Irina Wladimirowna Krutikowa

russische Malerin, Schneiderin und Modedesignerin

Irina Wladimirowna Krutikowa (* 16. Oktober 1936 in Moskau, UdSSR), russisch Ирина Владимировна Крутикова, ist eine russische Modedesignerin, Designerin, Künstlerin, unter anderem ausgezeichnet als Ehrenkünstlerin.[1]

Biographie

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Ruth Haber (1924–2020), deutsche Journalistin: Dieter Zoern; Gianluca Matti (italienischer Pelzkonfektionär); Barbara Lutz und Irina Krutikowa (rechts). Auf dem Kürschner-Kongress 1989 in Frankfurt am Main.

Irina Wladimirowna Krutikowa ist die Tochter von Vladimir Konstantinovich Krutikov, einem Absolventen des Moskauer Staatlichen Textilinstituts, Mitarbeiter des Ministeriums für Außenhandel der UdSSR („Министерство внешней торговли СССР“). Die Mutter, Sofia Isaakowna Krutikowa (1910–1995), Ingenieurin der Leichtindustrie, war ebenfalls Absolventin des Textilinstituts. Irina Krutikowa ist verwitwet und hat zwei Töchter. Sie gründete den „Irina Krutikowa Design Salon“, sie spricht fließend Deutsch.

Ihr Hauptaugenmerk lag auf dem Design und der Konstruktion von Pelzprodukten, in der Pelzbranche gilt sie als anerkannte Expertin mit dem inoffiziellen Titel „Königin des Pelzes von Russland“. Irina Krutikowas Credo bezeichnet sich selbst als Industriedesignerin, die für Konfektionsbetriebe arbeitet. Jedes ihrer eigentlich exklusiven Modelle kann in der Massenproduktion umgesetzt werden (falls das Teil nicht ursprünglich als Einzelexemplar konzipiert wurde). Sie arbeitete mit den russischen Fabriken „Melita“ (Kasan), „Belka“ (Slobodskoi und Perwomaiski, 1968 bis 2008), „Roth Front“ (Leningrad), „Balti“ (Moldawien), „Elektra“ (Lettland), „Trud“ (Moskau), „Bukhara“ (Usbekistan, 1968–2017). Im Auftrag der amerikanischen Firma „Selanise Corporation“ wurde eine Kollektion von Modellen aus Stoffen der Firma entwickelt, die 1968 in Amerika und Europa mit großem Erfolg vorgeführt wurde. Zusammenarbeit gab es ferner 1989–1994 mit Demelius in der Schweiz; Revillon in den USA, Natural Furs Inc. in Kanada; Meerstein in Deutschland; Bartoli in Italien und Sladky in Österreich.[2] Mit ihrer langjährigen praktischen Erfahrung in der Haute Couture überwacht sie Schritt für Schritt die Qualität der Produktion ihrer Modelle. Wie sie sagte, ist sie dank ihrer Ausbildung und Erfahrung in der Lage, jedem Pelzverarbeiter bei Problemen die Arbeitsschritte, eventuell an der Pelznähmaschine, selbst zu demonstrieren.[3]

Im Jahr 1954 war Irina Krutikowa, wie vorher schon ihre Mutter, in das Moskauer Textilinstitut an der Fakultät für Angewandte Kunst eingetreten. Nach dem zweiten Jahr dort wurde sie nach Deutschland geschickt, um an der Fakultät für Mode am Institut für bildende und angewandte Kunst (Berlin, DDR) zu studieren, wo sie 1961 mit Auszeichnung abschloss.

Abbildung eines Teils der Pelzkollektion „Birds“
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Im Jahr 1965 nahm sie an einer Modenschau in Sofia (Bulgarien) teil. Im Jahr 1967 beteiligte sie sich als erste inländische Designerin mit einer eigenen Kollektion an einer russischen Modevorführung.[4] Auf dem Internationalen Modefestival in Moskau wurde ihre Kollektion von Pelzmodellen und Seidenkleidern mit einer Medaille und einem Diplom des Festivals ausgezeichnet. In den Jahren 1967 bis 2000 wurden neue Kollektionen von Pelzmodellen auf Ausstellungen und Modefestivals in Frankfurt am Main, New York, Washington, Montreal, Lugano, Zürich, Alma-Ata, Dallas, Paris und London gezeigt. 1992 wurde sie mit dem russischen Staatspreis für Literatur und Kunst ausgezeichnet.[5] Von 1995 bis 2000 nahm sie an den High Fashion Weeks (Moskau, Russland) teil.[1] Im Jahr 2000 wurde sie in Kasan mit dem Titel „Verdienter Arbeiter der Leichtindustrie Tatarstans“ ausgezeichnet. 2002 beteiligte sie sich an der Gründung und Organisation der jährlichen Wettbewerbe für Modedesigner „Fashion Assembly“ und „Couturier of the Year“, zusammen mit Absolventen und Studenten von Universitäten, Hochschulen und Lyzeen. Im Jahr 2004 nahm sie am 15. Kinotawr-Filmfestival mit einer Vorführung ihrer Modelle teil.

 
Originale Bildunterschrift:
Feh, Lieblingsmaterial der russischen Designerin Irina Krutikowa“ (1989)

Die 1992er in Zusammenarbeit in die Sloboda-Pelzfabrik „Belka“ entstandene Kollektion „Birds“, unter anderem mit einem überaus opulenten Capemantel aus Fehfell brachte ihr weltweite Aufmerksamkeit und den Titel der Staatspreisträgerin. Hauptwerke sind außer der Kollektion „Vögel“ (Anfang der 1990er Jahre), die Pelerinen-Kollektion „Schmetterlinge“, eine Kinderkollektion mit mehrfarbigen Fellmänteln (1995/1996). Sie ist Inhaberin von etwa 50 Patenten im Bereich der Pelzindustrie. Der Pelzmantel „Bird“ ist aus Feh gefertigt, dem Winterfell russischer Eichhörnchen. In ihren Kollektionen verwendete Irina Krutikowa eine Vielzahl von Fellarten, nutzte dabei unerwartete Kombinationen und Farblösungen. Die wichtigsten Pelzarten, mit denen die Designerin arbeitete, sind: Feh, Hermelin, Breitschwanzfelle, Karakul, Kolonok, Kanin, Maulwurf, Fuchs, Robbe, Schaffell, Bisam, Fuchs und Zobel.

Gemeinsam mit Akademikern des renommierten Moskauer Institut für Physik und Technologie (Keldysh-Center), einem Forschungsinstitut im Bereich der Raketen- und Raumenergie, wurde 2006 eine einzigartige Pelzkollektion, entwickelt, die auf der Technologie der Nanobeschichtung von Pelz und Leder mit Edelmetallen basiert. Die wissenschaftliche Entwicklung dieser Technologie war von den Institutsmitgliedern Anatoly Sazonovich Koroteev und Nikolay Nikolaevich Ponomaryov-Stepnoy geleitet worden. Im Jahr 2008 wurde sie mit der Kollektion „Sample 985“, unter Verwendung der Nanotechnologie, auf der Internationalen Pelzmesse „Fur & Fashion“ in Frankfurt für die beste Kollektion ausgezeichnet.[6] Irina Krutikowa erklärte, dass sie allgemein eine Vorliebe für Physiker hegt. Ihr Mann war in diesem Bereich tätig, und alle ihre Freunde sind Physiker, Akademiker. Sie trugen dazu bei, die Idee zu verwirklichen, Pelz mit echtem Gold zu überziehen. Zuerst war es nur ein Highlight in der Kollektion. Später wurde klar, dass es sich um eine viel umfassendere Erfindung handelt, denn die Vergoldung unterscheidet sich grundlegend von der herkömmlichen Methode, Pelze zu färben. Es handelt sich nicht wirklich um eine Beschichtung, sondern um einen Prozess, der auf molekularer Ebene abläuft. Und je nachdem, wie lange der Prozess einwirkt, ändert sich die Farbe von Braun zu Glanzgold.[7]

Zu Ehren ihres 85. Geburtstages wurde die „Capriccio“-Kollektion im Allrussischen Museum für dekorative und angewandte Kunst gezeigt.[7]

Auszeichnungen, Titel und Mitgliedschaften (Auswahl)

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Irina Krutikowa erhielt mehr als 50 Auszeichnungen bei internationalen Ausstellungen und Wettbewerben in Russland, Deutschland, Frankreich, USA, Kanada, Bulgarien, Ungarn und der Slowakei. Besondere Ehrungen waren unter anderem:

  • Diplom und Silbermedaille des Internationalen Wettbewerbs „Künstler und Industrie“ am VDNKh – Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft (1977)
  • Staatspreis der Russischen Föderation im Bereich Literatur und Kunst (1992) – für eine Sammlung von Kleidungsstücken aus massenproduzierten Pelzarten[5]
  • Großer Preis der Modewoche in Moskau „Goldenes Mannequin“ (1996)[1]
  • Verdienter Arbeiter der Leichtindustrie Tatarstans (Kasan, 2000)
  • „Goldmedaille für Beitrag zur nationalen Kultur“ der Kreativunion der Künstler Russlands (2005)
  • Ehrenorden der öffentlichen Anerkennung „Meister der Schönheit“ für die Erhaltung und Aufwertung des historischen, spirituellen und kulturellen Erbes Russlands (2009)
  • Ordentliches Mitglied (Akademiker) der Russischen Akademie der Künste (2012)[8]
  • Verdienter Künstler Russlands (2016)[9]
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Commons: Irina Krutikowa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c X Неделя Высокой Моды в Москве: победила дружба. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Juli 2007; abgerufen am 8. Juli 2011 (russisch).
  2. КРУТИКОВА Ирина Владимировна. Russische Akademie der Künste (russisch). Abgerufen am 29. Dezember 2024.
  3. Olga Vanishtein: Fashioning Women: The Dressmaker as Cultural Producer in Soviet Russia. In: George E. Marcus (Hrsgr.): Para-Sites. S. 220–221 (englisch). Abgerufen am 14. Dezember 2024.
  4. Jukka Gronow, Sergey Zhuravlev: Fashion meets Sozialism. The Institutionalzation of Soviet Fashion.] Finnish Literature Society, Helsinki, ISBN 978-952-222-665-5, S. 103. (oa.finlit.fi, abgerufen am 14. Dezember 2024)
  5. a b УКАЗ Президента РФ от 25.12.1992 N 1637 «О ПРИСУЖДЕНИИ ГОСУДАРСТВЕННЫХ ПРЕМИЙ РОССИЙСКОЙ ФЕДЕРАЦИИ В ОБЛАСТИ ЛИТЕРАТУРЫ И ИСКУССТВА 1992 ГОДА». Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Februar 2014; abgerufen am 8. Juli 2011 (russisch).
  6. Angaben zur Mitarbeiterin Крутикова Ирина Владимировна. Institut für Elektrophysik (russisch). Abgerufen am 29. Dezember 2024.
  7. a b Pelzkönigin Irina Krutikova feierte ihren 85. Geburtstag. Livejournal, 5 November 2021 (russisch). Abgerufen am 29. Dezember 2024.
  8. КРУТИКОВА Ирина Владимировна на сайте Российской академии художеств. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Januar 2012; abgerufen am 19. Dezember 2011 (russisch).
  9. Указ Президента Российской Федерации от 26 октября 2016 года № 572 «О награждении государственными наградами Российской Федерации». Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2016; abgerufen am 27. Oktober 2016 (russisch).