Kilis
Kilis (arabisch كلز Killiz) ist eine türkische Stadt in der Region Südostanatolien. Sie ist die Provinzhauptstadt der gleichnamigen Provinz Kilis und Zentrum (Merkez) des gleichnamigen Landkreises. Die Stadt liegt an der syrischen Grenze in einer gleichnamigen Ebene, am Fuße des Kefiz auf ca. 650 Meter Höhe über dem Meeresspiegel. Kilis liegt ca. 500 Kilometer südöstlich der Landeshauptstadt Ankara. Die Stadt gliedert sich in 76 Stadtviertel (Mahalle) mit einer Durchschnittsbevölkerung von 1.384 Einwohnern.
Kilis | ||||
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Lage des zentralen Landkreises in der Provinz Kilis | ||||
Basisdaten | ||||
Provinz (il): | Kilis | |||
Koordinaten: | 36° 43′ N, 37° 7′ O | |||
Höhe: | 663 m | |||
Einwohner: | 105.218[1] (2020) | |||
Telefonvorwahl: | (+90) 348 | |||
Postleitzahl: | 79 000 | |||
Kfz-Kennzeichen: | 79 | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2021) | ||||
Gliederung: | 76 Mahalle | |||
Bürgermeister: | Servet Ramazan | |||
Postanschrift: | Yavuz Sultan Selim Mah. İlhami Toprak Caddesi No. 7 79090 Kilis | |||
Website: | ||||
Landkreis Kilis | ||||
Einwohner: | 118.725[1] (2020) | |||
Fläche: | 610 km² | |||
Bevölkerungsdichte: | 195 Einwohner je km² |
Landkreis
BearbeitenDer Kreis (bzw. Kaza) Kilis bestand schon bei Gründung der Türkischen Republik (1923) im Vilâyet Gaziantep (Gazi-Aïntab) und hatte bei der ersten Volkszählung 1927 eine Bevölkerung von 45.765 Einwohnern in 142 Ortschaften. 1995 wurde Kilis die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz mit vier Kreisen, die durch die Verordnung Nr. 550[2] gebildet wurde.
Ende 2020 besteht der Kreis neben der Kreisstadt (88,6 Prozent der Landkreisbevölkerung) noch aus 53 Dörfern (Köy, Mehrzahl Köyler) mit durchschnittlich 255 Einwohnern pro Dorf. 15 Dörfer haben mehr Einwohner als der Durchschnitt, 14 weniger als 100 Einwohner. Das größte Dorf ist Çukuroba (1.400), gefolgt von Yavuzlu (1.251 Einw.). Yavuzlu war eine ehm. Belediye, die 2013 zum Dorf zurückgestuft wurde. Das kleinste Dorf ist mit 22 Einwohnern Tanbıralı, das zugleich auch das kleinste der ganzen Provinz ist. Der Kreis hält bei drei Rankings den Spitzenplatz: Einwohnerzahl, Fläche und Bevölkerungsdichte. Diese ist fast doppelt so hoch wie der Provinzdurchschnitt.
Geschichte
BearbeitenIn unmittelbarer Nähe der Stadt befinden sich zahlreiche Höyüks, die zeigen, dass die Region seit sehr langer Zeit besiedelt ist. Der bekannteste und am besten erforschte ist der Oylum Höyük, der seit dem Neolithikum bis in byzantinische Zeit besiedelt war.
Der Name Kilis wird erstmals in arabischen Schriften im 10. Jahrhundert verwendet und wird von der Bezeichnung für „Kirche“ hergeleitet. Ende des 11. Jahrhunderts wurde Kilis von Kreuzrittern erobert, geriet später in die Hand der Ayyubiden und der ägyptischen Mamluken. Als die Region vom Osmanensultan Selim dem Gestrengen erobert wurde, war Kilis noch ein Dorf. Ab dem Jahre 1519 war Kilis dann eine Kleinstadt mit vier Mahalles und ca. 1500 Einwohnern. Ende des 19. Jahrhunderts gehörte Kilis zur Provinz Aleppo und hatte 20.000 Einwohner. Der Geograph Vital Cuinet berichtet u. a. von 47 Freitagsmoscheen, 12 kleineren Moscheen, 4 Derwischkonventen, 24 Medressen und 3 Kirchen.
Bevölkerungsentwicklung
BearbeitenErgebnisse der Bevölkerungsfortschreibung
BearbeitenDie nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand am Jahresende für die Provinz Kilis, den Landkreis und die Stadt Kilis sowie deren jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[3] Die letzten beiden Wertzeilen entstammen Volkszählungsergebnissen.
Jahr | Provinz | Landkreis | Stadt | ||
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abs. | % | abs. | % | abs. | |
2020 | 142.792 | 83,15 | 118.725 | 88,62 | 105.218 |
2019 | 142.490 | 82,84 | 118.033 | 88,01 | 103.883 |
2018 | 142.541 | 81,40 | 116.034 | 86,76 | 100.675 |
2017 | 136.319 | 82,57 | 112.553 | 86,84 | 97.745 |
2016 | 130.825 | 81,47 | 106.582 | 87,47 | 93.222 |
2015 | 130.655 | 81,35 | 106.293 | 87,74 | 93.266 |
2014 | 128.781 | 80,39 | 103.531 | 87,25 | 90.327 |
2013 | 128.586 | 80,02 | 102.889 | 86,91 | 89.422 |
2012 | 124.320 | 79,68 | 99.056 | 85,93 | 85.119 |
2011 | 124.452 | 79,05 | 98.383 | 85,57 | 84.184 |
2010 | 123.135 | 78,27 | 96.374 | 85,20 | 82.109 |
2009 | 122.104 | 77,83 | 95.034 | 84,75 | 80.542 |
2008 | 120.991 | 77,46 | 93.719 | 83,97 | 78.698 |
2007 | 118.457 | 77,74 | 92.094 | 84,38 | 77.706 |
2000 | 114.724 | 76,17 | 87.387 | 80,87 | 70.670 |
1997 | 109.908 | 73,33 | 80.594 | 77,51 | 62.472 |
Volkszählungsergebnisse
BearbeitenDie Tabelle zeigt die Bevölkerungsentwicklung von Kilis anhand der Volkszählungen. Dabei werden verschiedene Stadien bzw. Ebenen durchlebt, von Kreis (İlçe/Kaza) bis hin zur Provinz (Vilâyet/İl). Gleichzeitig werden die Einwohnerstände der Stadt (Şehir) mit denen der übergeordneten Ebene verglichen. Die Daten wurden den E-Books (der Originaldokumente[4]) entnommen.
Jahr | Einw. Region | Einw. Stadt |
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Kaza im Vilayet Gazi-Aïntab | ||
1927 | 45.765 | 22.513 |
1935 | 56.054 | 24.620 |
Kaza im Vilâyet Gaziantep (G. Antep) | ||
1940 | 59.775 | 26.558 |
İlçe im İl Gaziantep | ||
1945 | 62.419 | 27.048 |
1950 | 62.329 | 27.550 |
Kaza im Vilâyet Gaziantep | ||
1955 | 63.948 | 29.964 |
1960 | 67.382 | 33.005 |
1965 | 75.092 | 38.095 |
1970 | 83.913 | 43.438 |
1975 | 92.759 | 54.055 |
1980 | 95.419 | 58.355 |
1985 | 101.818 | 59.876 |
1990 | 121.752 | 82.882 |
Eigenständige Provinz (İl Kilis) | ||
1997 | 80.594 | 62.472 |
2000 | 87.387 | 70.670 |
Bürgerkrieg in Syrien
BearbeitenKilis liegt unmittelbar nördlich der Grenze zu Syrien. In die Grenzstadt haben sich viele Flüchtlinge vor dem Bürgerkrieg gerettet und die Provinz gilt als die mit der höchsten Rate von Syrern in der Türkei; etwa 38,5 % der Gesamtbevölkerung im Jahr 2022, nach Angaben des türkischen Innenministeriums, demzufolge etwa 91.000 syrische Flüchtlinge in der Provinz registriert sind.[5] Seit Januar 2016 ist die Stadt mehrmals von Raketen getroffen worden.[6][7]
Bildung
BearbeitenKilis verfügt über eine Universität, die sich im Zentrum befindet. Zu ihr gehören Fakultäten für Technik, Kunst, Wissenschaft und Verwaltungswissenschaften sowie mehrere Berufsschulen.
Klimatabelle
BearbeitenKilis (640 m) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kilis (640 m)
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Söhne und Töchter der Stadt
Bearbeiten- Sophronios von Kilis (* ?; † 1780), orthodoxer Patriarch
- Hıncal Uluç (1939–2022), türkischer Journalist
- Emine Demirbüken-Wegner (* 1961), deutsche Politikerin türkischer Abstammung
- Mehmet Şahan (* 1958), türkischer Fußballspieler und Trainer
- Mehmet Sedef (* 1987), türkischer Fußballspieler
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Merkez Nüfusu, Kilis, abgerufen am 1. September 2021
- ↑ Verordnung Nr. 550, erschienen am 6. Juni 1995 im Amtsblatt 22305; PDF-Datei, S. 1,13,14
- ↑ Central Dissemination System/Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) des TÜIK, abgerufen am 1. September 2021
- ↑ Bücherei des Türkischen Statistikinstituts TÜIK, abrufbar nach Suchdateneingabe
- ↑ Kilis Valiliği'nden Suriyeli Sayısı İddialarına Cevap: Suriyeli Sayısı Kilis’te Yaşayan Toplam Kişi Sayısının Yüzde 38,47’sine Karşılık Geliyor. In: Türkisches Innenministerium. Abgerufen am 8. Dezember 2022.
- ↑ Raketen aus Syrien schlagen in türkischer Stadt ein. In: Spiegel Online. Abgerufen am 28. April 2016.
- ↑ Terrormiliz IS feuert Raketen Richtung Türkei (N24) ( vom 9. März 2016 im Internet Archive)