Grabenstetten
Grabenstetten ist eine Gemeinde im Landkreis Reutlingen in Baden-Württemberg. Es ist mit seiner gesamten Gemarkung Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb und des UNESCO Geoparks Schwäbische Alb.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 31′ N, 9° 28′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Reutlingen | |
Höhe: | 688 m ü. NHN | |
Fläche: | 14,53 km2 | |
Einwohner: | 1729 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 119 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 72582 | |
Vorwahl: | 07382 | |
Kfz-Kennzeichen: | RT | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 15 028 | |
LOCODE: | DE WT8 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Böhringer Str. 10 72582 Grabenstetten | |
Website: | www.grabenstetten.de | |
Bürgermeister: | Roland Deh | |
Lage der Gemeinde Grabenstetten im Landkreis Reutlingen | ||
Geographie
BearbeitenGeographische Lage
BearbeitenGrabenstetten liegt am Nordrand der Schwäbischen Alb, etwa 19 Kilometer östlich von Reutlingen.
Gemeindegliederung
BearbeitenAußer dem gleichnamigen Dorf gehören zur Gemeinde Grabenstetten keine weiteren Ortschaften.
Nachbargemeinden
BearbeitenAn die Gemeinde Grabenstetten grenzen die Städte und Gemeinden ErkenbrechtsweilerES, LenningenES, Römerstein, Bad Urach und Hülben. Die Aufzählung orientiert sich am Uhrzeigersinn mit Beginn im Norden. Die Genannten gehören zum Landkreis Reutlingen bzw. zum Landkreis EsslingenES.
Historische Geographie
BearbeitenIm Gemeindegebiet liegt die Burgruine Hofen.
Schutzgebiete
BearbeitenDie gesamte Gemarkung von Grabenstetten gehört bis auf die besiedelten Bereiche zum Landschaftsschutzgebiet Reutlinger und Uracher Alb. Darüber hinaus hat Grabenstetten Anteile an den beiden FFH-Gebieten Uracher Talspinne und Alb zwischen Jusi und Teck sowie am Vogelschutzgebiet Mittlere Schwäbische Alb. Grabenstetten gehört vollständig zum Biosphärengebiet Schwäbische Alb, eine Kernzone wurde im Kaltental westlich der Gemeinde ausgewiesen.[2]
Geschichte
BearbeitenFrühe Geschichte
BearbeitenDie alemannische Ausbausiedlung Grabenstetten wird erstmals in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts als Grabanostetten und 1152 unter dem Namen Grabanostettin erwähnt. Der Name leitet sich von den Überresten der Befestigungsanlagen des im 20. Jahrhundert als keltisches Oppidum belegten Heidengraben ab.
Als Teil der Herrschaft Neuffen kam der Ort im Laufe des 14. Jahrhunderts zu Württemberg. Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) machte sich erst 1635 in Grabenstetten bemerkbar. Soldaten zündeten bei ihrem Abzug den Ort an, bis auf die Kirche, das Pfarrhaus, die Schule und ein paar kleineren Häusern brannte der ganze Ort nieder. Im folgenden Jahr starben durch Hunger und Krankheit 325 Personen. Der Vogt von Neuffen berichtete dem Herzog von Württemberg, dass in Grabenstetten nicht mehr als noch 6 Burger vorhanden seien. Der Wiederaufbau nach dem Brand von 1635 ging nur sehr langsam voran. 1664 wohnten erst wieder 13 Familien im Dorf.
Verwaltungszugehörigkeit
BearbeitenNach der Gründung des Königreichs Württemberg gehörte Grabenstetten noch bis ins Jahr 1842 zum Oberamt Nürtingen, dann wurde es in das Oberamt Urach umgegliedert. Als dieses 1938 im Zuge der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg aufgelöst wurde, fiel Grabenstetten an den Landkreis Reutlingen. 1945 wurde die Gemeinde Teil der französischen Besatzungszone und erfuhr somit 1947 die Zuordnung zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenDie Einwohnerzahlen sind Schätzungen (1721 und 1760), Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes (nur Hauptwohnsitze).
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Religionen
BearbeitenSeit 1275 ist eine Kirche in Grabenstetten belegt. Die Reformation wurde, wie auch sonst im Herzogtum Württemberg, 1534 eingeführt. Seit damals ist der Ort evangelisch geprägt. Die heutige evangelische Kirchengemeinde Grabenstetten[3] gehört zum Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat in Grabenstetten besteht aus den gewählten 10 ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Endergebnis. Die Wahlbeteiligung lag bei 69,9 % (2019: 63,02 %).
Freie Wähler | 6 Sitze | 58,5 % | (2019: 5 Sitze, 55,9 %) |
Unabhängige Wähler | 4 Sitze | 41,5 % | (2019: 5 Sitze, 44,1 %) |
Bürgermeister
BearbeitenDer Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Harald Steidl (CDU) wurde im Oktober 2010 mit 94,8 % der Stimmen wiedergewählt.[4] Am 20. Oktober 2016 verstarb Steidl im Alter von 57 Jahren. Zu seinem Nachfolger wurde am 15. Januar 2017 der unabhängige Kandidat Roland Deh gewählt.[5] Bei der Bürgermeisterwahl 2024 trat Deh nicht erneut an. Am 1. Dezember 2024 wurde Patrick Docimo mit 95,6 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt.[6]
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „In Gold (Gelb) eine gestürzte blaue Pflugschar, beiderseits begleitet von je einer bewurzelten, gebogenen grünen Ähre.“[7] | |
Wappenbegründung: Im Jahre 1930 setzte die Gemeinde die Abbildung einer alten Buche, die damals an der Straße Grabenstetten—Böhringen auf den Resten des Heidengrabens gestanden hat, in ihre Dienstsiegel. Damals waren die nach Mitteilung des Bürgermeisteramts schon 1825 im Fleckensiegel belegten, auf die Landwirtschaft hinweisenden Wappenfiguren vorübergehend in Vergessenheit geraten.
Nach Festlegung der Farben wurde das Wappen am 14. November 1967 vom Innenministerium verliehen. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenMuseen
Bearbeiten- Frühgeschichtliches Museum, 1998 eingerichtet
- Arbeitskreis Kultur und Geschichte, gegründet 2004
- Förderverein Heidengraben e. V., gegründet 2005
Bauwerke
Bearbeiten- Die evangelische Kirche St. Peter und Paul ist eine romanische Chorturmkirche mit spätgotischem Schiff und Wandmalereien aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Fresken waren in der Reformationszeit übertüncht und in den Jahren 1912–1924 wiederentdeckt worden. Nur ein Teil konnte wiederhergestellt werden. Die Wandmalerei stellt das Jüngste Gericht dar. Den romanischen Turm ziert eine Fachwerkglockenstube mit geschweiftem Helm und „Laterne“ von 1680. Die Kirche wurde 1935 von Architekt Hans Seytter und 1965–1971 von Architekt Johannes Wetzel renoviert. Das farbverglaste Chorfenster mit acht Bildfeldern (von der Geburt Jesu bis zu seiner Auferstehung) wurde 1935 von dem Künstler Walter Kohler entworfen.
- Ruine Hofen, aus dem 13. Jahrhundert
- Grabhügel
- Der Heidengraben, das größte keltische Oppidum Deutschlands und eines der größten in Europa
Vereine
BearbeitenSport
Bearbeiten- Turn- und Sportverein Grabenstetten 1913 e. V.
- Motorsportclub Grabenstetten e. V., gegründet 13. Februar 1987
- Schützenverein Grabenstetten e. V.
- Fliegergruppe Grabenstetten-Teck-Lenninger Tal e. V.
Musik
Bearbeiten- Gesangverein Liederkranz Grabenstetten e. V.
Sonstige
Bearbeiten- Obst und Gartenbauverein, gegründet 1933
- Schwäbischer Albverein
- Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten e. V., gegründet 1973
- Förderverein Heidengraben, gegründet 2005
- Jugendclub Grabenstetten, gegründet 2009
Naturdenkmäler
BearbeitenDie Falkensteiner Höhle liegt am Albtrauf zwischen Grabenstetten und Bad Urach. Sie wurde 2019 als Geopoint des UNESCO Geoparks Schwäbische Alb ausgezeichnet. Die ca. 5 km lange Höhle ist eine aktive Wasserhöhle, d. h. die Niederschläge sickern durch den Karst der Albhochfläche und gelangen durch die Höhle ins Freie. Die Wasser der Höhle bilden die Quelle der Elsach.
Die Gustav-Jakob-Höhle ist eine ca. 427 m lange, vorwiegend horizontale Durchgangshöhle. Sie liegt unter der Ruine Hofen.
Regelmäßige Veranstaltungen
BearbeitenKandelfescht: Straßenfest der örtlichen Vereine, jedes Jahr meistens am zweiten Wochenende im Juli.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenIndustriebetriebe
BearbeitenUnweit des Dorfes liegt ein großer Steinbruch mit angeschlossenem Schotterwerk. Die Jurakalke werden für Straßenschotter abgebaut. Der Steinbruch wurde erst 2014 nach Westen, zum Ort hin, um 9,8 Hektar erneut erweitert. Die Abbautiefe beträgt 85 m unter der Geländeoberfläche.[8]
Verkehr
BearbeitenDie Landesstraße 211 verbindet die Gemeinde im Westen mit Bad Urach und im Osten mit Lenningen.
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 221. Die nächstgelegene Bahnstation ist Oberlenningen, rund 4 km entfernt und im VVS.
Grabenstetten verfügt über einen Flugplatz, der von der Fliegergruppe Grabenstetten-Teck-Lenninger Tal e. V. betrieben wird.
Bildung
BearbeitenGrabenstetten verfügt mit der Rulamanschule über eine eigene Grundschule. Weiterführende Schulen stehen in Nachbarorten zur Verfügung. Für die jüngsten Bewohner gibt es einen Kindergarten in evangelischer Trägerschaft.
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Wilhelm Christian Steeb (1788–1871), Amtsschreiber in Pfullingen, Abgeordneter zur Ständeversammlung (Landtag)
- David Friedrich Weinland (1829–1915), Wissenschaftler und Schriftsteller (Rulaman)
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
Bearbeiten- Johann Gottlieb Steeb (1742–1799), Geistlicher und landwirtschaftlicher Schriftsteller
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Daten- und Kartendienst der LUBW
- ↑ Website der Evangelischen Kirchengemeinde Grabenstetten
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 18. September 2012 im Webarchiv archive.today) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , http://www.gea.de/region+reutlingen/neckar+erms/amtseinsetzung+auf+in+die+zweite+runde.1807193.htm
- ↑ Regine Lotterer: Ein echtes Schwergewicht für den Ort. In: Südwest Presse. 8. März 2017, abgerufen am 18. Juli 2022.
- ↑ Patrick Docimo gewinnt Bürgermeisterwahl in Grabenstetten. In: ntz.de. 6. Dezember 2024, abgerufen am 6. Dezember 2024.
- ↑ Wappenbeschreibung bei leo bw – landeskunde entdecken online; abgerufen am 18. Januar 2024
- ↑ Artikel "Steinbruch Moeck will erweitern" bei swp.de