Gedenkstätte Ahlem

Gedenkstätte auf dem historischen Gelände der ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule in Hannover-Ahlem

Die Gedenkstätte Ahlem ist eine zentrale Mahn- und Gedenkstätte der Region Hannover für die Judenverfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie befindet sich in Hannover im Stadtteil Ahlem auf dem Gelände der früheren Israelitischen Gartenbauschule Ahlem.

Gedenkstätte Ahlem, 2015

Beschreibung

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Mahnmal mit Inschrift und Kränzen am alten Eingangstor neben dem ehemaligen Direktorenhaus

1987 richtete der Landkreis Hannover im ehemaligen Direktorenhaus und auf dem Außengelände der früheren Gartenbauschule eine Mahn- und Gedenkstätte ein. Nach dem Aufgehen des Landkreises in die Region Hannover 2001 wechselte die Trägerschaft zu diesem Kommunalverband. Die Einrichtung ist die zentrale Gedenkstätte für die Region Hannover. Dort wird die Geschichte der Gartenbauschule sowie die der Einwohner jüdischen Glaubens der Stadt Hannover und des ehemaligen Landkreises dargestellt.[1][2] Die Ausstellung in der Gedenkstätte wurde in den Jahren 2012 bis 2014 neu konzipiert und gestaltet. Ebenso wurde das Gebäude umgestaltet und umgebaut.[3] Ein Raum der Einrichtung ist nach Martin Gerson benannt.[2] In der Gedenkstätte befindet sich eine Dokumentation über das in der Nähe gelegene KZ-Außenlager Hannover-Ahlem.

Ausstellung

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Die Gedenkstätte befindet sich auf den vier Geschossen des ehemaligen Direktorenhauses sowie im dazugehörigen Außengelände. In der Dauerausstellung wird Ahlem als Ort der Verfolgung beginnend mit dem Novemberpogrom vom 9. November 1938 dargestellt. Sie zeigt insbesondere Geschichte der Israelitischen Gartenbauschule. Darüber hinaus verfügt die Gedenkstätte über einen Veranstaltungsraum für Sonderausstellungen und Kulturveranstaltungen und eine Mediathek mit einer Bibliothek.

Das Außengelände ist als Schulgarten nachgebildet. Darin befindet sich der Standort der früheren Laubhütte, in der die Angehörigen der Israelitischen Gartenbauschule Ahlemas das jüdische Laubhüttenfest feierten. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden im Februar und März 1945 in der Laubhütte mindestens 59 Häftlinge der Gestapo hingerichtet. Zum Kriegsende setzte die Gestapo die Laubhütte in Brand. Heute erinnert an sie ein Denkmal aus Schieferplatten, die auf der Fläche des früheren Gebäudes dachziegelartig auf der Erde liegen. Die Bäume um die ehemalige Laubhütte Ahlem sind in Naturdenkmal. Im Garten befindet sich ein Arkadengang mit 3000 Namenstafeln, die als „Wand der Namen“ bezeichnet wird. Die Tafeln nennen die Lebensdaten von NS-Opfern, für die Ahlem eine Station in den Tod war oder die in der Gestapo-Außenstelle Ahlem ermordet wurden.

Die Gedenkstätte als Ziel von Straftaten

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Nachdem die Polizei im Jahr 2022 eine Häufung offensichtlich rechtsmotivierter Farbschmierereien im Stadtteil Ahlem registrierte,[4] kam es zwischen 2022 und 2024 mehrfach zu Beschädigungen durch Unbekannte an der Gedenkstätte. Laut Einschätzung der Region Hannover handelte es um rechtsextreme Taten. So wurde die „Wand der Namen“, die die Namen von hunderten von NS-Opfern zeigt, mit nationalsozialistischen Schmierereien verunstaltet.[5] 2023 wurden nach einer Kranzniederlegung am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus Kränze beschädigt.[6] Im selben Jahr brachten Unbekannte im Zusammenhang mit dem Krieg in Israel und Gaza volksverhetzende Aufkleber auf dem Gelände an, woraufhin sich die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens vor Ort informierte[7] und es zu einer Demonstration gegen Rechtsextremismus mit etwa 700 Teilnehmern kam.[8] 2024 wurden erneut Erinnerungstafeln mit Namen von NS-Opfern beschädigt.[9]

Siehe auch

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Literatur

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  • Waldemar R. Röhrbein: Israelitische Gartenbauschule Ahlem In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 318–319.
  • Andrea Brait: Wege zu vielschichtigen Gedächtnisorten auf lokaler, regionaler, nationaler und transnationaler Ebene. Eine Analyse unter besonderer Berücksichtigung der Neugestaltung der Gedenkstätte Ahlem. In: Janina Fuge, Rainer Hering, Harald Schmid (Hrsg.): Gedächtnisräume. Geschichtsbilder und Erinnerungskulturen in Norddeutschland. Vandenhoeck & Ruprecht unipress, Göttingen 2014, S. 367–384
  • Stefanie Burmeister (Hrsg.): Ahlem Memorial at the site of the Ahlem Jewish Gardening School. Verlag Mahn- und Gedenkstätte der Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem, 2014 Ausstellungskatalog
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Commons: Gedenkstätte Ahlem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gedenkstätte Ahlem. auf: hannover.de
  2. a b Ein Rundgang durch Ahlem. (Memento vom 2. August 2012 im Webarchiv archive.today) auf: hannover.de
  3. Die neue Gedenkstätte Ahlem: Neugestaltung und Konzept. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) auf: hannover.de
  4. Peer Hellerling: Schmierereien, Übergriffe: Hannover-Ahlem hat ein Problem mit Rechtsextremen in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 8. August 2022
  5. Simon Benne: „Manche werden zu Sadisten“: Gedenkstätte Ahlem in Hannover gestaltet Ausstellung zu NS-Zeit neu in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 17. Oktober 2022
  6. Alina Stillahn: Gedenkstätte Ahlem: Unbekannte beschädigen niedergelegte Kränze am Holocaust-Gedenktag in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 31. Januar 2023
  7. Behrens und Krach besuchen Gedenkstätte in Hannover-Ahlem bei ndr.de vom 2. November 2023
  8. Gedenkstätte Ahlem: Mehr als 700 bei Demo gegen Antisemitismus bei ndr.de vom 4. November 2023
  9. Namenstafeln für Holocaust-Opfer beschädigt: Erneut Vandalismus in Gedenkstätte Ahlem in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 31. Oktober 2024

Koordinaten: 52° 22′ 39,7″ N, 9° 40′ 21,3″ O