Großsteingrab Nesow
Das Großsteingrab Nesow war eine megalithische Grabanlage der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur bei Nesow, einem Ortsteil von Rehna im Landkreis Nordwestmecklenburg (Mecklenburg-Vorpommern). Es wurde 1864 archäologisch untersucht und wenig später restlos zerstört.
Lage
BearbeitenDas Grab befand sich auf dem Acker „Siedenlande“ bei der Wiese „Kellendiek“.
Beschreibung
BearbeitenDie Anlage besaß eine unterirdisch angelegte, ost-westlich orientierte Grabkammer mit einer Länge von 12 Fuß (ca. 3,6 m) und einer Breite von 3 Fuß (ca. 0,9 m). Es besaß jeweils zwei Wandsteine aus Granit an den Langseiten. Die beiden westlichen Wandsteine waren etwa 1,8 m lang, die beiden östlichen maßen 1,2–1,5 m und waren leicht geneigt. Die Zwischenräume der Wandsteine waren mit Trockenmauerwerk verkleidet. An der westlichen Schmalseite lag schräg ein weiterer Stein mit einer Länge von 5,5 Fuß (ca. 1,7 m) und einer Breite und Dicke von 3–4 Fuß (ca. 0,9–1,2 m). An der östlichen Schmalseite lag ebenfalls schräg ein kleinerer Stein von 3 Fuß (ca. 0,9 m) Länge, Breite und Dicke. Georg Christian Friedrich Lisch hielt sie für abgewälzte Decksteine, Ernst Sprockhoff hingegen für die Abschlusssteine. Die Decksteine hätten demnach bereits gefehlt. Sprockhoff klassifizierte die Kammer allgemein als Dolmen, Ewald Schuldt als Großdolmen, Hans-Jürgen Beier hingegen als Steinkiste, wohl wegen der Eintiefung in den Boden, die Ausmaße sprechen eher für einen Dolmen. Sowohl im Inneren der Kammer als auch um sie herum wurden starke Steinpackungen festgestellt.
Der einzige bekannte Fund ist ein Feuersteindolch aus einer Nachbestattung der endneolithischen Einzelgrabkultur. Er gelangte in die Sammlung des Großherzoglichen Museums, des heutigen Archäologischen Landesmuseums Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin, ist aber nicht mehr erhalten.
Literatur
Bearbeiten- Hans-Jürgen Beier: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thüringer Wald. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 1. Wilkau-Haßlau 1991, S. 16.
- Robert Beltz: Die steinzeitlichen Fundstellen in Meklenburg. In: Jahrbuch des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 64, 1899, S. 99 (Online).
- Robert Beltz: Die vorgeschichtlichen Altertümer des Grossherzogtums Mecklenburg-Schwerin. Vollständiges Verzeichnis der im Grossherzoglichen Museum zu Schwerin bewahrten Funde. Textband. Reimer, Berlin 1910, S. 99 (Online).
- Georg Christian Friedrich Lisch: Hünengrab von Nesow. In: Jahrbuch des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 30, 1865, S. 131–132 (Online).
- Ingeburg Nilius: Das Neolithikum in Mecklenburg zur Zeit und unter besonderer Berücksichtigung der Trichterbecherkultur (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg. Band 5). Museum für Ur- und Frühgeschichte, Schwerin 1971, S. 110.
- Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Band 2. Schwerin 1899, S. 519 (Online).
- Ewald Schuldt: Die mecklenburgischen Megalithgräber. Untersuchungen zu ihrer Architektur und Funktion. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1972, S. 126.
- Ernst Sprockhoff: Die nordische Megalithkultur (= Handbuch der Urgeschichte Deutschlands. Band 3). de Gruyter, Berlin/Leipzig 1938, S. 67, Taf. 20/1.
- Ernst Sprockhoff: Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 2: Mecklenburg – Brandenburg – Pommern. Rudolf-Habelt Verlag, Bonn 1967, S. 6.