Keyserlingk (Adelsgeschlecht)
Keyserlingk (auch Keyserling, Keiserling, Keserling o. ä.) ist der Name eines alten westfälischen Adelsgeschlechts, das mit dem Ratsherren Hermann Keselinch am 16. November 1300 in Bielefeld erstmals urkundlich erscheint.[1]
Geschichte
BearbeitenDie direkte Stammreihe beginnt mit dem Bürgermeister in Herford Albert Keserlink, urkundlich 1443–1467.
Im Jahr 1492 kämpfte dessen Sohn Hermann von Keyserlingk in Livland für den Deutschen Orden, wofür ihn Wolter von Plettenberg mit Gütern in Kurland belehnte. Von seinen im preußischen, russischen und sächsischen Staatsdienst erfolgreichen Nachkommen erlangten vier im 18. Jahrhundert die Grafenwürde. Von diesen vier gräflichen Linien bestehen noch zwei, daneben gibt es noch eine freiherrliche Linie.
Johann Gebhard von Keyserlingk war preußischer Minister und wurde 1744 durch Friedrich II. in den preußischen Adelsstand erhoben. Die Familie Keyserlingk gewährte Immanuel Kant eine Anstellung auf ihrem Schloss Waldburg-Capustigall und verschaffte ihm Zugang zur höheren Gesellschaft Ostpreußens. Am 25. April 1744 (I. Linie) und am 8. Februar 1777 (II. Linie) erhielt die Familie preußischen Grafenstand.
Nach 1945 mussten sämtliche Güter im Baltikum und in Ostpreußen verlassen werden, seitdem sind die ungefähr 180 lebenden von Keyserlingks auf der ganzen Welt verstreut, hauptsächlich in Deutschland, USA, Kanada und Australien.
Wappen
BearbeitenDas Stammwappen zeigt in Silber auf grünem Boden einen natürlichen Palmbaum. Auf dem Helm mit grün-silbernen Decken stehen drei Palmzweige.
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Wappen der Grafen von Keyserlingk
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Gemehrtes Wappen der Grafen von Keyserlingk mit Schildhaltern
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Wappen der Grafen von Keyserlingk Russland im Wappenbuch des Westfälischen Adels
Bekannte Personen
Bearbeiten- Adalbert Graf von Keyserlingk (1905–1993), Arzt, Landwirt, Autor und Forscher
- Alexander Graf Keyserling (1815–1891), deutsch-baltischer Naturforscher
- Alfred Graf von Keyserlingk (* 1943), Präsident des Arbeitsgerichts Dresden und Richter am Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen (1992–2008), Vizepräsident des Sächsischen Verfassungsgerichtshofes (2007–2008), Richter am obersten Gericht des Kosovo (2011–2013)
- Alfred Freiherr von Keyserlingk (1869–1934), Dipl.-Bergingenieur
- Anna Gräfin Keyserlingk (* 2003), deutsche Leichtathletin (Dreisprung)
- Archibald Graf von Keyserling (1882–1951), Admiral der lettischen Marine
- Arnold Keyserling (1922–2005), deutscher Philosoph und Religionswissenschaftler
- Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk (1869–1928), Gutsbesitzer in Schlesien und Förderer von Rudolf Steiner
- Caroline von Keyserling (1727–1791), Künstlerin und Gesellschaftsdame
- Diedrich von Keyserling (1713–1793), kurländischer Kanzler und General
- Dietrich von Keyserlingk (1698–1745), Vertrauter Friedrichs II.
- Eduard von Keyserling (1855–1918), deutscher Schriftsteller des Impressionismus
- Eleonore von Keyserlingk (1720–1755), Ehrendame der preußischen Königin Elisabeth Christine
- Ernst von Keyserlingk (1743–1821), preußischer Oberst
- Eugen von Keyserling (1832–1889), deutsch-baltischer Arachnologe
- Heinrich Graf von Keyserlingk (1861–1941), Generallandschaftsdirektor von Westpreußen und Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Heinrich von Keyserlingk-Rautenburg (1831–1874), deutscher Diplomat
- Hermann Graf Keyserling (1880–1946), deutscher Philosoph
- Hermann von Keyserlingk (um 1492), Ritter des Deutschen Ordens im Livland
- Hermann von Keyserlingk (1812–1880), kurländischer Gutsbesitzer und Landesbeamter
- Hermann Carl von Keyserlingk (1696–1764), Diplomat und Förderer Johann Sebastian Bachs
- Johann Heinrich von Keyserlingk (1680–1734), kurländischer Landmarschall und Kanzler
- Linde von Keyserlingk (1932–2020), deutsche Familientherapeutin und Autorin
- Margarete Gräfin Keyserlingk (1879–1958), deutsche Frauenrechtlerin.
- Reichsgraf Otto von Keyserlingk zu Rautenburg (1802–1885), Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, des Reichstags im Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich sowie des preußischen Herrenhaus
- Otto Graf von Keyserlingk (1818 / 1819–1872), Gutsbesitzer und Mitglied des Preußischen Herrenhaus, Kammerherr, Zeremonienmeister, Schlosshauptmann zu Königsberg[2]
- Robert Graf von Keyserlingk-Cammerau (1866–1959), deutscher Staatsrechtler, Ministerialdirektor und Mitbegründer der DNVP
- Walter Freiherr von Keyserlingk (1869–1946), deutscher Admiral, Marineattaché in St. Petersburg
- Wedig von Keyserlingk (1885–1968), deutscher Tachometerfabrikant
Literatur
Bearbeiten- Genealogisches Handbuch des Adels, (GHdA), Adelslexikon. Band VI, Band 91 der Gesamtreihe GHdA. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1987. ISSN 0435-2408.
- Fritz Martini: Keyserling(k), Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 563 (Digitalisat).
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser, B, Band I, Band der Gesamtreihe GHdA. C. A. Starke, Glücksburg (Ostsee) 1953, S. 206–219. ISSN 0435-2408.
- Das Buch der Keyserlinge. An der Grenze zweier Welten. Lebenserinnerungen aus einem Geschlecht. Hrsg. und Einleitung Otto Freiherr von Taube, 1. bis 5. Auflage, S. Fischer, Berlin 1937.
- Genealogisches Handbuch der kurländischen Ritterschaft, Görlitz 1929/1930. [o. J.], (Digitalisat).
- Genealogisches Handbuch der estländischen Ritterschaft, Görlitz 1930, (Digitalisat).
- Max von Spießen: Wappenbuch des Westfälischen Adels. Band 1. C. A. Starke, Görlitz 1901–1903, S. 28; Band 2, Görlitz 1903, Tafel 72.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1900. Jg. 1. Justus Perthes, Gotha 1900, S. 497–499;Digitalisat.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser, Teil B, 112. Jahrgang, Perthes, Gotha 1939, S. 261–268 (Google Books).
- Heinrich Adalbert Johann von Keyserlingk: Stammtafeln, Nachrichten und Urkunden von dem Geschlechte derer von Keyserlingk, Berlin 1853 (Google Books).
Weblinks
Bearbeiten- keyserlingk.info Portal zur Geschichte der Freiherren und Grafen Keyserlingk mit Stammbaum.
- Keyserlingk. Adelslexikon.com
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Heinrich Finke: Westfälisches Urkundenbuch. Band IV: Die Urkunden des Bistums Paderborn vom J. 1201–1300. Drittes Heft, Nr. 2632. Fortsetzung von Erhards Regesta Historiae Westfaliae. Hrsg. Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens. In Commission der Regensberg’schen Buchhandlung (R. Theissing), Münster 1890; Textarchiv – Internet Archive.
- ↑ Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Alumnatsverzeichnis. Band I, 992. Graf von Kayserlingk, Otto Archibald Adolf Paul. Selbstverlag. Druck P. Riemann, Belzig / Ludwigslust 1913, S. 204 f. (staatsbibliothek-berlin.de).