Löschebrand (Adelsgeschlecht)
Löschebrand (auch: Löschebrandt, Loeschebrand o. ä.) ist der Name eines brandenburgischen Adelsgeschlechts, das seit dem 14. Jahrhundert in den Herrschaften Beeskow und Storkow auftrat.
Besitz
BearbeitenDie Löschebrands sind seit 1321 nachweisbar. Zu diesem Zeitpunkt besaßen sie die Hälfte von Görsdorf. 1463 wird die Familie mit drei weiteren Dörfern (Kummersdorf, Saarow und Selchow) und zwei Hufen und zwei Kossätenstellen in Friedersdorf erwähnt. 1492 gingen die Besitzungen in Friedersdorf und Kummersdorf verloren, wofür jedoch nur zwei Jahre später das Dorf Pieskow und die andere Hälfte von Görsdorf hinzukamen. 1556 wurde Behrensdorf erworben, dafür 1559 Görsdorf verkauft. 1576 kam Silberberg und 1582 noch Kolpin und Reichenwalde hinzu. Zu diesem Zeitpunkt besaßen die Löschebrands sieben Dörfer in den Herrschaften Beeskow und Storkow. 1599 musste Behrensdorf nach 43 Jahren verkauft werden. 1605 gingen Kolpin und Reichenwalde wieder verloren. 1634 kam Radlow in den Besitz der Löschebrands. Dieser Besitzstand blieb über 150 Jahre bestehen. 1802 wurde Radlow wieder verkauft, dafür einige Jahre später der Scharmützelsee jedoch vom Fiskus erworben. 1817 ging Pieskow verloren, 1843 wurde Sauen erworben. Ab 1862 waren auch Silberberg und Saarow nicht mehr im Besitz der Löschebrands.
Nur noch Selchow blieb bis zur Abschaffung der Gutsherrschaft 1872 im vollen Besitz der Löschebrands.[1] Dessen Eigentümer[2] war zuletzt der ehemalige Landrat, bis etwa Mitte 1853,[3] des Landkreises Beeskow-Storkow Julius Otto Eduard von Löschebrand,[4] vormals Mitglied[5] des Vereinigten Landtages. 1876 verstarb Otto von Löschebrand und hinterließ die Witwe Emilie,[6] geborene von Beringe, und Kinder Kurt (Curt),[7] Catharine, Walther[8] und Max von Löschebrand.[9] 1879 weist das erstmals amtlich publizierte General-Adressbuch der Rittergutsbesitzer der Provinz Brandenburg für das Rittergut Selchow noch 546,53 ha Fläche aus. Verwalter war damals Ober-Amtmann Schadow. Als Eigentümer wurden geführt die Geschwister von Löschebrandt.[10]
1888 verstirbt in pommerschen Stolp Sophie Freiin von Ledebur, geborene von Löschebrand, geboren 1807 in Saarow.[11] Sie war die Tochter des Regimentskommandeurs Friedrich von Löschebrand und der Charlotte Gräfin Hertzberg. Sophie war ab 1835 die Ehefrau des Schriftstellers Carl (Karl) Freiherr von Ledebur (1806–1872), dieser war auch kgl. preuß. Major und Kommandant des Invalidenhauses in Stolp. Sophie war so die Schwägerin des bekannten Genealogen Freiherr Leopold von Ledebur. Generalleutnant Heinrich Freiherr von Ledebur war ihr angeheirateter Neffe. Ihr Sohn Carl von Ledebur wurde ein bekannter Theaterintendant. Es sind so bis heute weitere Nachfahren der Sophie von Löschebrand(t) nachweislich.[12]
Würdigung
BearbeitenIn den Wanderungen durch die Mark Brandenburg von Theodor Fontane erscheinen die von Löschebrands im zweiten Band. Auf einer Osterfahrt durch den Kreis Beeskow-Storkow erwähnt Fontane sie mehrmals.[13] Auch in der Verfilmung von 1986 werden sie durch einen „alten Junker“ dargestellt, der durch die Rückgabe von „Bons und Lieferungsscheinen“ den Scharmützelsee für 2 statt 2000 Taler kauft.
Literatur
Bearbeiten- Otto Titan von Hefner, Alfred Grenser, George Adalbert von Mülverstedt: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 2. Abt., Bd. 1, T. 1: Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute A–L, Bauer & Raspe, Nürnberg 1878, S. 244 und Tfl. 295.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Lieselott Enders: Brandenburgisches Ortslexikon. 5 Beeskow-Storkow. Weimar 1989.
- ↑ Alphabetischer Nachweis (Adressbuch) des in den Preussischen Staaten mit Rittergütern angesessenen Adels. 1857. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): GAB-Vorgänger auf Matrikelbasis. 1. Auflage. v. Gersdorff. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 135 (google.de [abgerufen am 2. Juni 2023]).
- ↑ Außerordentliche Beilage zum Amtsblatt № 26. der Königlich Preußischen Regierung zu Frankfurt a. d. O. In: Bureau der Königl. Regierung (Hrsg.): Amtsblatt. Trowitzsch u. Sohn, Frankfurt a. d. O. 29. Juni 1853, S. 11 f. (google.de [abgerufen am 2. Juni 2023]).
- ↑ Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter 1857. 1. Auflage. Provinz Brandenburg, Beeskow-Storkow. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 86 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 2. Juni 2023]).
- ↑ Adresskalender für die Mitglieder des Vereinigten Landtages. Provinz Brandenburg, Stand der Ritterschaft. Carl Reimarus. Gropius`sche Kunst-und Buchhandlung, Berlin April 1847, S. 13 (google.de [abgerufen am 2. Juni 2023]).
- ↑ L. Clericus: Literatur-und Intelligenzblatt des deutschen Herold 1876, Nr. 3. In: Herold Verein (Hrsg.): Der Deutsche Herold. Familien-Chronik, Todesfälle. 12. Februar. Selchow. Allgemeine Deutsche Verlags-Anstalt. Druck Stakel Würzburg, Berlin 1876, S. 35 (google.de [abgerufen am 2. Juni 2023]).
- ↑ Programm des Friedrich-Wilhelms-Gymnasium zu Cottbus. Schuljahr 1864-1865. Alphabetisches Verzeichnis der Schüler nach den Klassen. Sexta. 27. Selchow. G. W. Tornow, Cottbus 1865, S. 34 (google.de [abgerufen am 2. Juni 2023]).
- ↑ Zur Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs, ... 1875. Schulnachrichten. III. Schüler, Tertia. 20. E. Fechner, Guben 1875, S. 33 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 2. Juni 2023]).
- ↑ Zur Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs, welche im Anschlusse an die öffentlichen Prüfung in dem Gymnasium, der höheren Bürgerschule und der Vorschule zu Guben ... ergebenst einzuladen. Band III, Schüler. Unter-Tertia. 18. E. Fechner, Guben 1875, S. 31 (google.de [abgerufen am 2. Juni 2023]).
- ↑ P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 26–27, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 13. Oktober 2021]).
- ↑ E. Stöckhardt: Deutsche Adels-Chronik. Familien-Nachrichten der fürstlichen, gräflichen, freiherrlichen und adeligen Häuser im Deutsche Reiche. 1. Auflage. Familien-Nachrichten, Heft 14. Greiner & Pfeiffer, Stuttgart 1. Mai 1888, S. 172 (google.de [abgerufen am 2. Juni 2023]).
- ↑ Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen von Flotow, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser 1963 A (Uradel). In: Dt. Adelsverbände, Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. F A (Uradel). Band V, Band 30 der Gesamtreihe GHdA. C. A. Starke, 1963, ISSN 0435-2408, S. 199 ff.
- ↑ Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 2. Teil, Zwischen Spreewald und Wendischer Spree im Kapitel „Eine Osterfahrt in das Land Beeskow-Storkow.“