Gepard-Klasse (1981)

Flugkörperschnellboot der Bundesmarine

Die Gepard-Klasse (auch als Klasse 143A bezeichnet) war eine Klasse von zehn Flugkörperschnellbooten der Deutschen Marine.

Gepard-Klasse
S 76 Frettchen
S 76 Frettchen
Schiffsdaten
Land Deutschland Deutschland
Schiffsart Flugkörperschnellboot
Bauzeitraum 1979 bis 1984
Stapellauf des Typschiffes 25. September 1981
Gebaute Einheiten 10
Dienstzeit 1982 bis 2016
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 57,6 m (Lüa)
54,4 m (Lpp)
Breite 7,76 m
Tiefgang (max.) 2,6 m
Verdrängung 391 t
 
Besatzung 36 Mann
Maschinenanlage
Maschine 4 × MTU 16V956 TB91-Diesel
Maschinen­leistung 18.000 PS (13.239 kW)
Höchst­geschwindigkeit 42 kn (78 km/h)
Propeller 4
Bewaffnung
Sensoren
  • EloKa FL 1800 II
  • Radar MSSR 2000I
  • Radar WM 27
  • Elektrooptischer Sensor MSP 500

Geschichte

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Sie wurden aus der Albatros-Klasse (143) weiterentwickelt und sind mit dieser weitgehend baugleich. Die zehn Boote der Klasse wurden von 1982 bis 1984 im 7. Schnellbootgeschwader in Dienst gestellt und waren seit 2006 die letzten Schnellboote der Deutschen Marine. Der Heimathafen war zuletzt der Marinestützpunkt Warnemünde in Rostock, bis das Geschwader am 16. November 2016 außer Dienst gestellt wurde.[1][2][3][4]

Bewaffnung

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Die Gepard-Klasse war mit vier Seezielflugkörpern Exocet und dem Führungs- und Waffeneinsatzsystem Automatisches Gefechts- und Informationssystem für Schnellboote (AGIS) zur Koordinierung des Feuerkampfes mit anderen Einheiten ausgestattet. Die Mehrzweckgeschütze vom Kaliber 76 mm gaben den Booten auch eine für Schnellboote außergewöhnliche artilleristische Fähigkeit. Im Unterschied zur Vorläuferklasse verfügten die Boote über keine Torpedos mehr, dafür wieder über Minenlegekapazität. Das Raketenabwehrsystem RAM, das anstelle des hinteren Geschützturmes installiert wurde, verlieh ihnen einen erheblich verbesserten Eigenschutz. Allerdings kam dieses System erst etwa zehn Jahre nach der Indienststellung der Boote aufgrund von erheblichen Verzögerungen in der Entwicklung ab 1993 an Bord. Bis dahin waren sie aufgrund des einen fehlenden Geschützes schwächer bewaffnet als die Albatros-Klasse.

Die Boote der Gepard-Klasse wurden ursprünglich zur Küstenverteidigung und Überwachung von Nord- und Ostsee eingesetzt. Mit der konzeptionellen Neuorientierung der Bundeswehr von einer reinen Verteidigungsarmee hin zu einer ggf. weltweit einsetzbaren Eingreiftruppe genügen die Schnellboote nicht mehr den Anforderungen (Gründe: Ein-Wachen-System d. h. keine Schichtwechsel, eingeschränkte Seefähigkeit, geringe Durchhaltefähigkeit).

Ab 2008 wurden die Schnellboote der Gepard-Klasse zunächst durch fünf Korvetten der Braunschweig-Klasse ergänzt. Am 16. November 2016 wurde mit S80 Hyäne das letzte Boot des 7. (und letzten) Schnellbootgeschwaders außer Dienst gestellt.[5][6]

Verbleib

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Die Schiffe Dachs und Nerz wurden an ein Unternehmen in Lübeck zur Verwertung verkauft.[7] Die sieben nach der Auflösung des Geschwaders im Jahre 2016 im Marinearsenal Kiel aufgelegte Schiffe Frettchen, Hermelin, Hyäne, Ozelot, Puma, Wiesel und Zobel wurden 2023 von der VEBEG mit der Verpflichtung ausgeschrieben, die Verschrottung zu garantieren und keine Weiterverwendung zuzulassen. Den Zuschlag erhielt ein türkisches Unternehmen in Aliağa in der Türkei.[7]

Die sieben Schiffe sollten mit dem Schwergutfrachter Happy Sky Ende November 2024 in der Türkei gebracht werden, um dort verschrottet zu werden.[7] Die Verladung scheiterte, da die Reederei des Schwergutfrachters die Rümpfe der zu verladenden Schiffe einer Tauscheruntersuchung unterzog. Diese Untersuchung zeigte, dass sich während der Liegezeit auf den Rümpfen eine dicke Muschelschicht angesammelt hatte, die ein sicheres Verladen mit Gurten nicht ermöglichte. Da eine Reinigung der Rümpfe im Wasser in Deutschland mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist, verließ der Schwergutfrachter Kiel ohne Ladung. Auch eine frühere Verladung auf einen chinesischen Schwergutfrachter war bereits gescheitert.[8]

Einheiten

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Kennung Name Indienststellung Außerdienststellung Verbleib
P6121 S71 Gepard 7. Dezember 1982 12. Dezember 2014[9] Seit 18. Juni 2016 Museumsschiff im Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven.[10]
P6122 S72 Puma 24. Februar 1983 14. Dezember 2015[11] Marinearsenal Kiel, sollte im November 2024 zur Verschrottung in die Türkei verbracht werden[7]
P6123 S73 Hermelin 28. April 1983 16. November 2016[12] sollte im November 2024 zur Verschrottung in die Türkei verbracht werden[7]
P6124 S74 Nerz 14. Juli 1983 31. März 2012[13] in Lübeck verschrottet[7]
P6125 S75 Zobel 29. September 1983 16. November 2016[12] sollte im November 2024 zur Verschrottung in die Türkei verbracht werden[7]
P6126 S76 Frettchen 16. Dezember 1983 16. November 2016[12] sollte im November 2024 zur Verschrottung in die Türkei verbracht werden[7]
P6127 S77 Dachs 22. März 1984 31. März 2012[13] in Lübeck verschrottet[7]
P6128 S78 Ozelot 25. Mai 1984 18. Dezember 2014 Im August 2022 über VEBEG zum Verkauf angeboten[14], sollte im November 2024 zur Verschrottung in die Türkei verbracht werden[7]
P6129 S79 Wiesel 12. Juli 1984 14. Dezember 2015 Marinearsenal Kiel[15], sollte im November 2024 zur Verschrottung in die Türkei verbracht werden[7]
P6130 S80 Hyäne 13. November 1984 16. November 2016[12] sollte im November 2024 zur Verschrottung in die Türkei verbracht werden[7]
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Commons: Gepard-Klasse – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Sandra Mittelstädt: „Hol‘ nieder Flagge und Wimpel“: Das Ende einer Ära. In: Deutsche Marine: Newsletter für Reservisten, Ausgabe II 2016, S. 5–6; marine.de (PDF)
  2. Thomas Mansfeld, Denny Wöhler: Die Außerdienststellung des 7. Schnellbootgeschwaders: Das Ende einer Ära, In: Die Einsatzflottille 1 – von Oktober 2015 bis September 2016 –, Jahrbuch 2016 der Einsatzflottille 1. S. 61–66; marine.de (PDF)
  3. Andre Thimm: Vier Wochen SQX 71/16: Außerdienststellung fühlt sich doch eigentlich anders an! In: Die Einsatzflottille 1 – von Oktober 2015 bis September 2016 –, Jahrbuch 2016 der Einsatzflottille 1. S. 67–69; marine.de (PDF)
  4. Die Fahrbereitschaft endete am 4. Juli 2016, s. a. Chronik Einsatzflottille 1, S. 7.
  5. „Ostseerocker“ sagen „Auf Wiedersehen!“ Presse- und Informationszentrum Marine, 2. August 2016, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  6. Frank Binder: Ära der Schnellboote geht zu Ende. In: THB Deutsche Schiffahrts-Zeitung. 69. Jahrgang, Nr. 222, 15. November 2016.
  7. a b c d e f g h i j k l Frank Behling: Schnellboote gehen auf ihre letzte Reise. kn-online.de, 27. November 2024, abgerufen am 27. November 2024 (Bezahlschranke).
  8. Frank Behling: Verladung der sieben Schnellboote ist gescheitert. In: Kieler Nachrichten. 2. Februar 2024, S. 14.
  9. Außerdienststellung „S71 Gepard“. Förderverein Museums-Schnellboot e. V., 12. Dezember 2014, abgerufen am 17. Januar 2015.
  10. S 71 „Gepard“. marinemuseum.de, abgerufen am 29. November 2024.
  11. Das Ende einer Ära. 21. Dezember 2015, abgerufen am 22. Dezember 2015.
  12. a b c d Ein ganzes Waffensystem außer Dienst gestellt – Die Ära der Schnellboote ist zu Ende. In: Marine. Bundeswehr, 17. November 2016, abgerufen am 26. November 2016.
  13. a b Marine stellt Boote vorzeitig außer Dienst. (Memento vom 5. September 2012 im Webarchiv archive.today) Ostsee-Zeitung
  14. https://www.vebeg.de/de/verkauf/suchen.htm?DO_SUCHE=1&SUCH_MATGRUPPE=1300&SUCH_STARTREC=20&SHOW_AUS=2235290&SHOW_LOS=1
  15. EX-Patenschaft mit Flugkörper-Schnellboot "S 79 Wiesel". Marinekameradschaft Adm. Graf Spee, Ratingen 1928 e. V., 14. Dezember 2015, abgerufen am 29. November 2024.