Kodersdorf
Kodersdorf (obersorbisch Kodrecy) ist eine sächsische Gemeinde im Landkreis Görlitz, die dem Verwaltungsverband Weißer Schöps/Neiße angehört.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 14′ N, 14° 53′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Görlitz | |
Verwaltungsverband: | Weißer Schöps/Neiße | |
Höhe: | 328 m ü. NHN | |
Fläche: | 42,54 km2 | |
Einwohner: | 2324 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 55 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 02923 | |
Vorwahl: | 035825 | |
Kfz-Kennzeichen: | GR, LÖB, NOL, NY, WSW, ZI | |
Gemeindeschlüssel: | 14 6 26 230 | |
LOCODE: | DE KOD | |
Gemeindegliederung: | 4 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Straße der Einheit 79 02923 Kodersdorf | |
Website: | www.kodersdorf.de | |
Bürgermeister: | René Schöne (CDU) | |
Lage der Gemeinde Kodersdorf im Landkreis Görlitz | ||
Geographie
BearbeitenDie Gemeinde Kodersdorf liegt im zentralen Teil des Landkreises, rund 11 km nordwestlich der Kreisstadt Görlitz und 10 km südlich von Niesky am Rand der Königshainer Berge sowie der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft im Tal des Weißen Schöps.
Gemeindegliederung
BearbeitenZur Gemeinde gehören die Ortsteile[2]
- Kodersdorf (1636 Einwohner)
- Kodersdorf-Bahnhof (250 Einwohner)
- Särichen (340 Einwohner)
- Wiesa (331 Einwohner)
Im Ortsteil Kodersdorf sind die 1938 eingemeindeten Orte Rengersdorf und Torga aufgegangen.
Geschichte
BearbeitenOrtsgeschichte
BearbeitenDer Ortsteil Kodersdorf wurde 1402 erstmals als Kosmirsdorf erwähnt. Die Ortsform als Waldhufendorf weist darauf hin, dass es sich um eine deutsche Siedlung in der zweiten Phase der deutschen Ostsiedlung handelt. Kirchlich ist Kodersdorf seit frühester Zeit nach Nieder-Rengersdorf eingepfarrt.
Im Zuge des Prager Friedens von 1635 konnte sich das Kurfürstentum Sachsen die Markgraftümer Oberlausitz und Niederlausitz sichern. Den größten Teil der Lausitz musste das inzwischen zum Königreich aufgestiegene Königreich Sachsen 1815 an Preußen abtreten, wodurch Kodersdorf und die umliegenden Orte an die Provinz Schlesien kamen und 1816 dem Landkreis Rothenburg (Ob. Laus.) eingegliedert wurden.
Industrie und Gewerbe
BearbeitenNachdem das Dorf jahrhundertelang landwirtschaftlich geprägt war, setzte gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine starke Industrialisierung ein. Der Bau der Berlin-Görlitzer Eisenbahn sowie Rohstoffvorkommen wie Holz und qualitativ hochwertiger Ton waren die Grundlagen dafür, dass eine große Ziegelei sowie ein Baubetrieb nebst eigenem Sägewerk in Kodersdorf aufgebaut wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Industriebetriebe schnell wieder aufgebaut, so dass die Ziegelwerke 1946 bereits wieder 620 Arbeiter beschäftigen konnten, während es Mitte der zwanziger Jahre noch 760 waren. In der Wendezeit vollzog sich ein weiterer Wandel, als die Industriebetriebe viele Arbeiter entlassen mussten.
Bergbau
BearbeitenIm Bereich des Heideberges (249,9 m HN, westlich des Ortes) befand sich im 18. Und 19. Jahrhunderts ein Erzbergwerk zum Nickel- und Kobaltabbau. Beschreibungen von Pingen liegen aus dem Jahr 1785 vor. 1872 erfolgte eine neue Mutung des Erzvorkommens unter dem Namen „Editha“, „Adele“ und „Harriet“. Es wurden fünf kleine Schächte, mehrere Strecken und ein Stollen aufgefahren. Die Schächte waren 4 bis 37 Meter tief. Die maximale Belegschaftsstärke bestand aus 16 Bergleuten. 1879 wurde der Betrieb aus Rentabilitätsgründen wieder eingestellt. Im Grubenfeld „Editha“ wurden in der Betriebsperiode 1872 bis 1879 10.333 Zentner Roherz gefördert und in Uhsmannsdorf auf Kobalt, Nickel und Chlorkalk verarbeitet. Um 1950 wurden erneute geologische Untersuchungen vorgenommen, bei denen jedoch keine weiteren Erzmineralisationen nachgewiesen werden konnten. Lagerstättengenetisch handelt es sich bei dem Erzvorkommen um Sekundärbildungen eines schwach vererzten Quarzganges.[3]
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenSeit der Gemeinderatswahl am 9. Juni 2024 verteilen sich die 12 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:
- Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU): 7 Sitze
- Wählervereinigung „Unser Kodersdorf“ (WVUK): 5 Sitze
2019 blieb ein Sitz der Wählervereinigung „Unser Kodersdorf“ mangels Bewerber unbesetzt.
Liste | 2024[4] | 2019[5] | 2014[6] | ||||
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Sitze | in % | Sitze | in % | Sitze | in % | ||
CDU | 7 | 50,9 | 7 | 53,7 | 12 | 99,4 | |
Wählervereinigung „Unser Kodersdorf“ | 5 | 49,1 | 4 | 36,6 | – | – | |
Linke | – | – | – | 6,1 | – | – | |
SPD | – | – | – | 3,7 | – | – | |
Einzelvorschläge | unzulässig | – | 0,6 | ||||
Wahlbeteiligung | 76,9 % | 71,8 % | 52,8 % |
Bürgermeister
BearbeitenSeit 1993 ist René Schöne (CDU) Bürgermeister von Kodersdorf. Er wurde bei der Bürgermeisterwahl am 13. Juni 2022 mit 77,5 Prozent der Stimmen bei zwei Gegenkandidaten für eine weitere Amtszeit bestätigt.[7]
Wahl | Bürgermeister | Vorschlag | Wahlergebnis (in %) |
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2022 | René Schöne | CDU | 77,5 |
2015 | 97,0 | ||
2008 | 97,8 | ||
2001 | 96,8 | ||
1994 | 96,7 |
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Evangelische Kirche, als romanische Saalkirche in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut
- Schloss Ober-Rengersdorf
- Gemeindeamt (Schloss Niederrengersdorf)
- Königshainer Berge
Die Kulturdenkmale sind in der Liste der Kulturdenkmale in Kodersdorf erfasst.
Naturschutz
BearbeitenWirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenIm Gewerbegebiet der Gemeinde hat sich ein großer Holzverarbeitungsbetrieb angesiedelt, der von 2004 bis 2015 als Klausner Holz Sachsen Teil der österreichischen Klausner-Gruppe war und von dieser an Holzindustrie Schweighofer verkauft wurde. Im Werk können rund 700.000 Kubikmeter Nadelschnittholz pro Jahr technisch getrocknet werden.[8]
Verkehrsanbindung
BearbeitenDie Bundesstraße 115 und die Bundesautobahn 4 führen durch die Gemeinde, wobei die Autobahn mit dem 3,3 Kilometer langen Tunnel Königshainer Berge die Königshainer Berge unterquert.
Mit einem Haltepunkt liegt Kodersdorf an der Bahnstrecke Berlin–Görlitz. Im Jahr 2006 wurde ein auf der freien Strecke abzweigendes, vier Kilometer langes Anschlussgleis zum Sägewerk im Gewerbegebiet gebaut, auf dem werktäglich ein Güterzug mit Rohholz oder Holzprodukten verkehrt. Dadurch konnten jährlich 20.000 LKW-An- und Abfahrten vermieden werden.[9] 2020 wurde im Gewerbegebiet Kodersdorf in direkter Nähe des Holzwerks ein Container-Terminal zum Umschlag von Bahn auf LKW in Betrieb genommen.[10]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Martin Herrmann (* 1919), Politiker (DBD), LPG-Vorsitzender
Literatur
Bearbeiten- Von der Muskauer Heide zum Rotstein. Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Lusatia Verlag, Bautzen 2006, S. 334 f.
Weblinks
Bearbeiten- Website Gemeinde Kodersdorf
- Kodersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Gemeinde Kodersdorf Website des Verwaltungsverbandes Weißer Schöps-Neiße
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2024. (Hilfe dazu).
- ↑ Kleinräumiges Gemeindeblatt des Freistaats Sachsen. Kodersdorf. Zensus 2011. (PDF-Dokument)
- ↑ Hirschmann, G., Wolf, L., Lorenz, H.: Erläuterungen zur Geologischen Karte der Deutschen Demokratischen Republik 1 : 25.000, Blatt Horka-Zodel, Zentrales Geologisches Institut Berlin 1972, S. 202
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 14. September 2024.
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 14. September 2024.
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 14. September 2024.
- ↑ Wahlergebnisse Bürgermeisterwahl 2022. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 10. September 2022.
- ↑ Schweighofer schließt Kauf von Kodersdorf ab. Europäischer Wirtschaftsdienst, 7. Oktober 2015, abgerufen am 25. Oktober 2016.
- ↑ Drei Presseberichte zur Einweihung des Anschlussgleises ( vom 23. August 2006 im Internet Archive)
- ↑ Lion Logistics eröffnet östlichstes Kombiterminal Deutschlands. In: dvz.de. DVV Media Group GmbH, Hamburg, 10. Juni 2020, abgerufen am 12. September 2023.