Kupferchloridkristallisation

pseudowissenschaftliches Verfahren zur Qualitätsbegutachtung von Lebensmitteln

Die Kupferchloridkristallisation oder Biokristallisation, (engl. copper chloride biocrystallization) ist ein anthroposophisches Verfahren zur Beurteilung und Qualitätsbegutachtung zu analysierender Substanzen, vor allem von Lebensmitteln.[1] Sie wurde 1925 von dem Anthroposophen und Chemiker Ehrenfried Pfeiffer eingeführt. Der Hinweis, als Metallsalz Kupferchlorid zu wählen, stammte von seiner damaligen Mitarbeiterin Erika Sabarth. Die Kupferchloridkristallisation wird zu den sog. „bildschaffenden Methoden“ gerechnet. Die Methode ist außerhalb der Anthroposophie nicht gebräuchlich und wissenschaftlich nicht anerkannt.

Verfahren

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Ein wässriger Extrakt der jeweiligen Probe wird einer Kupferchloridlösung zugesetzt, die danach in dünner Schicht auf einer Glasplatte unter kontrollierten Bedingungen (Temperatur und Luftfeuchte, erschütterungsfreie Klimakammer) zur Kristallisation gebracht wird. Dabei ergeben sich – verglichen mit den Kristallformen der reinen Kupferchloridlösung – für die zu untersuchende Probe charakteristische Strukturveränderungen des Kristallisats.[2]

Interpretation des Ergebnisses

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Das zusatzspezifische „Kristallbild“ wird nach morphologischen Kriterien, beispielsweise nach Anzahl und Ordnung der Verzweigungen, und nach messbaren Eigenschaften der Textur[3], beurteilt, indem es mit einer Referenzskala verglichen wird.[4]

Anwender der Kupferchloridkristallisation halten die Methode für ein objektives und reproduzierbares Testverfahren in Ergänzung zur chemischen Analytik. Sie weisen jedoch selbst auf die Tatsache hin, dass – in Abhängigkeit von der Auswertungsmethodik – die Interpretation der Bilder stark an die interpretierende Person gebunden sei. Deshalb kommen zur Objektivierung der Ergebnisse Methoden der wissenschaftlichen Sensorik zur Anwendung.[5] Die Methode wurde nach ISO 17025 dokumentiert und die charakteristischen Kenngrößen ermittelt[6]. Dazu gehören neben Experimenten zur Wiederholbarkeit und Reproduzierbarkeit auch Vergleichsmessungen an codierten Proben.

Der Mediziner Franz Stratmann kritisiert bei dem Verfahren die Ungenauigkeit der Angaben, die fehlende Reproduzierbarkeit und die fehlerhafte oder fehlende Dokumentation. Er weist auf unzulässige Analogieschlüsse hin und hält die Anwendung bildschaffender Methoden nicht für vertretbar.[7]

  1. Nicolaas Busscher, Johannes Kahl and Angelika Ploeger: From needles to pattern in food quality determination. In: Journal of the Science of Food and Agriculture. Nr. 94, 2014, S. 2578–2581.
  2. A. und O. Selawry: Die Kupferchlorid-Kristallisation in Naturwissenschaft und Medizin. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1957, S. 34 ff.
  3. Aumaporn Meelursarn: Statistical evaluation of texture analysis from the biocrystallization method. Effect of image parameters to differentiate samples from different farming systems. Dissertation, Universität Kassel 2007
  4. Nicolaas Busscher et al.: Crystallization patterns of an aqueous dihydrate cupric chloride solution in the presence of different amounts of Bovine Serum Albumin. In: Journal of Crystal Growth. Nr. 529, 2020, 125272.
  5. S. Kretschmer: Establishing a Scientific Method according to Principles of Sensory Analysis for the Visual Evaluation of Crystal Pictures derived from Copper Chloride-Crystallisation. Master Thesis, Universität Kassel, Fachgebiet Ökologische Lebensmittelqualität und Ernährungskultur 2003
  6. Bernhard Johannes Kahl: Entwicklung, in-house Validierung und Anwendung des ganzheitlichen Verfahrens Biokristallisation für die Unterscheidung von Weizen-, Möhren- und Apfelproben aus unterschiedlichem Anbau und Verarbeitungsschritten. Habilitationsschrift, Universität Kassel 2007
  7. Barbara Burkhard: Anthroposophische Arzneimittel. Eine kritische Betrachtung. GOVI, Eschborn 2000, ISBN 3-7741-0810-2. S. 156.

Literatur

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  • E. Pfeiffer: Studium von Formkräften an Kristallisationen. Dornach, 1931
  • E. Pfeiffer: Empfindliche Kristallisationsvorgänge als Nachweis von Formkräften im Blut. Verlag E. Weise, Dresden, 1935
  • A. und O. Selawry: Die Kupferchlorid-Kristallisation in Naturwissenschaft und Medizin. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1957