Groß Nemerow
Groß Nemerow ist eine Gemeinde im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie wird vom Amt Stargarder Land mit Sitz in der Stadt Burg Stargard verwaltet.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 53° 28′ N, 13° 13′ O | |
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Mecklenburgische Seenplatte | |
Amt: | Stargarder Land | |
Höhe: | 75 m ü. NHN | |
Fläche: | 21,02 km2 | |
Einwohner: | 1124 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 53 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 17094 | |
Vorwahl: | 039605 | |
Kfz-Kennzeichen: | MSE, AT, DM, MC, MST, MÜR, NZ, RM, WRN | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 71 055 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Mühlenstraße 30 17094 Burg Stargard | |
Website: | burg-stargard.de | |
Bürgermeister: | Martin Lembke | |
Lage der Gemeinde Groß Nemerow im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte | ||
Geografie
BearbeitenDie Gemeinde Groß Nemerow liegt etwa zehn Kilometer südlich von Neubrandenburg und 14 Kilometer nördlich von Neustrelitz. Die Ortsteile Klein Nemerow und Tollenseheim liegen am Ufer des Tollensesees.
Gemeindegliederung
BearbeitenZur Gemeinde gehören die Ortsteile Groß Nemerow, Klein Nemerow, Krickow, Tollenseheim und Zachow.[2]
Geschichte
BearbeitenDer Ortsname Nemerow stammt, wie die Endung -ow erwarten lässt, aus slawischer Zeit. Ein Dorf Nemerow (urkundlich 1170: Nimyrow, 1244: Nimirow, 1298: Nemerow = Ort des Nemir (Unfried)[3]) gehörte angeblich zu den Ortschaften, welche 1170 dem Stift Havelberg zur Gründung des Klosters Broda geschenkt worden sein sollen. Die das besagende Urkunde (MUB 95, 563) hat sich jedoch als Fälschung/Modifikation aus späterer Zeit erwiesen.
Im 13. Jahrhundert wurde die Gemarkung Nemrow in Groß und Klein Nemerow geteilt.
Im Jahre 1298 kaufte sie Ulrich Swave, Komtur des Johanniterordens von Braunschweig und Gardow Land bei Klein Nemerow am Tollensesee und errichtete eine Komturei. Beide Dörfer blieben fortan Ordensbesitz, gelangten erst 1648 endgültig zu Mecklenburg und wurden mit allen anderen Besitzungen der Komturei Nemerow 1701 Gründungsbestandteil des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz.[4]
Klein Nemerow: Die Nemerower Johanniter-Komturei blieb nach der Reformation noch bis 1552 katholisch bis Herzog Johann Albrecht I. Joachim von Holstein aus Ankershagen als Komtur einsetzte, der den Orden säkularisierte. 1648 kam sie zu Mecklenburg-Güstrow und 1701 an das neue Herzogtum Mecklenburg-Strelitz. Als Domäne war sie zunächst ein selbständiges Amt und kam 1794 zum Amt Stargard. 1886 entstand das bestehende Gutshaus. 1932 wurde das Gut durch die Deutsche Siedlungsbank aufgesiedelt. Die Familie Bruno Thamm übernahm das Gutshaus und baute es 1933 zur Fremdenpension und Ausflugsgaststätte Haidehof um, das 1997 zum Seehotel Heidehof erweitert wurde. Der Ort wurde am 1. Juli 1950 eingemeindet.
Groß Nemerow war ein Angerdorf mit knapp 20 Bauerngehöften, die später vererbpachtet wurden. In den 1920er Jahren wirtschafteten hier 14 Erbpächter und 15 Büdner.
Eine aus dem 14. Jahrhundert stammende Dorfkirche als gotischer Feldsteinquaderbau mit deutlich jüngerem Fachwerkturm kündet bis heute von langer kirchlicher Geschichte des mittelalterlichen Pfarrortes. Bis 1671 hatte Groß Nemerow eine selbständige Pfarre. Später war der Ort nach Prillwitz eingepfarrt. Seit 1748 ist sie Filialkirche von Ballwitz.
Im Jahre 1910 wurde durch das (Teil-)Herzogtum Mecklenburg-Strelitz ein gräfliches Geschlecht von Nemerow geschaffen und am 26. Januar 1910 in Neustrelitz registriert. Erste und einzige Gräfin von Nemerow war Marie (May), Tochter des Georges Jametel und der Marie von Mecklenburg-Strelitz. Marie (May) war eine adelsrechtlich nicht ebenbürtige Enkelin des Strelitzschen Großherzogs Adolf Friedrich V., die man auf diese Weise in den Grafenstand lancierte.
Zu DDR-Zeiten wurde Groß Nemerow zum sozialistischen Musterdorf ausgebaut und besitzt noch heute eine gute Infrastruktur (große Gewerbegebiete, Kindergarten, Einkaufsmöglichkeiten). Die staatliche Grundschule wurde mit Ende des Schuljahres 2005/2006 geschlossen, aber mit dem Schuljahr 2012/2013 wurde wieder eine[5] Grundschule in privater Trägerschaft eröffnet.
Bevölkerung
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Stand: 31. Dezember des jeweiligen Jahres[6]
Politik
BearbeitenGemeindevertretung
BearbeitenDie Gemeindevertretung von Groß Nemerow besteht aus zehn Mitgliedern. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte bei einer Wahlbeteiligung von 78,7 % zu folgendem Ergebnis:[7]
Partei / Wählergruppe | Stimmenanteil 2019[8] |
Sitze 2019 |
Stimmenanteil 2024 |
Sitze 2024 | |
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Wählergemeinschaft Groß Nemerow (WGGN) | 80,5 % | 7 | 93,1 % | 9 | |
Die Linke | 14,6 % | 2 | 6,9 % | 1 | |
CDU | 4,9 % | 1 | – | – | |
Insgesamt | 100 % | 10 | 100 % | 10 |
Bürgermeister
Bearbeiten- 1990–2024: Wilfried Stegemann (Wählergemeinschaft Groß Nemerow)[9]
- seit 2024: Martin Lembke (Wählergemeinschaft Groß Nemerow)
Bei der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 wurde Stegemann ohne Gegenkandidat mit 79,9 % der gültigen Stimmen wiedergewählt.[10]
Bei der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 wurde Lembke ohne Gegenkandidat mit 90,8 % der gültigen Stimmen zu seinem Nachfolger gewählt.[11] Seine Amtszeit beträgt fünf Jahre.[12]
Dienstsiegel
BearbeitenDie Gemeinde verfügt über kein amtlich genehmigtes Hoheitszeichen, weder Wappen noch Flagge. Als Dienstsiegel wird das kleine Landessiegel mit dem Wappenbild des Landesteils Mecklenburg geführt. Es zeigt einen hersehenden Stierkopf mit abgerissenem Halsfell und Krone und der Umschrift „GEMEINDE GROSS NEMEROW • LANDKREIS MECKLENBURGISCHE SEENPLATTE •“.[13]
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Naturschutzgebiet Nonnenbachtal
- Kirche aus dem 14. Jahrhundert mit Taufschale
- Heimatstube im ehemaligen Spritzenhaus (um 1800 erbaut)
- Alte Dorfschule
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Dorfkirche Groß Nemerow (Feldstein)
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Dorfkirche Zachow (Fachwerk)
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Grabmal des Komturs Ludwig von der Groeben
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Ruine der Klosterscheune
Wirtschaft
BearbeitenDer Großteil der Bewohner arbeitet in der Stadt Neubrandenburg. Einen wichtigen Erwerbszweig stellt die Landwirtschaft dar. Einige der Betriebe sind nach der Wende aus der vorhandenen Produktionsgenossenschaft (LPG) hervorgegangen. Zweitgrößter Wirtschaftszweig am Ort ist der Fremdenverkehr. Insbesondere in der Nähe des Tollensesees in den Ortsteilen Klein Nemerow und Tollenseheim befinden sich mehrere Restaurants, Hotels und ein Golfplatz.
In Zachow findet jährlich ein internationales Pass-Championat mit Islandpferden statt. Dort befindet sich ebenfalls eine Zucht für Islandpferde. Größter Gewerbebetrieb ist die Firma Weber (Maschinenbau). Eine Spedition befindet sich in Groß Nemerow.
Verkehr
BearbeitenDie Bundesstraße 96 führt durch die Gemeinde.
Buslinien von Neustrelitz nach Neubrandenburg sowie von Burg Stargard nach Cammin führen durch den Ort. Der nächste Bahnhof ist Burg Stargard am Abschnitt Neustrelitz–Neubrandenburg der Berliner Nordbahn.
Auf dem 10 km langen und 2,4 km breiten Tollensesee verkehren im Sommer Schifffahrtslinien mit Haltepunkten unter anderem in Neubrandenburg und Prillwitz.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Martin Pohl (1930–2007), Dichter und Schauspieler, auf dem Friedhof in Groß Nemerow beigesetzt
- Aram Radomski (* 1963), Fotograf, Oppositioneller in der DDR, in Groß Nemerow aufgewachsen
- Silvio Witt (* 1978), Politiker (parteilos), Gemeindevertreter in Groß Nemerow
Literatur
Bearbeiten- Das Land Stargard. In: Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Freistaates Mecklenburg-Strelitz. Im Auftrage des Ministeriums (Abteilung für Unterricht und Kunst). I. Band, III. Abteilung: Die Amtsgerichtsbezirke Friedland (2. Hälfte), Stargard und Neubrandenburg – bearbeitet von Georg Krüger, Oberkirchenrat zu Neustrelitz. Kommissionsverlag der Brünslowschen Verlagsbuchhandlung (E. Brückner), Neubrandenburg 1929, Amtsgerichtsbezirk Stargard – Groß Nemerow, S. 192 ff. (online [abgerufen am 12. August 2018]).
- Literatur über Groß Nemerow in der Landesbibliographie MV
Weblinks
Bearbeiten- Groß Nemerow im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
- Groß Nemerow auf burg-stargard.de
- Kulturkreis Zinnober in Zachow
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2023 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Hauptsatzung der Gemeinde Groß Nemerow. § 2. In: burg-stargard.de. Abgerufen am 19. Dezember 2024.
- ↑ Paul Kühnel: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 46, 1881, ISSN 0259-7772, S. 3–168, (online).
- ↑ Georg Christian Friedrich Lisch: Geschichte der Johanniter-Comthureien Nemerow und Gardow. In: Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 9, 1844, S. 28–96, (online).
- ↑ http://die-andere-grundschule.de/
- ↑ Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern: Statistischer Bericht. Bevölkerungsstand. Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden
- ↑ Ergebnis der Kommunalwahl am 9. Juni 2024
- ↑ Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
- ↑ Einer der dienstältesten Bürgermeister MVs hört jetzt auf, aber nicht ganz. In: Nordkurier. 21. Juli 2024, abgerufen am 19. Dezember 2024.
- ↑ Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
- ↑ Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024
- ↑ Kommunalverfassung für das Land Mecklenburg-Vorpommern § 37 (3)
- ↑ Hauptsatzung der Gemeinde Groß Nemerow § 1 Abs.2