Kreis Bolkenhain

Ehemaliger preußischer Landkreis in Schlesien

Der Kreis Bolkenhain war von 1818 bis 1932 ein preußischer Landkreis in Schlesien. Seine Kreisstadt war Bolkenhain, das heutige Bolków in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Kreis Bolkenhain 1905

Geschichte

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Nach der Eroberung des größten Teils von Schlesien durch Preußen im Jahre 1741 wurden durch die königliche Kabinettsorder vom 25. November 1741 in Niederschlesien die preußischen Verwaltungsstrukturen eingeführt.[1] Dazu gehörte die Einrichtung zweier Kriegs- und Domänenkammern in Breslau und Glogau sowie deren Gliederung in Kreise und die Einsetzung von Landräten zum 1. Januar 1742.[2]

Im Fürstentum Schweidnitz, einem der schlesischen Teilfürstentümer, wurden aus alten schlesischen Weichbildern die vier preußischen Kreise Bolkenhain-Landeshut, Reichenbach, Schweidnitz und Striegau gebildet.[3] Alle vier Kreise unterstanden der Kriegs- und Domänenkammer Breslau, bis sie im Zuge der Stein-Hardenbergischen Reformen 1815 dem Regierungsbezirk Reichenbach der Provinz Schlesien zugeordnet wurden.[4]

Der Kreis Bolkenhain-Landeshut wurde von der Regierung in Reichenbach zum 1. Januar 1818 in die beiden Kreise Bolkenhain und Landeshut aufgespalten, die den alten schlesischen Weichbildern Bolkenhain und Landeshut entsprachen.[5] Nach der Auflösung des Regierungsbezirks Reichenbach wurde der Kreis Bolkenhain am 1. Mai 1820 dem Regierungsbezirk Liegnitz zugeteilt.

 
Schloss Wilhelmsburg und Ruine Nimmersath um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Norddeutscher Bund/Deutsches Reich

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Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst. Aus den Regierungsbezirken Breslau und Liegnitz wurde die neue Provinz Niederschlesien gebildet. Zum 30. September 1929 wurden im Kreis Bolkenhain entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt.

Zum 1. Oktober 1932 wurde der Kreis Bolkenhain im Rahmen einer preußischen Kreisreform aufgelöst und zunächst in den Kreis Landeshut eingegliedert. Bei einer erneuten Neugliederung am 1. Oktober 1933 kamen alle seine ehemaligen Gemeinden zum Kreis Jauer.[6][7]

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner Quelle
1819 26.131 [8]
1846 32.788 [9]
1871 32.401 [10]
1885 31.805 [11]
1900 29.526 [12]
1910 29.991 [12]
1925 29.779 [13]

Landräte

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1818–182300Johann Ernst Oswald von Richthofen, von 1805 bis 1817 Landrat des Kreises Bolkenhain-Landeshut[14]
1824–185600Friedrich von Seherr und Thoß
1856–186600Julius von Bülow
1866–187400Timotheus von Schweinitz und Crain
1874–190100Johann von Loesch
1901–191900Georg von Loesch
1919–192000Christel Bothe
1920–193100Alfred Kieckebusch (* 1877)
1931–193200Theodor Parisius (1896–1985)

Gemeinden

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Der Kreis Bolkenhain umfasste zuletzt zwei Städte und 43 Landgemeinden:[15]

Bis 1929 fanden im Kreis die folgenden Eingemeindungen statt:

  • Adlersruh, am 1. April 1924 zu Rudelstadt
  • Klein Waltersdorf, am 1. April 1929 zu Bolkenhain
  • Neu Röhrsdorf, am 1. April 1929 zu Alt Röhrsdorf
  • Preilsdorf, am 1. April 1929 zu Kauder
  • Prittwitzdorf, am 1. April 1929 zu Rudelstadt
  • Wernersdorf, am 1. April 1929 zu Merzdorf
  • Wiesenberg, am 1. April 1929 zu Hohenpetersdorf

Literatur

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  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 216–217, Ziffer 5. (Digitalisat)
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 240–245. (Digitalisat)
  • Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. 5. Ausgabe, Wilhelm Gottlob Korn, Breslau 1894, S. 199–204. (Digitalisat), ff. 15. Ausgabe 1937.
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Commons: Kreis Bolkenhain – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Roland Gehrke: Landtag und Öffentlichkeit: Provinzialständischer Parlamentarismus in Schlesien 1825-1845. Böhlau Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-412-20413-6, S. 45 (Teildigitalisat).
  2. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Akten vom 31. Mai 1740 bis Ende 1745. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band 6,2. Paul Parey, Berlin 1901, Königliche Ordre zur Bestellung von Landräthen in Niederschlesien, S. 259 (Digitalisat).
  3. W. F. C. Starke: Beiträge zur Kenntniß der bestehenden Gerichtsverfassung und der neusten Resultate der Justizverwaltung in dem Preussischen Staate. Carl Heymann, Berlin 1839, Kreiseinteilung des preußischen Herzogtums Schlesien im 18. Jahrhundert, S. 290 (Digitalisat).
  4. Verordnung zur Eintheilung des preußischen Staats nach seiner neuen Begrenzung. 1815 (Digitalisat).
  5. Roman Kamionka: Die Reorganisation der Kreiseinteilung Schlesiens in der Stein-Hardenbergschen Reformperiode, Breslau 1934, Seite 75
  6. Verordnung über die Neugliederung von Landkreisen vom 1. August 1932. In: Preußisches Staatsministerium (Hrsg.): Preußische Gesetzessammlung. Berlin 1932, Kreisreform im Regierungsbezirk Liegnitz, S. 257 (Digitalisat).
  7. Walther Hubatsch (Hrsg.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Reihe A: Preußen. Band 4: Dieter Stüttgen: Schlesien. Johann-Gottfried-Harder-Institut, Marburg/Lahn 1976, ISBN 3-87969-116-9.
  8. Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821, Schlesien, S. 94 (Digitalisat).
  9. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. (Digitalisat).
  10. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung 1871, Berlin 1873/1874. (Digitalisat)
  11. Gemeindelexikon für die Provinz Schlesien 1885
  12. Hochspringen nach: a b Uli Schubert (Hrsg.): Gemeindeverzeichnis (1900). (Digitalisat)
  13. Michael Rademacher: Jauer. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.
  15. Rolf Jehke (Hrsg.): Landkreis Bolkenhain (Verwaltungsgeschichte und Landratsliste), 26. Juli 2013. (Digitalisat)