute bekannten Werken wie den Asta-Nielsen-Filmen Engelein und Das Ende vom Liede, Otto Ripperts Die Pest in Florenz und in den Fritz-Lang-Filmen Harakiri, Der müde Tod und Dr. Mabuse, der Spieler.

Sein Rollenspektrum war breit und reichte vom Teppichhändler über Mönch[3] und Eunuch bis zum Gelehrten, japanischen Teehausbesitzer und amerikanischen Kohlenkönig. Er trat in Detektivserien mit Stuart Webbs, Harry Hill und Mac Wood,[4] ja sogar in Filmopern und Film-Singspielen auf. Hauptrollen scheint er jedoch nie bekommen zu haben.

Mehrfach erschien er in Filmen des Regisseurs Gernot Bock-Stieber und dessen Gattin, der Drehbuchautorin Ada van Roon.[5]

Hübsch war von 1884 bis zu ihrem Tod 1902 mit Marianne, geb. Rührmund, verheiratet[6] und von 1904 bis zu seinem Tod mit Emma, geb. Siewert.[7] Er starb am 17. Februar 1925 im Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Berlin-Schöneberg.[8]

Filmografie

Bearbeiten
  • 1913: In Vertretung
  • 1913/1914: Engelein (Asta-Nielsen-Serie IV)
  • 1914: Man steigt nach
  • 1918: Das Tagebuch des Apothekers Warren
  • 1918: Der Eisenbahnmarder (Stuart-Webbs-Serie XXII)
  • 1918: Eine tolle Ratte
  • 1919: Die Pest in Florenz
  • 1919: Harakiri
  • 1919: Amt Zukunft (Einakter)[9]
  • 1919: Alles wegen dir!
  • 1919: Ja da muss doch in der Leitung, auch: Da muss doch etwas in der Leitung
  • 1919: Die Gasmaske
  • 1919: Das Ende vom Liede, auch: Die Lüge, auch: Das Gelöbnis (Asta-Nielsen-Serie III)[10]
  • 1919: Der Fliegende Holländer[11]
  • 1919: Die Venus von Milo
  • 1919: Rolf, der Meisterdetektiv
  • 1920: Männe, wo bleibste denn
  • 1920: Der Glücksmaxl
  • 1920: Die Wette im Damenklub. Grita und ihre Freier
  • 1920: Luderchen geht auf die Pirsch
  • 1920: Die Liebe geht durch den Magen
  • 1920: Die Trommeln Asiens
  • 1920: Der Perser, auch: Der Perserteppich
  • 1920: So ein Mädel
  • 1920: Menschliche Hyänen
  • 1920: Die sieben Todsünden
  • 1920: Die Strahlen des Todes, auch: Der Todesstrahl (MacWood-Serie I)
  • 1920: Der Spuk des Lebens[12]
  • 1920: Der unsichtbare Dieb (MacWood-Abenteuer-Serie)[13]
  • 1920: Der Anti-Detektiv
  • 1920: Ganz ohne Männer geht die Chose nicht
  • 1920/1921: Banditen[14]
  • 1921: Der Mann im Schrank (MacWood-Abenteuer-Serie)
  • 1921: Die eiserne Faust
  • 1921: Das zweite Leben
  • 1921: Der müde Tod
  • 1921/1922: Das verschwundene Haus
  • 1921/1922: Dr. Mabuse, der Spieler (2 Teile)
  • 1922: Der Höllenreiter (Harry-Hill-Detektivserie)
  • 1924: Ein Traum ein Leben

Literatur

Bearbeiten
  • Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main: Walter Reimann. Maler und Filmarchitekt. (= Schriftenreihe des Deutschen Filmmuseums Frankfurt). Deutsches Filmmuseum, 1997, ISBN 3-88799-055-2, S. 205.
  • Heinrich Fraenkel: Unsterblicher Film. Die grosse Chronik. Von der Laterna Magica bis zum Tonfilm. Bildteil von Wilhelm Winckel. Kindler, München 1956.
  • Frieda Grafe: Fritz Lang. (= Reihe Film, Bd. 7). Verlag Hanser, 1987, ISBN 3-446-14542-7, S. 150, 152, 169.
  • Dieter Krusche: Engelein. In: Lexikon der Kinofilme. Vom Stummfilm bis heute. 3. Auflage. Europäische Bildungsgemeinschaft u. a., Stuttgart u. a. 1977, S. 54.
  • Klaus Lippert: Engelein. In: Günther Dahlke, Günter Karl (Hrsg.): Deutsche Spielfilme von den Anfängen bis 1933. Ein Filmführer. 2. Aufl. Henschel-Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-89487-009-5, S. 24 f.
  • Victor Neuenberg (Hrsg.): Film-Magazin. Reinhold Kühn, Berlin 1920, DNB 019365020, S. 84 f.
  • Ann C. Paietta: Saints, Clergy and Other Religious Figures on Film and Television, 1895–2003. Verlag McFarland, 2005, ISBN 0-7864-2186-X, S. 119, Nr. 646 (englisch).
  • Heide Schlüpmann: Unheimlichkeit des Blicks. Das Drama des frühen deutschen Kinos. Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main. Verlag Stroemfeld/Roter Stern, 1990, ISBN 3-87877-373-0, S. 338.
  • Georges Sturm: Die Circe, der Pfau und das Halbblut: die Filme von Fritz Lang, 1916–1921. (= Filmgeschichte International: Schriftenreihe der Cinémathèque Municipale de Luxembourg. Band 8). Wissenschaftlicher Verlag, Verlag 2001, ISBN 3-88476-434-9, S. 228.
  • Michael Töteberg: Fritz Lang, mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. (= Rowohlts Monographien, Bd. 339). Verlag Rowohlt, 1985, ISBN 3-499-50339-5, S. 145.
  • Dieter Helmuth Warstat: Frühes Kino der Kleinstadt. (= Hochschul-Skripten / Medien, Bd. 25). Verlag Volker Spiess, 1982, ISBN 3-88435-076-5, S. 428.
  • Michael Wedel: Der deutsche Musikfilm. Archäologie eines Genres. Edition Text + Kritik, München 2007, ISBN 978-3-88377-835-8.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Hübschs Pseudonym wird gelegentlich falsch als Werner wiedergegeben, so bei Fraenkel auf S. 385 (zu Engelein) und noch 2015 im Wochenprogramm des Kinos Lichtspiel in Bamberg.
  2. Es handelte sich dabei um ein „Sondergeschäft für elastische Leibbinden, Leibträger, Herrengürtel u. Gummistrümpfe“, vgl. Verzeichnis der Teilnehmer an den Fernsprechnetzen in Berlin und Umgegend. Berlin 1916, S. 464 (online auf Ancestry.com, kostenpflichtig).
  3. „Einem Chargenspieler noch möchte man ganz besonderen Dank sagen, Erner Hübsch, der ein ergebenes, verschlagen eifriges, unheimlich komisches Pfäfflein auf zwei Beine gestellt hat, das einfach unübertrefflich ist. Man wird von Hübsch sicher noch bald anderes sehen, sehr zum Besten des deutschen Films […]“ schrieb die Erste Internationale Film-Zeitung (Berlin) Bd. 13, Nr. 42 vom 25. Oktober 1919, auf S. 33.
  4. In der MacWood-Serie des Regisseurs Gernot Bock-Stieber spielte Alexander von Antalffy 1920/21 mehrmals den „smarten, abenteuerlustigen Tausendsassa“ MacWood.
  5. 1920: Der Spuk des Lebens, Der unsichtbare Dieb, Die Strahlen des Todes; 1921: Der Mann im Schrank; 1924: Ein Traum ein Leben (Remake von 1920: Der Spuk des Lebens?) In beiden Filmen spielte Hübsch den „Dr. Claudi“, v. Antalffy den „Marcus von Lutovice“.
  6. Landesarchiv Berlin, Heiratsregister Standesamt Berlin II, Nr. 462/1884 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  7. Landesarchiv Berlin, Heiratsregister Standesamt Berlin IV a, Nr. 333/1904 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  8. Landesarchiv Berlin, Sterberegister Standesamt Berlin-Friedenau, Nr. 168/1925 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  9. 362 bzw. 390 Meter, vgl. GECD #17596.
  10. Bei filmportal.de Mitwirkung von Hübsch nicht bezeugt.
  11. Film-Oper in einem Vorspiel und fünf Abteilungen, für den Film bearb. v. Hans Neumann. Musikalische Bearbeitung unter Benutzung der gleichnamigen Wagnerschen Oper: Dr. Felix Günther, Produktion: Harmonie-Film Berlin; vgl. Wedel S. 99, 101 f. und 107; zu Günther vgl. Rudolf A. Bruil (July 10, 2011) bei soundfountain.
  12. Laut GECD #34509 Teil der MacWood-Abenteuer-Serie.
  13. Regie: Gernot Bock-Stieber, Darsteller u. a. Alexander von Antalffy (als Detektiv Mac Wood) und Erner Hübsch. Kinoplakat von Josef Fenneker, Druck Dinse & Eckert, Berlin, abgeb. bei plakatkontor.
  14. Film-Singspiel nach Eugène Scribe der Sing-Film-GmbH. Berlin mit Alois Pennarini und Melitta Klefer, vgl. Wedel S. 118 u. 183 Anm. 223.