Krankenhaus Waldfriede

Akutkrankenhaus im Berliner Ortsteil Zehlendorf

Das Krankenhaus Waldfriede ist ein freigemeinnütziges Akutkrankenhaus im Berliner Ortsteil Zehlendorf. Das 1920 gegründete Krankenhaus ist ein Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité und Europäisches Ausbildungszentrum für Operationstechniken der Koloproktologie. Träger ist die evangelische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die weltweit über 610 medizinische Einrichtungen unterhält.

Krankenhaus Waldfriede
Logo
Trägerschaft Krankenhaus Waldfriede e. V.[1]
Ort Berlin-Zehlendorf

Bundesland Berlin
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 26′ 40″ N, 13° 14′ 25″ OKoordinaten: 52° 26′ 40″ N, 13° 14′ 25″ O
Ärztlicher Direktor Roland Scherer[2]
Betten 160 (2017)[1]
Mitarbeiter 259,37 (medizinisches Personal, 2017)[1]
davon Ärzte 78,31
Zugehörigkeit Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Berlin, KdöR
Gründung 15. April 1920
Website www.krankenhaus-waldfriede.de
Lage
Krankenhaus Waldfriede (Berlin)
Krankenhaus Waldfriede (Berlin)
Krankenhaus Waldfriede

Das Krankenhaus verfügt über 160 Betten. Im Jahr 2017 wurden 12.134 vollstationäre und 36.964 ambulante Fälle behandelt.[1] Im gesamten Gesundheitsnetzwerk Waldfriede werden jährlich etwa 15.000 Patienten stationär und 60.000 Patienten ambulant behandelt. Dieser Verbund, zu dem u. a. eine Sozialstation und ein Seniorenheim gehören, beschäftigt rund 950 Mitarbeiter (Stand Ende 2016).[3]

Der historische Garten des Krankenhauses steht unter Denkmalschutz.[4]

Geschichte

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Auf dem 18.912 Quadratmeter großen Grundstück Argentinische Allee 40 Ecke Fischerhüttenstraße 99/109 (bis 1933: Alsenstraße 99/109) wurde zunächst 1904 durch den in Zehlendorf damals sehr aktiven und angesehenen Maurermeister Fritz Schirmer[5] ein Sanatorium für die Bauherren Peter und Valerie Ziegelroth errichtet und im Februar 1905 als Waldsanatorium Zehlendorf-West (auch Dr. Ziegelroth’s Sanatorium) eröffnet.[6] Im Herbst 1919 erwarb der Arzt Louis Eugen Conradi das Grundstück für die Siebenten-Tags-Adventisten und begründete das dort am 15. April 1920 mit 39 Betten in 27 Krankenzimmern und einem Operationssaal eröffnete Krankenhaus Waldfriede mit. Bis zur Gründung des Vereins Krankenhaus Waldfriede e.V. im Jahr 1935 wurde das Krankenhaus unter der Trägerschaft des Deutschen Verein für Gesundheitspflege geführt. Trotz mehrerer Hundert Luftangriffe der Alliierten auf Berlin überstanden die Krankenhausgebäude den Zweiten Weltkrieg unbeschadet und wurden in den folgenden Jahrzehnten mehrmals durch Neubauten erweitert.[7]

1993 wurde erstmalig in Deutschland an ein Akutkrankenhaus ein Gesundheitsförderungszentrum mit einem strukturierten Präventivprogramm angesiedelt. 2008 wurden für dieses Gesundeitzentrum Primavita die Sporträumen um eine eigene Schwimmhalle erweitert, sodass Schwimmkurse und medizinische Wasseranwendungen im Rahmen des präventiven Kursprogramme durchgeführt werden können.[8][9]

Als erstes Krankenhaus in Deutschland hat das Krankenhaus Waldfriede im September 2000 eine Babyklappe eröffnet.[10][11] Die Babywiege ist sowohl vom Haupteingang als auch von einem Nebeneingang von der Argentinischen Allee aus erreichbar. Ferner bietet das Krankenhaus anonyme Geburten an. Bis zum Jahr 2013 wurden 20 Babys anonym in die Babyklappe gelegt und ca. 200 anonyme Geburten durchgeführt.[7]

Im Jahr 2008 wurde das Krankenhaus Europäische Ausbildungsstelle für Operationstechniken in der Koloproktologie und richtet seither alle zwei Jahre den Internationalen Koloproktologie-Kongress im Hause aus.[7]

Im September 2013 wurde unter der Schirmherrschaft von Waris Dirie das Desert Flower Center (kurz DFC; englisch für ‚Wüstenblumen-Zentrum‘) des Krankenhauses eröffnet, in dem Frauen mit Genitalverstümmelung (FGM) medizinische und psychosoziale Hilfe und Unterstützung erhalten. Es ist das weltweit erste und Stand Oktober 2016 einzige Zentrum, das FGM-Opfer ganzheitlich betreut und behandelt.[12] Geleitet wird es von Roland Scherer, dem Ärztlichen Direktor des Krankenhauses, Chefarzt des Zentrums für Darm- und Beckenbodenchirurgie sowie Präsidenten der Desert Flower Foundation (DFF) Deutschland; die ärztliche Koordination und Sprechstunde erfolgt durch die Oberärztin Cornelia Strunz, Fachärztin für Chirurgie und Gefäßchirurgie sowie Generalsekretärin der deutschen DFF.[13][14][15] 2016 wurde das DFC vom Land Berlin mit der Louise-Schroeder-Medaille ausgezeichnet.[16]

Im Juni 2015 erhielt das Krankenhaus für das Projekt Angstfreies Krankenhaus den mit 5000 Euro dotierten Sonderpreis der gemeinsam vom AOK-Bundesverband, der Ärztekammer Berlin und der AOK Nordost bundesweit verliehenen Auszeichnung Berliner Gesundheitspreis 2015.[17][18]

Im Oktober 2024 musste das Krankenhaus aufgrund steigender Fixkosten ein Schutzschirmverfahren einleiten.[19][20]

Literatur

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  • Corina Bomann: 100 Jahre Krankenhaus Waldfriede – Eine Chronik, Krankenhaus Waldfriede & Corina Bomann (Herausgeber), Advent-Verlag Lüneburg (Druck), Berlin 2022, 333 Seiten
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Commons: Krankenhaus Waldfriede – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d Referenzbericht zum Qualitätsbericht 2017: Krankenhaus Waldfriede e. V. Gemeinsamer Bundesausschuss, übermittelt am 14. November 2018, automatisch erstellt am 15. April 2019, s. A-2 (Träger), A-9 (Betten), A-10 (Fallzahlen), A-11 (Personal). Abgerufen am 10. Mai 2019 (PDF).
  2. Krankenhausleitung. Website des Krankenhauses Waldfriede, Stand 19. Oktober 2017, abgerufen am 10. Mai 2019.
  3. Gesundheitsnetzwerk Waldfriede. Website des Krankenhauses Waldfriede, abgerufen am 9. Juni 2017.
  4. Südwestlicher Teil der Gartenanlage des Krankenhauses Waldfrieden in der Denkmaldatenbank des Landes Berlin, abgerufen am 9. Juni 2017.
  5. Baumeister für Berlin: Fritz Schirmer, der gefragte Maurermeister. In: Berliner Morgenpost, 17. August 2002, abgerufen am 11. Mai 2019.
  6. Falk-Rüdiger Wünsch: Berlin-Zehlendorf. Alte Bilder erzählen. Sutton, Erfurt 2001, ISBN 978-3-89702-379-6, S. 4, 51–55, 80.
  7. a b c Geschichte des Krankenhauses. Website des Krankenhaus Waldfriede e. V., abgerufen am 9. Juni 2017.
  8. Geschichte des Krankenhauses. Abgerufen am 15. Juli 2024.
  9. Gesundheitsnetzwerk Waldfriede. Abgerufen am 15. Juli 2024.
  10. Sandra Dassler: „Ich werde an jedem Geburtstag auf Dich warten“. In: Der Tagesspiegel, 15. April 2013, abgerufen am 1. März 2017.
  11. Senator Czaja informiert sich über die Babyklappe im Krankenhaus Waldfriede. Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales von Berlin, 13. April 2012, abgerufen am 1. März 2017.
  12. Julia Beißwenger: Genitalverstümmelung – Hilfe in Deutschland. Südwestrundfunk, Manuskript zur Sendung vom 10. Oktober 2016 der Sendereihe SWR2 Wissen, abgerufen am 9. Juni 2017 (PDF).
  13. Das Team des DFC Waldfriede stellt sich vor. Website des DFC Waldfriede, abgerufen am 9. Juni 2017.
  14. Heidi Friedrich: Genitalverstümmelung: „Eine Operation behebt nicht die seelischen Verletzungen“. In: Zeit Online, 7. Februar 2017, abgerufen am 9. Juni 2017 (Interview mit Cornelia Strunz).
  15. Michaela Maria Müller: Cornleia Strunz: Die Heilerin. In: Emma, 6. Februar 2017, abgerufen am 9. Juni 2017.
  16. Louise-Schroeder-Medaille 2016. Abgeordnetenhaus von Berlin, 9. März 2016, abgerufen am 9. Juni 2017.
  17. Berliner Gesundheitspreis für angstfreies Krankenhaus „Waldfriede“. Adventistischer Pressedienst, Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland (Hrsg.), 18. Juni 2015, abgerufen am 9. Juni 2017.
  18. Mehr Miteinander im Krankenhaus: Berliner Gesundheitspreis prämiert Projekte zur interprofessionellen Zusammenarbeit. Pressemitteilung der Ärztekammer Berlin, 18. Juni 2015, abgerufen am 9. Juni 2017.
  19. Krankenhaus Waldfriede in Finanznöten - Schutzschirmverfahren. 10. Oktober 2024, abgerufen am 10. Oktober 2024.
  20. Krankenhaus Waldfriede insolvent – Opfer der Klinik-Krise. 9. Oktober 2024, abgerufen am 10. Oktober 2024 (deutsch).