FIFA-Frauen-Einladungsturnier 1988

Das FIFA-Frauen-Einladungsturnier 1988 (engl. „1988 FIFA Women's Invitation Tournament“ oder „International Women's Football Tournament“) war ein von der FIFA organisiertes Einladungsturnier für Frauenfußball, das vom 1. bis 12. Juni 1988 in der Volksrepublik China stattfand. Das Turnier war ein Test für die Durchführbarkeit einer Frauen-Fußballweltmeisterschaft.[1] Die Anregung dazu gab 1986 die Norwegerin Ellen Wille auf dem 45. FIFA-Kongress in Mexiko-Stadt.[2] Zuvor hatte es schon mehrere nicht von der FIFA organisierte internationale Turniere gegeben, wie die „Coppa del Mondo“[3] 1970 in Italien, die „Mundial“[4] in Mexiko 1971, die „Mundialitos“[5] (1982–87) und das „Women's World Invitational Tournament“[6] (1978 bis 1987), an denen aber teilweise auch Vereins- und B-Mannschaften teilgenommen hatten. Zudem hatte es schon in Asien, Europa und Ozeanien kontinentale Fußball-Meisterschaften für Frauen gegeben. Das Turnier wurde als Erfolg angesehen und 1991 fand dann ebenfalls in China die erste offizielle Weltmeisterschaft der Frauen statt.

FIFA-Frauen-Einladungsturnier 1988 1988
1988 FIFA Women's Invitation Tournament
Anzahl Nationen 12
Sieger Norwegen Norwegen
Austragungsort China Volksrepublik China
Eröffnungsspiel 1. Juni 1988
Endspiel 12. Juni 1988
Spiele 26
Tore 81 (⌀: 3,12 pro Spiel)

Im Finale standen sich die beiden Finalisten der EM 1987 gegenüber und die Norwegerinnen konnten wie bei der EM die Schwedinnen besiegen. Den dritten Platz sicherte sich Brasilien im Elfmeterschießen.

Teilnehmer

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Zum Turnier wurden zwölf Mannschaften eingeladen, vier der UEFA, drei der AFC, zwei der CONCACAF und je eine der CAF, CONMEBOL und der OFC. Nicht eingeladen wurden bzw. nicht teilgenommen haben England (Vize-Europameister 1984, Mundialito-Sieger 1985), Italien (EM-Dritter 1986, Mundialito-Sieger 1984 und 1986), Taiwan (Ozeanienmeister von 1986 und Sieger des Women's World Invitation Tournament 1987) und Neuseeland (Ozeanienmeister von 1983). Die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen hatte sich zu der Zeit noch keine internationalen Meriten erworben, auch wenn die SSG 09 Bergisch Gladbach zweimal das „Women's World Invitational Tournament“ gewonnen hatte, gewann aber ein Jahr später erstmals den EM-Titel gegen Norwegen, den Sieger dieses Turniers.

Folgende Mannschaften hatten die Einladung zum Turnier angenommen:

Kontinent Nation 1. off. Länderspiel Erfolge vor dem Turnier
Europa Niederlande  Niederlande 17. April 1971
Norwegen  Norwegen 7. Juli 1978 Europameister 1987
Schweden  Schweden 26. Juli 1974 Europameister 1984, Vize-Europameister 1987
Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 28. Juli 1986
Südamerika Brasilien 1968  Brasilien 22. Juli 1986
Nord-, Mittelamerika und Karibik Kanada  Kanada 7. Juli 1986
Vereinigte Staaten  USA 18. August 1985
Afrika Elfenbeinküste  Elfenbeinküste beim Turnier
Asien China Volksrepublik  China (GG) 20. Juli 1986 Asienmeister 1986
Japan  Japan 6. September 1981 Vize-Asienmeister 1986
Thailand  Thailand 16. Oktober 1981 Asienmeister 1983
Ozeanien Australien  Australien 6. Oktober 1979 Vize-Ozeanienmeister 1983, 1986

Spielorte

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Die Spiele wurden in vier Städten der chinesischen Provinz Guangdong ausgetragen, die auch zu den Austragungsorten der WM 1991 gehörten.

Foshan
 
FIFA-Frauen-Einladungsturnier 1988 (Guangdong)
Spielorte 1988 in China, Provinz Guangdong
Guangzhou-Tianhe (Tianhe-Stadion)
Guangzhou-Panyu
Jiangmen

In der Vorrunde spielten die 12 Mannschaften zunächst in drei Gruppen im Jede-gegen-Jede-Modus. Die drei Gruppensieger und -zweiten sowie die beiden besten Gruppendritten erreichten die K.-o.-Runde. Die Spielzeit betrug jeweils zweimal 40 Minuten. Nach regulärer Spielzeit nicht entschiedene Spiele wurden im Elfmeterschießen entschieden.

Vorrunde

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Gruppe A

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Pl. Verein Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. China Volksrepublik  China  3  3  0  0 011:100 +10 06:00
 2. Kanada  Kanada  3  1  1  1 007:300  +4 03:30
 3. Niederlande  Niederlande  3  1  1  1 004:200  +2 03:30
 4. Elfenbeinküste  Elfenbeinküste  3  0  0  3 001:170 −16 00:60
1. Juni 1988 in Guangzhou
China Kanada 2:0
1. Juni 1988 in Foshan
Niederlande Elfenbeinküste 3:0
3. Juni 1988 in Guangzhou
China Niederlande 1:0
3. Juni 1988 in Foshan
Kanada Elfenbeinküste 6:0
5. Juni 1988 in Guangzhou
China Elfenbeinküste 8:1
5. Juni 1988 in Foshan
Kanada Niederlande 1:1

Gruppe B

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Alle Spiele in Jiangmen.

Pl. Verein Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Brasilien 1968  Brasilien  3  2  0  1 011:200  +9 04:20
 2. Norwegen  Norwegen  3  2  0  1 008:200  +6 04:20
 3. Australien  Australien  3  2  0  1 004:300  +1 04:20
 4. Thailand  Thailand  3  0  0  3 000:160 −16 00:60
1. Juni 1988
Norwegen Thailand 4:0
Australien Brasilien 1:0
3. Juni 1988
Brasilien Norwegen 2:1
Australien Thailand 3:0
6. Juni 1988
Norwegen Australien 3:0
Brasilien Thailand 9:0

Gruppe C

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Alle Spiele in Panyu.

Pl. Verein Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Schweden  Schweden  3  2  1  0 005:100  +4 05:10
 2. Vereinigte Staaten  USA  3  2  0  1 006:300  +3 04:20
 3. Tschechoslowakei  Tschechoslowakei  3  1  1  1 002:200  ±0 03:30
 4. Japan  Japan  3  0  0  3 003:100  −7 00:60
1. Juni 1988
USA Japan 5:2
Schweden Tschechoslowakei 1:0
3. Juni 1988
Schweden USA 1:1
Tschechoslowakei Japan 2:1
6. Juni 1988
Tschechoslowakei USA 0:0
Schweden Japan 3:0

Gruppendritte

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Pl. Verein Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Australien  Australien  3  2  0  1 004:300  +1 04:20
 2. Niederlande  Niederlande  3  1  1  1 004:200  +2 03:30
 3. Tschechoslowakei  Tschechoslowakei  3  1  1  1 002:200  ±0 03:30

Finalrunde

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Viertelfinale Halbfinale Finale
8. Juni 1988 – Guangzhou
Schweden  Schweden 1
10. Juni 1988 – Guangzhou
Kanada  Kanada 0
Schweden  Schweden 2
China Volksrepublik  China 1
China Volksrepublik  China 7
Australien  Australien 0 12. Juni 1988 – Guangzhou
8. Juni 1988 – Guangzhou Schweden  Schweden 0
8. Juni 1988 – Foshan Norwegen  Norwegen 1
Brasilien  Brasilien 2
Niederlande  Niederlande 1
Brasilien  Brasilien 1
Spiel um Platz 3
Norwegen  Norwegen 2
Vereinigte Staaten  USA 0 Brasilien  Brasilien 0 (4)1
10. Juni 1988 – Panyu
Norwegen  Norwegen 1 China Volksrepublik  China 0 (3)
8. Juni 1988 – Panyu 12. Juni 1988 – Guangzhou

1 Sieg im Elfmeterschießen

Viertelfinale

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8. Juni 1988 in Guangzhou
Schweden Kanada 1:0
China Australien 7:0
8. Juni 1988 in Foshan
Brasilien Niederlande 2:1
8. Juni 1988 in Panyu
USA Norwegen 0:1

Halbfinale

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10. Juni 1988 in Guangzhou
Schweden China 2:1
10. Juni 1988 in Panyu
Brasilien Norwegen 1:2

Spiel um Platz 3

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12. Juni 1988 in Guangzhou
Brasilien China 0:0, 4:3 i. E.
Schweden Norwegen
Schweden 
12. Juni 1988 in Guangzhou (Tianhe-Stadion)
Ergebnis: 0:1 (0:0)
Zuschauer: 30.000[7]/35.000[8]
Schiedsrichter: Romualdo Arppi Filho (Brasilien 1968  Brasilien)
Spielbericht
Norwegen 


Elisabeth LeidingeMarie KarlssonPia Syrén, Eva Zeikfalvy (Camilla Andersson), Ingrid Johansson (C) Pia Sundhage, Pärnilla Larsson, Anneli GustafssonAnneli Andelén, Helene Johansson (Tina Nilsson), Gunilla Axén
Cheftrainer: Gunilla Paijkull
Hege LudvigsenCathrine Zaborowski, Liv Strædet, Gunn Nyborg, Toril Hoch-Nielsen (Turid Storhaug) – Bjørg Storhaug, Tone Haugen, Heidi Støre (C) Birthe Hegstad, Ellen-Cathrine Scheel, Linda Medalen (Sissel Grude)
Cheftrainer: Dag Steinar Vestlund und Erling Hokstad
  0:1 Linda Medalen (58.)

All-Star Team

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Die besten Spielerinnen wurden von der chinesischen Presse benannt.

Besonderheiten

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  • Die Volksrepublik China richtete zwei Jahre später die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 1991 aus, für die sich von den Teilnehmern dieses Turniers nur Brasilien, Japan, Norwegen, Schweden und die USA qualifizieren konnten.
  • Australien und Kanada konnten sich erstmals für die WM 1995 qualifizieren.
  • Die Elfenbeinküste, die Niederlande und Thailand konnten sich danach erstmals für die WM 2015 qualifizieren.
  • Die Tschechoslowakei konnte sich für keine WM der Frauen qualifizieren und auch den Nachfolgemannschaften Slowakei und Tschechien ist dies bisher noch nicht gelungen.
  • Die Elfenbeinküste, die bei diesem Turnier ihre ersten Länderspiele austrug, führte erst vier Jahre später wieder Länderspiele durch und danach folgte eine zehnjährige Pause.
  • Das 1:8 der Ivorerinnen im dritten Gruppenspiel gegen China war bis zum 7. Juni 2015 ihre höchste Niederlage. Dann verloren sie ihr erstes offizielles WM-Spiel mit 0:10 gegen Deutschland.
  • Das 2:1 der Brasilianerinnen gegen Norwegen im zweiten Gruppenspiel war ihr erster Sieg überhaupt.
  • England und Italien, die nicht teilgenommen hatten, bestritten einen Monat später das Finale der letzten „Mundialito“, an der von den Teilnehmern dieses Turniers nur die USA teilnahmen und den dritten Platz belegten.[5]
  • Die Norwegerinnen Catherine Bråthen, Tone Haugen, Birthe Hegstad, Linda Medalen, Gunn Nyborg, Liv Strædet und Heidi Støre standen drei Jahre später auch im Finale der ersten offiziellen WM der Frauen, das sie gegen die USA verloren.
  • Der brasilianische Final-Schiedsrichter Romualdo Arppi Filho hatte zwei Jahre zuvor auch das Finale der Männer bei der WM 1986 geleitet.
  • Beim 5:2 gegen Japan gelangen Carin Jennings als erster US-Spielerin drei Tore in einem Spiel.
  • Das Spiel der USA gegen die Tschechoslowakei bei diesem Turnier blieb das einzige der beiden Mannschaften gegeneinander.
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Einzelnachweise

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  1. fifa.com: „88 days to go“ (Memento des Originals vom 17. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fifa.com
  2. fifa.com: „Ellen Wille, mother of Norwegian women's football“ (Memento des Originals vom 17. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fifa.com
  3. rsssf.org: „Coppa del Mondo (Women) 1970“
  4. rsssf.org: „Mundial (Women) 1971“
  5. a b Mundialito (Women) 1982 bis 1988
  6. Women's World Invitation Tournament – Overview
  7. Laut norwegischem Spielbericht
  8. Laut schwedischem Spielbericht