Haus Cohen (Hannover)

nicht erhaltenes Wohnhaus in Hannover

Das Haus Cohen in Hannover war ein Mitte des 19. Jahrhunderts errichtetes Wohngebäude unter der – damaligen – Adresse Georgstraße 35 Ecke Kanalstraße[1] im heutigen Stadtteil Mitte.[2]

Das 1859 im Rundbogenstil errichtete Haus Cohen (ganz rechts im Bild) an der Georgstraße 35 Ecke Kanalstraße;
kolorierte Ansichtskarte Nummer 1417 der Wilhelm Hoffmann AG, um 1900

Geschichte

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Zur Zeit der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover befahl König Georg III. im 18. Jahrhundert die Schleifung der alten Festungsanlagen Hannovers zwischen Steintor und Aegidientor. Auf Anordnung des Landesherrn sollte an der Stelle der damaligen Wassergräben außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer nun eine großzügige Promenade mit Villen angelegt werden. Doch trotz königlicher Zuschüsse aus der Staatskasse von Georg III. ging die Bebauung der Georgstraße anfangs nur langsam voran. Erst mit Beginn der Industrialisierung im Königreich Hannover unter Ernst August, nach dem Bau des ersten hannoverschen Bahnhofes und der von dem Hofbaumeister Georg Ludwig Laves entworfenen, ab 1843 dorthin führenden Ernst-August-Stadt entwickelte sich die Georgstraße, die neue Hauptstraße Hannovers, rasch zur ersten Geschäfts- und Flanierstraße der damaligen Residenzstadt.[3]

Neben den zahlreichen Häusern mit eigenen Namen an der Georgstraße[3] errichtete auch der seinerzeitige königliche Land-Bauinspektor Hermann Hunaeus ab 1854 ein Wohngebäude an der Georgstraße 35 für „[…] Dr. Hermann Cohen“[1] das der auftraggebende Bauherr spätestens 1859 dann auch selbst beziehen konnte. Der der Backsteinromanik nachempfundene neuromanische Backsteinbau namens Haus Cohen diente zeitweilig auch als Atelier für Edwin Oppler,[4] den jüdischen Architekten und Erbauer beispielsweise der Neuen Synagoge in der Calenberger Neustadt.[5] Etwa zur selben Zeit hatte der Stadtbaumeister Ludwig Droste 1856 das benachbarte Eckhaus Haus Sternheim unter der Adresse Schillerstraße 35 errichtet.[4]

 
Verkehr am betreffenden Standort um 1905; das Haus Cohen war dem Jugendstil-Neubau für das Geschäftsgebäude von Ernst Zeyn (ganz rechts im Bild) gewichen;
Ansichtskarte im Lichtdruck, anonymer Fotograf

Während der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs beschleunigte sich das Wachstum Hannovers zur Großstadt rasant – insbesondere auch rund um das Haus Cohen. So begann die Sanierung der Altstadt Hannovers mit dem Durchbruch der Heiligerstraße und der auf die Georgstraße zulaufenden Limburgstraße[6] 1897 durch Ferdinand Wallbrecht.[7] Dadurch ergab sich direkt vor dem Haus Cohen ein Schnittpunkt strahlenförmig abzweigender Straßenzüge als belebte, fast platzartige Erweiterung der Georgstraße.[4]

Die Tage beschaulichen Wohnens und Arbeitens in der Georgstraße 35 waren gezählt. Nur rund ein halbes Jahrhundert nach seiner Fertigstellung wich das vergleichsweise „kleine“ Wohn- und Ateliergebäude[4] dem 1903 eröffneten Kaufhaus Ernst Zeyn, laut eigener Werbung dem „größten Haus für erstklassige Herren- und Knabenbekleidung in Stadt und Provinz Hannover,“[8] bevor es von der Modekette C&A übernommen wurde.[9]

Archivalien

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Archivalien von und über das Haus Cohen finden sich beispielsweise

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Commons: Haus Cohen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b Reinhard Glaß: Hunaeus, Hermann Franz August Ferdinand in der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902)
  2. Helmut Zimmermann: Georgstraße, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 90.
  3. a b Helmut Knocke: Georgstraße. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 215.
  4. a b c d Theodor Unger: Haus Cohen, sowie Haus Sternheim, in ders.: Hannover. Führer durch die Stadt und ihre Bauten. Festschrift zur fünften General-Versammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine. Hrsg.: Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hannover, Hannover: Curt R. Vincentz Verlag, 1882, S. 29, 33 (6. Nachdruckauflage 1991, Edition libri rari im Verlag Th. Schäfer, Hannover, Th. Schäfer Druckerei, 1991, ISBN 3-88746-050-2), sowie der als Addendum beigefügte Plan der Königlichen Residenzstadt Hannover von 1882, Planquadrat D4; Digitalisat
  5. Peter Schulze: Oppler, (2) Edwin. In: Hannoversches Biographisches Lexikon. S. 276 u.ö.; Vorschau über Google-Bücher
  6. Dieter Brosius: 1897. In: Hannover Chronik. S. 142; Vorschau über Google-Bücher
  7. Reinhard Glaß: Wallbrecht, Friedrich Ferdinand Carl auf der Seite glass-portal.hier-im-netz.de, zuletzt abgerufen am 26. Januar 2017.
  8. Vergleiche beispielsweise diese Annonce von Ernst Zeyn aus der Zeit der frühen 1920er Jahre
  9. Waldemar R. Röhrbein: Brenninkmeyer C & A Mode. In: Stadtlexikon Hannover. S. 83, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  10. Franz Rudolf Zankl: 25: Haus Cohen Georgstraße Ecke Kanalstraße, in ders.: Hannover. Vom Alten Bahnhof zum Neuen Rathaus. Bilddokumente zur Stadtentwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Begleitschrift zur gleichnamigen Ausstellung vom 14. November 1975 bis 4. Januar 1976 im Historischen Museum Hannover, Hannover: Historisches Museum Hannover, [o. D., 1975], S. 12.

Koordinaten: 52° 22′ 31,4″ N, 9° 44′ 6,4″ O