Internationale Filmfestspiele von Cannes/Beste Darstellerin

Der Preis für die beste Darstellerin (Prix d’interprétation féminine) honoriert bei den jährlich veranstalteten Filmfestspielen von Cannes die beste schauspielerische Leistung einer Haupt- oder Nebendarstellerin in einem Wettbewerbsfilm (Spielfilm). Die Auszeichnung wurde erstmals bei der Premiere des Filmfestivals im Jahr 1946 verliehen. Über die Vergabe des Preises, der der Gewinnerin in Form einer Miniatur der Goldenen Palme und einer Urkunde überreicht wird, stimmt die Wettbewerbsjury ab, die sich meist aus internationalen Filmschaffenden zusammensetzt.

Co-Preisträgerin 2024: Karla Sofía Gascón mit der gewonnenen Auszeichnung für Emilia Pérez


Preisträgerinnen

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Am häufigsten mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet wurden US-amerikanische Filmschauspielerinnen (21 Siege), gefolgt von ihren Kolleginnen aus Frankreich (17), Großbritannien (10) und Italien (5). Je zweimal triumphieren konnten die beiden Britinnen Vanessa Redgrave (1966 und 1969) und Helen Mirren (1984 und 1995), die Französin Isabelle Huppert (1978 und 2001) und die US-Amerikanerin Barbara Hershey (1987 und 1988). Als eine der jüngsten Siegerinnen in der Geschichte der Filmfestspiele von Cannes gilt die Britin Jodhi May, die 1988 als Zwölfjährige für ihre Leistung in Chris Menges’ Drama Zwei Welten gemeinsam mit Barbara Hershey und der Südafrikanerin Linda Mvusi geehrt wurde. Im Jahr 2024 wurde mit Karla Sofía Gascón (Emilia Pérez) erstmals eine transgeschlechtliche Schauspielerin als Teil eines Ensembles geehrt.[1]

Mehrfach in der Vergangenheit konnte sich die Jury nicht auf eine Siegerin einigen, während 1955 und 2006 das gesamte weibliche Schauspielensemble eines Films honoriert wurde. Schauspielerinnen aus dem deutschsprachigen Kino waren 1983, 1986 und 2017 erfolgreich, als sich Hanna Schygulla (Die Geschichte der Piera), Barbara Sukowa (Rosa Luxemburg) und Diane Kruger (Aus dem Nichts) gegen die Konkurrenz durchsetzen konnten.

Jahr Preisträgerin Originaltitel Deutscher Titel
1946 Michèle Morgan La symphonie pastorale Und es ward Licht
1947 Preis nicht vergeben
1948 Filmfestspiele nicht veranstaltet
1949 Isa Miranda Le mura di Malapaga Die Mauern von Malapaga
1950 Filmfestspiele nicht veranstaltet
1951 Bette Davis All About Eve Alles über Eva
1952 Lee Grant Detective Story Polizeirevier 21
1953
1954
Preis nicht vergeben ¹
1955 ² Ija Arepina Большая семья (Bolschaja semja) Eine große Familie
Jelena Dobronrawowa
Vera Kusnezowa
Larissa Kronberg
Klara Lutschko
Jekaterina Sawinowa
1956 Susan Hayward I’ll Cry Tomorrow Und morgen werd’ ich weinen
1957 Giulietta Masina Le notti di Cabiria Die Nächte der Cabiria
1958 Bibi Andersson Nära livet Nahe dem Leben
Eva Dahlbeck
Barbro Hiort af Ornäs
Ingrid Thulin
1959 Simone Signoret Room at the Top Der Weg nach oben
1960 Melina Mercouri Ποτέ την Κυριακή (Pote tin Kyriaki) Sonntags… nie!
Jeanne Moreau Moderato cantabile Moderato cantabile – Stunden voller Zärtlichkeit
1961 Sophia Loren La ciociara Und dennoch leben sie
1962 Katharine Hepburn Long Day’s Journey Into Night k. A.
Rita Tushingham A Taste of Honey Bitterer Honig
1963 Marina Vlady Una storia moderna – l’ape regina Die Bienenkönigin
1964 Anne Bancroft The Pumpkin Eater Schlafzimmerstreit
Barbara Barrie One Potato, Two Potato Ruf nicht zu laut
1965 Samantha Eggar The Collector Der Fänger
1966 Vanessa Redgrave Morgan: A Suitable Case for Treatment Protest
1967 Pia Degermark Elvira Madigan Das Ende einer großen Liebe
1968 Filmfestspiele aufgrund der Mai-Unruhen abgebrochen.
1969 Vanessa Redgrave Isadora Isadora
1970 Ottavia Piccolo Metello Metello
1971 Kitty Winn The Panic in Needle Park Panik im Needle Park
1972 Susannah York Images Spiegelbilder
1973 Joanne Woodward The Effect of Gamma Rays on Man-in-the-Moon Marigolds Die Wirkung von Gammastrahlen auf Ringelblumen
1974 Marie-José Nat Les violons du bal Die Geigen des Balls
1975 Valerie Perrine Lenny Lenny
1976 Dominique Sanda L’eredità Ferramonti Das Erbe der Ferramonti
Mari Törőcsik Déryné, Hol Van? Frau Dery, wohin gehen Sie?
1977 Shelley Duvall 3 Women Drei Frauen
Monique Mercure J.A. Martin photographe J.A. Martin Fotograf
1978 Jill Clayburgh An Unmarried Woman Eine entheiratete Frau
Isabelle Huppert Violette Nozière Violette Nozière
1979 Sally Field Norma Rae Norma Rae – Eine Frau steht ihren Mann
1980 Anouk Aimée Salto nel vuoto Der Sprung ins Leere
1981 Isabelle Adjani Quartet Quartett
Possession Possession
1982 Jadwiga Jankowska-Cieślak Egymásra nézve Der andere Blick
1983 Hanna Schygulla Storia di Piera Die Geschichte der Piera
1984 Helen Mirren Cal Cal
1985 Norma Aleandro La historia oficial Die offizielle Geschichte
Cher Mask Die Maske
1986 Barbara Sukowa Rosa Luxemburg Rosa Luxemburg
Fernanda Torres Eu Sei Que Vou Te Amar k. A.
1987 Barbara Hershey Shy People Shy People – Bedrohliches Schweigen
1988 Barbara Hershey A World Apart Zwei Welten
Jodhi May
Linda Mvusi
1989 Meryl Streep A Cry in the Dark Ein Schrei in der Dunkelheit
1990 Krystyna Janda Przesluchanie Verhör einer Frau
1991 Irène Jacob La double vie de Véronique Die zwei Leben der Veronika
1992 Pernilla August Den goda viljan Die besten Absichten
1993 Holly Hunter The Piano Das Piano
1994 Virna Lisi La reine Margot Die Bartholomäusnacht
1995 Helen Mirren The Madness of King George King George – Ein Königreich für mehr Verstand
1996 Brenda Blethyn Secrets & Lies Lügen und Geheimnisse
1997 Kathy Burke Nil by Mouth k. A.
1998 Élodie Bouchez La vie rêvée des anges Liebe das Leben
Natacha Régnier
1999 Séverine Caneele L’humanité L’Humanité
Émilie Dequenne Rosetta Rosetta
2000 Björk Dancer in the Dark Dancer in the Dark
2001 Isabelle Huppert La pianiste Die Klavierspielerin
2002 Kati Outinen Mies vailla menneisyyttä Der Mann ohne Vergangenheit
2003 Marie-Josée Croze Les invasions barbares Die Invasion der Barbaren
2004 Maggie Cheung Clean Clean
2005 Hanna Laslo Free Zone Free Zone
2006 ³ Yohana Cobo Volver Volver – Zurückkehren
Penélope Cruz
Lola Dueñas
Chus Lampreave
Carmen Maura
Blanca Portillo
2007 Jeon Do-yeon 밀양 (Miryang) Secret Sunshine
2008 Sandra Corveloni Linha de passe Linha de passe
2009 Charlotte Gainsbourg Antichrist Antichrist
2010 Juliette Binoche Copie conforme Die Liebesfälscher
2011 Kirsten Dunst Melancholia Melancholia
2012 Cristina Flutur După dealuri Jenseits der Hügel
Cosmina Stratan
2013 Bérénice Bejo Le passé Le passé – Das Vergangene
2014 Julianne Moore Maps to the Stars Maps to the Stars
2015 Emmanuelle Bercot Mon roi Mein ein, mein alles
Rooney Mara Carol Carol
2016 Jaclyn Jose Ma’Rosa k. A.
2017 Diane Kruger Aus dem Nichts Aus dem Nichts
2018 Samal Jesljamowa Айка (Ayka) Ayka
2019 Emily Beecham Little Joe Little Joe – Glück ist ein Geschäft
2020 Filmfestspiele aufgrund der COVID-19-Pandemie nicht veranstaltet.
2021 Renate Reinsve Verdens verste menneske Der schlimmste Mensch der Welt
2022 Sahra Amir Ebrahimi Holy Spider Holy Spider
2023 Merve Dizdar Kuru Otlar Üstüne Auf trockenen Gräsern
2024 Adriana Paz Emilia Pérez Emilia Pérez
Zoe Saldaña
Karla Sofía Gascón
Selena Gomez

¹ = 1953 erhielt die US-amerikanische Schauspielerin Shirley Booth eine „Lobende Erwähnung“ für Kehr zurück, kleine Sheba.
² = 1955 wurde das gesamte Schauspielensemble des Films Eine große Familie mit einem Darstellerpreis geehrt.
³ = 2006 wurde das weibliche Schauspielensemble des Films Volver – Zurückkehren mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet.

Preis für die beste Nebendarstellerin (1979–1981)

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Von 1979 bis 1981 wurde separat ein Preis für die beste Nebendarstellerin (1979: Meilleur rôle de composition feminin au Festival International du Film, ab 1980: Prix du meilleur second rôle feminin au Festival International du Film) in einem Wettbewerbsfilm vergeben:

Jahr Preisträgerin Originaltitel Deutscher Titel
1979 Eva Mattes Woyzeck Woyzeck
1980 Milena Dravic Poseban tretman Sonderbehandlung
Carla Gravina La terrazza Die Terrasse
1981 Jelena Solowej Faktas Der Fakt

Einzelnachweise

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  1. Cannes: Erstmals trans Frau als beste Darstellerin ausgezeichnet. In: queer.de, 26. Mai 2024 (abgerufen am 26. Mai 2024).