Franz Kornemann

deutscher Kunstmaler

Franz Kornemann (* 24. Februar 1896 in Brilon; † 25. Februar 1969) war ein deutscher Kunst- und Glasmaler, der besonders für seine kirchlich, sakrale Glaskunst, sowie für Wand-Mosaike bekannt war.[1]

Franz Kornemann arbeitet am Entwurfskarton für das Sgraffito der Muse der Dichtung und Geschichte, Atelier des Künstlers in Brilon

Kindheit und Ausbildung

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Franz Kornemann kam im Februar 1896 in Brilon zur Welt.[1] Sein Vater Heinrich war Anstreicher, seine Mutter Maria, geb. Hillebrand. Er besuchte die Briloner Volksschule (heute die Altentagesstätte der Propsteigemeinde St. Petrus und Andreas) und ging daraufhin in eine Lehre als Dekorationsmaler nach Münster.

Erster Weltkrieg

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Ab 1915, im Alter von 19 Jahren, nahm Kornemann am Ersten Weltkrieg teil und wurde zunächst in Rumänien (19. August 1916),[2] dann in der Schlacht um Verdun (14. Juni 1918) schwer verwundet.[3] Nach einer Oberschenkelamputation zog er zurück in sein Elternhaus in Brilon.[1]

Fortbildung und Studium

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Ab 1919 besuchte Kornemann für zweieinhalb Jahre die Kunstgewerbeschule in Dortmund[1] (heute Hochschule Dortmund, Fachbereich Architektur und Design)[1] und war im Anschluss als Mitarbeiter seines Kunstprofessors Wilhelm Jöker tätig.

Ab 1923 studierte er an der Kunsthochschule Kassel, daraufhin vier Jahre an der Kunstakademie Düsseldorf.[1] Dort war er Schüler des renommierten Glasmalers Jan Thorn Prikker[4], einem Vorreiter der klassischen Moderne der Glasmalerei.[5] An der Kunstakademie lernte er außerdem die Kunststudentin Margarete Liebau kennen, seine zukünftige Ehefrau und lebenslange Kunstgefährtin.[4] Aus der Meisterklasse von Professor Heinrich Campendonk ging er 1929 als freier Künstler in die Selbständigkeit.[1]

Selbständigkeit, Familie, Zweiter Weltkrieg

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1931 schuf Kornemann in Gemeinschaftsarbeit mit Margarete Liebau sechs Chorfenster (ca. 7 m × 2 m) für den Chorraum der St. Nikolaikirche in Eisleben.[6][7] Übergreifendes Thema war die Schöpfung, wobei jedes der Fenster seinen eigenen Farbton hatte: Das Schöpfungsfenster war in mystisch blau gehalten, das Prophetenfenster grau-braun, das Heilsfenster grün, das Leidensfenster violett, das Siegesfenster rot-orange und das Liebesfenster rot. Das Liebesfenster wurde vom Frauenverein gestiftet und zeigt ausschließlich Frauen beim Akt der Nächstenliebe.[8]

Franz Kornemann wurde durch diesen Auftrag mit 35 Jahren eine führende Rolle auf dem Gebiet der Glasmosaiken für Kirchenfenster.[9] Zwischen 1935 und 1945 nahm er hauptsächlich mit Landschaftsbildern an Ausstellungen in Brilon, Essen, Münster, Düsseldorf und Arnsberg teil.[10]

1938 heirateten Franz Kornemann und Margarete Liebau, ein Jahr später kam ihr Sohn Till zur Welt. Das Künstlerehepaar lebte und arbeitete in Düsseldorf, bis ihre Wohnung und Atelier 1942 ausgebombt wurden, woraufhin sie in Franz Kornemanns Heimatstadt Brilon zogen.[11]

Am 10. Januar 1945 fielen 266 Bomben auf die Stadt Brilon. Kornemann, der die Bombardierung von seinem Atelier aus beobachten konnte, hielt diesen Moment in einem Gemälde fest. Das Bild hängt heute im Feuerwehrgerätehaus Brilon.[12][13]

Von 1949 bis 1952 baute Kornermann sein eigenes Haus mit Atelier in Brilon und arbeitete als Kunst- und Glasmaler. Er entwarf Glasfenster für Kirchen und das dortige Rathaus, Sgraffiti und Mosaike für öffentliche sowie private Gebäude, Aquarelle und Ölbilder. Seine Bilder aus dieser Zeit zeigen zum größten Teil Themen aus der sauerländischen Heimat des Künstlers.[9]

Im Alter von 74 Jahren starb Franz Kornemann am 25. Februar 1969 in Brilon.[1]

Ausstellungen (Auswahl)

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  • 1931: Ausstellung neuzeitlicher Kirchenfenster, Glaswerkstätten Müller, Quedlinburg[14]
  • ca. 1935: Ausstellung von Landschaftsaquarellen des Sauerlandes im Rathaussaal, Rathaus Brilon
  • 1936: "Westfront 1936. Freie Kunst im neuen Staat", Essen (Gruppenausstellung)[10],
  • 1937: “Westfalens Beitrag zur Deutschen Kunst der Gegenwart”, Haus Rothenburg Münster (Gruppenausstellung)[10]
  • 1937: „Große Kunstausstellung Düsseldorf 1937 - Nordwestdeutsche Kunst“, Kunsthalle Düsseldorf (Gruppenausstellung)[10]
  • 1939: „Herbstausstellung Düsseldorfer Künstler“, Kunsthalle Düsseldorf (Gruppenausstellung)[10]
  • 1940: „Herbstausstellung Düsseldorfer Künstler 1940“, Kunsthalle Düsseldorf (Gruppenausstellung)[10]
  • 1945: Große Kunstausstellung der Künstler des Regierungsbezirks Arnsberg, Räume der Regierung Arnsberg (Gruppenausstellung)[15]
  • 1952: Ausstellung von Franz Kornemann und Margarethe Liebau-Kornemann, Meschede[4]
  • 1970: Gedächtnisausstellung zu Franz Kornemann/Brilon und Hermann Springborn/Oeventrop, Sauerland-Museum Arnsberg
  • 1996: Gedächtnisausstellung zum 100. Geburtstag von Franz Kornemann, Stadtmuseum Brilon[1]
  • 2021: Digitale Ausstellung zum Bombenangriff auf Brilon am 10. Januar 1945, Museum Haus Hövener[12]
 
Franz Kornemann, Fenster im Bürgersaal im Rathaus Brilon. Schnadebruder und Stadtdirektor Heinrich Schieferecke.

Werke (Auswahl)

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1926 war Franz Kornemann an der „Großen Ausstellung Düsseldorf 1926 für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen“ (GeSoLei) beteiligt. Er gestaltete einen dekorativen Sgraffitofries an der Wand der offenen Terrasse.[16][17]

Buntglasfenster

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  • 1931, Liebes-, Propheten-, Schöpfungs-, Heils-, Leiden- und Siegesfenster; Chorfenster, St. Nicolaikirche in Eisleben. ca. 7 m × 2 m. Das wichtigste kirchlich sakrale Gemeinschaftswerk der Glaskunst von Franz Kornemann und Margarete Liebau.[18][19][20][4][14]
  • ca. 1953, Heilige Nacht, Die Flucht, Kapelle Maria Hagen, Bontkirchen, Brilon.[21][22]
  • Fenster zum Thema "Leben der alten Hansestadt", Bürgersaal, Rathaus Brilon,[23]
  • Fenster der evangelischen Kirche Neuenheerse, Bad Driburg[1]
  • Fenster der Kapelle "Maria am Hagen" bei Bontkirchen am Diemelsee[9]
  • God is myn Leydsman, Privathaus von Kapitän Müllmann[24]
  • Jesus und die Jünger von Emmaus, Entwurf für die Fenster im Landgrafenchor der Elisabeth-Kirche in Marburg
  • ca. 1956 Mutter und Kind, Fachklinik Hohenheimberg, Brilon Wald[1]
  • Ecce homo
  • Grenzsteine, Kreis Brilon[25]
  • ca. 1962–64, Die Drei Musen und Adolf Kolping mit jungem Handwerker, Kolpinghaus, Brilon
  • St. Engelberg, ehemaliges Altersheim, Brilon
  • St. Florian, Feuerwehrgerätehaus, Brilon
  • Die Trauernde (Gedenkstätte für die in zwei Weltkriegen Gefallenen), Winterschule (Berufsschule für den Bäuerlichen Nachwuchs)
  • 1962, Rübezahl (4 1/2m hoch), Rübezahlweg 18, Brilon/Gudenhagen[26]
  • Maria mit Kind auf Esel, Privathaus, Brilon
  • Im Steinbruch in der Berufsschule Brilon[4]

Ölgemälde

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  • 1943/44, Zur dankbaren Erinnerung an den 29.03.1945, Museum Haus Hövener[27]
  • 1945, 10. Januar 1945, Bombenangriff auf Brilon, Briloner Feuerwehr[28]
  • 780 jährige Eiche im Alter Wald
  • Bilstein bei Brilon
  • Im Drübel bei Brilon
  • Einsame Tanne

Aquarelle

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  • ca. 1934 Die jungen Tannen
  • ca. 1934 Stadtansicht von Brilon
  • Blick ins Angelner Land
  • Wanderdüne auf Sylt
  • Vorfrühling bei Alme
  • Morgen bei Alme
  • In der Helle bei Brilon
  • Auf dem Borberg
  • Blick auf Oldsberg-Bigge
  • Paulus
  • Kaltnadelradierung, Alter Mann
  • Zeichnung, Turm der Propsteikirche Brilon
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Commons: Franz Kornemann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k mw: Öffentliche Geschichte und private Chroniken. Bilder von Franz Kornemann im Heimatmuseum. In: Westfalenpost GmbH & Co Verlags-KG (Hrsg.): Westfalenpost. Funke Medien NRW GmbH, Hagen 10. Dezember 1996.
  2. Deutsche Verlustlisten 1914 bis 1919. Preußen 611. Berlin 1916, S. 14209 (genealogy.net).
  3. Deutsche Verlustlisten 1914 bis 1919. (Pr. 1163). Berlin 1918, S. 24279 (genealogy.net).
  4. a b c d e Dr. L. R.: Hingabe an die edle Glasmalkunst, Im Atelier des Künstler-Ehepaares Franz Kornemann, Brilon. In: Westfalenpost. Nr. 50, 29. Februar 1952.
  5. Deutsches Glasmalerei-Museum Linnich. Abgerufen am 28. Juni 2024 (englisch).
  6. Das Quedlinburger Kreisblatt schrieb dazu: „Der im 35. Lebensjahr stehende Künstler (…) reicht mit diesem Werke etwas Monumentales, das ihn berechtigen wird, weitere große Aufgaben zu lösen. Wie die Komposition im ganzen und im Einzelnen vollendet ist, wie die konstruktiven Gedanken der Einheit, Ruhe und Geschlossenheit, doch auch Rhythmus und quellendes Leben verliehen haben, so ist auch die Erfüllung der Fläche intuitiv gemeistert.“ Ausstellung Neuzeitlicher Kirchenfenster. Sakrale Kunst – Vom Schaffen Franz Kornemanns. 58. Jahrgang Auflage. Klöppel (Deutschland), Quedlinburg 17. September 1931.
  7. Georg Dehio: Dehio - Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler / Sachsen-Anhalt Bd. 2. In: Dehio Vereinigung e.V. (Hrsg.): Dehio - Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. 1. Auflage. Sachsen-Anhalt Bd. 2. Deutscher Kunstverlag (DKV), Berlin 1999, ISBN 3-422-03065-4, S. 454 (1040 S.).
  8. Franz Kornemann, Margarethe Liebau: Die neuen Altarfenster von St. Nikolai. In: Kirchliches Gemeindeblatt der Lutherstadt Eisleben. Eisleben Oktober 1931.
  9. a b c Franz Kornemann. Ein Künstler, dessen Wiege in der Stadt Brilon stand. In: Westfalenpost. FUNKE Medien NRW GmbH, Juni 1970, S. 33.
  10. a b c d e f Martin Papenbrock, Gabriele Saure: Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen - Ausstellungen deutscher Gegenwartskunst in der NS-Zeit. In: Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Schriften der Guernica-Gesellschaft. Band 10. VDG, Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Weimar 2000, ISBN 3-89739-041-8.
  11. Kornemann-Bilder im Stadtmuseum. Zum 100. Geburtstag der Malerin. In: Westfalenpost. Funke Medien NRW, Hagen 25. September 1996.
  12. a b Opfern ein Gesicht geben: Digitale Ausstellung zum Bombenabwurf auf Brilon 1945. In: Sauerlandkurier. Kurier Verlag Lennestadt GmbH, 10. Januar 2021, abgerufen am 17. April 2024.
  13. Ulrich Trommer: Neue Digitalausstellung des Museum Haus Hövener. 9. Januar 2021, abgerufen am 23. Juni 2024.
  14. a b Ausstellung Neuzeitlicher Kirchenfenster. Sakrale Kunst - Vom Schaffen Franz Kornemanns. 58. Jahrgang Auflage. Klöppel (Deutschland), Quedlinburg 17. September 1931.
  15. Martin Papenbrock: "Entartete Kunst", Exilkunst, Widerstandskunst in westdeutschen Ausstellungen nach 1945. In: Schriften der Guernica-Gesellschaft. Band 3. VDG, Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, 1996, ISBN 3-932124-09-X, S. 79.
  16. Robert Meyer: Gesolei Grosse Ausstellung Düsseldorf 1926 für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen. Hrsg.: L. Schwann. 1. Auflage. Band 1. Düsseldorf 1927, Kap. "Die Ausstellungsbauten in technisch-organisatorischer Beziehung", S. 82.
  17. Ute Einhoff: Die Gesolei und die Düsseldorfer Architektur der 20er Jahre. Hrsg.: Jürgen Wiener. 1. Auflage. Bachem, Köln 2001, ISBN 3-7616-1445-4, S. 58.
  18. Nikolaikirche Eisleben
  19. Restaurierung der Fenster (Memento vom 1. Juli 2007 im Internet Archive)
  20. Mercator-Fenster der Familie Neck in Brilon (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive)
  21. 750 Jahre Stadt Brilon, Hrsg. Stadt Brilon, 1970, Seiten 280 und 281
  22. Bontkirchen Kapelle St. Maria, Fensterdetail. 20. Mai 2015, abgerufen am 16. April 2024.
  23. Annette Jansen-Winkeln: Werke des Künstlers Franz Kornemann. In: Forschungsstelle Glasmalerei Des 20. Jahrhunderts. Forschungsstelle Glasmalerei Des 20. Jahrhunderts, Januar 2024, abgerufen am 14. April 2024.
  24. Silke Nieder: Oberkreisdirektor (a. D.) Dr. Adalbert Müllmann feiert heute seinen 100. Geburtstag. In: Sauerlandkurier. Kurier Verlag Lennestadt GmbH, 13. April 2022, abgerufen am 17. April 2024.
  25. Martin Lindner: Grenzstein vom Kreis Brilon östlich Brilon-Alme von Franz Kornemann. 2017, abgerufen am 16. April 2024.
  26. Rübezahl - ein Sgraffito von Franz Kornemann. 1962, abgerufen am 16. April 2024.
  27. Silke Nieder: Erinnerung an den Retter der Stadt Brilon. In: Westfalenpost. FUNKE Medien NRW GmbH, 4. April 2016, abgerufen am 17. April 2024.
  28. Brilon 10. Januar 1945 Digitalausstellung. Abgerufen am 17. April 2024.