Heinrich Sautier

deutscher Jesuit und Stifter

Heinrich Sautier ([sotje]) SJ; Pseudonym Erich Servati und Eugenius (* 10. April 1746 in Freiburg im Breisgau; † 31. Mai 1810 ebenda) war ein deutscher Jesuit und Stifter.

Grabmal von Heinrich Sautier

Herkunft

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Die Familie von Heinrich Sautier stammte ursprünglich aus Magland im Herzogtum Savoyen; er war der Sohn von Franz Josef Sautier (* 14. Juli 1719 in Geisingen; † 4. März 1789 in Freiburg)[1], der bei seinem Tod ein vermögender Bankier, Kaufmann und Zunftmeister war,[2] und dessen erster Ehefrau Maria Catharina Wilhelm (* 18. Dezember 1714 in Freiburg; † 5. Mai 1782 ebenda); er hatte noch vier Geschwister.

Sein Vater war der Gründer des Bankhauses Sautier in der damaligen Kaiserstraße in Freiburg, das von 1789 bis 1872 bestand, dann wurde es an die Rheinische Creditbank verkauft. Das Vermögen seines Vaters umfasste Häuser in der Stadt und Grundstücke vor den Toren der Stadt. Bei seinem Tod erbten jedes seiner Kinder 9.628 Gulden. Seine Schwester Maria Katharina Sautier (1744–1801) war mit Franz de Paula Kapferer (1736–1804) verheiratet, der das Unternehmen Firma Gebrüder Kapferer leitete.[3]

Werdegang

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Heinrich Sautier besuchte das Jesuitengymnasium (heute: Berthold-Gymnasium) in Freiburg.

Er trat am 9. Oktober 1761 in den Jesuitenorden ein[4] und lehrte als Grammatiklehrer[5] in den Kollegien in Pruntrut (heute Sitz der Kantonsschule) und im Jesuitenschloss in Freiburg im Breisgau.

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens war er von 1773 bis 1792 Professor der Poetik am Akademischen Gymnasium (heute: Berthold-Gymnasium) in Freiburg und lebte anschließend als Privatier beim Freiburger Münsterplatz[6]; in dieser Zeit übergab er 1784 den Gemeinden Pfaffenweiler und Oehlingsweiler 1.000 Gulden als stehendes Kapital, aus dessen Ertrag für die bedürftigen Schüler Schulbücher und Schulgerätschaft angeschafft werden sollten[7]. Diese Schenkung erfolgte, weil die damaligen Pfarrherren seine Lehrer in der Schulzeit waren, und er sich auf diesem Weg erkenntlich zeigen wollte.

Er regte mit einem detaillierten Sparkassenplan die 1790 gegründete Bürgerliche Beurbarungsgesellschaft[8] an, 1803 eine Volkskasse zu gründen, die sich zur Aufgabe gemacht hatte, die kleinen gesparten Scherflein von Dienstboten, Knechten, Mägden, Witwen und Waisen zinsgünstig anzulegen; hieraus entstand am 15. Januar 1827 die heutige Sparkasse Freiburg.[9]

Er pflegte eine Freundschaft mit dem Künstler Johann Christian Wentzinger[10] und widmete diesem den Satz Er durchlebte ein Jahrhundert – Durch ihn leben Jahrhunderte, der auch auf dem Grabstein von Johann Christian Wentzinger steht.[11]

Heinrich Sautier, der den Ehrennamen Der Stifter erhielt, wurde auf dem Alten Friedhof in Freiburg im Breisgau beigesetzt.[12]

Stiftung

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1800 gründete er die Stiftung zur Ausbildung und Ausstattung bedürftiger Bürgertöchter, dem folgte 1801 eine vergleichbare Institution für Bürgersöhne; diese sollten nach Entlassung aus der Volksschule vier Jahre die Schulen der Stiftung wöchentlich mehrere Stunden besuchen und zu einem christlich religiösen Lebenswandel angehalten werden. Die jungen Männer sollten zu Handwerker und die Frauen zu Dienstboten und Hausfrauen ausgebildet werden, darüber hinaus erhielten sie nach Beendigung der Ausbildung von der Stiftung, je nach Leistung des Schülers, angesparte finanzielle Beiträge.

Die Stiftung fand vielfache Unterstützung, so gab auch der Kaiser Franz II. jährlich 300 Gulden aus dem Religions- und dem Studienfond, Großherzog Karl Friedrich nahm die Stiftung unter seinen besonderen Schutz und genehmigte jährlich Beiträge an die Stiftung aus öffentlichen Mitteln. Umfangreiche Zuwendungen kamen auch vom ehemaligen Basler Domkapitular Philipp Valentin von Reibelt (1752–1835)[13] und von Philipp Merian; dies führte 1823[14] auch zum Namen Sautier-Reibelt-Meriansche Stiftung zur Ausbildung und Ausstattung Dürftiger Jünglinge und Jungfrauen[15]. Das Vermögen der Stiftung wuchs in den Jahren durch Schenkungen und Vermächtnisse weiter an, sodass an weiteren Orten solche Einrichtungen geschaffen werden konnten; bei seinem Tod 1810 betrug das Vermögen der Stiftung 44.000 Gulden (1824: 72.816 Gulden). Zu den Wohltätern, die teils eigene Freiplätze stifteten, gehörten unter anderem Gräfin Franziska von Kagenek, Tochter des österreichischen Botschafters Johann Friedrich von Kageneck, der Politiker und spätere leitende Staatsminister von Baden Conrad Karl Friedrich von Andlau-Birseck, der Konstanzer Chorherr Joseph Wilhelm Sturm (1733–1813), Ignaz Speckle, Abt des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald und Maria Francisca von Thurn und Valsassina, letzte Äbtissin des Klosters Günterstal.

Durch die Stiftung stand er in näherer Beziehung zum Erzbischof Karl Theodor von Dalberg und dem Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg.

Zur regionalen Bekanntheit trug insbesondere die Besprechung im Archiv für die Pastoralkonferenzen bei, deren besonderer Förderer Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg war, in dem zwischen 1811 und 1825 gleich vier Mal ausführlich über Konzeption und Tätigkeit der Stiftung berichtet wurde.

Es wurde berichtet, dass durch die Stiftung bis zum Jahr 1838 insgesamt 263 Mädchen und 143 Jungen ausgebildet wurden.[16]

Nach seinem Tod wurde die Stiftung vom katholischen Priester und Stadtrat Ferdinand Weiß (1754–1822) und später durch Ferdinand Wanker und darauf dem späteren Generalvikar Ludwig Buchegger (1796–1865) weitergeführt.

Schriftstellerisches Wirken

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Heinrich Sautier war schriftstellerisch vielseitig tätig und veröffentlichte Gedichte, Schulbücher und namentlich polemische Streitschriften gegen den rationalistisch-antireligiösen Flügel der „Aufklärer“ sowie gegen Freimaurer. So verfasste er insbesondere 1785 seine Schrift Ländlicher Briefwechsel von den vorderösterreichischen Kirchenreformatoren unter dem Namen des Freimüthigen und 1788 Der Glaube des Selbstdenkers gegen seinen Kollegen Johann Kaspar Ruef; er verteidigt darin die katholischen Lehren und Einrichtungen gegen Angriffe und Einwürfe, die von dieser Seite erhoben wurden. Ruef antwortete ihm in den Freiburger Beiträgen; eine weitere Antwort erhielt er von Franz Joseph Bob mit der Schrift Sendschreiben an Erich Servati über seine Frage: Warum soll ich ein Freymaurer werden?[17] Weiterhin polemisierte er gegen den österreichischen Schriftsteller Karl Joseph Michaeler (1735–1804).

1798 veröffentlichte er die Schrift Die Philanthropen von Freyburg oder die Stifter und Wohlthäter der Hauptstadt Freyburg im Breisgau und der Albertinischen Hohenschule, in der er systematisch alle Stifterpersönlichkeiten der Stadt Freiburg seit dem Mittelalter vorstellte.

Weitere Schriften hingen auch mit seinem Engagement seiner Stiftung zusammen, unter anderem sein sechsbändiges Anleitungsbuch für auszubildende junge Frauen Die arme Marie, oder das Bild eines vollkommenen Dienstboten.

Ehrungen und Auszeichnungen

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  • Kurz vor seinem Tod erhielt Heinrich Sautier die Großherzogliche Badische Verdienstmedaille.
  • Nach ihm wurde die Sautierstraße in Freiburg benannt.[18]
 
Die arme, brave Marie oder das Bild eines vollkommenen Dienstbothen. Band 1

Schriften (Auswahl)

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. S-Namen. In: Homepage von Tilman Krieg. Abgerufen am 28. September 2020.
  2. Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland. In: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland, 122. Jahresheft. Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., 2003, abgerufen am 28. September 2020.
  3. Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland. In: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland, 77. Jahresheft. Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., 1959, abgerufen am 28. September 2020.
  4. Gradmann, Johann Jakob: Das gelehrte Schwaben. Abgerufen am 27. September 2020.
  5. Christian Schröder: Armenfürsorge und katholische Identität: Südbaden und die Saarregion im historischen Vergleich (1803-1870). LIT Verlag Münster, 2014, ISBN 978-3-643-12020-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 28. September 2020]).
  6. Kaiserl.-königl. v.-oest. Schematismus. gedruckt und zu finden bey Johann Andreas Satron, Kaiserl. Königl. V. Oest. Buchdrucker (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 28. September 2020]).
  7. Der Litterarische Eilbote für Teutschland. 1810 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 28. September 2020]).
  8. Mit Tradition in die Zukunft. Freiburger Stadtbau-Verbund, abgerufen am 29. September 2020.
  9. Badische Zeitung: Das Herz der Freiburger Sparkasse - Freiburg - Badische Zeitung. Abgerufen am 28. September 2020.
  10. Badische Zeitung: BZ-Ferienaktion: „Es wentzingert“. Abgerufen am 28. September 2020.
  11. Wentzinger. Abgerufen am 28. September 2020.
  12. Mona Djabbarpour, Corinna Zimber: Führer über den Alten Friedhof in Freiburg. Freiburg i. Br. 2024, S. 24f.
  13. Marco Jorio: Philipp Valentin von Reibelt. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 25. März 2010, abgerufen am 28. September 2020.
  14. Stadt-Chronik von Freiburg im Breisgau, oder Sammlung der denkwürdigsten Ereignisse dieser Stadt von ihrem Entstehen bis zum Jahr 1838: Nebst einem chronolog. Anhang der Stiftungen und Wohltätigkeits-Anstalten. Weizenegger, 1838 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 28. September 2020]).
  15. Jahres-Bericht der Sautier-Reibelt-Merianschen Stiftung zur Ausbildung und Ausstattung. Abgerufen am 28. September 2020.
  16. Georg Rothe: Die Gewerbeschule des Großherzogtums Baden als frühes Modell einer Teilzeitschule im dual-alternierenden System: Einfluss der Polytechnischen Schule Karlsruhe auf die Entwicklung der badischen Gewerbeschule. KIT Scientific Publishing, 2011, ISBN 978-3-86644-647-2 (google.de [abgerufen am 28. September 2020]).
  17. Sendschreiben an Erich Servati über seine Frage: Warum soll ich ein Freymaurer werden? / Bob, Franz Joseph. Abgerufen am 27. September 2020.
  18. Sautierstraße Freiburg. In: Alemannische Seiten. Abgerufen am 28. September 2020.