Landtagswahl in der Steiermark 2024

Wahlen in einem österreichischen Bundesland

Die Landtagswahl in der Steiermark 2024 fand am 24. November 2024 statt.[1]

2019Landtagswahl 2024
Vorläufiges Ergebnis
Wahlbeteiligung: 70,8 %[2]
 %
40
30
20
10
0
26,81
(−9,24)
21,36
(−1,66)
34,76
(+17,27)
6,17
(−5,91)
4,47
(−1,52)
6,00
(+0,63)
0,42
(keine)
2019

2024

Sitzverteilung
      
Insgesamt 48 Sitze

Ausgangslage

Bearbeiten

Die ÖVP konnte 2019 stark zulegen und wurde stärkste Kraft mit 18 von 48 Mandaten. Die SPÖ erlitt starke Verluste und fiel auf den zweiten Platz mit 12 Mandaten, die FPÖ verlor noch stärker und blieb drittstärkste Kraft. Grüne, KPÖ und NEOS erreichten Zugewinne, wobei letztere erstmals den Einzug in den Landtag schafften. Die Koalition aus ÖVP und SPÖ wurde fortgesetzt. Im Juli 2022 wurde Hermann Schützenhöfer von Christopher Drexler als Landeshauptmann abgelöst.

In der Steiermark gibt es keine landesweite Prozenthürde. Für einen Einzug in den Landtag wird ein Grundmandat in einem der vier Wahlkreise benötigt.[3][4]

Im November 2023 wurde Claudia Klimt-Weithaler vom Landesvorstand zur KPÖ-Spitzenkandidatin gewählt.[5] Die Grünen Steiermark wählten Sandra Krautwaschl erneut zur Spitzenkandidatin,[6] bei NEOS wurde Nikolaus Swatek erneut Spitzenkandidat.[7] FPÖ-Spitzenkandidat wurde Mario Kunasek, SPÖ-Spitzenkandidat Anton Lang und ÖVP-Spitzenkandidat Christopher Drexler.[8][9]

Erstmals kandidierten die Parteien DNA und MFG. Auch die KFG, die sich nach einigen Parteiausschlüssen 2022 von der FPÖ in Graz abspaltete, trat erstmals an.[10]

Wahlrecht

Bearbeiten

Wahlberechtigt waren Österreicher mit Hauptwohnsitz in der Steiermark, die am Wahltag mindestens 16 Jahre alt waren. Jeder Wähler hatte eine Stimme zur Wahl einer Partei. Er konnte außerdem einem Bewerber des Kreiswahlvorschlags der gewählten Partei eine Stimme geben.[11] Im Gegensatz zu den vergangenen vier Landtagswahlen wurde der Tag für die vorgezogene Stimmabgabe gestrichen. Dafür konnte bei persönlicher Abholung der Wahlkarte diese direkt wieder abgegeben werden.[12]

Die 48 Sitze im Landtag wurden auf die Wahlkreise verteilt im Verhältnis der dort wohnenden österreichischen Staatsbürger.[13] Es bestanden folgende vier Wahlkreise:[14]

Wahlkreis Gebiet Sitze
Wahlkreis 1 (Graz und Umgebung) Graz, Bezirk Graz-Umgebung 16
Wahlkreis 2 (Oststeiermark) Bezirke Hartberg-Fürstenfeld, Südoststeiermark und Weiz 11
Wahlkreis 3 (Weststeiermark) Bezirke Deutschlandsberg, Leibnitz und Voitsberg 8
Wahlkreis 4 (Obersteiermark) Bezirke Bruck-Mürzzuschlag, Leoben, Liezen, Murau und Murtal 13

Parteien konnten für jeden Wahlkreis einen Kreiswahlvorschlag und einen Landeswahlvorschlag einreichen. Ein Landeswahlvorschlag durfte nur Bewerber der Kreiswahlvorschläge derselben Partei enthalten.[15]

In jedem Wahlkreis wurde die Wahlzahl berechnet, indem die Gesamtzahl der gültigen Stimmen durch die um eins erhöhte Zahl der Sitze des Wahlkreises geteilt wurde. Für jede volle Wahlzahl erhielten die Parteien jeweils einen Sitz (erstes Ermittlungsverfahren). Sitze, die in den Wahlkreisen nicht vergeben wurden (Restmandate), wurden im zweiten Ermittlungsverfahren auf Landesebene verteilt. Dabei nahmen nur Parteien mit gültigem Landeswahlvorschlag teil, die mindestens einen Sitz im ersten Ermittlungsverfahren erzielt hatten. Für jede Partei wurden die Stimmen aus den einzelnen Wahlkreisen addiert, die nicht zur Zuteilung eines zusätzlichen Sitzes im Wahlkreis ausgereicht hatten (Reststimmen). Die Restmandate wurden auf Basis der Reststimmen proportional nach dem D’Hondt-Verfahren verteilt.[16]

Teilnehmende Parteien

Bearbeiten

Insgesamt kandidierten neun Parteien. Die sechs im Landtag vertretenen Parteien traten landesweit an, drei weitere Parteien nur im Wahlkreis 1.[17]

Partei Kürzel Spitzenkandidat Kandidatur
Steirische Volkspartei Christopher Drexler ÖVP Christopher Drexler landesweit
Steirische Sozialdemokratie – Anton Lang SPÖ Anton Lang
Freiheitliche Partei Österreichs FPÖ Mario Kunasek
Die Grünen – Die Grüne Alternative GRÜNE Sandra Krautwaschl
Kommunistische Partei Österreichs KPÖ Claudia Klimt-Weithaler
NEOS-Die Reformkraft für deine neue Steiermark NEOS Nikolaus Swatek
Korruptionsfreie Bürgerliste – Team Claudia Schönbacher KFG Claudia Schönbacher nur im Wahlkreis 1
MFG–Österreich Menschen – Freiheit – Grundrechte MFG Andrea Kamper
DNA – Demokratisch – Neutral – Authentisch DNA Maria Hubmer-Mogg

Sonntagsfrage

Bearbeiten

Im Folgenden sind sämtliche bekannten Umfragewerte sowie die zugehörigen Befragungsdaten aufgeführt[18]:

Veröffentlichung Institut/Auftraggeber Befragte Zeitraum Methodik 1 ÖVP SPÖ FPÖ GRÜNE KPÖ NEOS Sonst.
14.11.2024 Market-Lazarsfeld / ÖSTERREICH[19] 826 07.–11.11.2024 O 27 % 22 % 33 % 6 % 6 % 6 % 0 %
19.10.2024 Peter Hajek/Kleine Zeitung[20] 800 14.10.-18.10.2024 T+O 26 % 24 % 30 % 8 % 5 % 6 % 1 %
04.05.2024 Peter Hajek/Kleine Zeitung 810 26.04.–02.05.2024 T+O 22 % 21 % 29 % 10 % 11 % 6 % 1 %
16.04.2024 M-Research/Die Grünen[21] 750 23.02.–05.03.2024 ? 21 % 25,5 % 23,1 % 12,4 % 9,5 % 7 % 1 %
05.03.2024 OGM/FPÖ Steiermark 1033 12.–20.02.2024 O 23 % 24 % 25 % 9 % 13 % 5 % 1 %
29.01.2024 Market/DER STANDARD[22] 781 19.–24.01.2024 O+P 20 % 24 % 26 % 8 % 14 % 7 % 1 %
18.12.2022 Triple M Matzka/NEOS Steiermark 800 Ende Okt./Anf. Nov. 2022 T+O 21 % 24 % 23 % 11 % 12 % 8 % 1 %
02.10.2022 OGM/FPÖ Steiermark 547 23.–28.09.2022 O 24 % 24 % 24 % 11 % 12 % 5 %
25.04.2021 IMAS/NEOS Steiermark 850 Feb./Mrz. 2021 n. a. 34,1 % 22,9 % 17,9 % 11,5 % 5,2 % 8,5 %
24.11.2019 Landtagswahl 36,1 % 23,0 % 17,5 % 12,1 % 6,0 % 5,4 %
 1 laut den VdMI-Qualitätsrichtlinien sind reine Online-Befragungen für Sonntagsfragen nicht geeignet.[23] T = Telefonisch, O = Online, P = Persönlich

Ergebnisse

Bearbeiten
 
Mehrheiten in den Gemeinden
Endgültiges Ergebnis[2]
Ergebnis 2024 Ergebnis 2019 Differenzen
Anzahl/
Stimmen
% Sitze Anzahl/
Stimmen
% Sitze Anzahl/
Stimmen
%-
Punkte
Sitze
Wahlberechtigte 941.509   955.795   −14.286
Wähler 666.286 70,77   606.528 63,46   +59.758 +7,31
Gültige Stimmen 662.397 99,42 602.059 99,26   +60.338 +0,15
davon:
FPÖ 230.282 34,76 17 105.294 17,49 8 +124.998 +17,28 +9
ÖVP 177.580 26,81 13 217.036 36,05 18 −39.456 −9,24 −5
SPÖ 141.517 21,36 10 138.572 23,02 12 +2.945 −1,65 −2
GRÜNE 40.870 6,17 3 72.749 12,08 6 −31.879 −5,91 −3
NEOS 39.761 6,00 3 32.346 5,37 2 +7.415 +0,63 +1
KPÖ 29.595 4,47 2 36.062 5,99 2 −6.467 −1,52 ±0
DNA 1.634 0,25 +1.634 0,25
KFG 606 0,09 +606 +0,09
MFG 552 0,08 +552 +0,08

Die FPÖ wurde zum ersten Mal bei einer Landtagswahl in der Steiermark stärkste Kraft und erstmals seit der Landtagswahl in Kärnten 2004 wieder stärkste Partei bei einer österreichischen Landtagswahl. Das Plus von 17,27 Prozentpunkten war auch der größte relative Zugewinn einer Partei bei einer Wahl in der zweiten Republik.[24] Die FPÖ profitierte von bundespolitischen Turbulenzen, aber auch von der anhaltenden Wichtigkeit der Themen Teuerung und Zuwanderung. 60 % der steirischen Wähler nannten bundespolitische Ereignisse als wichtig für ihre Entscheidung. Die ÖVP erreichte das bisher schlechteste Wahlergebnis bei einer steirischen Landtagswahl, wofür Landeshauptmann Christopher Drexler die Bundespolitik verantwortlich machte.[25] Die SPÖ erreichte ebenfalls das bisher schlechteste Ergebnis bei einer steirischen Landtagswahl.

Nach einer Wählerstromanalyse im Auftrag des ORF verlor die ÖVP die meisten Stimmen an die FPÖ (52.000). Die FPÖ gewann vor allem von der ÖVP und von ehemaligen Nichtwählern. Die Grünen verloren die meisten Stimmen an die ÖVP (11.000), gefolgt von der SPÖ (7.000). NEOS gewann die meisten Stimmen von der ÖVP (4.000). Die KPÖ verlor die meisten Stimmen an die SPÖ (7.000).[26][27][28]

Siehe auch

Bearbeiten

Koalitionsverhandlungen

Bearbeiten

Im Dezember 2024 begannen Regierungsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP.[29]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Steirische Landtagswahl am 24. November 2024 – Gemeinderatswahlen am 23. März 2025. In: steiermark.at. 4. Juli 2024, abgerufen am 4. Juli 2024.
  2. a b Wahlen. Abgerufen am 25. November 2024.
  3. steiermark ORF at/Agenturen red: NEOS brauchen über sechs Prozent für Einzug. 21. Oktober 2019, abgerufen am 17. Dezember 2022.
  4. Verwaltung-Land Steiermark, Michaela Leeb: LTW - Wahlkreiseinteilung, Anzahl der Mandate. Abgerufen am 17. Dezember 2022.
  5. Landtagswahl: Klimt-Weithaler KPÖ-Spitzenkandidatin. In: ORF.at. 25. November 2023, abgerufen am 25. November 2023.
  6. Thomas Rossacher: Grüne: Krautwaschl zur Spitzenkandidatin gewählt. In: Kleine Zeitung. 2. Dezember 2023, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  7. Niko Swatek führt NEOS in die Landtagswahl. In: ORF.at. 30. Juni 2024, abgerufen am 30. Juni 2024.
  8. Steiermark: Landtagswahl 2024, Kandidaten, Abgeordnete & Sitzungen. In: ots.at. Abgerufen am 18. Oktober 2024.
  9. FPÖ präsentierte Kandidaten für Landtagswahl in der Steiermark. In: vienna.at. 17. Juni 2024, abgerufen am 18. Oktober 2024.
  10. steiermark ORF at red: DNA und KFG treten bei Landtagswahl an. 10. Oktober 2024, abgerufen am 13. Oktober 2024.
  11. §§ 20, 72 und 73 Landtagswahlordnung
  12. Steiermark streicht den vorgezogenen Wahltag. In: Die Presse. 17. September 2024, abgerufen am 17. September 2024.
  13. §§ 2 und 3 Landtagswahlordnung
  14. Kundmachung der Steiermärkischen Landesregierung vom 8. Februar 2024 über die Zahl der auf jeden Wahlkreis entfallenden Mandate für die Wahl des Landtages Steiermark
  15. §§ 38 und 95 Landtagswahlordnung.
  16. §§ 88 und 97 Landtagswahlordnung
  17. Land Steiermark: Wahlen
  18. Wahlen in Österreich. Abgerufen am 17. Dezember 2022.
  19. Aktuelle Umfrage zeigt auch in der Steiermark FPÖ-Beben. 14. November 2024, abgerufen am 15. November 2024.
  20. steiermark ORF at red: Umfrage: Dreikampf mit FPÖ an der Spitze. 19. Oktober 2024, abgerufen am 19. Oktober 2024.
  21. LL: Steirisches Umfrage-Beben: SPÖ das erste Mal vor FPÖ. 16. April 2024, abgerufen am 17. April 2024.
  22. FPÖ in Steiermark-Umfrage auf Platz eins. Abgerufen am 29. Januar 2024 (österreichisches Deutsch).
  23. [1]
  24. Flooh Perlot und Katrin Praprotnik: Wahldatenbank Österreich. Abgerufen am 26. November 2024.
  25. Christopher Drexler gibt Bund die Schuld: Jetzt reagiert Karl Nehammer. Abgerufen am 25. November 2024.
  26. Wahlmotive Landtagswahl Steiermark 2024 - news.ORF.at. Abgerufen am 25. November 2024.
  27. Themen Landtagswahl Steiermark 2024 - news.ORF.at. Abgerufen am 25. November 2024.
  28. Wählerwanderung Landtagswahl Steiermark 2024 - news.ORF.at. Abgerufen am 25. November 2024.
  29. FPÖ führt Verhandlungen mit ÖVP. 1. Dezember 2024, abgerufen am 2. Dezember 2024.