Kutzschenbach ist der Name eines aus Thüringen/Weißenfels stammenden Briefadelsgeschlechts. Die Familie leitet ihren Namen von dem Gutschbach auf der Finne über Niedertrebra ab.

Wappen derer von Kutzschenbach (1746)

Geschichte

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Kirche des Ritterguts Kaimberg. Patronatskirche der von Kutzschenbach.

Das Geschlecht entstammt einer bürgerlichen Familie und erscheint als solche erstmals urkundlich 1497 mit Konrad Kutzbach in und bei Dornburg an der Saale.[1] In Weißenfels erscheint die Familie mit dem Ratsherrn Michael Kuzschenbach (* um 1600). Sein 1647 dort geborener Sohn Johann Christoph war fürstlich-weißenfelsischer Regierungs-Sekretär. In dritter Generation ist dann auch der Name der Ehefrau bekannt, Johann Friedrich Kuzschenbach[2] hatte 1707 in Gera Christiane Keilhauer geheiratet und war fürstlich-brandenburgisch-kulmbacher und gräflich-reußischer Kommerzienrat. Sie sind die Stammeltern der in mehreren Schritten einzeln nobilitierten Familienangehörigen. Die Geschwister, beginnend mit dem Alter, Christina Maria von Kutzschenbach erhielt 1740 den Reichsadelsstand zu Wien, Heinrich (* 1718; † 1797), Vorfahre aller heute lebenden Familienglieder bereits 1739, Johanna Maria 1746 und Johann Gottfried 1745. Nachfolgend nannte sich die Familie durchweg von Kutzschenbach.[3] Der Landkammerrat Heinrich von Kutzschenbach erwarb die Besitzung Rittergut Kaimberg und das bedeutende Nebengut Meilitz. Ludwig von Kutzschenbach (* 1787; † 1869) war nicht in der Kaimberger Erbfolge, wurde aber Domherr zu Greiz und Dekan des Kollegiat-Stifts zu Zeitz.[4][5] Auch die Herrschaft Rothenburg in der Oberlausitz gehörte diesem Familienzweig und wurde dort mit Friedrich Johann August Erdmann von Kutzschenbach als Schlossbauherr, der Baukörper ist abgängig, tätig.[6][7] Erst Bernhard von Kutzschenbach (* 1822; † 1905), kgl. preuß. Oberst z. D., veräußert das Gut Kaimberg und ging mit seiner Familie nach Berlin. Mit dem ostbrandenburgischen Groß Breesen bei Guben war ein anderes Gut generationsübergreifend in der Bewirtschaftung der Familie. Aus diesem Haus stammte Alexander von Kutzschenbach, der 1896 der Anerkennung des russischen Barontitels erhielt und in Georgien[8] umfangreiche Begüterungen, weit über 8.000 ha, besaß.[9]

Namhafteste Familienvertreter waren insbesondere der k. u. k. Oberst Robert von Kutzschenbach (* 1819; † 1874) und der preußische Oberst Eugen von Kutzschenbach,[10] der hundertjährig 1938 den Charakter eines Generalmajors erhielt.[11] Zu nennen sind aus der genealogischen Linie Kaimberg der Kammerherr, Oberstleutnant und Heraldiker Walter von Kutzschenbach[12][13] und seine Söhne Hans Erdmann von Kutzschenbach, längere Zeit Theaterintendant,[14][15][16] sowie Rolf von Kutzschenbach (* 1888; † 1945),[17] beides Juristen. Letzterer war wiederum von 1922 bis 1942 langjähriger Chefredakteur,[18] respektive Hauptschriftleiter, der Gothaischen Genealogischen Taschenbücher und wirkte mit seinem Vater als Familienchronist sowie publizierte ebenso als allgemeiner Genealoge.[19] Als Mitglied der NSDAP verließ er weisungsgemäß den Johanniterorden, er war Rechtsritter dieser Kongregation, weil die Doppelmitgliedschaft in beiden Organisationen verboten war.[20][21] Zudem war Rolf von Kutzschenbach Mitglied im Adelsgerichtshof,[22] aber nicht in dessen Trägerorganisation organisiert, der Deutschen Adelsgenossenschaft.

In die Familie eingeheiratet hatte Olga Paulus,[23][24] Tochter des GFM Paulus.

Ein erstes verbürgtes Wappenbild der Kuzchenbaeh oder Cutzenbach soll angeblich ein Rabe gewesen sein. Das Stammwappen der Familie erscheint dann zum ersten Male urkundlich 1676, als Siegelbild. Es zeigt im Schilde einen gedeckten Wagen. Der Wappenherr nahm wohl an, dass sein Name mit dem im Anfang des 16. Jahrhunderts gebräuchlich gewordenen Ausdruck „Kutsche“ oder „Gutsche“ [dem ungarischen Worte „Kocsi“ entlehnt] im Zusammenhang stände, obwohl damals unser Name stets mit „z“ und oft ohne „t“ geschrieben wurde. Dem bewulsteten Helm mit beiderseits herabhängenden Decken dient als Zier ein sitzender natürlicher Rabe. Wappenfarben: blau-gold (?).

Die Blasonierung des Reichsadelswappen nach der Originalurkunde vom Jahre 1739 ist: „Geteilt, oben in von Gold und Blau gespaltenem Felde zwei Balken verwechselter Farbe im Sparrenschnitt, unten in Rot ein auf Rasen schreitender silberner Wolf mit ausschlagender Zunge. Auf dem gekrönten Helm mit rechts blau-goldenen, links rot-silbernen Decken der Wolf wachsend.“[25]

Die Reichsadelsurkunden vom 6. September 1740, 13. April 1743, 19. November 1745 und 6. August 1746 zeigen dasselbe Wappen.[26][27] Der Helm erscheint nur in den verschiedenen Abbildungen bewulstet oder gold-gekrönt. Um das alte Wappenbild zu erhalten, führt die Familie auch einen zweiten bewulsteten Helm mit blau-goldener Decke, auf dem ein natürlicher Rabe erscheint, während als erster rechter Helm der gekrönte, mit rot-silberner Decke und nach links gekehrtem wachsenden Wolf erscheint.

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde der Wappenspruch „Justus et tenax“ - gerecht und fest - gebräuchlich.

Literatur

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  • Marcelli Janecki (Red. zug.): Handbuch des Preußischen Adels, Band 1, Hrsg. Königliches Herolds-Amt, Hans von Borwitz und Harttenstein, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1898, S. 320 ff. Digitalisat
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1907. 1. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1906, S. 455 ff. Digitalisat; Siehe auch: Internet Archive
  • Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser Österreichs. 1908/09. 3. Jahrgang, Otto Mass`Söhne, Wien Weihnachten 1909, S. 320 ff. Digitalisat
  • Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635 - 1815. Band 1, III. Abteilung: Die Adelsgeschlechter. K.: v. Kutzschenbach. Hrsg. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften, Selbstverlag, Oberlößnitz/Görlitz 1912, S. 931 f. Digitalisat
  • Walter von Kutzschenbach, Rolf von Kutzschenbach: Stammbuch des thüringischen Geschlechts Kutzschenbach. C. A. Starke, Görlitz 1915. (57 S.) Siehe Titel, In: Geneanet
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1930 . Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1929. Siehe: FamilySearch (Kostenfrei).
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B (Briefadel). 31. Jahrgang. 1934. Justus Perthes, Gotha 1933. Siehe: FamilySearch (Kostenfrei).
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B (Briefadel). 31. Jahrgang. 1939. Justus Perthes, Gotha 1938, S. 308 ff. Siehe: FamilySearch (Kostenfrei).
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon, Band VII, Band 97 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, u. a. Walter von Hueck. Et al., C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1989, ISSN 0435-2408 ISBN 3-7980-0797-7, S. 106–107.
  • Alexander Blöthner: Adelsfamilien im Südosten Thüringens und ihre Verbreitung. In: Plothener Hefte zur Thüringer Regionalgeschichte, Band 77, Tannhäuser, 1. Auflage/Online-Ressource, Druck Libri Hamburg, BoD, Norderstedt 2024. ISBN 978-3-7693-1637-7. Teil-Digitalisat
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Einzelnachweise

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  1. Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band VII, Band 97 der Gesamtreihe GHdA, 1989, S. 106–107.
  2. Kutzschenbach, Johann Friedrich, In: A 26780 Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel.
  3. Vgl. u. a.: Privatkorrespondenz des Landkammerrats von Kutzschenbach auf Kayenberg über den Kauf des Rittergutes Kayenberg, Hrsg. Sächsisches Staatsarchiv 33188/Grundherrschaft Liebschwitz.
  4. Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1848. Decker Geheime Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1848, S. 428.
  5. Kollegiatstift Zeitz, In: AG Kirchliche Museen und Schatzkammern, Hrsg. Kunstreferat der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers.
  6. Hugo Saurma Freiherr von und zu der Jeltzsch (Hrsg.), L. Clericus (Illust.): Wappenbuch der Schlesischen Städte und Städtel. In Commission Goerlich & Coch Breslau, Berlin 1870, S. 407.
  7. Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635 - 1815. Band 3, Hrsg. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften, Selbstverlag, Oberlößnitz/Görlitz 1919, S. 630.
  8. Aus Brandenburg in den Kaukasus.
  9. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1910 . 4. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1909, S. 431 ff.
  10. Eugen von Kutzschenbach. † Kolberg 1. Juni 1939. In: Familienartikel von der Osten/Ehefrau: Marie von der Osten-Geiglitz (* 1853 in Geiglitz; † 1931 in Kolberg), Schwiegervater: Landrat Leopold von der Osten, Schwiegermutter: E. A. Altschwager; In: Vgl. GGT. Adelige Häuser A (Uradel) 1939, 38. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1938, S. 385. Siehe: FamilySearch (Kostenfrei).
  11. Der Sächsische Erzähler. Tageblatt für Bischofswerda, Neukirch und Umgebung. Nr. 21. 93. Jahrgang, Mittwoch, den 26. 01. 1938, S. 3.
  12. Lorenz M. Rheude: Archiv für Stamm-und Wappenkunde. Monatsschrift. 8. Jahrgang 1907–1908, Gebr. Vogt, Papiermühle (SA) 1908, S. 15.
  13. Konrad Neese: Sechstes Mitgliederverzeichnis des Roland, Vereins zur Förderung der Stamm-, Wappen und Siegelkunde. Stand 1. Dezember 1912. 8. Mitglieder, Gebr. Vogt, Papiermühle (SA) 1912, S. 61.
  14. Kutzschenbach, Hans Erdmann von, Dr. (* 15.04.1884 in Berlin); 2. Dramaturg, In: Archivportal-D.
  15. Die Dienstverhältnisse des Intendanten Dr. Hans Erdmann von. Kutzschenbach 1929-1934, Staatsarchiv Coburg (StACO Theater 686), In: Staatliche Archive Bayerns.
  16. Deutsches Bühnenjahrbuch 1941. 52. Jahrgang. Hrsg. Der Präsident der Reichstheaterkammer, Verlag Deutsche Beamtenbuchhandlung, Berlin 1940, S. 734, S. 886.
  17. Vgl. Matthias Graf von Schmettow: Gedenkbuch des deutschen Adels. In: Aus dem Deutschen Adelsarchiv, Band 3; C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1967, S. 183.
  18. Thomas Freiherr von Fritsch: Die Gothaischen Taschenbücher Hofkalender und Almanach. In: Aus dem Deutschen Adelsarchiv. Band 2, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1968, ISBN 3-7980-0697-0, S. 48 f.
  19. Rolf von Kutzschenbach: Quellen und Hilfsmittel der Familiengeschichte. Leitfaden für Freunde der Familienforschung . Neubearbeitung. 3. Auflage, Justus Perthes, Gotha 1930.
  20. Vgl.: Theodor Graf von Bausissin: 145. Nachweisung vom 15. Februar 1939, In: Johanniter-Ordensblatt. Mitteilungsblatt für die Mitglieder des Johanniterordens, Nummer 2, 80. Jahrgang, Eigenverlag, Berlin Februar 1939, S. 5.
  21. Gesamt-Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem nach dem Stande vom 31. März 1931. Sächsische-Provinzial-Genossenschaft, Eigenverlag, Berlin 1931, S. 207.
  22. Vita Rolf von Kutzschenbach, In: Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Degeners Wer ist`s?. Eine Sammlung von rund 18000 Biographien. X. Ausgabe, Selbstverlag, Berlin 1935, S. 919 f.
  23. Porträt Friedrich Paulus mit seiner Tochter Olga (Baronin) von Kutzschenbach, Hrsg. SLUB / Deutsche Fotothek / Deutsche Digitale Bibliothek.
  24. Kutzschenbach, Olga von, geb. Paulus, geb. 05.01.1914 in Rastatt, gest. 15.06.2003 in Baden-Baden, In: Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus in Baden-Baden , Hrsg. Stadtmuseum Baden-Baden 2024.
  25. Anm.: Die Wölfe als Wappentiere sind wahrscheinlich dem Freiherrlich von Ende'schen Wappen nachgebildet, da sich der Wappenempfänger mit einer Trägerin dieses Namens in erster Ehe vermählte.
  26. Nicht korrekte Darstellungen, In: Siebmacher „Preußischer Adel“; bei Leopold Freiherr von Ledebur und früh bei Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch in dessen „Neues Preussisches Adels-Lexicon“.
  27. Vgl. auch: Maximilian Gritzner: Standeserhebungen und Gnadenakte deutscher Landesfürsten während der letzten drei Jahrhunderte. Nach amtlichen Quellen, Band 1, C. A. Starke, Görlitz 1880 S. 104.