Eurasien-Tunnel

Tunnel unter dem Bosporus

Der Eurasien-Tunnel (türkisch Avrasya Tüp Tüneli) ist ein 5,4 Kilometer langer Straßentunnel unter dem Bosporus in Istanbul. Etwa einen Kilometer nördlich befindet sich der Eisenbahntunnel Marmaray. Mit den Bauarbeiten wurde am 26. Februar 2011 begonnen, der Durchschlag erfolgte am 22. August 2015. Am 20. Dezember 2016 wurde er für den Verkehr freigegeben.[1][2] Das türkisch-südkoreanische Gemeinschaftsunternehmen YMSK (Yapı Merkezi und SK Engineering & Construction) plante und leitete die Arbeiten.

Avrasya Tüp Tüneli
Avrasya Tüp Tüneli
Avrasya Tüp Tüneli
Nutzung Straßentunnel
Ort Istanbul, Turkei Türkei
Länge 5400 m
Anzahl der Röhren 1 (doppelstöckige Nutzung)
Querschnitt 452,39 m²
Bau
Bauherr Ministerium für Transport, maritime Angelegenheiten und Kommunikation
Baubeginn 26. Februar 2011
Fertigstellung 2016
Planer YMSK (Yapı Merkezi Turkei Türkei, SK Engineering & Construction Korea Sud Südkorea)
Betrieb
Maut Ja
Freigabe 20. Dezember 2016
Lagekarte
Eurasien-Tunnel (Istanbul)
Eurasien-Tunnel (Istanbul)
West
Ost
Koordinaten
West 41° 0′ 8,9″ N, 28° 58′ 11″ O
Ost 41° 0′ 21,3″ N, 29° 1′ 34,1″ O
 
Einfahrt zum Eurasien-Tunnel von Westen aus (Fatih)

Er verbindet als erster Straßentunnel den europäischen Westteil (Stadtteil Fatih) mit dem asiatischen Ostteil (Üsküdar) der türkischen Metropole Istanbul. Dabei schließt er im Westen an die Kennedy Caddesi an, die zentrale Verkehrsachse für die Istanbuler Altstadt. Im Osten endet der Tunnel an der Harem İskele Caddesi, die in die Schnellstraße D 100 und so letztlich in die Autobahnen nach Bursa und Ankara übergeht. Im Rahmen des Projekts wurden ebenfalls die Zubringerstraßen zwischen Kazlıçeşme und Göztepe ausgebaut, um das erhöhte Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Der Eurasien-Tunnel soll somit die Fahrzeit über den Bosporus zwischen den beiden Endpunkten von zuvor 100 bis 110 Minuten über die Bosporusbrücken auf rund 15 Minuten verkürzen.[3]

Konstruktion

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Der Eurasien-Tunnel ist ein doppelstöckiger Tunnel mit jeweils zwei Richtungsfahrbahnen.[1] Die Tunnelröhre wurde mit einer lichten Weite von 13,7 Metern[3] aufgefahren und hat einen nutzbaren Durchmesser von 12 Metern. Sie erreicht an ihrer tiefsten Stelle 106,4 Meter unter dem Meeresspiegel,[4] wobei die Tunneldecke dort etwa 25 Meter unter dem anstehenden Fels bleibt. Hierdurch soll eine Erdbebensicherheit bis zu einer Magnitude von 7,5 auf der Richterskala gewährleistet sein.[5] Zwei hydraulische Ausgleichsringe sollen der Tunnelröhre eine Flexibilität von bis zu 7 cm[6] in allen Richtungen gegenüber Erdbeben verleihen.[7] Die Tunnel-Einfahrt auf der europäischen Seite wurde über den Meeresspiegel erhoben, um diesen Eingang vor möglichen Tsunamis zu schützen.[6]

Mit dem Tunnelbau wurde die deutsche Firma Herrenknecht AG beauftragt.[8] Dabei mussten hohe technische Anforderungen bewältigt werden: Ein sehr hoher Anteil an Sanden und anderem Lockergestein erforderte eine speziell angefertigte Tunnelbohrmaschine (TBM) mit einer Mixschild-Technologie, die sowohl hartes Gestein als auch weiche Sande durchbohren konnte, ohne dabei steckenzubleiben. Vor allem aber haben die Tunnelröhren hier auch den bisher in der Technikgeschichte höchsten Wasserdruck von bis zu 11 Bar auszugleichen.[9]

Auch Umwelteinflüsse und archäologische Aspekte wurden beim Bau berücksichtigt.[10]

Der Tunnel ist nur für PKWs und Kleinbusse zugelassen.[11] Neben Rettungssystemen und vier Wendestellen sind im Tunnel eine unterbrechungsfreie Verfügbarkeit von Licht, Luft, Telefon und Internet vorgesehen. Navigationsgeräte von Straßenverkehr und Seeschifffahrt werden ebenso voneinander unberührt bleiben wie Telemetriesysteme.[5] Es wird ein Verkehrsaufkommen von 80.000 bis 120.000 Fahrzeugen täglich erwartet. Pro Durchfahrt wird eine Mautgebühr in Höhe von 16,60 türkischen Lira (etwa 0,45 €)[4] je PKW und 24,90 TL (etwa 0,68 €) für Kleinbusse erhoben.[12] Die Gebühren sollen innerhalb von 25 Jahren die Baukosten sowie die laufenden Betriebskosten amortisieren.[5]

Die Kosten lagen bei umgerechnet 1,19 Milliarden Euro.[11] Ein internationales Bankenkonsortium finanzierte den Baukredit für den türkischen Staat, genannt werden unter anderem die European Investment Bank, European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), Korean Exim Bank, Korean Export Insurance Agency (K Sure), Standard Chartered Bank, Sumitomo Mitsui Banking Corporation und drei weitere türkische Banken.[13]

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Commons: Eurasien-Tunnel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Istanbul: Bohrarbeiten des Eurasien-Tunnels abgeschlossen. (Memento vom 1. April 2016 im Internet Archive). In: Deutsch-Türkische-Zeitung. 23. August 2015.
  2. Straße unter Bosporus: Eurasien-Tunnel in Istanbul eröffnet. In: ORF News. 20. Dezember 2016, abgerufen am 20. Dezember 2016.
  3. a b Özgür Altuncu, Ünsal Çakın (DHA): Başbakan Erdoğan, 'Yıldırım Bayezid'le Avrasya Tüneli'ni kazmaya başladı. In: Radikal. 19. April 2014 (türkisch), Pressebericht mit Verkehrswegeplan, abgerufen am 20. Dezember 2016.
  4. a b Eurasien-Tunnel: Erdoğan macht die erste Fahrt. In: Daily Sabah. 9. Oktober 2016 (deutsch), Pressebericht zur Erstbefahrung und Querschnittszeichnung, abgerufen am 20. Dezember 2016.
  5. a b c Fatih Özdemir: Avrasya Tüneli ile Boğaz’ın altında arabalı yolculuk! In: fozdemir.com. 24. August 2012 (türkisch), abgerufen am 20. Dezember 2016.
  6. a b Eurasia Tunnel Project – Technical – Seismic Provisions. (Memento vom 20. Januar 2016 im Internet Archive). In: Unicredit – Yapı Merkezi, SK EC Joint Venture. 2012 (PDF; 29 S., 4,97 MB), S. 18.
  7. Hightech unter dem Bosporus. Ultimativer Tunnel-Vortrieb. In: All Around. (Herrenknecht) Nr. 4, 2016, abgerufen am 5. März 2017.
  8. Pressemitteilung: Istanbul. Ein Riese taucht tief und bringt am Bosporus Europa und Asien zusammen. (Memento des Originals vom 6. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.herrenknecht.com In: Herrenknecht AG. 28. August 2015, abgerufen am 5. März 2017.
  9. Connecting Continents. In: All Around. (Herrenknecht) Nr. 4, 2016.
  10. Environmental and Social Impact Assessment for the Eurasia Tunnel Project. In: ERM Group, Germany and UK / ELC-Group, Istanbul. Januar 2011 (englisch), (PDF; 46 S., 894,6 kB).
  11. a b abl/dpa/AFP: Türkei eröffnet ersten Straßentunnel zwischen Europa und Asien. In: SpOn. 20. Dezember 2016.
  12. Mautgebühren. In: Avrasya Tüneli / Eurasia Tunnel. (englisch).
  13. Eurasia Tunnel Project. (Memento vom 20. Januar 2016 im Internet Archive). In: Unicredit – Yapı Merkezi, SK EC Joint Venture. 2012 (englisch), S. 25 (PDF; 29 S., 4,97 MB).