Kraftwerk Hirschfelde
Das ehemalige Kraftwerk Hirschfelde ist ein Industriedenkmal und ehemaliges Museum in Ostsachsen. Es gehörte zum Oberlausitzer Bergbaurevier.
Kraftwerk Hirschfelde | |||
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Lage
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Koordinaten | 50° 56′ 15″ N, 14° 53′ 29″ O | ||
Land | Deutschland | ||
Daten
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Typ | Kohlekraftwerk | ||
Primärenergie | Fossile Energie | ||
Brennstoff | Braunkohle (Lausitzer Braunkohlerevier) | ||
Leistung | max. 330 MW (elektrisch) (1961) | ||
Betriebsaufnahme | 1911 | ||
Stilllegung | 1992 | ||
Website | www.kraftwerk-hirschfelde.de |
Lage
BearbeitenEs befindet sich im Zittauer Ortsteil Hirschfelde im Landkreis Görlitz an der Bundesstraße 99 zwischen Zittau und Görlitz, direkt an der Grenze zu Polen.
Geschichte
BearbeitenDas Technische Denkmal und Museum ist der erhaltene Teil des ältesten sächsischen Großkraftwerkes, in dem von 1911 bis 1992 ununterbrochen Elektroenergie erzeugt worden ist. Insgesamt betrug die erzeugte Energie 71.300.000 MWh. Die größte Energiemenge erzielte man im Jahre 1961 mit 2.037.800 MWh.
Die maximale installierte Leistung betrug 1960 330 MW. Der Kohleverbrauch belief sich auf 172 Millionen Tonnen. Die längste Betriebsdauer erreichte die „Maschine 5“ mit 413.499 Betriebsstunden und war von 1929 bis 1992 in Betrieb. Der „Dampfkessel 21“ war von 1921 bis 1982 in Betrieb und erlangte 410.252 Betriebsstunden. Das Kraftwerk beschäftigte etwa 5.000 Mitarbeiter in vier Generationen, unter ihnen Felix Gulich, welcher von 1920 bis 1981 im Kraftwerk beschäftigt war und mit 61 Jahren auf die längste Betriebszugehörigkeit verweisen kann.
In der DDR wurde hier unter dem Namen Kraftwerk Friedensgrenze bis 1982 weiter Kohle aus dem nahegelegenen, seit 1945 polnischen Tagebau Turów als Energieträger genutzt. Nachdem die Volksrepublik Polen die Kohlelieferungen einstellte, wurde stattdessen Kohle aus dem Tagebau Olbersdorf und Tagebau Berzdorf verbrannt. Da auch in der Folge von polnischer Seite die Annahme der bis dahin rückgeführten Asche verweigert wurde, entstand etwa drei Kilometer vom Kraftwerk entfernt an Wittgendorf angrenzend eine Spülhalde. Über Rohrleitungen wurde die mit Wasser vermischte Asche an diesen Standort gepumpt und deponiert. Das Sickerwasser führte man der Neiße zu.
Das technisch veraltete Kraftwerk wurde im Jahre 1992 vom damaligen Betreiber, der Vereinigten Energiewerke AG (VEAG), aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt. Im gleichen Jahr wurden das Maschinenhaus II mit seinen technischen Anlagen und dem Verwaltungsgebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Seit der Stilllegung sorgte der Förderverein „Technisches Denkmal & Museum Kraftwerk Hirschfelde“ e. V., in dem sich vorwiegend ehemalige Mitarbeiter des Kraftwerks ehrenamtlich[1] engagierten, für den Erhalt des Museums, welches eine einzigartige Industriearchitektur, Kraftwerkstechnik und einen Überblick über den Elektroenergie-Maschinenbau präsentiert.
Zum Erhalt hatte der Rechtsnachfolger der VEAG, Vattenfall Europe, eine Stiftungsinitiative ins Leben gerufen. Träger ist nunmehr die Stiftung Technisches Denkmal und Museum Kraftwerk Hirschfelde. Auf Grund der Baufälligkeit des Maschinenhauses musste das Kraftwerksmuseum im Juni 2017 geschlossen werden. Der Förderverein löste sich Ende 2017 auf. Ende Juni 2018 wurde das Maschinenhaus an den Eigentümer, die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) zurückgegeben.
Die Kraftwerksstiftung löste den Sammlungsbestand auf und übergab die Exponate an Museen und Vereine. Ziel dieser Auslagerungen war es, den dauerhaften Erhalt der Exponate und deren Präsentation für Besucher an anderen Standorten zu ermöglichen. Die Stiftung konnte den Gesamtbestand der Archivunterlagen sichern, aufbereiten und bietet nun die Möglichkeit, das Erbe des Kraftwerks unter www.deutsche-digitale-bibliothek.de digital kennen zu lernen.
Die Stiftung Kraftwerk Hirschfelde widmet sich mittlerweile der digitalen Archivierung und Denkmalpflege und engagiert sich als Projektträger und Projektentwickler für die Industriekultur der Region. Darüber hinaus erarbeitet sie neue Themenbereiche zu den Schwerpunkten Regionalität und Nachhaltigkeit.
Galerie
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Anlieferung von Braunkohle aus Turów (1958)
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Blick auf das Kraftwerk während des Baus eines weiteren Kühlturmes (1960). Im Vordergrund eine in den 1920ern errichtete 110-kV-Freileitung nach Dresden
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Die Brücke über die Neiße beim ehemaligen Kraftwerk heute.
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Ehemalige Aschebrücke zwischen Kraftwerk und Tagebau Turów
Weblinks
Bearbeiten- Offizielle Website
- Website der Stiftung Kraftwerk Hirschfelde
- Jan Lange: Abschied vom Kraftwerk. In: Sächsische Zeitung. 29. Dezember 2017, abgerufen am 13. April 2020.