Falco-Villa

Gebäude in Gars am Kamp, Horner Straße 214

Die Falco-Villa ist ein 1895/96 errichtetes Wohngebäude in Gars am Kamp, Horner Straße 214, das 1987 von dem österreichischen Musiker Falco alias Johann Hölzel (1957–1998) erworben und vor allem in der wärmeren Jahreszeit als Rückzugsort genutzt wurde. Das Haus, das auch von Falcos Mutter Maria Hölzel (1926–2014) bewohnt wurde, gehört heute der „Falco Privatstiftung“, die die „Falco-Villa“ im Frühjahr 2024 für Führungen, Events, Präsentationen und Feiern geöffnet hat. Die „Falco-Villa“ befindet sich direkt neben dem Landhaus, Horner Straße 225, das zwischen 1910 und 1940 den Eltern des Film-Regisseurs Fritz Lang gehört hat, auf dessen Kriminal-Film-Klassiker „M“ in Falcos Jeanny-Videoclip angespielt wird.[1]

„Falco-Villa“
„Falco-Villa“, Gars (November 2017)

„Falco-Villa“, Gars (November 2017)

Daten
Ort Gars am Kamp, Osterreich Österreich
Bauherrin Eugenie Holzwarth (1841–1908)
Baustil Historismus
Baujahr 1896
Bauzeit 1895/96
Koordinaten 48° 36′ 7,4″ N, 15° 39′ 22″ OKoordinaten: 48° 36′ 7,4″ N, 15° 39′ 22″ O
Besonderheiten
Wohnhaus von Falco

Zur Vorgeschichte der „Falco-Villa“

Bearbeiten

Die heutige „Falco-Villa“ wurde 1895/96 für die Wiener Sommerfrischlerin Eugenia Holzwarth (1841–1908) errichtet und wies – wie die erhaltenen Fotografien belegen – zumindest bis 1910 noch keine Jugendstil-Elemente auf. Ab 1903 gehörte die „Holzwarth-Villa“ Simon Mayer. 1904 wurde sie von der in Steyr tätigen „Kleidermacherin“ Johanna Heiser (1853–1936) und ihrer Schwester, der Schneiderin Therese Heiser (1856–1942), als Sommerfrische-Villa erworben. Sie waren Schwestern des damaligen Garser Bäckers und späteren Garser Bürgermeisters Roman Heiser (1867–1927). Im Sommer 1917 wurde die Familie Adolf Adam Hauseigentümer. Ihr gehörte die Villa sieben Jahrzehnte lang, weshalb sich der Name „Adam-Villa“ einbürgert hat. Der Wiener Fabrikant Adolf Adam senior (1861–1929) war von 1893 bis zu seinem Tod im Jahr 1929 mit Juliana Ocskovszky (1872–1948) verheiratet. Das Ehepaar Adam hatte nach aktuellem Wissensstand drei Söhne: Leopold (1891–1964), Rudolf (1893–1895) und Adolf Adam junior (1894–1983). Adolf Adam senior hat 1896 in Wien die Firma „Adam & Comp.“ gegründet.[2] Adolf Adam senior ist am 7. Dezember 1929 gestorben, worauf die Garser Villa in das Eigentum seiner Gattin Juliana Adam überging. Sie hat am 10. Mai 1932 den verwitweten Fabrikanten und Pressbaumer Altbürgermeister Ferdinand Kühnel (1867–1947) geheiratet. Fünf Wochen nach seinem Ableben verschied Juliana Adam am 13. Jänner 1948 in der Garser Villa. Ihr jüngster Sohn Adolf Adam junior und seine Gattin Margarethe (1900–1985) bewohnten als letzte Mitglieder der Familie Adam die Garser Villa, bevor diese 1987 von Falco erworben wurde.

Ein weiterer namhafter Bewohner der nunmehrigen „Falco-Villa“ war der Wiener Musikinstrumentenhändler und k. u. k. Hoflieferant Josef-Leopold Pick[3] (1851–1917). Gemeinsam mit Frau und Sohn lebte er in den Jahren 1899, 1900, 1901 und 1902 als Sommerfrische-Gast in der „Villa Holzwarth“, bevor er 1903 seine eigene Garser Villa beziehen konnte, die er 1902/03 am Nachbargrund (heute: Horner Straße 225) errichten ließ. Sie wurde 1910 von der Mutter des Film-Regisseurs Fritz Lang (1890–1976) erworben und hat bis 1940 der Familie Lang gehört:[4] „Langs Gars-Verbindung war dem Pop-Weltstar Falco vermutlich nicht bekannt, als er 1987 die Nachbarsvilla der Familie Lang erworben hat. Die Kenntnis dieser Nachbarschaft hätte Falco aber vermutlich gefallen, da er im Video zu seinem Mega-Hit »Jeanny« auf Langs beklemmendes Film-Meisterwerk »M« mit markanten Filmzitaten anspielt.“[1]

Die „Falco Privatstiftung“ bietet seit dem Frühjahr 2024 regelmäßig Führungen in der Garser „Falco-Villa“ an, die nahezu in dem Zustand bewahrt wurde, wie sie Falco (1957–1998) und seine Mutter (1926–2014) verlassen haben.

Ausstellungen über die „Falco-Villa“

Bearbeiten

Zwischen 19. Oktober 2018 und 17. März 2019 war im Theatermuseum Hannover die Ausstellung „Falco in Gars am Kamp“ zu sehen, die dem Publikum durch großformatige Fotografien Einblick in die „Falco-Villa“ gewährte, die für die Öffentlichkeit unzugänglich war.[5][6] Nach Ausstellungsende wurden die Fotografien für das Garser Zeitbrücke-Museum erworben und zwischen 2. Juli 2021 und 26. September 2021 um weitere Exponate ergänzt unter dem Ausstellungstitel „Falco in Gars“ als Sonderausstellung gezeigt.

Literatur

Bearbeiten
  • Andreas Weigel: „Zur Eigentümer-Vorgeschichte der Falco-Villa“. „Über die Bauherrin und Villen-Eigentümerin Eugenia Holzwarth sowie die nachfolgenden Eigentümer-Familien Heiser und Adam.“ In: „Stars in Gars“. Blog über die vernachlässigte Tourismusgeschichte und ausgewählte Künstlergäste der Kamptal-Sommerfrische Gars-Thunau. Abgerufen am 15. April 2023 (deutsch).
  • Andreas Weigel: Manigfall 207: „I. Wiener Weiß- und Schwarzbäckerei“. „Wer waren die Voreigentümer:innen der Garser Falco-Villa?“ In: „Stars in Gars“. Blog über die vernachlässigte Tourismusgeschichte und ausgewählte Künstlergäste der Kamptal-Sommerfrische Gars-Thunau. Abgerufen am 15. April 2023 (deutsch).
  • Andreas Weigel: „Familie Holiks weitgehend spurlose Gars-Aufenthalte“. „Villa Pick“: Errichtet 1902/03, Architekt unbekannt. In: „Stars in Gars“. Blog über die vernachlässigte Tourismusgeschichte und ausgewählte Künstlergäste der Kamptal-Sommerfrische Gars-Thunau. Abgerufen am 15. April 2023 (deutsch).
Bearbeiten
Commons: Falco-Villa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Unternehmenswebsite

Bearbeiten

Fotodokumentation

Bearbeiten

Fernsehberichte

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Andreas Weigel: Gars abseits von Suppé und Falco. (PDF) Was weltberühmte Filmregisseure, Komponisten, Literaten und bildende Künstler mit der Kamptal-Sommerfrische verbindet. In: praesent. Das österreichische Literaturjahrbuch 2016. Praesens Verlag, 2016, S. S. 44–64, hier S. 54, abgerufen am 15. April 2024.
  2. Adamol: Unternehmensgeschichte.
  3. Zu Josef Leopold Picks Leben und Werk siehe folgenden Nachruf: Josef Leopold Pick †. In: Zeitschrift für Instrumentenbau, Band 37. 1916/17. S. 196f.
  4. Andreas Weigel: Zur Vorgeschichte des Langschen Landhauses in der Kamptal-Sommerfrische Gars bzw. Manigfall.
  5. Carsten Niemann und Mathias Mauersberger: Ausstellung in Hannover. Falco ganz privat. Deutschlandradio Kultur. 19. Oktober 2018.
  6. Alissa Giese: Falco, Gars am Kamp: Ausstellung im Theatermuseum Hannover. h1 - Fernsehen aus Hannover (Oktober 2018).
  7. a b c Beim Bau 1895/96 und zumindest auf den erhaltenen Fotografien bis 1910 ist noch kein Hauch Jugendstil zu erkennen.
  8. Die nachfolgende Google-Übersetzung ist viel lesbarer als jene deutschsprachige Übersetzung, die vom Blog als deutschsprachige Version angeboten wird: Abseits der Fans, Gars am Kamp – Teil 1 (Falco-Villa und Gasthof Poldiwirt).