Hermann Deecke

deutscher Kaufmann und Senator der Stadt Lübeck

Johannes Hermann Adolph Deecke (* 23. Februar 1843 in Lübeck; † 15. Dezember 1901 in Lübeck) war Kaufmann und Senator in der Freien und Hansestadt Lübeck.

Hermann Deecke um 1891
Erbbegräbnis der Familie Deecke aus dem Burgtorfriedhof

Herkunft

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Hermann Deecke war der jüngste Sohn von Ernst Deecke und stammte aus dessen zweiter Ehe. Ernst Deecke war Professor am Katharineum und Stadtbibleotekar.

Hermann schrieb in dessen späteren Jahren die Biografie über seinen Großvater.

Laufbahn

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Als Selektaner verließ er Ostern 1858 das Katharineum und wurde in den folgenden fünf Jahren im Geschäft von Daniel Georg Heinrich Bölsche ausgebildet. Diese vertiefte er in Riga, St. Petersburg und Hamburg. Nach Lübeck zurückgekehrt, gründete er am 23. Februar 1868 die dem Agentur- und Versicherungsfach zugewandte Firma „Hermann Deecke“.

Am 1. August 1879 wurde sein Vetter, Ferdinand Boldemann, in die Firma ein. Sie führte fortan die Bezeichnung: „Deecke & Boldemann“.

In den Jahren 1873 bis 1879 war Hermann Deecke Mitglied der Lübecker Bürgerschaft.

1883 bis 1885 war er, bis zu dessen Umgestaltung zur Oberschulbehörde, als Bürgerlicher Deputierter bi dem Ober-Schulkollegium.

Auf Grund des § 29 der Verordnung vom 3. Februar 1879, die Ausführung des Gerichtsverfassungsgesetzes betreffend, wählte der Senat für die beim Landgericht zu bildende Kammer für Handelssachen für je drei Geschäftsjahre Handelsrichter. Deecke gehörte dieser als ein solcher von 1886 bis 1891 an.

Seit 1891 war er Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Lebensversicherungsgesellschaft in Lübeck.

Nach dem Tod des Senators Heinrich Mann[1] wurde Deecke für ihn in den Senat gewählt. Er wurde in die Kommission für Handel und Schifffahrt, die Rekursionsbehörde in Gewerbesachen und in die Vorsteherschaft der Armenanstalt berufen. Diesen Behörden gehörte er bis zum Lebensende an. Des Weiteren in die Vorsteherschaft des Krankenhauses, deren Vorsitz er ab 1894 führte, sowie in die Steuerbehörde, deren Mitglied er bis 1899 blieb. 1892 wurde er dem neu eingerichteten Senatsausschuss für Gewerbe- und Versicherungswesen sowie der Central-Armen-Deputation, deren Vorsitz er 1897 übernahm, zugeordnet. Seit 1899 war er zudem in der Reservatkommission des Senates tätig. Als Mitglied der Oberschulbehörde führte er den Vorsitz über deren Abteilung für die öffentliche höhere Mädchenschule sowie den Mittel- und Volksschulen und deren Sektion über das Kassen- und Rechnungswesen.

St. Petri

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Seit 1894 war Deecke Vorsitzender des Gemeindevorstands der Petrikirche. Auf seine Anregung war die Erneuerung der inneren Ausstattung der Kirche und des Altars, die Beschaffung einer neuen Orgel und die Wiederherstellung des obren Abschlusses ds Kirchturmes zurückzuführen.

Freimaurer

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Hermann Deecke war seit 1863 Mitglied der Lübecker Johannisloge „Zum Füllhorn“ der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland und von 1889 bis 1892 als Nachfolger von Hermann Linde ihr Logenmeister.[2]

Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit

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Ab dem Jahr 1870 wurde Deecke Mitglied der „Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit“ und es hätte ihn mit Freude erfüllt, den Ehrenplatz des Direktors einzunehmen. Seit 1789 tat dies mit Friedrich Boldemann, seinem Großvater, nur ein Kaufmann.

1870 ist Deecke der Gesellschaft beigetreten und war seit dem 12. November 1895 ihr Vorsteher.

Als zu Ostern 1896 die „Lübeckischen Blätter“ zum Organ der Gesellschaft umgewandelt wurden, übernahm Deecke den Vorsitz in dem neu gebildeten Redaktionsausschuss. Gesundheitsbedingt musste er das Amt 1899 aufgeben.

Weitere Verdienste Deeckes sind die Gründung des „Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs“ und die auf seine Initiative zurückgehende Entstehung der Schrift der Monografie Adolf Holms über Lübeck.

Als Ernst Julius Ludwig Müller sein Amt als Direktor der Gesellschaft antrat, waren seine ersten Worte die Verkündung des Dahinscheidens Deeckes.

In erster Ehe heiratete Deecke am 8. August 1869 in Hamburg Johanna Boldemann (1849–1884), deren Vater Georg ein Vetter von Ferdinand Boldemann war. In zweiter Ehe Emily, geb. Baumbach (1863–1946). Der ersten Ehe entstammten sieben, der zweiten Ehe zwei Kinder. Der jüngste Sohn aus der ersten Ehe war Georg Deecke.

Literatur

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  • Emil Ferdinand Fehling: Lübeckische Ratslinie von den Anfängen der Stadt bis auf die Gegenwart. I. Die Ratslinie Nr. 1 – 1041. II. Anmerkungen. III. Register, Verlag Max Schmidt-Römhild, Lübeck, 1925
  • Senator Deecke. Nachruf. In: Lübeckische Blätter. 48, 1901, S. 600–601.

Einzelnachweise

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  1. Senator Mann war unter anderem Vater von Heinrich Mann und dem späteren Nobelpreisträger Thomas Mann.
  2. Walter Hagenström: Geschichte der Johannis-Loge „Zum Füllhorn“ zu Lübeck 1772–1972. Lübeck 1972, S. 65