Kerkuhn

Ortsteil der Stadt Arendsee (Altmark)

Kerkuhn ist ein Ortsteil in der Ortschaft Sanne-Kerkuhn der Stadt Arendsee (Altmark) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, (Deutschland).[3]

Kerkuhn
Koordinaten: 52° 50′ N, 11° 27′ OKoordinaten: 52° 49′ 33″ N, 11° 26′ 49″ O
Höhe: 34 m ü. NHN
Fläche: 5,23 km²[1]
Einwohner: 32 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 6 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Sanne
Postleitzahl: 39619
Vorwahl: 039034
Kerkuhn (Sachsen-Anhalt)
Kerkuhn (Sachsen-Anhalt)
Lage von Kerkuhn in Sachsen-Anhalt
Dorfkirche Kerkuhn
Dorfkirche Kerkuhn

Geographie

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Kerkuhn, ein kurzes Straßendorf mit Kirche,[1] liegt sieben Kilometer südwestlich vom Arendsee in der Altmark. Das Feldgehölz Upstall nordwestlich des Dorfes ist als Flächennaturdenkmal geschützt. Südlich des Ortes fließt der Vorflutgraben Sanne-Kerkuhn über den Rademiner Fleetgraben in den Flötgraben.[4]

Nachbarorte sind Sanne im Südwesten, Kläden im Norden, Thielbeer im Nordosten, Heiligenfelde im Osten und Dessau im Südosten.[4]

Geschichte

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Mittelalter bis 20. Jahrhundert

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Der Name Kerkuhn (1375 Kerkune, 1496 Karkun) ist wendischen (slawischen) Ursprungs.[5]

Im Jahre 1323 wurden ein Thiderico Kerkun und seine Frau Margarete erwähnt, als ihnen das Kloster Arendsee ihnen eine Leibrente verschrieb.[6]

Das Dorf Kerkuhn wurde am 29. März 1338 als villa Kerkun erstmals erwähnt, als Busso von Wallstawe Renten aus Kerkuhn und Vissum dem Kloster St. Georg bei Salzwedel überließ.[7] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Kerkune aufgeführt. Es umfasste 21 Hufen und gehörte der Propstei Salzwedel.[8] Im Jahre 1565 vertauschte das Domkapitel in Kölln an der Spree seine Besitzungen in Kerkun an die von der Schulenburg.[9] Weitere Nennungen sind 1496 karkun,[10] 1541 Kerkun, 1687 Kerckun[1] und 1804 Kerkuhn.[11]

Im Osten des Dorfes an der Weggabelung nach Thielbeer und Heiligenfelde stand eine Windmühle.[12]

Herkunft des Ortsnamens

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Heinrich Sültmann deutet den Ortsnamen als wendisch, womöglich liegt ein Eigenname „karch“ zugrunde.[13][14]

Aleksander Brückner ist hingegen der Meinung, der Name sei wegen seiner Endung „-uhn“ möglicherweise deutschen Ursprungs, so wie Schallun.[15]

Eingemeindungen

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Kerkuhn gehörte bis 1807 zum Arendseeischen Kreis, danach bis 1813 zum Kanton Arendsee im Königreich Westphalen, ab 1816 kam es in den Kreis Osterburg, den späteren Landkreis Osterburg in der preußischen Provinz Sachsen.[1]

Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Kerkuhn nach Sanne eingemeindet.[16]

Die Gemeinde Sanne wurde juristisch am 19. Juli 1990[17] und statistisch am 1. August 1990 in Sanne-Kerkuhn umbenannt.[18]

Mit der Eingemeindung der Gemeinde Sanne-Kerkuhn am 1. Januar 2010 kam der Ortsteil Kerkuhn zur Stadt Arendsee (Altmark) und zur neu gebildeten Ortschaft Sanne-Kerkuhn.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner
1734 112
1774 115
1789 104
1798 101
1801 103
1818 110
1840 109
Jahr Einwohner
1864 134
1871 134
1885 134
1892 [00]150[19]
1895 128
1900 [00]158[19]
1905 178
Jahr Einwohner
1910 [00]158[19]
1925 168
1939 170
1946 279
2011 107
2012 102
2013 096
Jahr Einwohner
2014 90
2015 89
2016 89
2017 92
2020 [00]84[20]
2021 [00]81[20]
2022 [0]32[2]

Quelle wenn nicht angegeben, bis 2006[1] und 2011–2017[21]

Religion

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Die evangelische Kirchengemeinde Kerkuhn, die früher zur Pfarrei Sanne gehörte,[22] ist heute Teil des Kirchspiels Sanne-Kerkuhn-Thielbeer und wird betreut vom Pfarrbereich Arendsee im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[23]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Meilenstein Kerkuhn
  • Die evangelische Dorfkirche Kerkuhn wurde im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil umgebaut. Der Turm stammt noch vom ursprünglichen Feldsteinbau aus dem 12. Jahrhundert.[24] Das Glockengeschoß wurde in Backstein erneuert.[14]
  • Die Kirche steht auf dem Ortsfriedhof, der mit einer Feldsteinmauer umgeben ist.[14]

Sage aus Kerkuhn

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Im Jahre 1908 berichtete der Lehrer Lehrmann über eine Spukstelle. Auf der mit Gestrüpp bewachsenen Grenze zwischen Heiligenfelde und Kerkuhn, gebildet durch den Flötgraben, erscheint allabendlich ein Mann mit einem Hund, der die vorübergehenden Leute durch dumpfe Laute erschreckt und ängstigt.[25]

Literatur

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  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1173–1176, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 180 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 374–375, 75. Kerkuhn (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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Commons: Kerkuhn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1173–1176, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Christian Ziems: Sehr gefragt. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 12. Januar 2023, DNB 954815971, S. 19.
  3. Hauptsatzung der Stadt Arendsee (Altmark). 21. Januar 2021 (arendsee.info [PDF; 7,1 MB; abgerufen am 6. August 2022]).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Wilhelm Zahn: Heimatskunde der Altmark. Schindler, Stendal 1892, S. 136 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 28 (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 316 (Digitalisat).
  8. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 392 (uni-potsdam.de (Memento vom 19. April 2019 im Internet Archive)).
  9. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 287 (Digitalisat).
  10. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 25. Berlin 1863, S. 457 (Digitalisat).
  11. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 343 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00365~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Messtischblatt 1611: Arendsee, 1902 Arendsee. Reichsamt für Landesaufnahme, 1902, abgerufen am 7. August 2021.
  13. nach Ernst Haetge: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Osterburg. Osterburg 1937, DNB 576599174.
  14. a b c Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 159.
  15. Aleksander Brückner: Die slavischen Ansiedlungen in der Altmark und im Magdeburgischen (= Preisschriften, gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich-Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig. Band 22). 1879, S. 93 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11381473~SZ%3D00099~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  16. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 274–281 (PDF).
  17. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360, 362 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  18. StBA: Gebietsänderungen vom 01.01. bis 31.12.1990
  19. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 180 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  20. a b Christian Ziems: Arendsee im Aufwind. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 5. Januar 2022, DNB 954815971, S. 18.
  21. Einheitsgemeinde Stadt Arendsee (Altmark): Einwohnerdaten der Jahre 2011 bis 2017. 12. Januar 2018.
  22. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 28 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Pfarrbereich Arendsee. In: ekmd.de. Abgerufen am 21. Januar 2024.
  24. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 248.
  25. Lehrer Lehrmann: Altmärkischer Sagenschatz (= Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band 2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID 1198714-5, S. 221, Spukstellen, Nr. 2 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dbub_gb_KS4WAAAAYAAJ~MDZ%3D%0A~SZ%3D236~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).