Jürgen von Kamptz

deutscher Offizier, zuletzt SS-Obergruppenführer und General der Polizei im Zweiten Weltkrieg

Jürgen von Kamptz (* 11. August 1891 in Aurich; † 12. August 1954 in Roisdorf) war ein deutscher Offizier, zuletzt SS-Obergruppenführer und General der Polizei im Zweiten Weltkrieg. Er war u. a. Befehlshaber der Ordnungspolizei (BdO) im Protektorat Böhmen und Mähren, Norwegen und Italien.

Italienische Polizeiabordnung in Berlin 1936, Parade Unter den Linden, vor dem Berliner Ehrenmal, (4.v.r.) Graf Helldorff Berlin; (2.v.r.) Kamptz, 1.v.l.: Arturo Bocchini („Excellenz Palma“)

Seine Eltern waren der Oberverwaltungsgerichtsrat Bernhard Karl Wilhelm Florus von Kamptz (28. März 1847 – 11. April 1916) und dessen Ehefrau Anna Luise Henriette Elten (9. Juli 1856 – 1. Juni 1920).[1] Nach dem Schulbesuch trat Kamptz am 8. Juni 1912 als Fähnrich in das Infanterie-Regiment „General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen“ (8. Brandenburgisches) Nr. 64 ein. Mit diesem nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Ende September 1918 heiratete er Veronika, geb. Ayrer. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor. Mit dem Charakter als Oberleutnant wurde Kamptz Anfang aus der Armee entlassen und trat in den preußischen Polizeidienst ein. Noch vor der Machtübergabe an die Nationalsozialisten trat er zum 1. August 1932 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 1.258.905).[2] Von Ende September 1933 bis Mitte Juni 1936 war Kamptz in der Abteilung III der Polizei des preußischen Ministeriums des Innern tätig. Danach war er bis April 1937 Generalinspekteur der Gendarmerie und Stadtpolizei im Hauptamt Ordnungspolizei. Von April 1937 bis Juni 1939 war er Kommandeur der Schutzpolizei in Berlin. Im März 1938 wurde Kamptz im Rang eines SS-Oberführers Mitglied der SS (SS-Nummer 292.714).

Weisungsgemäß trat er wegen der Doppelmitgliedschaft von NSDAP und Johanniterorden im Frühjahr 1938 aus der Kongregation wieder aus, er war dort seit 1924 Ehrenritter der Mecklenburgischen Genossenschaft.

Kamptz SS- und Polizeiränge
Datum Rang
Juni 1936 Generalmajor der Polizei
März 1938 SS-Oberführer
April 1939 SS-Brigadeführer
Juli 1940 Generalleutnant der Polizei
November 1940 SS-Gruppenführer
August 1944 SS-Obergruppenführer und General der Polizei

Noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er im Juni 1939 BdO im Protektorat Böhmen und Mähren mit Dienstsitz Prag, sein Nachfolger in dieser Funktion war ab Mai 1941 Otto von Oelhafen. Von Ende April 1941 bis Ende Mai 1943 war er im Hauptamt Ordnungspolizei als Generalinspektor der Gendarmerie und Schutzpolizei der Gemeinden eingesetzt und folgte in dieser Funktion Rudolf Querner nach. Von Anfang Juni 1943 bis September 1943 war Kamptz BdO im Reichskommissariat Norwegen mit Dienstsitz Oslo.

Im September 1943 wurde Kamptz nach Italien versetzt, wo er schließlich BdO Italien unter dem HSSPF Karl Wolff wurde. Kamptz unterstand als BdO Italien auch der Bandenbekämpfungsstab, der Resistenzakämpfer und politische Gefangene tötete bzw. in Konzentrationslager überstellte.[3] Nach Absprache mit Theodor Dannecker und später Friedrich Boßhammer stellte Kamptz für die Judendeportationen aus Italien begleitende Wachmannschaften der Ordnungspolizei zur Verfügung.[4] Anfang August 1944 wurde Kamptz zum SS-Obergruppenführer und General der Polizei ernannt. Für seine Verdienste wurde er am 7. Februar 1945 mit dem Deutschen Kreuz in Silber ausgezeichnet.

Am 29. April 1945 geriet Kamptz in Kriegsgefangenschaft. Von Rimini aus wurde er im Juni 1947 nach Island Farm Special Camp 11 überstellt und von dort im Oktober 1947 in das Internierungslager Neuengamme.

Literatur

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  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Andreas Schulz, Günter Wegmann, Dieter Zinke: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei. Hachtel-Kutschera. Biblio-Verlag, 2006, ISBN 978-3-7648-2592-8.
  • Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP. Stand vom 9. November 1944. Hrsg. SS-Personalhauptamt, Reichsdruckerei, Berlin 1944, S. 10. Nr. 86.
  • Johanniter-Ordensblatt, Nummer 4: 136. Nachweisung vom 25. April 1938, Hrsg. Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem, Jg. 79, Selbstverlag, Berlin 1938, S. 23.
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Commons: Jürgen von Kamptz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Deutscher Uradel 1922, Jg. 23, Justus Perthes, Gotha 1921. 1922 S.383 f.
  2. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/14571432
  3. Michael Wedekind: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 bis 1945. 1. Auflage, Oldenbourg, München, 2003, S. 205 f. ISBN 3-486-56650-4.
  4. Wolfgang Curilla: Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939–1945. Schöningh, Paderborn 2011, ISBN 978-3-506-77043-1., S. 217