Kuno-Nationalpark

Nationalpark in Indien

i3i6

Kuno-Nationalpark
कूनो राष्ट्रीय उद्यान

IUCN-Kategorie II
Kuno-Fluss
Kuno-Fluss
Kuno-Fluss
Kuno-Nationalpark (Madhya Pradesh)
Kuno-Nationalpark (Madhya Pradesh)
Koordinaten: 25° 40′ 0″ N, 77° 15′ 0″ O
Lage: Madhya Pradesh, Indien
Besonderheit: Ansiedlungsgebiet für Geparden, eventuell auch für Löwen
Fläche: 748,7618 km²
Gründung: 14. Dezember 2018
Adresse: www.kunonationalpark.org

Der Kuno-Nationalpark (Hindi कूनो राष्ट्रीय उद्यान IAST Kūno rāṣṭrīya udyāna) ist ein Nationalpark im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Nicht weit entfernt liegt der Madhav-Nationalpark.

Geographie

Bearbeiten
 
Grenzen des Kuno-Nationalparks

Der Nationalpark befindet sich im nördlichen Distrikt Sheopur von Madhya Pradesh. Der Nationalpark ist Teil des 1235,39 km² großen Kuno-Naturschutzbereichs (Kuno Wildlife Division). Im Nordosten grenzt dieser an das Ranthambhore-Tigerreservat an und im Südwesten besteht über das Shivpuri-Waldgebiet eine Verbindung zum Panna-Tigerreservat. Die hügelige Landschaft liegt zwischen 238 und 498 Metern über dem Meeresspiegel und wird vom Kuno-Fluss, einem Zufluss des Chambal-Flusses durchzogen.[1] Der Nationalpark bietet eine Mischung aus Wäldern, Savannen und offenem Grasland. Die Wälder bestehen im Wesentlichen aus tropischem Trockenwald, Savannenwald und tropischem Regenwald entlang der Flüsse. Die Inseln von Grasland befinden sich an den Orten, wo sich früher menschliche Siedlungen befanden.[2][3]

Das Klima entspricht einem tropischen Monsunklima. Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei 24,7 °C und der Jahresniederschlag beträgt im Mittel 764 mm. Der Monsun dauert von Mitte Juni bis September. In dieser Zeit fallen fast 90 % des Jahresniederschlags. Die Wintersaison dauert von Oktober bis Mitte März. Die durchschnittliche Mindesttemperatur in den kältesten Monaten Dezember und Januar beträgt etwa 6 bis 7 °C, die durchschnittlichen Höchsttemperatur in den heißesten Monaten von März bis Mitte Juni liegt bei 42,3 °C.[4]

Geschichte

Bearbeiten

Die Gegend war schon lange für ihren Wildtierreichtum bekannt. Nahe dem Ort Pahargarh wurde eine etwa 30.000 Jahre alte Höhlenmalerei entdeckt, die zahlreiche Wildtiere zeigt.[5] Indische Fürsten und britische Kolonialbeamte nutzten sie als Jagdrevier. Früher waren hier auch Löwen zu finden. Der letzte Löwe wurde 1872 nahe der Stadt Guna erlegt. Ein 1904 vom damaligen Vizekönig Lord Curzon angeregtes Projekt, hier Löwen aus der Gegend von Junagadh auszuwildern (weniger aus Naturschutzgründen, sondern um sie für die Jagd zu haben), kam nicht zur Ausführung.[6]

Im unabhängigen Indien (ab 1947) wurde 1981 in einem etwa 3300 km² großen Waldgebiet das ungefähr 345 km² große Kuno-Naturschutzgebiet (Kuno Wildlife Sanctuary) eingerichtet. Im Jahr 2002 wurden 1235 km² benachbartes Gebiet zu einer Pufferzone erklärt. Zwischen 1998 und 2003 wurden die Bewohner von 24 Dörfern aus dem Naturschutzgebiet ausgesiedelt.[5]

Mit Wirkung zum 14. Dezember 2018 wurde das 344,686 km² große Kuno-Naturschutzgebiet um 404,0758 km² erweitert und zu einem 748,7618 km² großen Nationalpark erhoben.[7] Der Nationalpark ist von einer 557,278 km² großen Pufferzone umgeben und bildet zusammen mit ihr den Kuno-Naturschutzbereich (Kuno Wildlife Division).[5]

Flora und Fauna

Bearbeiten
 
Verwildertes Zeburind im Nationalpark

Im Nationalpark wurden mehr als 129 Baumarten dokumentiert. Es dominieren Gerber-Akazie (Hindi खैर, Khair), Anogeissus pendula (Kardhai), Indischer Weihrauch (Boswellia serrata, Salai), Diospyros melanoxylon (Tendu), Malabar-Lackbaum (Palash), Anogeissus latifolia (Dhok), Acacia leucophlea (Remja), Indische Jujube (Ber) und Zizyphus xylopyrus (Ghont). An Gehölzen sind häufig Grewia flavescens, Helicteres isora, Dodonaea viscosa, Vitex nigundo zu finden und an Gräsern Heteropogon contortus, Apluda mutica, Aristida hystrix, Themeda quadrivalvis, Cenchrus ciliaris und Desmostachya bipinnata, sowie an sonstigen Gefäßpflanzen Cassia tora und Mexikanischer Stachelmohn.[3]

An Pflanzenfressern finden sich u. a. Axishirsch (Chital), Sambar, Nilgauantilope (Nilgai), Wildschwein, Indische Gazelle (Chinkara), Vierhornantilope (Chousingha), Hirschziegenantilope, Bengalischer Hanuman-Langur, Indisches Weißschwanz-Stachelschwein und Schwarznackenhase. An Fleischfressern sind Leopard, Lippenbär, Streifenhyäne, Wolf, Goldschakal, Bengalfuchs, Honigdachs, Rohrkatze, Indischer Mungo, Indische Rotmanguste und Kleiner Mungo vertreten.[3]

Der Nationalpark bildet einen wichtigen Korridor für Königstiger zwischen dem Ranthambhore-Tigerreservat in Rajasthan und dem Madhav-Nationalpark in Madhya Pradesh.[2]

Die Avifauna umfasst Kahlkopfgeier, Indiengeier, Schmutzgeier, Schopfwespenbussard, Gleitaar, Fischuhu, Ziegenmelker, Indiennachtschwalbe, Blauer Pfau, Bindenflughuhn, Wollhalsstorch, Krabbentriel, Sirkarkuckuck, Indienpirol, Orangespecht, Rotschulterwürger, Asiatischer Paradiesschnäpper. Einige der hier zu findenden Reptilien sind das Sumpfkrokodil, die Ganges-Weichschildkröte und der Bengalenwaran. Im Kuno-Fluss sollen gelegentlich auch noch Gangesgaviale beobachtet worden sein.[3] Um die Besiedlung des Flusses durch Gangesgaviale zu fördern, werden jedes Jahr Jungtiere dort ausgesetzt.[2]

Pläne zur Auswilderung von Geparden und Löwen

Bearbeiten

Das Schutzgebiet wurde als Ort einer möglichen Auswilderung des Asiatischen Löwen in Erwägung gezogen.[8] Der Hintergrund für diese Pläne ist der, dass der Asiatische Löwe derzeit ausschließlich im relativ kleinen Gir-Nationalpark vorkommt. Diese auf relativ dichtem Raum zusammenlebende Löwenpopulation ist von Epidemien bedroht. Beispielsweise wurde im Jahr 1994 und anderen Jahren ein erheblicher Teil der Löwen im Serengeti-Nationalpark in Tansania von einem Hundestaupevirus hinweggerafft.[9][10] Eine räumliche Verteilung der Löwenpopulationen wäre daher wünschenswert.

In Kuno ist darüber hinaus auch die Auswilderung des Geparden geplant, der bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in Indien vorkam. Der letzte Gepard Indiens wurde im Jahr 1947 im östlichen Madhya Pradesh (heute Chhattisgarh) geschossen.[11] Die letzten knapp 100 Tiere der asiatischen Unterart (Acinonyx jubatus venaticus) haben im Iran überlebt. Bis die Gepardenpopulation stabil ist, sollten nach Meinung von Experten keine weiteren Raubtiere eingeführt werden. Kuno beherbergt bisher relativ kleine Populationen von Großraubtieren, insbesondere Tigern, was als günstig für die Ansiedlung von Geparden betrachtet wird.

Wesentliche Diskussionen haben sich um die Frage ergeben, ob der Nationalpark genügend Beutetiere für diese Großkatzen bieten könnte.[12][13] Die rund 2500 verwilderten Zeburinder, die von der Bevölkerung zurückgelassen wurden, als sie aus den Kernzonen umgesiedelt wurde, könnten den Löwen als Nahrungsgrundlage dienen, bis sich die Bestände an Wildtieren erhöht haben.[8]

Der indische Bundesstaat Gujarat weigerte sich, Tiere für ein Umsiedlungsprogramm nach Madhya Pradesh zur Verfügung zu stellen. Am 15. April 2013 entschied der Oberste Gerichtshof, dass die Löwen dem Land Indien gehören und nicht dem Bundesstaat Gujarat. Demnach müssen nun Tiere für eine Umsiedlung ins Kuno-Reservat zur Verfügung gestellt werden.[14] Bis zum Jahr 2022 waren jedoch keine Fortschritte bei der Umsetzung dieses Projekts zu beobachten.[15]

Die ersten Geparden sollten ursprünglich bereits ab dem Jahr 2012 eingeführt werden. Dabei sollen Wildfänge aus Namibia verwendet werden. Dieses Land beherbergt noch ein Viertel des Weltbestands.[16] Im Jahr 2021 wurde konkret die Ansiedelung von acht Tieren aus Afrika im Kuno-Nationalpark geplant.[17] Nach Schätzungen kann der Kuno-Nationalpark Lebensraum für 21 bis 36 Geparden bieten.[15] Einschließlich angrenzender Gebiete (ca. 3000 km²) könnten geschätzt etwa 100 Geparden ausreichend Lebensraum finden.[13]

Am 17. September 2022 wurden die ersten zwei von zunächst acht Geparden aus Namibia im Kuno-Nationalpark freigelassen (zunächst für einen Monat in einen Quarantäne-Bereich).[18][19]

Tourismus

Bearbeiten

Es gibt drei Einfahrtsmöglichkeiten in den Nationalpark:[20]

f1  Karte mit allen Koordinaten der Eingänge zum Nationalpark: OSM

Als beste Zeit für einen Besuch gilt die Zeit von Mitte November bis Mitte März.[4]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Ganesh Ghosh: Evaluating prospects of reintroducing Cheetahs (Acinonyx jubatus) in Kuno Wildlife Sanctuary. In: Tigerpaper. Vol. 36, No. 2, April-Juni 2009.
  2. a b c Ajay Gadikar: Kuno National Park: The Hidden Gem Of India's Heartland. 4. Dezember 2021, abgerufen am 6. August 2022 (englisch).
  3. a b c d C. M. Bipin, S. Bhattacharjee, S. Shah, V. S. Sharma, R. K. Mishra, D. Ghose, Y. V. Jhala: Status of prey in Kuno Wildlife Sanctuary, Madhya Pradesh. Hrsg.: Wildlife Institute of India. Dehradun 2013 (englisch).
  4. a b Weather. Webseite des Nationalparks, abgerufen am 21. Juli 2022 (englisch).
  5. a b c Significance. Webseite des Nationalparks, abgerufen am 21. Juli 2022 (englisch).
  6. History. Webseite des Nationalparks, abgerufen am 21. Juli 2022 (englisch).
  7. The Gazette of India. Band 1280 (Hindi, englisch, PDF).
  8. a b A. Johnsingh, S. Goyal, Q. Qureshi: Preparations for the reintroduction of Asiatic lion Panthera leo persica into Kuno Wildlife Sanctuary, Madhya Pradesh, India. In: Oryx. Band 41, Nr. 1, 2007, S. 93–96, doi:10.1017/S0030605307001512 (englisch).
  9. M. E. Roelke-Parker, L. Munson, C. Packer, R. Kock, S. Cleaveland, M. Carpenter, S. J. O’Brien, A. Pospischil, R. Hofmann-Lehmann, H. Lutz, G. L. Mwamengele, M. N. Mgasa, G. A. Machange, B. A. Summers, M. J. Appel: A canine distemper virus epidemic in Serengeti lions (Panthera leo). In: Nature. Band 379, Nr. 6564, 1. Februar 1996, S. 441–445, doi:10.1038/379441a0, PMID 8559247 (englisch).
  10. Neuer Hundestaupevirus-Stamm verursachte fatale Epidemie bei Löwen und Tüpfelhyänen in der Serengeti. Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, 7. Dezember 2016, abgerufen am 23. Juli 2022.
  11. Raza Kazmi: What drove the charismatic cheetah to extinction in India? In: The Hindu. 15. Dezember 2019, abgerufen am 23. Juli 2022 (englisch).
  12. Ganesh Ghosh: Evaluating prospects of reintroducing Cheetahs (Acinonyx jubatus) in Kuno Wildlife Sanctuary. In: Tigerpaper. Vol. 36, No. 2, April-Juni 2009 online-PDF
  13. a b M. K. Ranjitsinh, Y. V. Jhala: Assessing the potential for reintroducing the cheetah in India. (PDF) Wildlife Trust of India, Noida, & the Wildlife Institute of India, Dehradun, TR2010/001, 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2011; abgerufen am 23. Juli 2022 (englisch).
  14. Anup Dutta: Pride of Gujarat gets a new home in Madhya Pradesh as Gir lions move to Kuno sanctuary. mail online India, 29. April 2013, abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch).
  15. a b Ravi Chellam: How African cheetahs trumped Asiatic lions in India’s conservation debate. In: Frontline (The Hindu). 4. August 2022, abgerufen am 6. August 2022 (englisch).
  16. Laurie Marker comments on Cheetah reintroduction into India, wildlifeextra.com
  17. Soutik Biswas: Cheetah: The world's fastest cat is returning to India. BBC News, 7. Juni 2021, abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch).
  18. Aditi Gautam: Watch: Moment When Cheetahs Were Released Into Their New Home. In: NDTV. 17. September 2022, abgerufen am 17. September 2022 (englisch).
  19. Modi: India PM reintroduces extinct cheetahs on birthday. In: BBC News. 17. September 2022, abgerufen am 17. September 2022 (englisch).
  20. Location. Webseite des Nationalparks, abgerufen am 21. Juli 2022 (englisch).