Hans Peter Haselsteiner

österreichischer Industrieller und ehemaliger Politiker

Hans Peter Haselsteiner (* 1. Februar 1944 in Wörgl) ist ein österreichischer Unternehmer und ehemaliger Politiker (LIF). Von 1994 bis 1998 gehörte er dem österreichischen Nationalrat an. Von 2006 bis 2013 war er Vorstandsvorsitzender der Strabag SE.

Hans Peter Haselsteiner (2008)

Ausbildung

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Nach der Matura 1963 studierte Hans Peter Haselsteiner Handelswissenschaften an der Hochschule für Welthandel in Wien, wo er 1970 promoviert wurde.

Unternehmerische Karriere

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Nach der Praxis bei einem Wirtschafts- und Steuerprüfer trat er 1972 in das Bauunternehmen seines Schwiegervaters, Isola & Lerchbaumer (spätere Ilbau) ein.[1] Aus diesem Unternehmen entstand durch Zukäufe und Fusionen der Strabag-Konzern, in dem er verschiedene Positionen innehatte und den er durch den Mehrheitseigentümer Fimag Finanz Industrie Management AG kontrollierte.[2][3]

Anfang der 1970er Jahre wurde Haselsteiner Vorstandsvorsitzender der Ilbau AG. Ab 1998 war er Vorstandsvorsitzender der Bau Holding. Von 2006 bis 2013 war Haselsteiner Vorstandsvorsitzender der Strabag SE. Am 14. Juni 2013 trat Haselsteiner von der Konzernspitze zurück.[4]

Im Jänner 2016 wurde bekannt, dass Haselsteiner gemeinsam mit Stephan Zöchling als Mehrheitsgesellschafter in die Remus-Sebring-Gruppe einsteigt.[5]

Haselsteiner ist Miteigentümer und Aufsichtsratsmitglied der 2008 gegründeten Rail Holding AG, die mit der Westbahn ein Eisenbahnverkehrsunternehmen in Konkurrenz zur ÖBB betreibt.

Einer größeren Öffentlichkeit wurde Haselsteiner auch durch seine Teilnahme als Investor bei der Puls-4-Start-up-Show 2 Minuten, 2 Millionen bekannt.

Am Sonntagabend, dem 21. November 2021, kurz vor 17:00 Uhr, bei Dunkelheit und bei Nebel, verunfallte der (blaue) Hubschrauber Bell 429 Haselsteiners beim Landeanflugversuch am Flugplatz Wiener Neustadt/Ost, stürzte ab und brannte. Der 50-jährige Pilot kam in der Kabine ums Leben. Haselsteiner hatte zuvor den Hubschrauber am Semmering (Bezirk Neunkirchen) verlassen und zeigte sich nach dem Unfall als „völlig geschockt und fertig“.[6]

 
Hans Peter Haselsteiner bei einer Pressekonferenz mit Alexander Zach und Heide Schmidt 2008

Hans Peter Haselsteiner war von 1994 bis 1998 Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat, davon 1996 bis 1998 Klubobmann-Stellvertreter des Parlamentsklubs Liberales Forum. Weitere Funktionen waren Kammerrat der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft und Mitglied des Fachverbandes der österreichischen Bauindustrie (in der WKÖ) seit 1994, Obmann seit 2002.

Bei der Nationalratswahl 2008 kandidierte das Liberale Forum erneut erfolglos, Haselsteiner war als Financier des Wahlkampfs, als Wirtschaftssprecher des LIF und als Vorsitzender des Unterstützungskomitees für die Spitzenkandidatin Heide Schmidt beteiligt.

Bei der Nationalratswahl 2013 unterstützte er das Wahlbündnis NEOS finanziell und als Ministerkandidat.[7][8] Das Wahlbündnis zog in den Nationalrat ein, im Anschluss daran fusionierten NEOS und LIF im Jänner 2014 zur neuen Partei Neos – Das Neue Österreich und Liberales Forum.

In der Stichwahl zur Bundespräsidentenwahl 2016 unterstützte Haselsteiner den unabhängigen Kandidaten Alexander Van der Bellen mit 50.000 Euro.[9] Im ersten Wahlkampf zur Wiederholung der durch den Verfassungsgerichtshof aufgehobenen Stichwahl vor deren Verschiebung unterstützte Haselsteiner Van der Bellen mit einer Geldspende von 100.000 Euro,[10] bezog anschließend mehrfach öffentlichwirksam mit einer Inseraten-Kampagne Position für den Kandidaten[11] und führte auch eine groß angelegte mediale Kampagne gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer,[12] indem er unter anderem ein Video veröffentlichte, worin er vor einem möglichen Austritt Österreichs aus der EU („Öxit“) nach einer Wahl Hofers warnte.[13] Dieses Video führte zu Diskussionen in der Politik und in den sozialen Medien.[14] Die mediale Anti-FPÖ- beziehungsweise Anti-Hofer-Kampagne wurde wegen der Verschiebung der Wiederholung der Stichwahl vorübergehend unterbrochen und im November 2016 in Fernsehspots und Zeitungsanzeigen mit den Unterstützern Christian Konrad, Brigitte Ederer und Franz Fischler fortgesetzt.[15][16]

Auch bei der Nationalratswahl 2017 unterstützte er die Partei NEOS finanziell.[17]

2014 wurde er auf einem Mandat von NEOS Mitglied des ORF-Stiftungsrates, im November 2020 gab er seinen Rückzug aus dem Gremium bekannt.[18] Seinen Sitz im Stiftungsrat übernahm Anita Zielina.[19]

Privates

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Hans Peter Haselsteiner bei einer Pressekonferenz mit Alexander Zach und Heide Schmidt 2008

Haselsteiner ist mit der österreichischen Unternehmerin und ehemaligen Politikerin Helena Ramsbacher liiert. 2001 kam ein gemeinsamer Sohn zu Welt.[20] Aus einer früheren Ehe hat er bereits drei erwachsene Kinder, Johannes, Sebastian und Klemens.[21] Sein Sohn Klemens ist seit 2023 Vorstandsvorsitzender der STRABAG SE.[22]

Anerkennungen

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Soziales Engagement

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  • Seit dem Ausscheiden des LIF aus dem Nationalrat unterstützte Haselsteiner finanziell das von Heide Schmidt gegründete „Institut für eine offene Gesellschaft“, eine parteiunabhängige Privatstiftung. 2009 wurde das Institut geschlossen.
  • Seine Privatstiftung finanzierte zur Hälfte die Sozialzentren für ältere und notleidende Menschen von Pater Georg Sporschill in Moldawien, die andere Hälfte wurde von der Republik Österreich bereitgestellt.
  • Im Sommer 2008 bewahrte Haselsteiner das Flüchtlingsprojekt von Ute Bock in Wien durch eine Großspende vor dem Konkurs. Im Oktober 2019 kündigte er an, ein aufgelassenes und ersteigertes Gourmet-Restaurant in Mayerling Vinzirast zur Verfügung zu stellen.

Schwer in die Kritik geraten ist Hans Peter Haselsteiner 2018 als Präsident und Mäzen der Tiroler Festspiele Erl. In der #MeToo-Affäre des Festspielgründers und langjährigen künstlerischen Leiters Gustav Kuhn verteidigte er dessen sexuelle Übergriffe anlässlich der Eröffnung des Festspiele 2018 mit den Worten, Kuhn mache noch immer keinen Hehl daraus, welche Vorlieben er hat. Und Wein, Weib und Gesang ist etwas, was wir gut nachvollziehen können. Der Investigativjournalist und Aufdecker Markus Wilhelm, der die Fälle an die Öffentlichkeit brachte, wurde von Haselsteiner verklagt. Im Zuge von Wilhelms Berichterstattung kamen auch die prekären Arbeitsbedingungen der größtenteils aus Osteuropa stammenden Musikerinnen und Musiker bei den Festspielen zur Sprache. Im Hauptprozess ging es um den Verdacht auf Lohndumping, auf Lohnwucher, Scheinselbständigkeit, Abgabenhinterziehung sowie auf Verstöße gegen das Ausländerbeschäftigungsgesetz. Haselsteiner hat das Verfahren am Landesgericht Innsbruck in beiden Instanzen verloren. In Tirol gab es Solidaritätsveranstaltungen für Wilhelm, damit dieser die Anwaltskosten bezahlen konnte; etwa im Innsbrucker Kulturzentrum Treibhaus.[25][26][27][28][29][30][1]

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Commons: Hans Peter Haselsteiner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Haselsteiner: „Ich bin auf unsere Wurzeln stolz“. (Memento vom 3. August 2012 im Webarchiv archive.today). In: KleineZeitung.at. Abgerufen am 2. Mai 2012.
  2. Günter Fritz: Raiffeisen gibt Bauholding Strabag den nötigen finanziellen Rückhalt. (Memento vom 21. September 2016 im Internet Archive) In: Wirtschaftsblatt.at. 16. Februar 2005, abgerufen am 2. Mai 2012.
  3. Business-Bericht der Raiffeisen (PDF; 1,63 MB). Abgerufen am 2. Mai 2012.
  4. Wachwechsel in Wien. Strabag bekommt neuen Chef aus Deutschland. In: Handelsblatt.com. 29. April 2013, abgerufen am 1. Mai 2013.
  5. Mehrheitsgesellschafter. Haselsteiner steigt bei Remus ein. (Memento vom 14. Januar 2016 im Internet Archive) Bei: Firmenflotte.at. 4. Jänner 2016, abgerufen am 14. Jänner 2016.
  6. Patrick Wammerl: Helikopter von Hans Peter Haselsteiner abgestürzt und explodiert. In: kurier.at. k-digital Medien GmbH & Co KG, 21. November 2021, archiviert vom Original am 9. April 2023; abgerufen am 5. Juli 2023.
  7. NEOS schickt Haselsteiner ins Wahlrennen. Bei: ORF.at. 5. September 2013.
  8. Haselsteiner: „Ich gab weniger als eine Million“. (Memento vom 15. Dezember 2013 im Internet Archive) In: Kleine Zeitung. 30. September 2013.
  9. STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.: Spendenkampagne und "Bürgerbewegung" für Van der Bellen. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  10. Haselsteiner spendet 100.000 Euro für Van der Bellen. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  11. STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.: Haselsteiner legt bei Kampagne gegen Hofer nach. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  12. Öxit-Kampagne: Haselsteiner mobilisiert gegen Hofer. 8. September 2016, abgerufen am 6. Oktober 2016.
  13. Haselsteiner warnt per Video vor Hofer. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  14. Airport: Haselsteiner zieht sich zurück. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  15. STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.: Haselsteiner pausiert Anti-Hofer-Kampagne wegen möglicher Wahlverschiebung. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  16. http://www.vienna.at/nein-zum-oexit-neue-unterstuetzer-fuer-haselsteiners-anti-hofer-kampagne/5012050
  17. Rechnungshof: Parteispenden. Abgerufen am 28. August 2017.
  18. Harald Fidler: "Politisch unabhängigerer ORF kommt nicht": Haselsteiner verlässt ORF-Stiftungsrat. In: DerStandard.at. 20. November 2020, abgerufen am 21. November 2020.
  19. Anita Zielina wird neue pinke ORF-Stiftungsrätin. In: Kurier.at. 11. Dezember 2020, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  20. Wolfgang Fürweger: Hans Peter Haselsteiner - Biografie, 2014.
  21. Baulöwe Haselsteiner wird 80 - Immo-Investor mit Kunstsinn. 31. Januar 2024, abgerufen am 22. Oktober 2024.
  22. Klemens Haselsteiner tritt Amt als CEO der STRABAG SE an. 9. Januar 2023, abgerufen am 22. Oktober 2024.
  23. Festspielhaus Erl feierlich eröffnet. Bei: ORF.at. 27. Dezember 2012, abgerufen am 27. Dezember 2012.
  24. Club Tirol: Tiroler des Jahres (Memento vom 13. September 2018 im Internet Archive). Abgerufen am 13. September 2018.
  25. Die unfassbaren Zustände bei den Tiroler Festspielen Erl. dietiwag.org, 13. Februar 2018.
  26. Tiroler Festspiele feierten 20. Geburtstag mit Aufarbeitung. Salzburger Nachrichten, 6. Juli 2018.
  27. Causa Erl: Sängerin spricht von "massivem Übergriff" durch Kuhn. Kurier, 31. Juli 2018.
  28. Causa Erl. Haselsteiner verliert letzte Klage gegen Blogger Wilhelm in zweiter Instanz. Der Standard, 27. April 2022.
  29. Causa Erl. Noch eine Schlappe zum Abschluss. dietiwag.org, 27. April 2022.
  30. Rechtsstreit beendet. Haselsteiner verliert gegen Blogger Markus Wilhelm. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. April 2022.