Hoffuß

altbayerische Einteilung von bäuerlichen Anwesen nach Größe und Ertragsfähigkeit zum Zweck der Steuererhebung

Der Hoffuß ist eine altbayerische Einteilung von bäuerlichen Anwesen nach Größe und Ertragsfähigkeit zum Zweck der Steuererhebung.

Geschichte

Bearbeiten

Die Einteilung nach dem Hoffuß ist seit 1445 nachweisbar, im Jahr 1812 wurde sie abgeschafft.[1]

Einteilung

Bearbeiten

Die Einteilung konnte regional und zeitlich variieren. So reichte sie im 18. Jahrhundert beispielsweise vom Ganzhof (11-Hof) über Hube (12- bzw. 13-Hof), Lehen/Gütl (14- bzw. 16-Hof) und Bausölde (18-Hof) bis zur Leersölde/Leerhäusel (116- bis 164-Hof). Vom Hoffuß rührte auch häufig der Name seines Bewohners her, z. B. Bauer oder Maier (Ganzhof), Huber, Söldner, Gütler, Häusler.

Eine Hoffußeinheit bestand im Flachland aus ungefähr 36 Juchert Ackerland mittlerer Güte, Wiesen und Wald; im Prinzip konnte der Hoffuß aber auch von der Fläche unabhängig sein. Im Gäuboden war die Einteilung beispielsweise folgendermaßen:[2]

Hoffuß Wirtschaftsfläche
ca. in Tagwerk
Bezeichnung des Besitzers
11 100 und mehr Bauer oder Maier
12 50–90 Halbbauer oder Huber
14 20–45 Söldner
18 12–18 Gütler
116 4–10 Häusler
142 2–3 Leerhäusler
164 < 1

Im Landgericht Weilheim verfügte ein 11-Hof über 120 bis 180 Tagwerk.[3]

Im Erzstift Salzburg wurde teils nur nach Anwesen größer oder kleiner/gleich einer Sölde/Viertlacker unterschieden.

Durch Hofteilungen und -zusammenlegungen konnten auch andere Bruchzahlen entstehen. Im Ort war der Hoffuß allgemein bekannt und ist auch als Gesellschaftsstruktur anzusehen.[1]

Literatur

Bearbeiten
  • Rainer Beck: Jenseits von Euclid. Einige Bemerkungen über den „Hoffuß“, die Staatsverwaltung und die Landgemeinden in Bayern. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. Nr. 53. C.H. Beck, München 1990, S. 697–742 (Digitalisat).
  • Reinhard Heydenreuter, Wolfgang Pledl, Konrad Ackermann: Hoffuß. In: Vom Abbrändler zum Zentgraf. Wörterbuch zur Landesgeschichte und Heimatforschung in Bayern. 3. Auflage. Volk Verlag, München 2010, ISBN 978-3-937200-65-1, S. 101.
  • Dietmar Stutzer: Der alte bayerische Hoffuß in der historischen Praxis der bäuerlichen Betriebsschätzung und -bewertung. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. Nr. 42. C.H. Beck, München 1979, S. 285–304 (Digitalisat).
  • F.B.M. Wagner: Hoffuß. In: Churpfalzbayerisch gelehrt-decisives universales Gesetz-Lexikon. II. Theil. Pappenheim 1800, S. 792–797 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  • Franz Valentin Zillner: Über Haus und Hof im Salzburgischen. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Band 33, 1893, S. 145–163, hier S. 162 f. (Digitalisat [abgerufen am 16. Februar 2018]).

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Josef Kiening: Sozialstruktur: Herren, Bauern, Besitzlose. In: genealogie-kiening.de. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  2. Bauernleben einst und jetzt. In: strasskirchen.de. 2009, abgerufen am 26. Februar 2018.
  3. Dieter Albrecht: Das Landgericht Weilheim (= Kommission für bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern. Teil Altbayern, Reihe I, Band 4). München 1952, S. 11 (Digitalisat [abgerufen am 22. November 2024]).