Julie Susan Myerson geb. Pike[1] (* 2. Juni 1960 in Nottingham)[2] ist eine britische Schriftstellerin und regelmäßige Kolumnistin für The Guardian, The Independent sowie Mitarbeiterin der BBC Two Newsnight Review.[3]

Julie Myerson, 2010

Leben und Schaffen

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Nach dem Studium an der University of Bristol[2] arbeitete Julie Myerson am Londoner Royal National Theatre, wo sie ihren Mann Jonathan kennenlernte, mit dem sie drei Kinder bekam.[1] Parallel zu ihrer Arbeit im Theater und ihrer Karriere als Journalistin[4] schrieb Julie Myerson in The Independent als Mitglied einer Kolumnistengruppe über ihre junge Familie. Ab 2007 veröffentlichte sie in The Guardian in der neuen Familienrubrik die anonyme Kolumne Living with teenagers,[1] deren Beiträge unter dem gleichen Titel im Jahr 2008 als Buch publiziert wurden.[5] Dass die Identitäten der wahren Personen durchsickerten und ihr Sohn wegen der Kolumne gehänselt wurde, löste zahlreiche Diskussionen in den Medien aus, ob Myerson eine ethische Grenze überschritten habe.[6] Darüber hinaus konstatierte die Rezeption im deutschsprachigen Raum anlässlich dieses Buches eine gewisse Selbstgefälligkeit der Autorin.[7] Dennoch veröffentlichte Myerson im Jahr 2009 das später „sogar im House of Commons debattierte“[8] Buch The lost child, „worin sie detailliert den Drogenkonsum ihres Sohnes beschrieb und schilderte, wie sie ihn aus dem Haus der Familie geworfen und sich von ihm entfremdet hätte. Ihr Sohn reagierte verärgert auf die Publicity und gab eine Reihe von Interviews“,[9] kehrte nach Hause zurück, nahm Heroin, was Myerson, die ihrer Meinung nach wegen der Aufregung um The lost child an CFS erkrankte, zu ihrem Roman Nonfiction (2022) inspirierte: „Ob mutig oder rücksichtslos, sie sagt, ihr neuer Roman sei ihre ’Erwiderung‘ an alle, die sie 2009 verunglimpft haben.“[10]

„Seit den frühen 1990er Jahren haben nur wenige Romanautoren mit der gleichen Intensität und psychologischen Einsicht über beschädigte Leben und destruktive, oft obsessive Beziehungen geschrieben wie Julie Myerson.“[11] Myersons Prosa wird dabei oft als düster und pessimistisch beschrieben: Ihr Romantitel Etwas könnte geschehen „könnte als Beschreibung all ihrer fiktiven Werke dienen. In der Welt, die sie erschafft, könnte tatsächlich etwas passieren, und dieses Etwas wird wahrscheinlich unangenehm sein. Myerson zeichnet sich durch die Darstellung der Anfälligkeit und Zerbrechlichkeit des Alltags aus.“[12] Zu dieser Zerbrechlichkeit trägt auch bei, dass hinter den Fassaden des gewöhnlichen Lebens das Übernatürliche lauert:[13] In Myersons Romanen „tauchen Erscheinungen und Geister auf, Gespenster, die real sein können oder nur Projektionen der Emotionen und Geisteszustände der Charaktere sind.“[14]

Nominierungen (Auswahl)

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Publikationen (Auswahl)

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Literatur

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  • Nick Rennison: Julie Myerson (born 1960). In: Nick Rennison: Contemporary British novelists. Routledge, London 2005. ISBN 978-0-415-21708-8. S. 104–106.
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Commons: Julie Myerson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Susanna Rustin: Julie Myerson. A life in writing. In: theguardian.com. Abgerufen am 18. Mai 2023 (englisch).
  2. a b Contemporary Authors, New Revision Series: Myerson, Julie 1960–. In: encyclopedia.com. Abgerufen am 18. Mai 2023 (englisch).
  3. a b National Portrait Gallery: Julie Myerson (1960-), Writer and columnist. In: npg.org.uk. Abgerufen am 18. Mai 2023 (englisch).
  4. Nick Rennison: Julie Myerson (born 1960). In: Nick Rennison: Contemporary British novelists. Routledge, London 2005. ISBN 978-0-415-21708-8. S. 104–106. Hier S. 104.
  5. Kate Figes: Chill-out zone. In: theguardian.com. Abgerufen am 18. Mai 2023 (englisch).
  6. Willa McDonald: Letter to my daughter. Ethical dilemmas in the writing of a memoir. In: The Journal of the Australian Association of Writing Programs. Jg. 14, Nr. 2, 2010, ISSN 1327-9556, S. 1–12. Hier S. 4. (pdf).
  7. Milena Moser: Einatmen. Ausatmen. In: Spiegel Wissen. Nr. 2 (Die Pubertät), 2010, ISSN 1868-4378, S. 58–59. Hier S. 59. (pdf).
  8. „was debated […] even [in] the House of Commons.“ – Lisa Allardice: Novelist Julie Myerson on sharing her children’s secrets: „I’ve got in so much trouble“. In: https://www.theguardian.com Abgerufen am 18. Mai 2023 (englisch).
  9. „She also wrote a book called The Lost Child in which she detailed her son’s use of drugs, telling how she had thrown him out of the family home and was estranged. Her son reacted angrily to the publicity, giving a series of interviews“. – Kate Williams: Confessional journalism and podcasting. In: Journalism Education. The journal of the Association for Journalism Education. Jg. 9, Nr. 1, 2020, ISSN 2050-3903, S. 66–73. Hier S. 71. (pdf).
  10. „starting with the onset of chronic fatigue syndrome, which she believes was caused by the furore over The Lost Child. […] Courageous or reckless, she says her new novel is her ’riposte’ to all those who vilified her back in 2009.“ – Allardice: Novelist Julie Myerson on sharing her children’s secrets.
  11. „Few novelists in the period since the early 1990s have written about damaged lives and destructive, often obsessive relationships with the same mixture of intensity and psychological insight as Julie Myerson.“ – Rennison, Julie Myerson (born 1960), S. 104.
  12. Something Might Happen […] could stand as a description of all her fiction. In the world that she creates something might indeed happen and that something is likely to be unpleasant. Myerson excels in the depiction of the frailty and fragility of the everyday.“ – Rennison, Julie Myerson (born 1960), S. 106.
  13. „Behind the façades of ordinary lives ghosts of all kinds lurk“. – Rennison, Julie Myerson (born 1960), S. 106.
  14. „Apparitions and ghosts cross her pages, spooks that might be real or might only be projections of the characters' emotions and states of mind“. – Rennison, Julie Myerson (born 1960), S. 104.
  15. a b c Amanda Thursfield: Julie Myerson. In: literature.britishcouncil.org. Abgerufen am 18. Mai 2023 (englisch).